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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2024

Was haben eine Autorin, eine Personenschützerin und ein Rentner gemeinsam? Sie finden Mörder!

Wir finden Mörder (Wir finden Mörder-Serie 1)
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Amy, ihres Zeichen Personenschützerin, soll die reiche Bestsellerautorin Rosie beschützen, da diese um ihr Leben fürchten muss. Doch als es plötzlich jemand auf Amy abgesehen hat, muss man sich fragen ...

Amy, ihres Zeichen Personenschützerin, soll die reiche Bestsellerautorin Rosie beschützen, da diese um ihr Leben fürchten muss. Doch als es plötzlich jemand auf Amy abgesehen hat, muss man sich fragen wer hier auf wen aufpasst. Ruckzuck finden wir uns in einem Katz und Mausspiel wieder, in einem Privatjet, auf St Lucia, wieder in einem Privatjet, auf einem Weingut und in Dubai. Also eigentlich findet sich Steve dort wieder. Er ist Amys Schwiegervater und Ex-Polizist und soll ihr helfen herauszufinden wer Amy nach dem Leben trachtet.

Steve ist für mich tatsächlich die Hauptperson. Er ist pensioniert, verwitwet und möchte mit seiner Katze Trouble die Ruhe und einmal in der Woche das Pubquiz samt ungesunden Essen in seiner Stammkneipe genießen und nicht um die Welt jetten. Nur kann er Amy keinen Wunsch abschlagen und stürzt sich in, für ihn undenkbare, Abenteuer. Während Amy das tut, was sie immer tut (um sich schießen zum Beispiel) entdeckt Steve neue Sphären (kurze Hosen zum Beispiel) und avanciert zum Privatdetektiv. Richard Osman schafft mit Steve wieder genau das, was ihm schon beim Donnerstagsmorclub so famos gelang: Themen wie Tod, Verlust, Trauer und Einsamkeit einfühlsam und mit Humor in einen Kriminalroman zu packen, der vor allem durch Spannung brilliert.

Erfreulicherweise werden wir Amy, Steve und Rosie (oh mein Gott, ich hab Rosie vergessen! Long Story Short: Man kann Rosie nicht beschreiben, man kann sie nur lieben!) wieder treffen, aber zuvor hat Osman einen neuen Teil um Elizabeth, Ron, Joyce und Ibrahim angekündigt. Sind das nicht großartige News? Aber bevor es zurück nach Coopers Chase geht bitte diesen tollen Krimi lesen!

Veröffentlicht am 14.11.2024

Harte Themen, aber empowering

Das Comeback
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Grace Turner, gefeierter Teenie-Star und mittlerweile Anfang 20, verschwindet von heute auf morgen von der Bildfläche. Sie zieht sich in ihr Elternhaus zurück und kehrt Hollywood und ihrem Ehemann den ...

Grace Turner, gefeierter Teenie-Star und mittlerweile Anfang 20, verschwindet von heute auf morgen von der Bildfläche. Sie zieht sich in ihr Elternhaus zurück und kehrt Hollywood und ihrem Ehemann den Rücken, bis sie nach einem Jahr beschließt wieder in ihr voriges Leben zurück zu kehren um sich dem Alptraum ihrer Vergangenheit zu stellen.

Ohne zu viel zu verraten: (Macht-)m1ssbrauch in Hollywood ist seit #metoo nichts Neues mehr. Allerdings lernen wir Grace kennen, wie sie sich darüber klar wird, wie fremdbestimmt sie all die Jahre war und wie ihr systematisch von ihrem Vergew@ltiger eingeredet wurde, dass sie ihn braucht, sie diejenige ist, die diese m1ssbräuchliche Beziehung sucht und er der Mentor und Schutzengel ist, der über sie wacht. Sich ohne fremde Hilfe (weil machen wir uns nichts vor: die Eltern und sog. Freunde haben die ganze Zeit davor die Augen verschlossen, konnten oder wollten nicht bemerken, dass Grace nicht nur körperlich sondern auch psychisch m1ssbraucht wurde) aus diesen toxischen Verhältnissen zu lösen bedarf einer ungemeinen Resilienzfähigkeit und Selbstwirksamkeit, was für einen erwachsenen Menschen schon schwer genug ist, für jemanden, der defacto seiner Jugend beraubt wurde, scheint es mir nahezu unmöglich. Doch genau dies tut Grace und umso intensiver ist es für mich gewesen sie auf ihrem Weg (und im Übrigen auch auf dem ihrer Schwester, der nicht weniger tragisch ist) zu begleiten.

