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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2023

Ein packendes Drama über drei starke Frauen

Alligatoren
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Alligatoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie geduldig jagen, sie beobachten ihre Beute ganz genau, lauern, warten ab und schlagen dann plötzlich zu. Ein Fehltritt kann zum Verhängnis werden. Eine flinke ...

Alligatoren zeichnen sich dadurch aus, dass sie geduldig jagen, sie beobachten ihre Beute ganz genau, lauern, warten ab und schlagen dann plötzlich zu. Ein Fehltritt kann zum Verhängnis werden. Eine flinke Beute, die auf der Hut ist, wird allerdings einem Alligator immer einen Schritt voraus sein…

South Carolina 1921. Es ist ein brütend heißer Sommer, die Baumwollernte ist größtenteils dem Baumwollkapselkäfer zum Opfer gefallen und es herrschen Hunger und Armut vor. In dieser Sitation lernen wir Getrude, Annie und Retta kennen und sie alle stehen einem Alligator gegenüber. Gertrude lebt in bitterer Armut und ist zudem noch der Gewalt ihres Mannes ausgeliefert. Während sie es zu Beginn des Buches mit einem echten Alligator zu tun hat, trifft dies bei Annie und Retta nur im übertragenen Sinne zu. Aber auch sie sehen einem Feind in die Augen. Die Sklaverei ist zwar Vergangenheit, aber Retta hat als person of color weiterhin mit Rassismus zu kämpfen, Annie ist zwar gutsituiert, aber leidet unter dem Verlust von gleich mehreren ihrer Kinder.
Doch alle drei Frauen sehen sich nicht als Beute und geben sich ihrem Schicksal geschlagen. Sie werden selbst zum Jäger und nehmen ihr Leben in die eigene Hand.

Die Geschichte wird aus Sicht der drei Frauen erzählt, wodurch wir tief in ihre Gefühlswelt und Beweggründe eintauchen. Es kommt hier wirklich viel Leid zu Tage, was mich, zusammen mit der Erzählweise, sehr bewegt hat.
Es ist ein packendes und berührendes Buch, das ich allen empfehlen möchte, die gerne über starke und besondere Frauen lesen, die ‚Vom Winde verweht‘ mochten und in das Leben in den Südstaaten der USA eintauchen möchten.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Ein düsterer Ausflug in das Paris der 20er Jahre

Stadt der Mörder
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In Paris treibt ein Mörder sein Unwesen, dem Lieutenant Vioric auf den Fersen ist. Und dann ist da noch Lysanne, die nach Paris gekommen ist um ihre Schwester zu finden und eine Gruppe Surrealisten, die ...

In Paris treibt ein Mörder sein Unwesen, dem Lieutenant Vioric auf den Fersen ist. Und dann ist da noch Lysanne, die nach Paris gekommen ist um ihre Schwester zu finden und eine Gruppe Surrealisten, die in den 20er Jahren mit unkonventionellen Auftritten von sich reden machen. Alles hängt, wie sollte es anders sein, natürlich mit einander zusammen, aber nicht auf die offensichtliche Art. Es zieht sich ein wunderbarer Spannungsbogen durch die Geschichte und auch als versierter Krimileser, hat man lange Spaß am mit rätseln.

Durch die bildgewaltige und manchmal etwas schnörkelige Sprache, die für mich aber hervorragend zum Thema und in die Zeit passt, baut sich augenblicklich eine düstere und beklemmende Atmosphäre auf, die sich durch das komplette Buch zieht. Nur wenn die Surrealisten auftreten, kehrt Ausgelassenheit und Lebensfreude ein. Hier kommen auch Kunstliebhaber auf ihre Kosten - wir treffen reale Personen, was mir immer ausgesprochen viel Freude bereitet, wenn diese mit in eine fiktive Geschichte eingewoben werden. Zwar war mir der Surrealismus schon vorher nicht unbekannt, aber es hat mir wahnsinnig viel Freude bereitet mehr darüber zu lernen und tiefer einzutauchen (André Breton kannte ich vorher tatsächlich nicht, aber als Man Ray auftauchte, war mir klar, dass da noch mehr reale Personen herumschwirren und ich habe die Internet Suchmaschine bemüht).

