Cover-Bild Die Tage des Wals
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blessing
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 15.05.2024
  • ISBN: 9783896677532
Elizabeth O'Connor

Die Tage des Wals

Roman
Astrid Finke (Übersetzer)

1938: Auf einer abgelegenen Insel vor der walisischen Küste träumt die achtzehnjährige Manod von einer Zukunft auf dem Festland. Als ein Wal strandet, ist er für die kleine Gemeinschaft von Fischern nicht nur ein schlechtes Omen, sondern spült auch Edward und Joan aus Oxford an, die auf der Insel ethnografische Studien betreiben möchten. Manod ist fasziniert von ihnen und wird, klug und zielstrebig wie sie ist, zu deren Übersetzerin und Gehilfin. Doch was als Zweckgemeinschaft begann, nimmt eine folgenreiche Wendung, als daraus eine Freundschaft wird, die aufgeladen ist mit Hoffnungen und Sehnsüchten.

Mit beispielloser Eleganz, Kraft und Poesie erzählt DIE TAGE DES WALS von einer jungen Frau, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nimmt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2024

Ein gelungenes Debüt mit schöner bildhafter Sprache

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1938 strandet ein Wal an einer der walisischen Inseln. Zu den wenigen gebliebenen Einwohnern gehört Manod, mit ihrer zwölfjährigen Schwester Llinos und ihrem Vater Tod. Die Mutter ist schon vor Jahren ...

1938 strandet ein Wal an einer der walisischen Inseln. Zu den wenigen gebliebenen Einwohnern gehört Manod, mit ihrer zwölfjährigen Schwester Llinos und ihrem Vater Tod. Die Mutter ist schon vor Jahren gegangen, kurz nach Llinos Geburt. Man fand sie in der Nähe des Festlands, das bei gutem Wetter acht Kilometer weit weg ist, bei schlechtem sechzehn.

Die Leute sind verunsichert wegen dem Wal. Für die meisten ist es ein schlechtes Zeichen, deshalb versuchen einige Fischer ihn mit Wasser zu kühlen und mit Seilen ins Meer zurück zu ziehen. Niemand kann erklären warum der Wal die Orientierung verloren hat.

Manods Vater redet selten mit ihr oder ihrer Schwester. Sie hört ihn manchmal nachts mit seinem geliebten Hund murmeln. Am Tag fährt er mit seinen Kisten raus und fängt Hummer. Llinos ist ein seltsames Mädchen, sie spricht nur keltisch und weigert sich Englisch zu lernen und dann sammelt sie noch Tierknochen, die sie in Gläsern im Vorratsschrank aufbewahrt, wo sich Manod regelmäßig davor erschreckt.

Mit dem Sterben des Wals finden Joan und Edward den Weg auf die Insel. Sie wollen mehr über die Brauchtümer der Inselbewohner herausfinden. Wollen ein Buch über deren Leben, Nahrung, Arbeit und Handwerk schreiben. In der englischsprachigen Manod finden sie eine verlässliche Übersetzerin und wecken Sehnsüchte.

Fazit: Elizabeth O´Connor hat eine Ich-Erzählung geschrieben. Die Sprache ist ruhig und unaufgeregt. Ihre Protagonistin ist eine anpassungsfähige junge Erwachsene, die die Insel verlassen möchte, weil die einzige Möglichkeit, die ihre Heimat ihr bietet ist, zu heiraten und auch hier ist die Auswahl begrenzt. Zugleich zeigt die Erzählung, wie es ist, wenn privilegierte Menschen in diese alten Volksgruppen eindringen und unter dem Deckmantel von, „Wir geben euch ein Gesicht“, das beschwerliche Leben der Einwohner romatisch verklären, oder unwahres verbreiten, nur um ihre Sichtweise besser vermarkten zu können. Die Autorin hat in mir starke Gefühle erzeugt und mich Dank ihrer bidhaften Sprache in den Bann der Geschichte gezogen. Ein sehr gelungenes Debüt, dem ich viele Leser*innen wünsche.

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Veröffentlicht am 21.05.2024

Tolle Sprache und fantastisches Setting

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1938. Manod lebt mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester auf einer walisischen Insel. Die Geschichte beginnt, als ebendort ein Wal strandet und gleichzeitig zwei Wissenschaftler vom englischen Festland ...

