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Veröffentlicht am 24.05.2023

✎ Sven Gerhardt - Der fabelhafte Herr Blomster 1 Ein Schulkiosk voller Geheimnisse

Der fabelhafte Herr Blomster - Ein Schulkiosk voller Geheimnisse
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Schule ist langweilig. Und Schulgeschichten auch. Doch nicht die von der Meta-von-Magnolien-Schule!

Sven Gerhardt hat Personen erschaffen, mit denen sich einige Kinder leicht identifizieren können. Anton, ...

Schule ist langweilig. Und Schulgeschichten auch. Doch nicht die von der Meta-von-Magnolien-Schule!

Sven Gerhardt hat Personen erschaffen, mit denen sich einige Kinder leicht identifizieren können. Anton, Serena, Cem und Mascha sind Charaktere, denen wir im täglichen Leben begegnen: mutig, schüchtern, vorlaut, sportlich, ... - doch vor allem sind sie befreundet.

Die Erwachsenen sind eher klischeebehaftet, sodass wir einem glatzköpfigen Sportlehrer begegnen, einem älteren Mathematiklehrer und einer strengen Direktorin.

Herr Blomster vom Schulkiosk hingegen ist herzallerliebst. Eigentlich ist er eher naiv und scheinbar nicht wirklich intelligent. (warum ich zu dieser Annahme komme, kann ich nicht sagen, da ich sonst spoilern würde) Doch die Kinder lieben ihn und seine geheimnisvollen Gegenstände, die immer wieder für Lacher und Chaos sorgen. Ich glaube, mir würde als erstes "schrullig" einfallen, wenn ich an ihn denke.

Die Geschichte springt immer mal wieder zwischen heute und damals hin und her, wobei der Damals-Strang lediglich zusätzliche Informationen bereithält und keine eigene Erzählung ist, der man aufmerksam folgen muss.

Der Verlag vergibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren. Die Clique besucht die dritte Klasse und sind somit in einem ähnlichen Alter. Ich würde es sogar bereits ab 6 Jahren zum Vorlesen empfehlen, denn das Setting ist den meisten - sofern bereits in der Schule - bekannt und es gibt wirklich lustige Situationen.

Ich habe gelesen, dass "Ein Schulkiosk voller Geheimnisse" ein Reihenauftakt ist. Mich würde interessieren, welche Abenteuer mit dem "Krempel" noch alles erlebt werden (können).
Außerdem ist in diesem Band eine Frage aufgetaucht, die bis zum Schluss nicht beantwortet wurde. In Kinderbüchern finde ich dieses Stilmittel nicht ganz so gelungen, doch wenn es definitiv einen nächsten Teil geben wird, in dem das geklärt wird, wäre ich fein mit der Sache.

Mein Exemplar wird in unsere Schulbibliothek einziehen und bin gespannt, wen es dort verzaubern wird.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 24.05.2023

✎ Gabriele Stangl - Herzenskinder

Herzenskinder
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Mein Fundus an Erfahrungsberichten ist mittlerweile enorm - und er wird noch weiter wachsen, denn da draußen gibt es sooo viele Leute, die gehört werden wollen ...

Gabriele Stangl hat mit ihrem Buch "Herzenskinder" ...

Mein Fundus an Erfahrungsberichten ist mittlerweile enorm - und er wird noch weiter wachsen, denn da draußen gibt es sooo viele Leute, die gehört werden wollen ...

Gabriele Stangl hat mit ihrem Buch "Herzenskinder" mein Interesse geweckt, weil ich gerade an Schicksalen von Kindern besonders interessiert bin. Die Kleinsten unter uns, die unseren Schutz mit am nötigsten haben. Und ich bin dankbar, dass es Menschen gibt, die sich für sie einsetzen.

Trotz Gegenwind und Aussagen wie "Die schlechteste biologische Mutter ist tausendmal besser als die beste Adoptivmutter!" (S. 89) hat sich die Verfasserin nicht von ihrem Weg abbringen lassen und kann heute von ihren Erfahrungen berichten.

"Ich habe durch die Erzählungen in diesem Buch einen Blick hinter die Kulissen
von diesen Frauen gewährt." (S. 175)

Leider ist dieser Blick meist nur ganz kurz. Das ist wahrscheinlich auch dem Umstand geschuldet, dass es gilt, die Identitäten zu wahren. Dennoch hätte ich mir manchmal ein bisschen mehr Informationen gewünscht. Vor allem vielleicht auch für Entbindende, die bald vor solch einer Entscheidung stehen.

Doch auch die Adoptivkinder kommen zu wenig zu Wort. Wollten sie nicht in einem Buch verewigt werden? Hat man sie größtenteils gar nicht erst gefragt? Das, was der Klappentext impliziert ("Wie haben die Kinder von ihrer Herkunft, von ihrer Bauchmama erfahren und wie hat dies ihr Leben geprägt bei ihrer späteren Familie, ihren Herzmamas?"), wurde in der Lektüre für mich nur unzureichend herausgearbeitet.

