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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2024

Fesselnd und authentisch - wirklich großartig!

Hot Mess
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Wenn du gar nichts erwartest und dann kommt einfach mal so ein richtig gutes und so, so wichtiges Buch daher…
Genauso ist es mir mit Hot Mess ergangen! Ich hatte ein wenig Sorge, dass ich zu alt bin für ...

Wenn du gar nichts erwartest und dann kommt einfach mal so ein richtig gutes und so, so wichtiges Buch daher…
Genauso ist es mir mit Hot Mess ergangen! Ich hatte ein wenig Sorge, dass ich zu alt bin für Freundinnen-Drama und dass sich hier eine Netflix-Schnulze zwischen zwei Buchdeckeln versteckt. Und dann kommt alles ganz anders… Ja, es gibt ein bisschen Drama und Freundschaften zerbrechen und man leidet auch mit Lexi, Claire und Joanne mit, aber vor allem ist es eines: das echte Leben! Es wird weder etwas weich gezeichnet, noch völlig überdramatisiert. Wir begleiten drei Frauen dabei wie sie langjährige Freundinnen verlieren, weil das Leben andere Pläne hat oder man sich mit Anfang 30 nun halt auch mal verändert. Doch wie findet man in dieser Lebenssituation eine neue Freundin, einer, der man sich komplett anvertrauen kann? Das Leben dreht sich schließlich auf einmal nicht mehr nur um den heißen Crush, sondern um Jobs, Geldsorgen, Krankheiten und Verantwortung. Nichts, was sich mit einer Tequila-Night lösen lässt… und da hat mich Sophie White zu 1000% abgeholt. Als Mama habe ich mich in so vielen Situationen in Joanne wiedererkannt (und btw: ich hab selten (okay, noch nie) so eine lustige und gleichzeitig authentische Geburtsszene wie hier gelesen) und ich kann mir vorstellen, dass sich hier viele Frauen Anfang/Mitte in einer der Protagonistinnen wiedererkennen.
Es gibt auf der letzten Seite des Buches eine Contentwarnung, die man ernst nehmen sollte. Ich denke soviel kann ich verraten ohne etwas vom Inhalt zu spoilern: psychische Erkrankungen spielen im Laufe des Buches eine zunehmend wichtige Rolle.

Es ist intensiv, es ist authentisch, es ist ein großartiges Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 14.10.2024

Traum oder Realität?

Der längste Schlaf
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Mara bekommt von einem Wildfremden ein altes Herrenhaus in der Provinz geschenkt. Nachdem sie sich durchringen kann diese unerwartete Schenkung anzunehmen, merkt sie schnell, dass dieses Haus wirklich ...

Mara bekommt von einem Wildfremden ein altes Herrenhaus in der Provinz geschenkt. Nachdem sie sich durchringen kann diese unerwartete Schenkung anzunehmen, merkt sie schnell, dass dieses Haus wirklich so besonders ist, wie ihr versprochen wurde. Klingt etwas abgedreht? Das ist noch nicht alles: Mara ist nämlich auch Schlafforscherin, findet aber selbst kaum in den Schlaf, weil sie Angst hat, dass ihre Träume Realität werden könnten, so wie sie es aus ihrer Kindheit kennt und wie es nun auch wieder der Fall zu sein scheint.
Bevor ich jetzt alle von euch verliere, die (so wie ich im übrigen auch!) wenig mit magischen Elementen in Büchern anfangen können: wir haben es hier mit einem tollen Roman zu tun, der immer wieder die Frage aufwirft: was ist Traum und was ist echt? Dabei verwischt die Realität hier und da, ohne, dass es too much wird. Das schöne an Literatur ist ja, dass sie sich auch mal außerhalb der Wirklichkeit bewegen darf. Da Mara, ganz Wissenschaftlerin, immer wieder auch unwirkliche Situationen hinterfragt, driften wir nie zu sehr ab und bleiben die meiste Zeit auf dem Boden der Wahrheit.
Die Frage nach der Realität und welche Motivation hinter der Schenkung steckt ist verpackt in einen sehr spannenden Plot, der selbst mich als überaus gut schlafende Person (ja, gib mir ein Bett und ich schlafe dir sofort weg, einem 3-jährigen Kleinkind, Job und Haushalt sei Dank…) für kurze Zeit um den Schlaf gebracht hat. Getoppt wird das Ganze noch mit interessanten Fakten zum Thema Schlaf und Träumen. Ein richtig tolles Leseerlebnis!
Wer keine Thriller oder ins Fantastische abrutschende Gruselgeschichten mag, sich mit einer spannenden Geschichte wohl aber gerne mal an den Rand der Realität wagen möchte, dem sei dieses Buch sehr empfohlen!

Veröffentlicht am 08.10.2024

Großartige Kombination aus tragischer Lebensgeschichte und Natursetting

Wo die Wölfe sind
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Dieses Buch ist das Richtige für dich, wenn du gerne über Natur und Tiere liest und gleichzeitig nicht die Augen vor der Klimakrise und den Auswirkungen auf unsere Tierwelt verschließen möchtest. Wenn ...

