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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.05.2024

Lustiger Augenöffner

Sorry, aber ...
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Sorry, aber hier kommt mal wieder eine Buchempfehlung!
Ne… tatsächlich tut es mir nicht leid, weil ihr solltet das Buch lesen, wenn ihr auf lustige Weise eintauchen wollt in die Welt der Entschuldigungen ...

Sorry, aber hier kommt mal wieder eine Buchempfehlung!
Ne… tatsächlich tut es mir nicht leid, weil ihr solltet das Buch lesen, wenn ihr auf lustige Weise eintauchen wollt in die Welt der Entschuldigungen und Nonpologies. Es geht um Verzeihung und Verteidigung und warum vor allem wir Frauen uns für idiotische Dinge entschuldigen.
Ich habe beim Hören so oft gedacht „Hat sie jetzt nicht gesagt?! Das war vor 0,1 ms auch mein Gedanke!“ oder ich habe mich ertappt gefühlt. Ja, ich laufe auch an der Supermarkt-Schlange vorbei mit „Entschuldigung! Sorry! Tut mir leid, aber darf ich mal…?!“ Warum tun wir (also mal mindestens Tara und ich, aber vielleicht gibt es noch mehr als uns beide) das? Diese alltäglichen Ausgangspunkte werden hergenommen um historische und sozialkulturelle Hintergründe zu beleuchten und tiefer in die Thematik einzutauchen. Super interessant sag ich euch! Das Ganze wird so mit anschaulichen Beispielen belegt, dass man sein eigenes Verhalten verstehen kann.

Man kann also wirklich viele Infos aus dem kurzen (Hör-)Buch mitnehmen und ich werde ab sofort nicht nur meine Entschuldigungskultur kritisch hinterfragen, was jetzt nicht heißt, dass ich mich niiiiie wieder entschuldige, sondern auch mein neu gewonnenes Wissen über mich selbst in die Erziehung bzw. den Umgang mit meiner Tochter einfließen lassen.
Kurzweilig, amüsant und interessant!
Btw: es sollten viel öfter Lachflashs der Autorinnen während der Lesung auf Hörbücher gebannt werden. Ich fühle es so sehr!

Veröffentlicht am 21.05.2024

Tolle Sprache und fantastisches Setting

Die Tage des Wals
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1938. Manod lebt mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester auf einer walisischen Insel. Die Geschichte beginnt, als ebendort ein Wal strandet und gleichzeitig zwei Wissenschaftler vom englischen Festland ...

1938. Manod lebt mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester auf einer walisischen Insel. Die Geschichte beginnt, als ebendort ein Wal strandet und gleichzeitig zwei Wissenschaftler vom englischen Festland anreisen um das Leben auf der Insel zu dokumentieren. Wir tauchen mit einer bildgewaltigen Sprache in das Leben auf dieser kleinen Insel, auf der die Menschen von Fischerei, Hummerfang und auch ein wenig Schafzucht leben, ein. Manod möchte aus dieser Welt ausbrechen, möchte mehr vom Leben und hebt sich von den restlichen Inselbewohnern durch ihr Wissen und sprachlichen Fähigkeiten (sie arbeitet als Dolmetscherin für die Wissenschaftler, da sie neben walisisch auch englisch spricht) ab. Sie ist erst 18 Jahre alt, nimmt aber seit dem Tod ihrer Mutter bereits eine Art Mutterrolle für ihre kleine Schwester ein. In den wenigen Tagen, die hier abgebildet werden, macht sie eine enorme Entwicklung durch, weshalb man diese Geschichte durchaus als Coming of Age einordnen kann.

Für mich besticht das Buch vor allem durch die Sprache, die Art der Erzählung (es werden immer wieder die Notizen der Wissenschaftler eingewoben) und das großartige Setting. Im Nachwort wird darauf hingewiesen, dass es eine ähnliche Dokumentation, wie es im Buch beschrieben ist auch tatsächlich über eine reale Insel gegeben hat. Dabei wurde das Leben der Inselbewohner nicht korrekt wiedergegeben. Man merkt bereits während des Lesens die Diskrepanz zwischen Realität und Dokumentation, unter anderem durch Manods Kommentare und Aufzeichnungen der Forscher. Mit dem Wissen aus dem Nachwort sieht man die beiden Engländer noch einmal mit anderen Augen.

