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Veröffentlicht am 25.10.2022

✎ Kacen Callender - Felix Ever After

Felix Ever After
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2018 habe ich mein erstes Buch gelesen, in dem es um eine trans Person ging. Damals war es "George" - ein Kinderbuch, welches für mich persönlich nicht ausgereift genug war.
Bei "Felix Ever After" hoffte ...

2018 habe ich mein erstes Buch gelesen, in dem es um eine trans Person ging. Damals war es "George" - ein Kinderbuch, welches für mich persönlich nicht ausgereift genug war.
Bei "Felix Ever After" hoffte ich auf mehr Tiefe, mehr Emotionen, mehr Abgeholtwerden.

Dass Kacen Callender - genau wie Felix - Schwarz, queer und trans ist, merkt man der Geschichte an. Sie kommt so authentisch rüber, wie sie eine Außenstehender kaum in Worte fassen kann.

All die Emotionen und Gefühle, die der Jugendliche durchlebt, spürte ich selbst auf meiner Haut. Seine Verzweiflung, seine Selbstfindung, seine Unsicherheiten, sein Hinterfragen. Die ganze Entwicklung seines Charakter geschieht häppchenweise - eben genau so, wie es auch im richtigen Leben ist.

Lesende werden auf eine Achterbahn der Gefühle mitgenommen. Sie sind nicht nur Zuschauerinnen, sondern erleben (noch einmal), was eine jede*r durchmachen wird: das Wachstum vom/von der Jugendlichen zum/zur Erwachsenen.

Sehr anschaulich werden zudem die verschiedenen Label herausgearbeitet, sodass auch Laien und Menschen, die gerade in der Selbstfindung sind, einen Überblick erhalten, wie bunt unsere Welt doch ist. Hinzu kommt, dass der Frage, ob man überhaupt ein Label benötigt, nachgegangen wird. Etwas, was viel zu sehr in sehr vielen Köpfen verankert ist - jemanden in eine Schublade stecken wollen.

Obwohl ich über die LGBTQIAP+ Szene (mittlerweile) eine ganze Menge weiß, bringen mich Werke wie "Felix Ever After" immer wieder dazu, in mich zu gehen. Nicht, um mich zu hinterfragen. Sondern einfach der Identität, die ich für mich selbst gewählt habe, ein Nicken zukommen zu lassen. Aber eben auch zu merken, dass wir Menschen unser ganzes Leben lang im Wandel sind.

Literatur wie diese brauchen unsere Jugendlichen.
Der Anfang war zwar ein bisschen schleppend - und ich hatte echt Angst, dass dieses Buch für mich ein Flop wird. Doch dann begleitete ich Felix auf seinem genuinen Weg gerne.

Die Nebencharaktere sind speziell. Es gibt toxische Beziehungen. Transfeindliche Äußerungen und Aktionen. Und doch sind sie einfach nur aus dem Leben gegriffen.
Die Spalte, die in unserer Gesellschaft trotz Aufklärung noch immer herrscht, zeichnet Kacen Callender mit genau diesem Freundeskreis.

Von mir bekommt dieses Werk eine Hörempfehlung. Nicht nur an Jugendliche, die sich selbst derzeit in einer ähnlichen Phase ihres Lebens befinden, sondern an ALLE! Es klärt auf, macht Mut und öffnet unseren Blick für diese Welt und die Diversität, die darauf herrscht.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 24.10.2022

🚫 abgebrochen! ✎ Florence McLean - Serienmörder: Der Mensch hinter dem Monster

Serienmörder - Der Mensch hinter dem Monster
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Ich würde ja gerne behaupten, dass ich anfangs noch echt interessiert war. Doch das stimmt nicht. Denn wir lernen direkt wunderbar die Autorin kennen, doch nur in ein paar Nebensätzen die Serienmörder.

Und ...

Ich würde ja gerne behaupten, dass ich anfangs noch echt interessiert war. Doch das stimmt nicht. Denn wir lernen direkt wunderbar die Autorin kennen, doch nur in ein paar Nebensätzen die Serienmörder.

