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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2025

✎ Anna Menon & Keri Vasek - Bis zu den Sternen und wieder zurück ...

Bis zu den Sternen und wieder zurück ... - Liebeserklärung einer Drachenmama
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Manchmal sind es die kleinen Momente in einem Kinderbuch, die am längsten nachhallen. In „Bis zu den Sternen und wieder zurück …“ begleiten wir eine Drachenmama auf ihrem Weg ins Weltall.

Bevor sie überhaupt ...

Manchmal sind es die kleinen Momente in einem Kinderbuch, die am längsten nachhallen. In „Bis zu den Sternen und wieder zurück …“ begleiten wir eine Drachenmama auf ihrem Weg ins Weltall.

Bevor sie überhaupt abhebt, wird klar, wie viel harte Arbeit und Ausdauer nötig sind, um Großes zu erreichen. Genau darin liegt für mich der besondere Reiz: Die Geschichte macht Kindern verständlich, warum ein Elternteil auch mal länger weg sein kann, sei es wegen eines besonderen Jobs oder einer großen Aufgabe, und zeigt gleichzeitig, dass Liebe und Verbundenheit auch über Distanzen bestehen bleiben.

Beim Vorlesen habe ich selbst viele Gefühle durchlebt: die Traurigkeit des Abschieds, die Anspannung während der Reise, die große Wärme, die in jeder Geste der Drachenmama steckt, und schließlich die Freude über die Heimkehr. Dieser Bogen öffnet Türen für Gespräche mit Kindern über Trennung, Sehnsucht und Wiedersehen.

Und doch gibt eine Stelle, die mich nachdenklich machte.Die Passage, in der die Drachenmama sagt, sie komme immer zurück, empfinde ich als schwierig. Natürlich ist der Gedanke tröstlich, doch die Realität ist eben unsicherer. Man wünscht es sich so sehr - jeden Tag -, doch wirklich sicher kann niemand sein, denn es kann immer etwas passieren. Und da ich das selbst bereits erleben musste, wie schnell man einen geliebten Menschen verlieren kann, mag ich es einfach nicht, dass man diesen Satz inflationär nutzt.

Optisch ist das Buch etwas Besonderes. Die Illustrationen wurden aus Knete geformt, und obwohl die Figuren schlicht wirken, steckt eine erstaunliche Detailfülle darin. Unterschiedliche Strukturen, Farbnuancen und kleine Akzente laden dazu ein, länger hinzusehen.

Besonders schön finde ich den Anhang, in dem erklärt wird, wie das Buch entstanden ist. Zu wissen, dass Anna Menon die Geschichte sogar live aus dem Weltall vorgelesen hat, macht das Ganze fast magisch. Die Aufnahme kann man sich online ansehen - und allein dieser Gedanke verleiht dem Buch eine besondere Authentizität.

Ich finde das Buch eine niedliche Idee, die für Anna Menons Familie sicher ein Stück Ewigkeit ist. Der Weltraumbezug macht die Geschichte einzigartig, doch in ihrem Kern erzählt sie etwas sehr Universelles: dass Liebe und Nähe nicht an Orte gebunden sind, sondern überall hinreichen können.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 27.08.2025

✎ Johan Rundberg - Mika Mysteries 1 Der Ruf des Nachtraben

Mika Mysteries - Der Ruf des Nachtraben
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Ich habe „Mika Mysteries 1 Der Ruf des Nachtraben“ innerhalb von zwei Tagen verschlungen und konnte es kaum aus der Hand legen. Die Geschichte hat mich sofort gepackt und nicht mehr losgelassen.

Johan ...

Ich habe „Mika Mysteries 1 Der Ruf des Nachtraben“ innerhalb von zwei Tagen verschlungen und konnte es kaum aus der Hand legen. Die Geschichte hat mich sofort gepackt und nicht mehr losgelassen.

Johan Rundbergs Schreibstil ist fesselnd, atmosphärisch, bildhaft und detailreich. Auch ohne Illustrationen hatte ich ständig Szenen vor Augen. Ob es der bitterkalte Winter ist oder die Charaktere an sich - der Autor weiß Lesende mit seiner Sprache einzunehmen.

Besonders Mika ist eine Figur, die sofort auffällt. Ihre scharfe Beobachtungsgabe und die Art, wie sie selbst kleinste Details wahrnimmt, machen sie zu einer ungewöhnlich starken Protagonistin. Mein Bild von ihr hat sich jedoch etwas gewandelt: Bis kurz vor Ende war sie absolut glaubwürdig, dann aber fast ein bisschen zu sehr „Heldin“.