Jedem Kapitel wird ein Zitat vorangestellt. Manche stimmen nachdenklich und manche gehen mitten ins Herz.

Die Autorin hat zwar nicht erreicht, dass sich die Schicksale - bis auf eins - bei mir eingebrannt haben, doch sie hat erreicht, dass ich von der Babyklappe und von der anonymen Geburt erfahren habe und davon berichten kann - und viele andere hoffentlich ebenfalls. Denn wie Frau Stangl in einem Interview sagte:

"Familie hat nicht immer was mit Genen zu tun."

©2023 Mademoiselle Cake

Zitate:

»Diejenigen, die die Musik nicht hören, glauben, dass diejenigen, die tanzen, verrückt sind.« (S. 41)

»Liebe klammert nicht, Liebe ist weit mehr als behüten und beschützen, knuddeln und liebkosen, füttern und pflegen. Liebe achtet den anderen höher als sich selbst, sie denkt nicht an sich, sondern wünscht sich nicht weniger als das Beste für den geliebten Menschen.« (S. 89)

»Wenn Gott einen Menschen misst, dann liegt er das Maßband nicht um den Kopf, sondern um das Herz. (Corrie ten Boom)« (S. 102)

Veröffentlicht am 23.05.2023

✎ Karolin Küntzel - Das große Nacht-Entdecker-Buch

Das große Nacht-Entdecker-Buch
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Schon früh kamen wir zu dem Punkt, unserem Kind zu erzählen, dass ich früher nachts gearbeitet habe - als Bäckerin/Konditorin. Neulich habe ich dann zum ersten Mal gehört, dass sie dies auch anderen Leuten ...

Schon früh kamen wir zu dem Punkt, unserem Kind zu erzählen, dass ich früher nachts gearbeitet habe - als Bäckerin/Konditorin. Neulich habe ich dann zum ersten Mal gehört, dass sie dies auch anderen Leuten erzählt.

Genau mit diesem großen Thema fängt die Lektüre an: "Von Nachtarbeit und frühem Aufstehen" - und der Beruf 'Bäcker*in' findet auf den ersten beiden Doppelseiten seinen Platz.
Nicht alles, was dort steht - vor allem den ersten Block - lasse ich so im Raum stehen. Manches bedarf kleiner zusätzlicher Bemerkungen. (aber vielleicht auch nur, weil ich vom Fach bin)

Ansonsten ist dieses Kindersachbuch eine absolute Bereicherung, denn in 5 großen Themenblöcken lernen Lesende und Zuhörende allerlei über das Nachtleben der Tiere, Pflanzen und Menschen.
Nicht nur meine 5-Jährige war mit Feuereifer dabei, auch ich durfte noch so einiges Neues mitnehmen.

Was mir leider ganz und gar missfällt, ist die Tatsache, dass ausnahmslos ALLE Personen weiß sind. Es ist keinerlei Diversität vorhanden, denn niemand - weder gezeichnet noch fotografiert - hat besondere Merkmale, hebt sich aus der Masse hervor oder hat einen Wiedererkennungswert.

Vielleicht liegt es daran, dass meiner Recherche nach bereits 2010 eine Version des Buches ("Wenn das Licht ausgeht - Das große Nacht-Entdecker-Buch) herausgekommen ist. Doch auch 2013 gab es scheinbar schon eine Überarbeitung ("Die Welt im Schlafanzug: Das passiert, während du träumst"), die nichts an den Illustrationen änderte.

Ansonsten ist es eine sehr informative Lektüre, bei der nicht nur Kinder etwas lernen, sondern auch Erwachsene ihren Horizont noch erweitern können. Für uns bereits zum Vorlesen geeignet, doch mit Sicherheit auch noch in der Grundschule mega interessant.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 23.05.2023

✎ Sabine Layh - Balsa 2 Der kleine Kakapo sucht die große Liebe

Der kleine Kakapo sucht die große Liebe
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Wir kennen den ersten Band um den Kakapo Balsa (noch) nicht, doch wir haben bereits das Buch "Ach, hätte ich bloß einen Kakapo" gelesen und wussten daher, welches Tier uns hier erwartet.

Sabine Layh konstruiert ...

Wir kennen den ersten Band um den Kakapo Balsa (noch) nicht, doch wir haben bereits das Buch "Ach, hätte ich bloß einen Kakapo" gelesen und wussten daher, welches Tier uns hier erwartet.

Sabine Layh konstruiert eine Geschichte rund um das Paarungsverhalten der Kakapos. Viele Informationen werden geschickt eingefädelt und erschlagen Kinder und Vorlesende nicht.

Sie zeigt jedoch auch auf, dass jede*r etwas Besonderes ist; dass jeder Deckel seinen Topf findet.
Die Autorin macht Kindern klar, dass wir uns nicht (nur) ins Aussehen verlieben sollten, sondern dass noch ganz andere Werte von Bedeutung sind.