Und so zieht sich das durch das ganze Werk: Die Verfasserin berichtet ausschweifend, wie sie zu diesem Thema gekommen ist und vergisst dabei, Hörenden an das eigentlich Spannende heranzuführen.

Wenn ich dann mal dachte, dass es interessant wird, springt Florence McLean von einem (Serien)Mörder zum nächsten. Ein roter Faden ist nicht zu erkennen.

Am Ende - wobei ich das richtige ja nicht kenne - habe ich einen Haufen Kauderwelsch vor mir liegen, mit dem ich nichts anfangen kann und der mich nicht dazu inspiriert hat, diese Ausführungen weiter zu verfolgen.

Nein, es tut mir leid, aber "Serienmörder: Der Mensch hinter dem Monster" kann von mir keine Hörempfehlung bekommen. Da gibt es Besseres auf dem Markt!

Veröffentlicht am 24.10.2022

✎ Laurie Ann Thompson - Emmanuels Traum

Emmanuels Traum: Die wahre Geschichte von Emmanuel Ofosu Yeboah
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Man merkt, dass derzeit eine Welle durch die Kinderbücher geht, indem immer mehr BIPoC, Menschen mit Behinderung oder andere marginalisierte Gruppen in den Fokus gerückt werden. Das braucht es! Denn unsere ...

Man merkt, dass derzeit eine Welle durch die Kinderbücher geht, indem immer mehr BIPoC, Menschen mit Behinderung oder andere marginalisierte Gruppen in den Fokus gerückt werden. Das braucht es! Denn unsere Welt besteht nicht nur aus weißen, binären Menschen. Sie ist bunt. Und genau das möchte ich meinem Kind mit auf den Weg geben.

Im März durften wir bereits "Odo und der Beginn einer großen Reise" aus dem Gratitude Verlag kennenlernen - eine Own-Voice-Erzählung, die People of Color empowert.

Nun hat Dayan Kodua die Geschichte von Emmanuel Ofosu Yeboah nach Deutschland gebracht, indem sie das Werk von Laurie Ann Thompson übersetzte - 7 Jahre nach Erscheinen des Originals!

Ich könnte mir vorstellen, dass "Emmanuels Traum" eine besondere Lektüre für die Übersetzerin ist. Sie ist selbst in Ghana geboren und lebte 10 Jahre dort.

Doch nicht nur für sie, sondern auch für uns ist Emmanuel Ofosu Yeboahs Geschichte augenöffnend und vorurteileabbauend. Hier lernen bereits die Kleinsten, dass man (so ziemlich) alles erreichen kann, wenn man möchte. Und dass Menschen mit Behinderungen nicht weniger wert sind.
Emmanuel lernte, kämpfte - und siegte.

Doch auch die Schattenseiten werden immer wieder aufgezeigt: Beleidigungen, Ausgrenzung, Unterdrückung. Von denen lässt sich der Junge jedoch nicht einschüchtern / unterkriegen. Er zeigt allen:

"Behinderung bedeutet nicht Unfähigkeit."

Der Illustrator Sean Qualls fängt auf jeder einzelnen Seite Emotionen und Gefühle wunderbar ein. Selbst ohne den Text zu lesen, laden die Bilder zum Gespräch ein, da sie an sich bereits sehr ausdrucksstark sind.

Ich bin dankbar, dass es Organisationen wie die Challenged Athletes Foundation gibt. Durch sie wurde Emmanuels Traum Wirklichkeit.

"Sie schickten ihm ein Fahrrad ...
Dazu einen Helm, Shorts, Socken und Handschuhe!"

Und ich bin dankbar, dass es Menschen wie Laurie Ann Thompson und Dayan Kodua gibt, durch die Emmanuels Engagement sichtbar gemacht wird.

Im Englischen gibt es bereits einen Film (Emmanuel's Gift, 2005) über diesen unglaublich engagierten Jungen. (mittlerweile Mann) Ich hoffe, dass auch dieser irgendwann übersetzt wird und somit nach Deutschland kommt.