Trotzdem bietet die Geschichte jede Menge Gesprächsstoff, gerade wenn man sie gemeinsam mit Kindern liest. Themen wie Armut, Waisenhäuser, Kinderarbeit und das Leben um 1880 herum sind keine leichte Kost, werden aber so verpackt, dass sie bereits für die Jüngsten greifbar und diskussionswürdig sind. Dass es dabei auch sehr düster werden kann, zeigt sich an einigen expliziten Szenen, in denen Leichen detailliert beschrieben werden. Die Altersangabe „ab 10 Jahren“ halte ich daher für eher niedrig angesetzt. Während robustere Kinder mit der Härte sicher umgehen können, würde ich persönlich das Buch erst ab etwa 12 Jahren empfehlen. Zartbesaitete Lesende werden generell ihre Probleme mit dem Inhalt haben.

Obwohl ich anfangs skeptisch war, ob ein solches Setting für ein jüngeres Publikum überhaupt funktionieren kann, hat Rundberg mich überzeugt. Das viktorianisch-düstere Stockholm wird zum Schauplatz einer spannenden Mischung aus Krimi und historischem Roman. In unseren Bücherreihen definitiv mal etwas anderes.

Gegen Ende hätte ich mir etwas mehr Raum für die Auflösung gewünscht. Das Tempo zieht stark an, wodurch man fast über die letzten Seiten stolpert. Gleichzeitig bleiben einige Fragen offen, die ganz klar auf eine Fortsetzung hindeuten.

Ich freue mich jedenfalls schon jetzt sehr auf den zweiten Teil der Mika Mysteries Reihe und bin gespannt, wie sich Mika und ihre Welt weiterentwickeln werden.

Zusatzbemerkung: Ich wollte mir ursprünglich das Hörbuch anhören, die Sprecherin macht ihren Job auch wirklich gut, aber ich war zu neugierig und griff daher selbst zum Buch.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 27.08.2025

✎ Eveline Hasler - Hexe Lakritze

Hexe Lakritze
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Mein Kind kommt bald in die zweite Klasse, und dort steht „Hexe Lakritze“ von Eveline Hasler als Pflichtlektüre auf dem Plan. Weil ich gerne vorbereitet bin und wissen möchte, womit sich die Kinder beschäftigen, ...

Mein Kind kommt bald in die zweite Klasse, und dort steht „Hexe Lakritze“ von Eveline Hasler als Pflichtlektüre auf dem Plan. Weil ich gerne vorbereitet bin und wissen möchte, womit sich die Kinder beschäftigen, lese ich die Schullektüren vorher selbst. So kann ich bei Fragen besser helfen und habe auch ein Gefühl dafür, ob die Texte kindgerecht sind.

„Hexe Lakritze“ ist für Erwachsene schnell gelesen. In der ersten Geschichte lernen wir die kleine Hexe kennen, die mit allerlei lustigen und manchmal etwas schrägen Situationen zu tun hat. Die zweite Geschichte führt Lakritze in die Menschenschule, wo es erneut witzige Begebenheiten gibt, aber auch Szenen, die ein wenig zum Nachdenken anregen.

Besonders positiv finde ich, dass die Kapitel angenehm kurz sind und fast jedes mit einer Illustration ergänzt wird. Durch die häufigen Absätze wirken die Seiten übersichtlich, was gerade Kindern, die nicht von Natur aus begeisterte Lesende sind, den Einstieg erleichtert. Sie haben so nicht das Gefühl, sich durch eine Textwand kämpfen zu müssen.

Allerdings bin ich persönlich kein großer Fan der Zeichnungen. Sie sind recht dunkel und teilweise schwer zu erkennen.

Trotzdem erfüllt das Buch seinen Zweck als Schullektüre. Es bietet Stoff für Gespräche, kleine Denkanstöße und gleichzeitig einfache Zugänglichkeit für Kinder. Ich bin gespannt, wie die Lehrkraft die Geschichten im Unterricht einsetzen wird und was davon am Ende bei uns zuhause weitergeführt wird.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 25.08.2025

✎ Judith Kerr - Rosa Kaninchen 3 Eine Art Familientreffen

Eine Art Familientreffen (Rosa Kaninchen-Trilogie, 3)
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Puh … ich weiß nicht so recht, was ich von Judith Kerrs Trilogie halten soll. Der Auftakt „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ hat mich damals noch überzeugt. Erzählt aus Annas kindlicher Sicht, bekommt ...

Puh … ich weiß nicht so recht, was ich von Judith Kerrs Trilogie halten soll. Der Auftakt „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ hat mich damals noch überzeugt. Erzählt aus Annas kindlicher Sicht, bekommt man einen unmittelbaren Einblick in die Fluchtgeschichte ihrer Familie. Diese Perspektive funktioniert gut, gerade weil Anna selbst noch ein Kind ist. Junge Lesende ab etwa zwölf Jahren können sich in ihre Gedankenwelt hineinfühlen, und auch für Erwachsene hat die Erzählweise ihren Reiz.

