Zeit… von ihr hat man ja immer zu wenig, oder?
Zeit… von ihr hat man ja immer zu wenig, oder? Anders geht es den Menschen in diesem Roman: die Zeit ist für sie zum Stehen gekommen! Während die Tier- und Pflanzenwelt sich ganz normal verhält, stirbt ...
Zeit… von ihr hat man ja immer zu wenig, oder? Anders geht es den Menschen in diesem Roman: die Zeit ist für sie zum Stehen gekommen! Während die Tier- und Pflanzenwelt sich ganz normal verhält, stirbt kein Mensch mehr. Auch die Sterbenskranken nicht. Wie also die Zeit ausnutzen, die einem geschenkt wurde? Wenn man alle Zeit der Welt hat - wofür verwenden? Was ist ein perfekter Tag? Interessante Fragestellungen, die auch nach Beenden des Buches noch beschäftigen… denn dieses auf den ersten Blick verlockend erscheinende Szenario hat auch seine Schattenseiten: es wird auch keiner geboren; niemand lernt dazu… und natürlich dürfen bei solchen Veränderungen für die Menschen auch Verschwörungstheorien nicht fehlen…
Ich habe das dystropische Klimaquartett von Maja Lunde sehr gern gelesen und finde, dass dieses Buch den Titeln um nichts nachsteht! Wieder wird hier aus der Perspektive verschiedener Charaktere erzählt, die sehr unterschiedlich mit der geschenkten Zeit umgehen. Sehr nachvollziehbar und in ansprechender, teilweise poetischer Sprache erzählt: ist der Kreis der Unendlichkeit nicht „eine Linie, die sich selbst in den Schwanz beißt“ (S.216)?!
Einfühlsam werden die Schicksale beschrieben und schlüssig die ungleichen Resultate der Personen beschrieben: „Man kann nichts festhalten, was stillsteht“ (S. 282)
Was wäre, wenn unsere Zeit stillsteht - ein Gedankenspiel, das nicht nur abendfüllende Gespräche initiieren, sondern auch einen 300 Seiten starken Roman füllen kann und mich sicher immer mal wieder beschäftigen wird!