Auf Balsa wartet eine Überraschung und er muss ein Abenteuer bestehen - etwas, bei dem Kinder mitfiebern und auf ein gutes Ende hoffen (dürfen).

Zum Vorlesen ist die Geschichte sicher ab ca. 6 Jahren geeignet, weil nur hin und wieder die wunderschönen Illustrationen auftauchen und Zuhörende daher ein bisschen Durchhaltevermögen mitbringen müssen. Zum Selbsterlesen hätte ich mir eine etwas größere Schrift gewünscht, denn Erstlesende schreckt der viele Text auf den Seiten leider eher ab.


©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 19.05.2023

🍰 ✎ Eloy Moreno - Unsichtbar

Unsichtbar
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Ich möchte, dass dieses Buch Pflichtlektüre an Schulen wird!

Seit über einer Woche versuche ich meine Gedanken zu ordnen. Niemals werde ich der Geschichte gerecht werden können. Worte werden hier nicht ...

Ich möchte, dass dieses Buch Pflichtlektüre an Schulen wird!

Seit über einer Woche versuche ich meine Gedanken zu ordnen. Niemals werde ich der Geschichte gerecht werden können. Worte werden hier nicht ausreichen, um das zu schildern, was ich ausdrücken möchte ...

"Unsichtbar" ist eine Erzählung, dessen Worte man eigentlich nur in kleinen Häppchen ertragen kann, bei der man trotzdem nicht aufhören kann, immer weiter zu lesen.

Nahezu jedes einzelne Wort ging mitten ins Herz. Der Autor nahm mich mit auf eine Achterbahn der Gefühle, die mich schwindeln ließ. Wut, Trauer, Hilflosigkeit - alles wechselte sich ständig ab. Es kam in Schüben. Es kam heftig. Und ich konnte mich dem Sog nicht mehr entziehen. Durch den ständigen Wechsel, war ich nicht in der Lage, während des Lesens zu weinen - das kam tatsächlich bei mir erst hinterher, nachdem ich das Ganze habe sacken und Revue passieren lassen.

Emotional war ich so sehr gefangen, dass ich jeden Satz spürte. Der Autor hat einen berührenden Schreibstil, der genau auf den Punkt trifft, was man selbst vielleicht schon einmal gedacht hat. Und doch ist und bleibt man sprachlos.

Herr Moreno zeigt verschiedene Perspektiven auf: der Mobber, die Zeugen, Wegschauende, das Opfer - alle bekommen eine Stimme. Den meisten möchte man einfach nur in den Hintern treten und sie wach rütteln. Zwei Personen hätte ich gerne umarmt.

Mir fehlen noch immer die richtigen Worte, um klar zu machen, wie viel mir das Werk bedeutet ... Es wird eines der Bücher sein, die sich tief in mein Gehirn, meine Seele und mein Herz gebrannt haben. (davon gibt es nur sehr wenige)

Für mich ein absolutes Lesehighlight, welches den Sonderstatus 'Sahnestückchen' von mir verliehen und daher eine absolute Leseempfehlung bekommt.

»Unsichtbar ist man nur, wenn die anderen einem dabei helfen.« (S. 291)

©2023 Mademoiselle Cake

Zitate:

»[...] hofft, dass ihn niemand gesehen hat, denn die Scham schmerzt mehr als die Schläge.« (S. 146)

»Es gibt aber sehr wohl Zeugen, viele sind in der Nähe vorbeigegangen, aber keiner ist ihm zu Hilfe gekommen, keiner hat ihn gefragt, wie es ihm geht. Alle haben einen Jungen beobachtet, dem die Selbstachtung geraubt wurde, aber niemand hat eingegriffen. « (S. 146)

»[...] dass niemand sich über die Tatsache wundert, dass es mindestens eine Person gibt, die ihm helfen könnte, nämlich die, die mit dem Handy filmt ... « (S. 167)

»Es ist seltsam und traurig, dass es in dieser Gesellschaft so viele Monster gibt, solche, die etwas tun, und solche, die zuschauen, solche, die lachen und solche, die so ein Video aufnehmen ... « (S. 167)

»Im Grunde ist ihm gar nicht klar, warum er das tut [...] « (S. 172) (Mobber)

» [...] zum Gelächter oder Schweigen der anderen - beides tat gleich weh. « (S. 175)

»Er sucht nur einen Vorwand, um den Wespenjungen noch mehr zu quälen, dabei hat er im Grunde nichts gegen ihn, er hat ihm nichts getan, aber er braucht die Schwäche eines anderen, um seine eigene Stärke zu beweisen.« (S. 179)

»Und ich musste herausfinden, aus welchem Grund mich diejenigen, die mich verprügeln wollten, manchmal sahen, und die anderen, die mir hätten helfen können, es fast nie taten.« (S. 231)