Sein Lebenswerk endet(e) keinesfalls mit der 645km langen Radtour. Im Nachwort sind all seine Verdienste für sein Heimatland nachzulesen. Man sieht dort, dass sein Schaffen noch (lange) nicht zu Ende ist.

Der Verlag vergibt eine Altersempfehlung von 4-8 Jahren. Ich denke, das ist gut gewählt. In diesem Alter sind die Kinder sehr aufnahmefähig und gehen an (solche) Themen meist unbefangen heran.
Doch in meinen Augen eignet sich die Geschichte auch wunderbar für Schulprojekte mit älteren Kindern, denn sie inspiriert und erklärt auf. Doch sie macht vor allem PoC als Vorbilder sichtbar(er).

Von uns gibt es daher eine ganz klare (Vor)Leseempfehlung! Und ich hoffe, dass die Verlegerin der deutschen Ausgabe noch mehr solcher Geschichten auftut und erzählt, erzählen lässt oder übersetzt.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 21.10.2022

✎ Vera Brosgol - Deckel drauf und aufbewahrt

Deckel drauf und aufbewahrt – Wie Frida ihre schönsten Erinnerungen bewahren wollte
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Ich hatte mir unter diesem Titel und bei dem Klappentext etwas anderes vorgestellt ... Ich dachte, man bekommt quasi eine "Anleitung", wie man schöne Momente wirklich konservieren kann - ähnlich wie im ...

Ich hatte mir unter diesem Titel und bei dem Klappentext etwas anderes vorgestellt ... Ich dachte, man bekommt quasi eine "Anleitung", wie man schöne Momente wirklich konservieren kann - ähnlich wie im Buch "Ela, Elmo und die Zaubermomente". (Mabuse Verlag)
Zuerst war ich auch richtig enttäuscht von der Lektüre. Die Illustrationen sind wunderschön anzusehen, keine Frage, doch die Erzählung kam bei mir und meinem Kind gar nicht an.

Also legte ich die Publikation nochmals zur Seite und nahm sie mir zu einem späteren Zeitpunkt alleine vor.
Und siehe da: Der Funke ist übergesprungen.

Wir begleiten Frida eine unbestimmte Zeit, in der sie ihre schönsten Dinge in Einmachgläsern konservieren möchte, um ewig Freude daran haben zu können.
Man sieht so zum Beispiel einfache Sachen wie die buntesten Wachsmalstifte der Welt (das könnte auch von meiner Tochter kommen, denn sie liebt es, mit diesen Dingern zu malen), die roten Lieblingsturnschuhe oder Süßigkeiten. Doch ebenso Außergewöhnliches wie ein Eis, heile Rotkehlcheneier, Musik, den Mond - und natürlich Fridas Herzensmenschen kommen in ein Glas.

Am Ende dieser Aktion werden Lesende durch ausdrucksstarke Bilder damit konfrontiert, wie grau die Welt ohne all diese erinnerungsschaffenden Momente ist, wenn man sie wegschließt und dann in ein Regal stellt, ohne dass sie wieder und wieder neu erlebt werden können.

Das spürt auch die Protagonistin und lässt ihre Oma frei.

An diesem Punkt endet die Geschichte (quasi) leider, doch gibt sie dadurch die Möglichkeit, den eigenen Gedanken Raum zu schaffen.

Meine 4-Jährige und ich haben uns dann nochmal zusammen das Ganze angeschaut. Und weil ich mit einem völlig anderem Gefühl ran gegangen bin und nun wusste, was wir persönlich daraus machen können, konnte ich sie ebenso begeistern.

Meine Tochter und ich haben vor allem über die eingemachten Sachen von Frida geredet. Manches wollte sie natürlich prompt ausprobieren. Lieblingseis für die Ewigkeit aufheben? Nicht so gut. Lieber nochmals kaufen und genießen. Wachsmalstifte in ein Einmachglas geben, damit sie nicht aufgebraucht werden? Blöd, denn dann kann man keine bunten Bilder mehr damit malen.