Mir hat der Ausflug auf die walisischen Inseln, in die raue Natur, zu Kälte, Nässe und einem lebensbedrohlichen Meer wahnsinnig gut gefallen und ich empfehle das Buch allen, die sich in eine ganz andere Welt entführen lassen möchten.

Veröffentlicht am 20.05.2024

Rasant und abenteuerlich

Es muß nicht immer Kaviar sein
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Ja, ich bekenne mich schuldig. Bis dato habe ich, als eingefleischter Krimifan und Liebhaberin von Geschichten, die in den 40er und 50er Jahren spielen, diesen Klassiker noch nicht gelesen. Jetzt ist ...

Ja, ich bekenne mich schuldig. Bis dato habe ich, als eingefleischter Krimifan und Liebhaberin von Geschichten, die in den 40er und 50er Jahren spielen, diesen Klassiker noch nicht gelesen. Jetzt ist es dem glücklichen Umstand, dass Simmel dieses Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, geschuldet, dass es eine Jubiläumsausgabe gibt. Wenn das mal nicht ein Zeichen ist! Und was soll ich sagen?! Warum habe ich solange gewartet? Dieses Buch hat, trotz seiner 60 Jahre (!), die es auf dem Buckel hat, alles was ein rasanter Krimi braucht.

Thomas Lieven möchte sein Leben als Bankier genießen, wird aber stattdessen während des zweiten Weltkrieges gleich von drei Geheimdiensten als Spion rekrutiert. In dieser Rolle gerät er von einer Mission in die nächste und rettet sich teilweise auf abenteuerlichste Weise aus den schlimmsten Situationen. Wir (und Thomas) lernen, vor der Kulisse des Krieges, wie man Pässe fälscht, aus dem Gefängnis flieht oder skrupellose Juweliere bestiehlt.

Dabei hat mir sehr gut gefallen, dass sich die pazifistische Einstellung Thomas von Anfang bis Ende durchzieht. Er möchte nicht „auf einer Seite stehen“, sondern in sein ihm bekanntes Leben zurückkehren und in Frieden leben, was ihm immer wieder verwehrt wird.
Aber wie jede Medaille, hat auch diese Geschichte eine nicht so schöne Seite und die zeigt in meinen Augen klar die Rolle der Frauen in Thomas Leben. Reihenweise verfallen diese ihm, eine sogar bis nahezu zur Selbstaufgabe, was beim Lesen wirklich schwer zu ertragen ist. Dass Frauen hier auf James Bond Manier dargestellt werden, ist sicherlich der Zeit geschuldet in der das Buch, nun einmal auch noch von eine Mann, geschrieben wurde, macht die Sache jetzt leider aber nur marginal besser, wenn auch erklärbar.

Letztendlich ist die Geschichte aber so interessant und rasant, dass es von mir eine Leseempfehlung gibt für alle, die James Bond, Argylle und historische Spionagethriller mögen.

Veröffentlicht am 12.05.2024

Mord mit Urlaubsflair

Was der See birgt
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Gianna Pitti ist Reporterin bei einer Lokalzeitung vom Gardasee. Nachdem ein Freund und Reporterkollege tot aus dem See gefischt wird, begibt sie sich, zusammen mit ihrem Onkel und ihrer Chefredakteurin, ...

Gianna Pitti ist Reporterin bei einer Lokalzeitung vom Gardasee. Nachdem ein Freund und Reporterkollege tot aus dem See gefischt wird, begibt sie sich, zusammen mit ihrem Onkel und ihrer Chefredakteurin, auf die Suche nach der Enthüllungsgeschichte, der der tote Journalist auf der Spur war.