1938. Manod lebt mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester auf einer walisischen Insel. Die Geschichte beginnt, als ebendort ein Wal strandet und gleichzeitig zwei Wissenschaftler vom englischen Festland anreisen um das Leben auf der Insel zu dokumentieren. Wir tauchen mit einer bildgewaltigen Sprache in das Leben auf dieser kleinen Insel, auf der die Menschen von Fischerei, Hummerfang und auch ein wenig Schafzucht leben, ein. Manod möchte aus dieser Welt ausbrechen, möchte mehr vom Leben und hebt sich von den restlichen Inselbewohnern durch ihr Wissen und sprachlichen Fähigkeiten (sie arbeitet als Dolmetscherin für die Wissenschaftler, da sie neben walisisch auch englisch spricht) ab. Sie ist erst 18 Jahre alt, nimmt aber seit dem Tod ihrer Mutter bereits eine Art Mutterrolle für ihre kleine Schwester ein. In den wenigen Tagen, die hier abgebildet werden, macht sie eine enorme Entwicklung durch, weshalb man diese Geschichte durchaus als Coming of Age einordnen kann.

Für mich besticht das Buch vor allem durch die Sprache, die Art der Erzählung (es werden immer wieder die Notizen der Wissenschaftler eingewoben) und das großartige Setting. Im Nachwort wird darauf hingewiesen, dass es eine ähnliche Dokumentation, wie es im Buch beschrieben ist auch tatsächlich über eine reale Insel gegeben hat. Dabei wurde das Leben der Inselbewohner nicht korrekt wiedergegeben. Man merkt bereits während des Lesens die Diskrepanz zwischen Realität und Dokumentation, unter anderem durch Manods Kommentare und Aufzeichnungen der Forscher. Mit dem Wissen aus dem Nachwort sieht man die beiden Engländer noch einmal mit anderen Augen.

Mir hat der Ausflug auf die walisischen Inseln, in die raue Natur, zu Kälte, Nässe und einem lebensbedrohlichen Meer wahnsinnig gut gefallen und ich empfehle das Buch allen, die sich in eine ganz andere Welt entführen lassen möchten.

Veröffentlicht am 16.05.2024

Schnörkellos und poetisch zugleich

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Manod lebt 1938 auf einer walisischen Insel. Sie ist gerade mit der Schule fertig und kümmert sich um ihre jüngere Schwester Llinos und um den Haushalt, während ihr Vater als Fischer arbeitet. Sie hat ...

Manod lebt 1938 auf einer walisischen Insel. Sie ist gerade mit der Schule fertig und kümmert sich um ihre jüngere Schwester Llinos und um den Haushalt, während ihr Vater als Fischer arbeitet. Sie hat sich an das harte Leben fernab vom Festland angepasst, macht das beste daraus. Als ein Wal strandet, scheint es ein schlechtes Omen zu sein, denn kurz darauf tauchen die Engländerinnen Joan und Edward auf. Diese wollen ein Buch über die Inselbewohnerinnen schreiben, wozu sie Manods Hilfe in Anspruch nehmen und ihr eine Welt zeigen, die ganz anders ist als das karge Leben, das sie bis jetzt geführt hat.
„Die Tage des Wals“ von Elizabeth O’Connor ist ein besonderer Roman. Zugegeben, nach dem Klappentext habe ich etwas anderes erwartet, dann aber schnell in die Geschichte um Manod gefunden. Sie ist die Ich-Erzählerin und mir direkt ans Herz gewachsen mit ihren Beobachtungen, die schnörkellos und klar sind, denen aber trotzdem eine gewisse Poesie innewohnt. Ich kann ihre Sehnsucht nach einem emanzipierten, vielleicht auch weniger harten Leben verstehen. Sie ist intelligent, pragmatisch und verantwortungsbewusst. Und wird von Joan und Edward ausgenutzt, ohne es zu merken. Im Grunde werden alle Bewohnerinnen ausgenutzt, ihrer Geschichte und Traditionen bestohlen, um sie zu verdrehen und Geld damit zu verdienen. So wie es tatsächlich auch passiert ist.
Als Leser
in merkt man schnell, dass Joan und Edward nicht das Beste im Sinn haben, dennoch hofft man für Manod auf ein gutes Ende. Elizabeth O’Connor hat einen eindrücklichen Stil, durch den die geübte Dichterin schimmert und der viel Raum für eigene Gedanken lässt. Die unterschiedlichen Längen der Kapitel scheinen die Unbeständigkeit des Meeres widerzuspiegeln und nahmen mich ein, in ihrer Wellenbewegung.
„Die Tage des Wals“ ist ein gelungenes Debüt, das die Leserschaft auf eine Insel führt, die alles andere als romantisch ist.