Tatsächlich gibt es nichts was ich hier bemängeln kann oder möchte. Das Buch hat genau meinen Geschmack getroffen und ich kann es allen empfehlen, die an den 20er Jahren interessiert sind, mehr über den Surrealismus erfahren wollen und die ˋMidnight in Paris´ zu ihren Lieblingsfilmen zählen. Die Kriminalgeschichte bildet maßgeblich den Rahmen der Geschichte, daher sollte man allerdings schon Krimi-affin sein, damit einem das Buch genauso viel Freude bereitet wie mir.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Eine ganz besondere Geschichte

Eine ganz dumme Idee
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Durch eine ganz dumme Idee kommt es in einer schwedischen Kleinstadt zum Jahresende zunächst zu einem Banküberfall und dann auch noch zu einer Geiselnahme. Viel mehr möchte ich eigentlich nicht verraten ...

Durch eine ganz dumme Idee kommt es in einer schwedischen Kleinstadt zum Jahresende zunächst zu einem Banküberfall und dann auch noch zu einer Geiselnahme. Viel mehr möchte ich eigentlich nicht verraten und vielmehr ist auch gar nicht nötig zu wissen, weil es eigentlich weder um den Banküberfall noch um die Geiselnahme geht, sondern um die Personen die involviert sind. Jeder der Beteiligten hat sein Päckchen zu tragen und steht an einem Punkt in seinem Leben, an dem man sich durchaus mal fragen kann - und jetzt?!

Ich hatte am Anfang Schwierigkeiten in die Geschichte zu finden, was an dem speziellen Schreibstil liegt. Die Sätze sind stakkato-haft und durch teilweise sehr kurze Kapitel kommt überhaupt kein Lesefluss auf. Es hat auch einen Moment gedauert, bis ich mich mit den Protagonisten anfreunden konnte. Aber trotzdem möchte man wissen wie es zu der Situation, in der sie stecken, kommen konnte und natürlich wie sie da wieder raus finden. Und für das Dranbleiben wird man mehr als belohnt. Von Seite zu Seite entfaltet sich eine immer wunderbarere Geschichte. Die Charaktere werden tiefgründiger, die Kapitel länger und alle Puzzleteilchen fallen an ihren Platz. Bis ich ganz zum Schluss wirklich Tränen in den Augen hatte.

Triggerwarmung! Das Thema Suizid zieht sich als roter Faden durch das Buch. Es ist aber keineswegs entmutigend und negativ, sondern das genaue Gegenteil. Es zeigt auf, dass es immer einen Ausweg gibt, dass man nicht alleine ist, dass aus Fremden innerhalb eines Tages Freunde werden können, dass das Leben lebenswert ist, dass jeder in seinem Leben schon mal so eine richtig dumme Ideen hatte und wir alle auch deshalb manchmal einfach auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Und die darf und sollte man auch gerne annehmen.

Diese Buch ist ganz besonders und ich kann es mit nichts vergleichen, was ich bis jetzt gelesen habe. Eine absolute Herzens- und Leseempfehlung. Nur, wenn dich das Thema Selbstmord triggert, ist es vielleicht nicht das richtige oder solltest du es zusammen mit jemandem lesen.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Eine gehypte Romanze mit ein paar Schönheitsfehlern

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
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Durch einen impulsiven und wenig durchdachten Kuss kreuzen sich die Wege von Promotionsstudentin Olive und Professor Adam Carlsen.
Wie es der Zufall will profitieren beide davon, dass die Welt um sie ...

Durch einen impulsiven und wenig durchdachten Kuss kreuzen sich die Wege von Promotionsstudentin Olive und Professor Adam Carlsen.
Wie es der Zufall will profitieren beide davon, dass die Welt um sie herum denkt sie seien ein Paar, also beschließen sie sich einmal in der Woche auf ein Fake-Date zu treffen. Doch ist wirklich alles nur ein Fake?