Mit dem zweiten Band allerdings veränderte sich für mich die Dynamik. Anna ist dort bereits 18 Jahre alt, und die Themen sind deutlich erwachsener. Für das ursprünglich angepeilte jugendliche Publikum wirken sie oft unnahbar, während mir als erwachsener Leserin die Sprache wiederum zu schlicht erschien. Ein seltsames Dazwischen, das schwer einzuordnen ist. Schon damals fehlte mir dadurch die Tiefe.

Im dritten Teil, „Eine Art Familientreffen“, bin ich endgültig ausgestiegen. Anna ist mittlerweile verheiratet, sie erlebt Krisen, begegnet Themen wie Fremdgehen und Selbstmord - Aspekte, die sicher Relevanz haben, aber meiner Meinung nach nicht in dieser Art für Zwölfjährige geeignet erscheinen. Gerade in diesem Band wirkt die Diskrepanz zwischen Zielgruppe und Inhalt besonders groß. Für mich wirken die Themen in diesem Rahmen einfach unpassend.

Unverständlich blieb mir zudem, warum Anna seit der Flucht kaum noch Deutsch spricht. Ihre Eltern waren Deutsche, und ihr Vater tat sich schwer mit der englischen Sprache - also ist anzunehmen, dass in der Familie weiterhin Deutsch gesprochen wurde. Diese Unstimmigkeit wirkte auf mich störend. Nachvollziehbar ist hingegen Annas innere Distanz zu Deutschland und den Deutschen, auch wenn sie selbst eine Vertriebene war.

Erschwerend hinzu kommen die vielen Wiederholungen innerhalb der Bände, die das Lesen zäh machen. Dabei ist die Lebensgeschichte, die Judith Kerr hier verarbeitet, zweifellos bedeutend und verdient Aufmerksamkeit. Doch für mich wäre sie in Form einer Erwachsenenbiografie besser aufgehoben gewesen. Mit einer angepassten Sprache und einem durchgängigen Band hätte die Geschichte ihre ganze Kraft entfalten können.

So bleibt für mich das Gefühl, dass die Trilogie im Ganzen nicht funktioniert. Ich verstehe, warum der erste Teil ein moderner Klassiker geworden ist und die beiden Fortsetzungen kaum Beachtung finden.

2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 20.08.2025

✎ Mac Barnett & Jon Klassen - Extra Garn

Extra Garn
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Leider ist „Extra Garn“ von Mac Barnett und Jon Klassen inzwischen nur noch gebraucht erhältlich, was wirklich schade ist, denn dieses Bilderbuch hat mich sofort gepackt. Es erzählt auf einfache, fast ...

Leider ist „Extra Garn“ von Mac Barnett und Jon Klassen inzwischen nur noch gebraucht erhältlich, was wirklich schade ist, denn dieses Bilderbuch hat mich sofort gepackt. Es erzählt auf einfache, fast schlichte Weise eine Geschichte, die voller Symbolkraft steckt.

Für mich steckt darin die klare Botschaft: Nicht alles im Leben lässt sich mit Geld kaufen, und manche Geheimnisse bleiben verborgen, egal wie sehr man versucht, sie an sich zu reißen. Gleichzeitig spürt man zwischen den Zeilen, dass es Menschen gibt, die einem nichts gönnen - und dass genau darin die Kraft des Weitergebens liegt.

Beim Lesen wurde mir bewusst, wie treffend das Buch zeigt, dass wir im Geben nicht ärmer, sondern reicher werden. Was Annabelle mit ihrem Garn tut, widerspricht der gängigen Logik: Je mehr sie verschenkt, desto mehr hat sie. Diese Idee hat mich schon lange begleitet, denn ich glaube fest daran, dass sich Zeit, Aufmerksamkeit und Liebe vervielfältigen, wenn man sie teilt. Die Garnkiste wird so zu einem Sinnbild für all das, was wir im Leben in Umlauf bringen können, ohne es je zu verlieren.

Gleichzeitig ist mir beim Nachdenken noch eine zweite Botschaft aufgefallen: Wahre Schönheit und Inspiration wollen nicht eingefangen oder besessen werden. Sie entfalten ihre Wirkung erst, wenn wir sie teilen. Das Buch macht deutlich, dass der Versuch, Schönheit nur für sich selbst zu horten, sie letztlich zerstört. Annabelles offene Haltung hingegen zeigt, dass wir gewinnen, wenn wir das Leuchten weitergeben.

Manche mögen das Buch als zu schlicht empfinden, doch gerade diese Schlichtheit ist für mich die Stärke des Buches: Es fordert dazu heraus, zwischen den Zeilen zu lesen, eigene Schlüsse zu ziehen und die Botschaft ins eigene Leben mitzunehmen.

So bleibt „Extra Garn“ für mich ein kleines Meisterwerk, das zeigt, wie großzügiges Handeln und das Teilen von Schönem die Welt bunter machen können. Vielleicht ist genau das der eigentliche Zauber: dass der Vorrat tatsächlich nicht endet, solange wir bereit sind, ihn weiterzugeben.

©2025 Mademoiselle Cake