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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2024

Wunderschöne Reise durch die Zeit

Zauber der Stille
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Anlässlich des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich nimmt Illies uns mit auf eine Reise. Dabei wird nicht nur das Leben Friedrichs beleuchtet, sondern vor allem seine Bilder im Laufe der Zeit.

Welche ...

Anlässlich des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich nimmt Illies uns mit auf eine Reise. Dabei wird nicht nur das Leben Friedrichs beleuchtet, sondern vor allem seine Bilder im Laufe der Zeit.

Welche Wege die Bilder teilweise gegangen sind und wieviele tatsächlich auch zerstört wurden, ist wirklich unglaublich spannend. Die Natur und die Sichtweise auf diese ist dabei der rote Faden. Das Buch ist in vier Kapitel unterteilt, die mit den Elementen überschrieben sind und die vorgestellten Bilder, ihre Motive und verschiedenen Stationen über Jahrhunderte, spiegeln jeweils Feuer, Wasser, Erde und Luft wieder.
Es werden dabei historische Ereignisse und Persönlichkeiten beleuchtet, die man nicht unbedingt in einem Buch erwartet hätte: vom Kunstraub aus der Schirn 1994 bis zum Ausbruch des Tambora Vulkans 1815, von Goethe bis Walt Disney.

Fairerweise könnte man hier anmerken, dass die Zeitsprünge etwas verwirrend sein können. Aber da das Buch thematisch und nicht zeitlich geordnet ist und das Leitmotiv der Elemente strikt durchgezogen wird, hatte ich keine Probleme (bzw. war es für mich teilweise einfach nicht relevant in welchem Jahr genau wir uns jetzt befinden) dem Erzählgedanken zu folgen.

Das Buch war nach Liebe in Zeiten des Hasses mein zweites Buch von Illies. Er hat es geschafft mich mit seiner Erzählart und fantastischen Sprache vollends zu überzeugen, sodass ich mich hiermit offiziell und ab sofort wirksam als absoluter Florian Illies Fan oute!

Veröffentlicht am 08.02.2024

Intensiv und grandios

Das Damengambit
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Beth stellt innerhalb weniger Jahre die Männer-dominierte Welt des Schachs auf den Kopf. Nicht nur, dass sie eine junge Frau ist, sie wächst auch noch in einem Waisenhaus auf und wird heimlich vom Hausmeister ...

Beth stellt innerhalb weniger Jahre die Männer-dominierte Welt des Schachs auf den Kopf. Nicht nur, dass sie eine junge Frau ist, sie wächst auch noch in einem Waisenhaus auf und wird heimlich vom Hausmeister des Heimes in Schach unterrichtet. Mit 14 Jahren nimmt sie an ihrem ersten Schachturnier teil und als sie erstmals dem russischen Großmeister Borgov gegenüber sitzt, ist sie noch nicht einmal volljährig.

Hier habe ich tatsächlich erst die Serie gesehen und danach erst das Buch gelesen, weil ich die Geschichte einfach großartig fand. Jetzt kann ich sagen, dass die Serienadaption wirklich toll gelungen ist. Das Buch zeichnet sich allerdings vor allem durch sehr viel inneres Geschehen aus, was eine Fernsehserie nur teilweise vermitteln kann. So ist das Buch viel detaillierter, was die Schachpartien anbelangt. Ehrlich gesagt: ich habe null Ahnung vom Schach und musste sogar googeln was eine Rochade ist, Tevis könnte mir also sonst was erzählen, was Beth da aufs Brett bringt und trotzdem ist es so spannend und hinreißend! Auch der innere Struggle mit sich selbst, wie viel Arbeit Schach tatsächlich ist, der Medikamentenmissbrauch und die Alkoholsucht, all das kommt im Buch besser rüber. In der Serie hatte ich immer das Gefühl Beth fällt das Spiel als Wunderkind im Prinzip in den Schoß und sie muss kaum etwas dafür tun. Das ist im Buch ganz anders, weshalb mir unter dem Strich das Buch auch besser gefallen hat als die Serie (Überraschung!) Was beiden gemein ist: es ist kaum vorstellbar, dass Beth zu Ende noch keine 20 Jahre alt ist!

Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die eine spannende und intensive Lektüre mögen und gleichzeitig voll und ganz in die Welt des Schach eintauchen möchten.

Veröffentlicht am 29.01.2024

Unterhaltsam und bedrückend gleichermaßen

Die Frau in Hitlers Badewanne
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Als ich in „Liebe in Zeiten des Hasses“ über Lee Miller und ihre Beziehung zu Man Ray gelesen habe, wusste ich, dass ich mehr über dies Frau erfahren möchte. Diese Biografie erzählt die Geschichte wie ...

Als ich in „Liebe in Zeiten des Hasses“ über Lee Miller und ihre Beziehung zu Man Ray gelesen habe, wusste ich, dass ich mehr über dies Frau erfahren möchte. Diese Biografie erzählt die Geschichte wie Lee zunächst als Fotomodell vor und später dann durch Man Ray hinter der Kamera berühmt wurde. Nachdem sie und Man Ray getrennte Wege gingen, machte sie sich zuerst einen Namen als Modefotografin. Dabei ist es genau diese Rolle in ihrem Leben, die ihr am meisten missfiel. Man spürt in diesem Buch wie sie immer neue Abenteuer sucht, was auch ihr Antrieb war als Kriegsberichterstatterin zu arbeiten.

Mich haben vor allem die Kapitel in der Welt um die Surrealisten und Künstler in Paris fasziniert. Diese auch einmal aus der weiblichen Perspektive kennenzulernen, hat mir gut gefallen. Hier bin ich mit dem Lesen nur sehr langsam voran gekommen, weil ich jedes Bild, sei es nun das Portrait Picassos von ihr oder die Solarisationsbilder von Man Ray, googeln musste (was ich immer tue, wenn ein Bild beschrieben ist, das ich nicht vor meinem inneren Auge parat habe) was mir immer wahnsinnig viel Freude bereitet.

Sehr bedrückend und eindrücklich hingegen sind die Schilderungen Lees im zweiten Weltkrieg. Insbesondere die Beschreibung der Befreiung des KZ Dachaus ist beklemmend. Lee hat hingesehen und alles festgehalten. Ohne ihre Bilder und das damit verbundene Zitat „Glaubt mir, es ist alles wahr!“ wäre das Grauen dort wohl nicht in dieser Schonungslosigkeit ans Licht gekommen. Dieser immens wichtige Beitrag gegen das Vergessen macht sie zu einer der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts.

Diese Biografie ist unterhaltsam und bedrückend gleichermaßen und macht sie damit wahnsinnig lesenswert. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen der Hass wieder aufkeimt, ist es unabdingbar sich das Grauen vor Augen zu halten, denn nie wieder ist jetzt!

Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.
- George Santayana

Veröffentlicht am 27.01.2024

Absolutes Herzensbuch - gefühlvoll und lebensbejahend

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
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Für Jenny Quinn bedeutet Backen alles. Warum sich also nicht mit 77 Jahren noch für die Teilnahme in der Backshow „Das Backduell“ bewerben? Jenny springt über ihren Schatten und wagt es und landet damit ...

Für Jenny Quinn bedeutet Backen alles. Warum sich also nicht mit 77 Jahren noch für die Teilnahme in der Backshow „Das Backduell“ bewerben? Jenny springt über ihren Schatten und wagt es und landet damit direkt in unseren Herzen.

Schon nach den ersten Sätzen bekommt man sofort Lust in die Küche zu rennen und draufloszubacken. Bei den Köstlichkeiten, die Jenny zubereitet, läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Hungrig zu lesen, ist hier definitiv keine gute Idee. Besser man hat ein Stück Kuchen zur Hand! Diese Liebe zum Backen überträgt sich sofort und es ist einfach schön Jenny dabei zu erleben, wie sie in dieser Tätigkeit aufgeht.

