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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.01.2024

Rasant und spannend mit fantastischem Setting

Argylle
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„Das Buch aus dem Film“ steht auf dem Buch und klingt erstmal seltsam. „Das Buch zum Film“ kenne ich oder vielleicht auch „Die Romanvorlage zum Film“, aber „…aus dem Film“? Das hat mich neugierig gemacht. ...

„Das Buch aus dem Film“ steht auf dem Buch und klingt erstmal seltsam. „Das Buch zum Film“ kenne ich oder vielleicht auch „Die Romanvorlage zum Film“, aber „…aus dem Film“? Das hat mich neugierig gemacht. Wenn ich recht dahinter gestiegen bin, dann verhält es sich so: es wird ganz bald einen Film geben, in dem sich Elly Conway, eigentlich nur Autorin von Spionagethrillern (sowohl im echten Leben, als auch im Film) selbst auf einmal in der Welt der CIA wiederfindet (wohlgemerkt nur im Film, zumindest soviel wir wissen ;). Und das Buch, das wir hier haben ist einer ihrer Argylle-Romane.

Argylle ist ein moderner James Bond, nur ohne Stil, Frauengeschichten und Wodka Martini. Die Story ist allerdings sehr James Bond. Ein ultimativer Bösewicht möchte die Macht an sich reißen und erwartungsgemäß ist er auch noch Russe. Um ihn aufzuhalten wird ein Agententeam der CIA zusammengestellt, das von Spur zu Spur durch halb Europa zu den schönsten Schauplätzen reist und gleichzeitig auch noch in der europäischen Vergangenheit gräbt.

Die Geschichte ist zudem super rasant. Von Einsatz zu Einsatz vergeht kaum Zeit, man kommt kaum zum Durchatmen, was das Buch enorm spannend macht. Plot und Setting waren für mich wirklich toll gelungen. Nur Argylle selbst bleibt hinter meinen Erwartungen zurück. Ja, er ist clever und hat ein paar sehr gute Ideen, aber mir fehlt hier das herausstechende Alleinstellungsmerkmal.

Abgesehen von diesem letzten Punkt ist es ein super gelungener Spionagethriller, der alles hat, was es braucht für ein spannendes Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 15.01.2024

Country Musik meets Teeniefilm (oder so ähnlich)…

Run, Rose, Run - Eine Nacht in Nashville
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AnnieLee will Country Sängerin werden und gleichzeitig ihr altes Leben hinter sich lassen. Sie trampt nach Nashville und versucht, in den Bars der Stadt singend, entdeckt zu werden. Prompt wird auch eine ...

AnnieLee will Country Sängerin werden und gleichzeitig ihr altes Leben hinter sich lassen. Sie trampt nach Nashville und versucht, in den Bars der Stadt singend, entdeckt zu werden. Prompt wird auch eine bekannte Countrysängerin auf sie aufmerksam.

Erinnert dich an Coyote Ugly? Ja, mich auch. Nur halt mit Country Musik. AnnieLee bleibt leider etwas oberflächlich, sie vertraut sich niemandem an und erst ganz zum Schluss erfahren wir wovon sie wegrennt. Für mich vom Plot her einfach ein schlechter Teeniefilm.

Ich finde Dolly Parton ist eine beeindruckende Frau, weshalb ich auf das Buch aufmerksam geworden bin. Wer Country Fan ist, der wird hier ganz sicher auf seine Kosten kommen. Es gibt ein passendes Album von Dolly Parton (das auch Run Rose Run, wie das Buch, heißt) was ich eine wundervolle Idee und sehr clever finde. So kann man mit der Musik in die Welt von AnnieLee und Ruthanna eintauchen und bekommt zu 100% dieses Südstaaten-Country-Feeling. Das tröstet ein wenig über die eher flache Geschichte hinweg.

Eine breite Empfehlung kann ich daher nicht wirklich aussprechen. Es ist sicherlich eher ein special interest Buch, was man aber aufgrund der Co-Autorschaft von James Patterson vielleicht nicht unbedingt vermutet hätte.

Veröffentlicht am 15.01.2024

Komisch, tragisch, lustig und gefühlvoll

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
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Kuldesh Shamar, ein Freund von Elizabeths Ehemann Steven und Antiquitätenhändler, gerät an die Falschen und muss wegen eines Drogendeals sterben. Eigentlich hätten die vier Rentner des Donnerstagsmordclubs ...

Kuldesh Shamar, ein Freund von Elizabeths Ehemann Steven und Antiquitätenhändler, gerät an die Falschen und muss wegen eines Drogendeals sterben. Eigentlich hätten die vier Rentner des Donnerstagsmordclubs angesichts der Tatsache, dass Stevens Demenz voranschreitet, Ron und Pauline sich gestritten haben, Joyce an Weihnachen nicht kochen durfte und Ibrahim die Feiertage alleine verbringt, genug mit sich selbst zu tun, doch können sie natürlich nicht anders als zu ermitteln, wer Kuldesh auf dem Gewissen hat.

Dieser Teil der Reihe ist meines Erachtens der Beste. Auch wenn er in Sachen Humor nicht ganz mit dem ersten Teil mithalten kann (was sicherlich daran liegt, dass der Humor damals so ganz neu und anders war, jetzt hat man sich vielleicht schon ein bisschen daran gewöhnt), so ist dieses Buch das tragischste und gefühlvollste. Mit einer Zärtlichkeit und Liebe werden Themen wie Demenz, Einsamkeit im Alter, Trauer und verlorene Liebe, aber auch ganz Aktuelles wie Love Scamming, aufgegriffen. Jeder der Rentner hat sein Päckchen zu tragen und das Leben ist alles andere als sorgenfrei im beschaulichen Coopers Chase. Und dennoch ist das Buch so lebensbejahend und lässt einen gleichzeitig nachdenklich und mit einem Lächeln auf den Lippen zurück.