Eigentlich benötigt das Buch eine ganze Seite an Triggerwarnungen, es werden nicht nur die bereits genannten Themen bearbeitet, und dennoch lässt es uns nicht völlig derangiert und hilflos zurück. Es versucht, mit wiederkehrender Betonung darauf sich selbst zu vertrauen und seine Stimme gegen Ungerechtigkeit (eigentlich viel zu harmloses Wort dafür…) zu erheben, Leserinnen darin zu bestärken für sich selbst einzustehen.

Veröffentlicht am 05.11.2024

Zum Wohlfühlen!

Love Me Like It's Yesterday
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Juno hat nach einem traumatischen Vorfall in der digitalen Welt dieser den Rücken gekehrt. Nicht nur Social Media hat sie an den Nagel gehängt, sie besitzt auch kein Handy mehr und ist vollends analog ...

Juno hat nach einem traumatischen Vorfall in der digitalen Welt dieser den Rücken gekehrt. Nicht nur Social Media hat sie an den Nagel gehängt, sie besitzt auch kein Handy mehr und ist vollends analog unterwegs. Taro ist genau das Gegenteil: YouTuber und Influencer. Okay, eigentlich ist er promovierter Psychologe, aber verdient jetzt sein Geld als Dating Experte im Internet. Um seine Expertise unter Beweis zu stellen geht er eine Wette ein, dass er innerhalb kürzester Zeit Junos Handynummer bekommen kann.

Bitte mal Hände hoch, wer jetzt auch sofort an „Wie werde ich ihn los in 10 Tagen“ oder „Eiskalte Engel“ gedacht hat!
Jetzt ist Taro fast genau mein Alter (36 ich, 34 er) da hätten ihm diese Filme, die er mit Sicherheit kennt - er scheint auf dem Gebiet nämlich recht bewandert zu sein - eine Lehre sein sollen, dass er von solchen Wetten mal besser die Finger lässt. Sieht er glücklicherweise schnell ein, dass das eine ziemlich bescheuerte Idee war, nur kommt er aus dieser Sache nicht mehr wirklich raus. Da wir Leserinnen seinen inneren struggle mitbekommen, hat er dann (entgegen der Männer in den genannten Teenmovies) doch schnell mein Herz erweicht und wir schwelgen mit ihm und Juno auf Wolke sieben.

Dabei haben mit die vielen Details um Junos Restaurationswerkstatt, Lieder und Filme aus den 80er Jahren wahnsinnig gut gefallen. Ich habe die 550 Seiten durchgesuchtet, weil der Stil und die Geschichte wirklich schön waren. Nur Juno, auf die ich mich eigentlich am meisten gefreut hatte, war mir zu schwarz-weiß in ihrem Denken. Sie macht, im Gegensatz zu Taro, kaum eine innere Entwicklung durch und verteufelt alles was auch nur in Ansätzen mit der digitalen Welt zu tun hat (sie hört kein Radio?! Seriously?).

Das Buch besticht für mich aber durch das Setting und die wiederkehrende Thematisierung der Kultur der 80er. Du hörst beim Lesen die genannten Lieder in deinem Kopf und alles ist in einen Sepia-farbenen Filter gehüllt. Das hat mich absolut abgeholt.
Wer also wie ich Sweet Child o‘ Mine, You might think, Wuthering Heights, If I could turn back time oder Under Pressure in Dauerschleife hören könnte und mal wieder was fürs Herz braucht, der wird mit diesem Buch genau richtig liegen!

Veröffentlicht am 28.10.2024

Grandios!

Antichristie
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Was wissen wir nach einer (bestenfalls) 13-jähriger schulischer Ausbildung über Kolonialismus? Nicht im Ansatz was nötig wäre!
Lernen wir wieviele Millionen Menschen in den Kolonien getötet wurden? Nope! ...

Was wissen wir nach einer (bestenfalls) 13-jähriger schulischer Ausbildung über Kolonialismus? Nicht im Ansatz was nötig wäre!
Lernen wir wieviele Millionen Menschen in den Kolonien getötet wurden? Nope! Ist der Name Ghandi vielleicht einfach nur eine leere Hüllen, die wir mit unserem Schulwissen gar nicht detailliert mit Inhalt füllen können? Nein, Mann, der hat friedlich für die Freiheit Indiens gekämpft! …Ähm, ja… oder auch nicht.