Dieses Buch ist das Richtige für dich, wenn du gerne über Natur und Tiere liest und gleichzeitig nicht die Augen vor der Klimakrise und den Auswirkungen auf unsere Tierwelt verschließen möchtest. Wenn dir Zugvögel von der gleichen Autorin gerne gelesen hast, dann lies dieses hier unbedingt auch noch!
Die beiden Geschichten sind zwar völlig unabhängig voneinander, aber in beiden Büchern geht es jeweils um eine Frau, die mit ihrer Vergangenheit hadert bzw. ein Trauma zu bewältigen hat und ihr altes Leben hinter sich lässt um damit abzuschließen. Gleichzeitig spielen Natur und die Tierwelt, der Klimawandel und die Folgen des menschlichen Handelns für die Tiere eine zentrale Rolle. So nebenbei, während wir einer unglaublich spannenden und psychologisch interessanten Entwicklung der Hauptprotagonistinnen folgen, lernen wir viel über das Verhalten und den Lebensraum der Wölfe. Während Zugvögel dystopische Züge enthält (beispielsweise sind bereits sehr viele Tierarten ausgestorben oder die Fischerei ist verboten, weil es kaum mehr Fische gibt), könnte das Wiederansiedeln der Wölfe in diesem Buch genauso in diesem Moment in Schottland stattfinden.
Man könnte jetzt meckern, dass die Autorin von sich selbst abgeschrieben hat, weil sich die Geschichten in ihrem Grundplot ähneln. Weil aber die Erzählungen so gefühlvoll und tragisch sind und die Beschreibungen der Natur und Tierwelt so intensiv sind, hat mir dieser Punkt überhaupt nichts ausgemacht.
Absolute Leseempfehlung, aber Achtung wenn dich Themen wie Gewalt und Missbrauch triggern!

Veröffentlicht am 08.10.2024

Tragisch und hinreißend, absolut lesenswert!

Zugvögel
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Du liest gerne über Natur und Tiere, möchtest gleichzeitig nicht die Augen vor der Klimakrise und den Auswirkungen auf unsere Tierwelt verschließen und willst trotzdem eine spannende und psychologisch ...

Du liest gerne über Natur und Tiere, möchtest gleichzeitig nicht die Augen vor der Klimakrise und den Auswirkungen auf unsere Tierwelt verschließen und willst trotzdem eine spannende und psychologisch fesselnde Geschichte lesen? Dann ist dieses Buch das Richtige!
Eine Frau, die mit ihrer Vergangenheit hadert bzw. ein Trauma zu bewältigen hat, lässt ihr altes Leben hinter sich und heuert auf einem Schiff an. Die Natur und die Tierwelt, der Klimawandel und die Folgen des menschlichen Handelns für die Tiere spielen eine zentrale Rolle. So lernen wir sehr viel über das Verhalten und den Lebensraum der Küstenseeschwalbe (und anderer titelgebender Zugvögel) während wir gleichzeitig einer unglaublich spannenden und psychologisch interessanten Entwicklung der Hauptprotagonistin folgen. Die Geschichte enthält dystopische Züge (beispielsweise sind bereits sehr viele Tierarten ausgestorben oder die Fischerei ist verboten, weil es kaum mehr Fische gibt) und hält uns klar vor Augen, dass das die nahe Zukunft sein wird, wenn wir unser Handeln nicht ändern und Umweltschutz nicht als höchstes Gut priorisieren.
Absolute Leseempfehlung, aber Achtung wenn dich Themen wie Gewalt und Tod triggern!

Veröffentlicht am 02.10.2024

Gefühlvoll und bewegend

Die seltsamste aller Zahlen
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Heute muss ich mit meiner Buchvorstellung mal ganz anders anfangen. Bei diesem Buch einfach mit dem Inhalt zu Beginn daher zu kommen, fühlt sich einfach nicht richtig an. Dieses Buch öffnet dein Herz, ...

Heute muss ich mit meiner Buchvorstellung mal ganz anders anfangen. Bei diesem Buch einfach mit dem Inhalt zu Beginn daher zu kommen, fühlt sich einfach nicht richtig an. Dieses Buch öffnet dein Herz, lässt dich an das Gute im Menschen glaubt, richtet den Blick auf die kleinen und großen Probleme, mit denen wir es Tag für Tag zu tun haben, schenkt dir Hoffnung und das Wissen nicht alleine zu sein, ermutigt dich für deine Wünsche einzustehen und deine Identität zu finden. Dass wir all dies durch die Geschichte von Jamie, einem 13 jährigen Jungen aus Irland, erfahren, der im Werkunterricht ein Boot baut, fasst in kleinster Weise mit Worten die Gefühle zusammen, die dieses Buch auslöst.

Eigentlich möchte Jamie ja ein Perpetuum mobile bauen (und kein Boot) um seiner Mutter nahe zu sein. Seine einzige Erinnerung an sie ist eine Video-Aufzeichnung, wie sie an einem Schwimmwettbewerb teilnimmt, da Jamies Mutter bei seiner Geburt gestorben ist. Das Schwimmen seiner Mutter auf Repeat ist für ihn eine nicht müde werdende und für immer andauernde Bewegung, die ein Perpetuum mobile verkörpert. Da ein solches Gerät sowohl im echten Leben, als auch in diesem Buch den Hauptsätzen der Thermodynamik widerspricht, wird es also ein Boot. Was an und für sich schon eine erzählwürdige Geschichte ist, würde nicht der Bau selbst zudem noch so vielen Menschen zusammenbringen, von denen jeder einzelne sein ganz eigenes Päckchen zu tragen hat.

Es geht um Außenseiter und Gemeinschaft, um Zusammenhalten und Loslassen, um Lieben und Leben, um Träume und Erwachen. Ein Buch das ganz zurecht 2023 auf der Longlist für den Booker Prize stand und von von mir (so als Nicht Jury-Mitglied oder sonst irgendwie literarisch sonderlich ausgebildeter Kritiker, sondern einfach nur als sehr, sehr Bücher-liebender Mensch) eine uneingeschränkte Leseempfehlung bekommt! Dieses Buch von Elaine Feeney ist das erste, das ins Deutsche übersetzt wurde, ich hoffe sehr es ist nicht das letzte!