Der Krimiplot ist solide, auch wenn schnell klar war, wer der Täter ist (ja, selbst für mich). Wenn man die vorigen Teile nicht kennt, könnte man ob der vielen Personen durcheinander kommen, daher bietet es sich nicht als Einstieg an. Wer allerdings die letzten drei Teile mochte, wird diesen hier lieben. Meine uneingeschränkte Empfehlung für alle Donnerstagsmordclub Fans und die, die es werden möchten.

Veröffentlicht am 08.01.2024

Wort- und sprachgewaltig, voller Emotionen - einfach fantastisch

Liebe in Zeiten des Hasses
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Liebe kommt auf unterschiedlichen Sohlen daher. Im Falle der vielen Künstler, Literaten, Politiker, Philosophen und Bohemien, die in diesem Buch ihren Auftritt haben, zumeist eher nicht auf die spießige ...

Liebe kommt auf unterschiedlichen Sohlen daher. Im Falle der vielen Künstler, Literaten, Politiker, Philosophen und Bohemien, die in diesem Buch ihren Auftritt haben, zumeist eher nicht auf die spießige Art. Da wäre der Unterhaltungswert vielleicht auch nicht so hoch. Hier hat fast jeder mehr als eine Liebschaft; neben dem Ehepartner also mindestens mal noch eine Affaire. Dabei wird zwar vor allem geliebt, aber es wird auch gestritten und hintergangen. Das who is who der 20er Jahren findet sich hier wieder und das sind sehr sehr viele. Von Adenauer bis Zelda Fitzgerald, es ist wirklich jeder dabei.

Man könnte zwischenzeitlich etwas den Überblick über die vielen Personen verlieren, hätte man sich zuvor nicht schon in der großartigen Sprache und Erzählweise des Autors verloren. Damit man sich aber eben schnell wieder zurecht findet, gibt es hier und da auch ein paar Erinnerungen und Repetitionen a la „…und was macht eigentlich X und seine Geliebte Y, die sich dann 1932 doch von ihrem Ehemann Z hat scheiden lassen?“ (ja, klingt im Buch 1000 Mal besser!) und damit ist dann auch wieder alles klar.

Inhaltlich tun sich hier einige Abgründe auf. Drogenabhängigkeit, Inzest, es wird wirklich nichts ausgelassen. Manchmal musste ich ob des trockenen Humors lachen, machmal konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Die im Untertitel erwähnten Gefühle prasseln mannigfach beim Lesen auf einen ein und die großartige Sprache tut ihr Übriges um dieses Buch zu etwas ganz Besonderen zu machen. Mein erstes Buch von Florian Illies, aber ganz bestimmt nicht mein letztes!

Veröffentlicht am 07.01.2024

Medizinhistorisch super interessant

Die Formel der Hoffnung
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Dr. Dorothy Horstmann hat ihr Leben der Polio-Forschung gewidmet. Kein einfaches Unterfangen gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner und das auch noch als Frau in der Medizin der 50er Jahre. Bis sie ...

Dr. Dorothy Horstmann hat ihr Leben der Polio-Forschung gewidmet. Kein einfaches Unterfangen gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner und das auch noch als Frau in der Medizin der 50er Jahre. Bis sie von den männlichen Kollegen ernst genommen wird, vergehen viele Jahre und wenn man sich die Geschichte der Erforschung der Kinderlähmung anschaut, taucht sie nur am Rande auf (an der Polio Wall of Fame findet man sie beispielsweise überhaupt nicht) obwohl ihre Entdeckung maßgeblich für die Entwicklung eines Impfstoffes gegen diese Krankheit war. Dorothy steht sicherlich hier stellvertretend für all die Frauen, die in der Geschichte der Naturwissenschaften zu Randnotizen gemacht wurden.

Als Mensch, der Ende der 80er geboren wurde, hab ich von den verheerenden Ausmaßen, die die Kinderlähmung früher hatte nicht mehr viel mitbekommen. Gott sei Dank und vor allem Dank der Impfung! Das Buch zeigt die Schrecken des Virus auf und die große Sorge in der wahrscheinlich alle Eltern Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre waren. Der Weg wie die Forscher damals die Polio-Vakzine entwickelten und mit welchen Fragen und Unbekannten sie es zu tun hatten, ist super interessant. Fast wie ein Medizin-Krimi nur fehlt etwas das Tempo. Dorothy ist als Hauptperson überaus sympathisch und ich habe sie sofort lieb gewonnen. Leider plätschert es in der Mitte des Buches etwas dahin. Lange Zeit kommt Dorothy nicht voran und die Zeit will mit einer Liebesgeschichte überbrückt werden, die etwas fade ist und nicht wirklich in Schwung kommt.

Dennoch ist das Buch überaus empfehlenswert für alle mit Interesse an Medizingeschichte und diejenigen, die die Charité-Reihe gerne mochten. Apropos, in der ARD Serie gab es auch einmal eine Folge, die sich um Polio drehte (mit noch einer herausragende Ärztin: Ingeborg Rapoport)!