Wir bekommen hier auf eine spannende und unterhaltsame Art und Weise eine Geschichtsstunde, die ihres gleichen sucht! Dabei erfahren wir nicht nur unglaublich viel über den (nicht ganz so gewaltfreien) Freiheitskampf und Widerstand Indiens gegen das britische Empire, sondern es wird auch immer wieder die Frage nach dem Bewusstwerden und der Aufarbeitung der grausamen Vergangenheit westlicher Nationen aufgeworfen. Durga, die deutsche Hauptprotagonistin, soll in einem Think Tank an einer woken Agatha Christie Verfilmung mitarbeiten. Während das Team kritisch über die problematische britisch-glorifizierende Kultur (weil eben: unter den Teppich der Geschichte gekehrter Kolonialismus aka Genozid) diskutiert, wird zur gleichen Zeit in London eine über Jahrzehnte herrschende Monarchin überschwänglich betrauert und keinerlei Kritik an der Krone (aka The Queen) oder gar Agatha Christie (aka The Queen of Crime) zugelassen. Eine Diskrepanz die man nur sehr schwer aushalten kann.

Oft hinterlassen Bücher, die etwas Schlimmes thematisiere, das mir in diesem Ausmaß nicht bewusst war, bei mir vor allem Wut. Hier bin ich vor allem sprachlos, wie wenig ich defacto wusste. Ich kann es einfach nicht glauben, dass diese Verbrechen nicht adäquat aufgearbeitet und viel hartnäckiger ins allgemeine Bewusstsein gezerrt werden.

Umso wichtiger, dass dieses Buch von vielen Menschen gelesen wird! Wer jetzt denkt er müsse sich hier, ob der schweren Thematik, durch ein trockenes Geschichtsbuch arbeiten - weit gefehlt! Die Geschichte punktet trotz aller Schwere mit Humor und Sprachwitz (und Dr. Who)!
Bitte unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 14.10.2024

Fesselnd und authentisch - wirklich großartig!

Hot Mess
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Wenn du gar nichts erwartest und dann kommt einfach mal so ein richtig gutes und so, so wichtiges Buch daher…
Genauso ist es mir mit Hot Mess ergangen! Ich hatte ein wenig Sorge, dass ich zu alt bin für ...

Wenn du gar nichts erwartest und dann kommt einfach mal so ein richtig gutes und so, so wichtiges Buch daher…
Genauso ist es mir mit Hot Mess ergangen! Ich hatte ein wenig Sorge, dass ich zu alt bin für Freundinnen-Drama und dass sich hier eine Netflix-Schnulze zwischen zwei Buchdeckeln versteckt. Und dann kommt alles ganz anders… Ja, es gibt ein bisschen Drama und Freundschaften zerbrechen und man leidet auch mit Lexi, Claire und Joanne mit, aber vor allem ist es eines: das echte Leben! Es wird weder etwas weich gezeichnet, noch völlig überdramatisiert. Wir begleiten drei Frauen dabei wie sie langjährige Freundinnen verlieren, weil das Leben andere Pläne hat oder man sich mit Anfang 30 nun halt auch mal verändert. Doch wie findet man in dieser Lebenssituation eine neue Freundin, einer, der man sich komplett anvertrauen kann? Das Leben dreht sich schließlich auf einmal nicht mehr nur um den heißen Crush, sondern um Jobs, Geldsorgen, Krankheiten und Verantwortung. Nichts, was sich mit einer Tequila-Night lösen lässt… und da hat mich Sophie White zu 1000% abgeholt. Als Mama habe ich mich in so vielen Situationen in Joanne wiedererkannt (und btw: ich hab selten (okay, noch nie) so eine lustige und gleichzeitig authentische Geburtsszene wie hier gelesen) und ich kann mir vorstellen, dass sich hier viele Frauen Anfang/Mitte in einer der Protagonistinnen wiedererkennen.
Es gibt auf der letzten Seite des Buches eine Contentwarnung, die man ernst nehmen sollte. Ich denke soviel kann ich verraten ohne etwas vom Inhalt zu spoilern: psychische Erkrankungen spielen im Laufe des Buches eine zunehmend wichtige Rolle.

Es ist intensiv, es ist authentisch, es ist ein großartiges Leseerlebnis!