Sie weiß, dass wir digitale Fotos und Videos haben, um uns zu erinnern. Auch gibt es kreative Arbeiten aus dem Kindergarten und von den Nachmittagen zu Hause, die sie sich gerne anschaut.
Seit März haben wir zudem angefangen, Zaubermomente, wie sie in dem oben erwähnten Buch heißen, zu sammeln. A6 große, stabile Kärtchen geben uns einen Bereich, auf dem wir besondere Augenblicke festhalten und bei Gelegenheit darüber reden.

"Deckel drauf und aufbewahrt" wird uns noch eine ganze Weile begleiten.
Vera Brosgol hat besonders durch ihre Zeichnungen und wenigen Worte einen Schatz geschaffen, der bei uns auf dem ersten Blick nicht punkten konnte. Auf dem zweiten Blick dafür umso mehr.

Am Ende gibt es noch ein Rezept für einfache Blaubeermarmelade.

Ein großes Plus bekommt das Werk von mir, weil ein Child of Color die Hauptperson ist, ohne dass es thematisiert wird. Diese Repräsentation braucht es in unserer Welt.

Ich werde dieses Bilderbuch unserem Kindergarten vorschlagen, denn mir fallen auf Anhieb Projekte ein, die man mit den Kleinen umsetzen könnte. Auch Grundschüler*innen werden an solchen Aktionen noch Gefallen finden.
Von uns bekommt es daher eine absolute Vorleseempfehlung!

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 20.10.2022

✎ Asja Bonitz - Abenteuer im Schlafanzug

Abenteuer im Schlafanzug
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Bei diesem Buch hat mich definitiv der Klappentext angesprochen. Hätte ich nur das Cover zur Ansicht gehabt, hätte es mich wahrscheinlich nicht gekriegt. Lottes Gesicht wirkt in meinen Augen viel zu erwachsen ...

Bei diesem Buch hat mich definitiv der Klappentext angesprochen. Hätte ich nur das Cover zur Ansicht gehabt, hätte es mich wahrscheinlich nicht gekriegt. Lottes Gesicht wirkt in meinen Augen viel zu erwachsen - ihr fehlen die kindlichen Züge, die sie mit ihren 5 Jahren noch haben könnte.

Der Text im Inneren greift dann sehr viele Themen auf - für mich und mein Kind ein bisschen zu viele. Dadurch war mir nicht so ganz klar, wohin die Geschichte eigentlich möchte.

Am Anfang geht es um Armut. Jedoch nur in dem Aspekt, dass sie einen gebrauchten Schlafanzug vom Vater geschenkt bekommt. Danach wird dies nie wieder (konkret) thematisiert.
Dann geht es um die Macht der Fantasie und dass dazu nichts Spezielles vonnöten ist.
Währenddessen lernen Kinder, dass alle alles sein/machen können und jeder jeden lieben darf.
Und am Schluss kommt der Mond noch mit der Erkenntnis um die Ecke, dass Spielzeug alles sein kann, dass man also das Konsumverhalten überdenken sollte und Kinder nicht so viel Kram benötigen, wie manch eine Erwachsener vielleicht glauben mag.

Das ist mir, ehrlich gesagt, zu viel für ein Kinderbuch ab 3 Jahren ...

Die Illustrationen gehen stets über eine Doppelseite. Manche sind toll anzusehen, andere gruselten meine 4 Jährige eher. Auch wirkt Lottes Antlitz nicht immer einladend. Ihr fehlt so ein wenig das Niedliche.
Besonders gefällt meinem Kind, dass ein Teddy auf jedem Bild zu sehen ist. Sie hat ihn konstant als erstes gesucht. Nur einmal hätten wir ihn fast nicht gefunden.

Ich tu mich etwas schwer, eine generelle Vorleseempfehlung auszusprechen. Das Buch ist wichtig und richtig - keine Frage! Nur fehlt der Erzählung der Fokus. Es sind zu viele Themen, die hier aufkommen und die die Kinder dann verarbeiten müssen.

©2022 Mademoiselle Cake