Veröffentlicht am 05.05.2024

Eindrucksvoll

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Der Debütroman der Autorin Elizabeth O'Connor ist ein ganz besonderer Roman. Er erzählt von Manod, einer jungen Frau, die auf einer abgelegenen Insel vor der walisischen Küste lebt.
Kurze, aber intensive ...

Der Debütroman der Autorin Elizabeth O'Connor ist ein ganz besonderer Roman. Er erzählt von Manod, einer jungen Frau, die auf einer abgelegenen Insel vor der walisischen Küste lebt.
Kurze, aber intensive Kapitel. Ein Buch mit wenigen Seiten, dafür allerdings ein sehr eindrucksvolles Werk. All dies ist „Die Tage des Wals“. Das Buch umfasst lediglich eine kurze Zeitspanne von wenigen Monaten. Wodurch der Roman zudem Spielraum für eigene Gedanken bietet.
Der Schreibstil der Autorin Elizabeth O'Connor hat mir sehr gefallen. Er hat sowohl zur Story, als auch zu den Protagonisten gepasst.
Fazit:
Ein eindrucksvoller Roman, der Spielraum für eigene Gedanken lässt.

Veröffentlicht am 27.04.2024

Manod und die Insel

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Es ist das Jahr 1938, Manod lebt mit ihrer jüngeren Schwester Llinos und ihrem Vater auf einer kleinen Insel vor der walisischen Küste. Das Leben auf dem kleinen Eiland ist einsam, hart, geprägt von Abgeschiedenheit ...

Es ist das Jahr 1938, Manod lebt mit ihrer jüngeren Schwester Llinos und ihrem Vater auf einer kleinen Insel vor der walisischen Küste. Das Leben auf dem kleinen Eiland ist einsam, hart, geprägt von Abgeschiedenheit und dem täglichen Überleben mit Fischerei und etwas Tierhaltung.

Die ohnehin geringe Inselbevölkerung im niedrigen zweistelligen Bereich dezimiert sich kontinuierlich. Junge Männer suchen ihr Glück und bessere Lebensbedingungen oft auf dem nahe gelegenen Festland. Mit 18 Jahren ist für Manod in diesem Umfeld ihr Weg als Frau scheinbar vorbestimmt, heiraten, Kinder bekommen, früh Witwe werden, weil das Meer den Mann genommen hat, völlig ausgelaugt bereits unter 30. Die intelligente junge Frau spürt jedoch, dass sie etwas anderes möchte, lernen, sich entwickeln, unabhängig sein.

Als die Forscher Joan und Edward auf die Insel kommen, bringen sie nicht nur das Leben auf der Insel aus der gewohnten Routine. Gerade der Kontakt zur selbständigen Joan zeigt Manod andere Perspektiven und Lebensweisen als Frau auf, die für sie neue Hoffnungen auf ein anderes Leben jenseits der Insel Gestalt annehmen lassen.

Neben Manods persönlicher Entwicklung gelingt es der Autorin sehr sensibel und authentisch die Gemeinschaft der Inselbewohner:innen zu porträtieren, ihr Leben mit nur sporadischen Informationen vom Festland und nah an der Natur, das gerade deshalb auch hart ist und vom Respekt vor den Naturgewalten, allen voran dem Meer, geprägt ist. Mit Joan und Edward thematisiert sie, ob und in wie weit der Blick mit dem die Forschung abgeschiedene autochthone Gemeinschaften vor der walisischen Küste untersucht hat von Respekt und Augenhöhe gelenkt war.

Die Sprache ist karg und poetisch zugleich. An einigen Stellen erinnert sie mich an Annie Ernaux, was vermutlich kein Zufall ist. Denn wie erfasst man ein karges, einfaches (Arbeits-)Leben, dass von so viel Härte und Entbehrung geprägt ist, angemessen? Es sind die schlichten, kraftvollen Sätze, die dieses Leben auch sprachlich einfangen und ein Gefühl dafür vermitteln. Was bei Ernaux das entbehrungsreiche Arbeiterleben in der französischen Provinz ist, ist bei O‘Connor das Leben auf einer walisischen Insel.

Die Tage des Wals ist ein ruhiger Roman mit einer wundervollen, reifen Sprache, die in ihrer kargen Poesie die Lebensrealität Manods und der Inselbewohner authentisch einzufangen weiß.

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