Neben Jennys Reise ins Fernsehbusiness wird nach und nach ein gut gehütetes Geheimnis aufgedeckt. Wir erleben Jenny daher auch als junge Frau und tauchen in die 60er Jahre ein. Dieser Teil der Geschichte bietet nicht nur einen weiteren Spannungsbogen, sondern erklärt auch, warum Jenny so ist, wie sie ist. Warum sie nicht auffallen oder gar anderen Menschen Umstände machen möchte. Für mich waren beide Erzählstränge gleich spannend und bedeutend. Jenny ist so unglaublich liebenswert und absolut authentisch, sodass ich mich mit ihr freuen konnte, aber genauso sehr auch mit ihr gelitten habe, bis mir zuletzt auch die Tränen in den Augen standen (nein, nicht wegen des Backwettbewerbs, aber mehr wird nicht verraten). Manche mögen es als kitschig empfinden, für mich war es einfach herzzerreißend schön.

Mit gehypten Büchern ist es ja immer so eine Sache… Aber bei diesem Buch ist der Hype absolut gerechtfertigt. Für alle die sich an gefühlvollen Geschichten erfreuen: das ist euer Zeichen alles stehen und liegen zu lassen und das Buch zu lesen, sofern ihr es noch nicht getan habt!

Veröffentlicht am 26.01.2024

Tolle Zeitreise mit ruhigem Krimiplot

Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens
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Lucia Specht gehört zu einer ausgewählten Handvoll Frauen, die 1969 eine Ausbildung zur Kriminalbeamtin bei der Düsseldorfer Kripo machen. Dabei muss Sie sich nicht nur gegen ihre männlichen Kollegen behaupten, ...

Lucia Specht gehört zu einer ausgewählten Handvoll Frauen, die 1969 eine Ausbildung zur Kriminalbeamtin bei der Düsseldorfer Kripo machen. Dabei muss Sie sich nicht nur gegen ihre männlichen Kollegen behaupten, sondern auch ihren ersten Mordfall lösen.

Das Buch ist zwar allen voran ein Krimi, aber besticht im Besonderen durch die Atmosphäre, das Setting und das gesamte Drumherum. Vor meinem inneren Auge war alles in einen Sepia-Ton gehüllt und leise singt Scott McKenzie im Hintergrund über San Francisco. Wenn Lucia in die Hippie Welt eintaucht kommt noch der Patchouli Geruch dazu. Dass alleine Worte es schaffen, einen in eine solche Welt zu entführen, finde ich ganz fantastisch. Da macht es auch nichts, dass die Kriminalgeschichte selbst ganz ruhig daherkommt. Für mich hat das sehr gut gepasst.

Lucia ist angenehm, wenn auch in Teilen etwas naiv, aber als emanzipierte Frau über 50 Jahre später, lässt sich das auch leicht sagen. Sie versucht sich durchzusetzen und sich nicht als „Tippse“ abspeisen zu lassen, was Angesicht der Umstände schon ziemlich fortschrittlich ist und sich sicherlich nicht mit der heutigen Zeit vergleichen lässt.
Das einzige, was mich etwas gestört hat, ist die Liebesgeschichte zwischen ihr und Erik. Mal abgesehen davon, dass mir nicht klar war, was dieser Handlungsstrang zur Geschichte beigetragen hat, so war mir Erik auch furchtbar unangenehm und etwas unheimlich. Vielleicht spielt er im folgenden Teil noch eine Rolle und wurde deshalb eingeführt? Da hilft aktuell wohl nur spekulieren…

Eine Leseempfehlung für Krimilfans, die es nicht allzu aufgeregt brauchen und sich gerne einmal auf eine Zeitreise in die Vergangenheit begeben möchten.