Das Setting ist natürlich grandios. Wer schon einmal am Gardasee Urlaub gemacht hat, wird sofort wieder das Urlaubsfeeling beim Lesen spüren, das Pistazieneis schmecken und sich an den Schweiß erinnern, der einem dem Rücken hinuntergelaufen ist, als man durch die steilen Gassen in Limone bei 35 Grad geschlendert ist. Ich liebe den Gardasee (wie man vielleicht jetzt schon bemerkt hat und kleiner funfact am Rande: ich habe direkt am See meinen Heiratsantrag bekommen) und schon beim Lesen der ersten Seiten fühlte ich mich wieder an den See versetzt. Was mir gar nicht klar war ist, dass es anscheinend ein deutsches Ding ist, da Urlaub zu machen?! Jedenfalls könnte es wie Urlaub sein, wäre da nicht die Kriminalgeschichte. Und die ist ziemlich gut. Es bringt ein Thema mit, über das ich überhaupt gar nichts wusste und das ist das Leben und Wirken Gabriele D’Annunzios, das (fiktiv) verknüpft ist mit einer Geheimbund-Geschichte à la Dan Brown. Super interessant und ein richtiger Pageturner. Ein paar Aspekte des Krimiplots waren für mich vorhersehbar, aber das grandiose Setting und die Hintergrundgeschichte trösten locker darüber hinweg.

Das Buch eignet sich hervorragend als Sommerlektüre für den nächsten Italien-Urlaub! Meine Leseempfehlung für alle Regio-Krimifans und Gardasee-Liebhaber.

Veröffentlicht am 12.05.2024

Drei Frauen, drei Zeiten und die Liebe

Das Geheimnis von Dikholmen
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Wir lernen Lillemor, Inga und Eira kennen, die jeweils auf der Schäreninsel Dikholmen die Liebe (sei es jetzt zu den eigenen Kindern oder zu einem Mann) hinter sich ließen. Jede Frau hat dabei einen anderen ...

Wir lernen Lillemor, Inga und Eira kennen, die jeweils auf der Schäreninsel Dikholmen die Liebe (sei es jetzt zu den eigenen Kindern oder zu einem Mann) hinter sich ließen. Jede Frau hat dabei einen anderen Grund dafür und zudem entfaltet sich Seite für Seite eine Familiengeschichte, denn die Schicksale der Frauen hängen eng miteinander zusammen.

Das titelgebende Geheimnis war, ebenso wie die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Erzählsträngen von Lillemor, Inga und Eira, zwar relativ offensichtlich, das hat mir aber keinesfalls das Hörvergnügen genommen. Es sind Schicksale, die mich berührt haben und gleichzeitig fand ich die Handlungen der Frauen nachvollziehbar. Im Falle von Lillemor kommt noch hinzu, dass sie ihre Wanderung in meiner Geburtsstadt Wetzlar beginnt und auf der Lahn bin ich auch schon mehr als einmal gepaddelt. Zufälle gibt es manchmal im Leben… damit hätte ich aufgrund des Titels, Cover und Klappentextes echt nicht gerechnet.
Wie sie mit ihrem Schicksalsschlag umgeht stand für mich im Vordergrund und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ich die Charaktere als authentisch empfunden habe.

Das Setting auf der Schäreninsel, auf der es bis auf ein paar Häuschen, nichts gibt, fand ich traumhaft. Das Cover bedient dabei deutlich mehr das Klischee über Schweden und diese besonderen Lebensorte der Schären, als der Inhalt. Die Beschreibungen von Kultur und Bräuchen sind maßvoll und passend. Eines ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: dass alleinstehenden Frauen an Midsommar sieben verschiedene Blumen von sieben verschiedenen Wiesen unter ihr Kopfkissen legen um in der Nacht von der Liebe ihres Lebens zu träumen. Wie süß ist das denn?

Alles in allem eine vielleicht nicht gar so überraschende, aber dafür umso berührendere Geschichte, die ich sehr gerne weiterempfehle, an alle, die mal wieder was fürs Herz brauchen.