Ich habe das Buch tatsächlich wegen des wissenschaftlichen Settings gekauft. Ich wollte mich einfach wieder wie 25 fühlen, als ich selbst noch in einem Labor gearbeitet habe. Man merkt, dass die Autorin sich bestens in der universitären Forschung auskennt und ich musste das eine oder andere Mal schmunzeln, da scheinbar alle (oder zumindest sehr viele) Promotionsstudenten die gleichen Probleme zu haben scheinen. Besonders gut haben mir auch die Hypothesen zu Anfang jedes Kapitels gefallen.

Der Rest war okay; Olive ist ein sehr liebenswerter Hauptcharakter, die Love-Story an sich war nett und süß, aber das war‘s dann auch schon. Was wirklich anstrengend war, dass sich Olive dauernd entschuldigt und auf jeder Seite mindestens einmal erwähnt wird wie groß (und heiß) Adam ist. Puh… ich glaube mit besagten 25 hätte mir das Buch sehr gut gefallen, heute, ein paar Jährchen später, bekommt es von mir maximal ein wohlwollendes Lächeln. Ich komm nicht mehr umhin dauernd zu denken ‚sag halt doch einfach die Wahrheit‘. Auch wenn wir Olives Gedanken kennen und sie uns wissen lässt warum genau sie jetzt schon wieder lügt.

Empfehlen kann ich das Buch nur echten RomCom Fans. Ich persönlich kann den Hype nicht so wirklich nachvollziehen.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Eine etwas andere Gauner Gang

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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Auf der Haben-Seite: ein super tolles Setting.
Schon mal was von Port Grimaud gehört? Ich zuvor jedenfalls nicht. Das ist eine Lagunenstadt an der Côte d’Azur, geplant von einem einzigen Architekten, mit ...

Auf der Haben-Seite: ein super tolles Setting.
Schon mal was von Port Grimaud gehört? Ich zuvor jedenfalls nicht. Das ist eine Lagunenstadt an der Côte d’Azur, geplant von einem einzigen Architekten, mit bunten Häusern von denen jedes seinen eigenen Bootsanlegesteg hat. Klingt toll, oder? Das Feeling kommt auf jeden Fall rüber, beim Lesen sieht man das türkisene Meer vor seinem inneren Auge glitzern und man kann das Salzwasser förmlich riechen.

Die Geschichte ist schnell zusammengefasst; Guillaume Lipaire arbeitet als Hausmeister für die reichen Hausbesitzer und kümmert sich um deren Immobilien während diese nicht vor Ort sind. Dabei hat sich ein kleiner Nebenverdienst ergeben - die vorübergehend leerstehenden Häuser vermietet Lipaire ohne Wissen der Eigentümer unter. Bis er eines Tages in einem Haus eine Leiche findet und das ganz große Geld wittert.

Die Geschichte ist solide und witzig, nur zeitweise etwas holprig und die Gauner rund um Lipaire zeichnen sich mehr durch Schusseligkeit als Cleverness aus. Der Coup an sich basiert eher auf glücklichen Zufällen als auf Können ihrerseits. Der Plot ist an manchen Stellen etwas zu konstruiert und erscheint mir getreu dem Motto „ach, das lassen wir jetzt so, mir fällt auch nichts besseres ein.“ Da hilft es auch nicht, dass die Figur des Krimibuchautors einwirft, dass die Wendung so unglaubwürdig ist, dass ihm das in seinen Krimis niemand abnehmen würde. Kann ich aber drüber hinweg sehen, da ich sonst gut unterhalten wurde.

Kommen wir zum Minuspunkt und den Grund, warum ich anfänglich mit dem Buch nicht warm geworden bin; Monsieur Lipaire selbst. Er war mir einfach unsympathisch. Ein alter weißer Mann, der andere zu seinem Vorteil ausnutzt, sich dabei für Arsène Lupin hält und mit Dilettantismus glänzt. Aber: innerhalb der Geschichte macht er einen deutlichen Wandel durch, was mir wiederum ausgesprochen gut gefallen hat. Die anderen Figuren konnte ich relativ schnell in mein Herz schließen.
Schlussendlich bleiben einige Fragen offen, sodass eine Fortsetzung zwangsläufig folgen muss.

Fazit: Solide gute Unterhaltung. Für alle Fans einer schönen Komödie. Ein halbes Sternchen möchte ich fast schon alleine nur für das Setting vergeben und dafür, dass ich Port Grimaud kennenlernen durfte.