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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2023

Lachtränen und Kopfschütteln

Mord & Croissants
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Richard, Brite und ehemaliger Filmhistoriker, führt, seit er arbeitslos wurde, ein Bed&Breakfast im französischen Loiretal. Eines Tages verschwindet ein Gast und die geheimnisvolle Valerié checkt bei ...

Richard, Brite und ehemaliger Filmhistoriker, führt, seit er arbeitslos wurde, ein Bed&Breakfast im französischen Loiretal. Eines Tages verschwindet ein Gast und die geheimnisvolle Valerié checkt bei ihm ein. Ab da geht alles drunter und drüber…

Richard ist absolut liebenswert. Eigentlich möchte er einfach seine Ruhe haben und mit seinen Hühner ein beschauliches Vor-Rentner-Dasein führen. Auf Aussprachen mit seiner (Ex-)Frau, Diskussionen mit seiner Tochter oder anstrengende Gäste hat er einfach keine Lust und das lässt er auch alle spüren. Doch als Valerié in sein Leben tritt und alles auf den Kopf stellt, merkt er schnell, dass so ein bisschen Aufregung seinem Leben ganz gut tut. Zusammen mit Valerié will er herausfinden was mit dem verschwundenen Gast passiert ist. Bei ihm kann man dabei nicht von Ermitteln sprechen, er fällt eher durch Zufall über Hinweise und kommt auch häufig nicht mit den Geistesblitzen von Valerié mit. Damit geht es ihm wie mir. Es war wirklich viel Durcheinander und ich bin auch immer wieder nicht durchgestiegen. Wenn es die Intention des Autors war, dass man sich als Leser durch den verworrenen Plot genauso fühlt wie Richard - Chapeau! Ist gelungen! Das war mir allerdings teilweise ein wenig too much.

Die Art und Weise erinnert ein wenig an den Donnerstagsmordclub. Die Grenzen zwischen „Gut und Böse“ verschwimmen hier auch zunehmend und es gibt wirklich eine Menge schwarzen Humor.
Daher meine Empfehlung an alle Cosy Crime Fans, die insbesondere Freude an Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron oder Judith Potts haben : kocht euch eine Kanne Tee, legt die Shortbread (oder wahlweise die Croissants) bereit und lest das Buch!

Veröffentlicht am 12.12.2023

Unaufgeregt spannend

Das Gemälde
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Theo ist Kunsthistoriker und findet durch Zufall das Gemälde eines Pferdes am Straßenrand. Er findet heraus, dass es sich bei dem Tier um Lexington, eines der berühmtesten Rennpferde des 19. Jahrhunderts ...

Theo ist Kunsthistoriker und findet durch Zufall das Gemälde eines Pferdes am Straßenrand. Er findet heraus, dass es sich bei dem Tier um Lexington, eines der berühmtesten Rennpferde des 19. Jahrhunderts handelt. Zusammen mit der Zoologin Jess begibt er sich auf die Spuren des Bildes. Die Geschichte wechselt dabei von Kapitel zu Kapitel zwischen dem modernen Erzählstrang mit Theo und Jess und mit der Erzählung der Lebensgeschichte von Lexington und seinem Pfleger Jarret. Jarret wird als Sklave immer wieder zusammen mit dem Pferd an neue Besitzer verkauft, dabei zeichnet sich ein detailliertes und auch grausames Bild der Südstaaten der USA um 1850. Man leidet mit Jarret und seht inständig das Jahr 1865 und damit das Ende der Sklaverei und des amerikanischen Bürgerkriegs herbei.

Während in der Erzählung um Theo und Jess zunächst die wissenschaftliche Arbeit der beiden im Fokus steht, rückt auch hier nach und nach der Rassismus immer weiter in den Mittelpunkt und dominiert letztendlich auch diesen Erzählstrang. Das Ende dieses Teiles hat mich doch sehr überrascht und lässt mich tatsächlich mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit zurück. Unweigerlich regt das Buch zum Hinterfragen eigener Handlungen und Gedanken an und stellt unumwunden die Frage danach wie sehr der Rassismus in der heutigen Gesellschaft verwurzelt ist. Jess hält einem dabei als moderne weiße Frau den Spiegel vor.

Die Geschichte selbst wird ganz unaufgeregt erzählt und nimmt nur dadurch sacht Fahrt auf, dass jedes Kapitel mit einem kleinen Cliffhanger endet und man unbedingt weiter lesen muss um wieder anknüpfen zu können. Dadurch fliegt man letztendlich durch die 550 Seiten.

Meine Leseempfehlung für Fans historischer Erzählungen, Pferdeliebhaber und diejenigen, die sich kritisch mit dem Thema Rassismus auseinandersetzen möchten.

Veröffentlicht am 12.12.2023

Fesselnd, intelligent und philosophisch

Treue
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Das Buch beginnt als biografische Erzählung über Benjamin Rask und Schritt für Schritt entwickelt sich eine immer intelligentere Geschichte, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln, schnell eine Sogwirkung ...

Das Buch beginnt als biografische Erzählung über Benjamin Rask und Schritt für Schritt entwickelt sich eine immer intelligentere Geschichte, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln, schnell eine Sogwirkung entfaltet. Es geht vor allem um das Thema Geld, wie man schon vom Cover her vermuten könnte. Rask ist unfassbar reich und selbst der Börsencrash von 1929 und die folgende Depression können seinem Vermögen nichts anhaben. Um der Geschichte folgen zu können muss man nicht sonderlich viel von Handel und Wertpapieren verstehen. Das System wird anschaulich und verständlich erklärt und selbst ich, die wirklich keine Ahnung davon hatte, weiß jetzt was ein Leerverkauf ist.

Wo anfänglich die Börse das Buch thematisch dominiert, tritt nach einer Zeit Benjamins Ehefrau Helen in den Vordergrund. Ihr Geschichte ist ebenso spannend wie die Rasks und dieser Handlungsstrang bringt eine philosophische und poetische Note über die Macht des Geldes hinein.
Interessanterweise kommt dieser erste Teil des Buches komplett ohne wörtliche Rede aus und endet ziemlich abrupt, obwohl das Buch noch lange nicht fertig ist. Wie die folgenden Teile mit der initialen Handlung zusammenhängen, wird erst spät klar. Während ich anfangs noch etwas verwirrt war, fügt sich nach und nach alles auf eine überaus kluge Art zusammen. Das Ende ist fantastisch und auch überraschend; es lohnt sich zu 100% dran zu bleiben.

Eine großartige Geschichte, die ich mit nichts vergleichen kann, was ich bis jetzt gelesen habe und empfehlenswert für alle, die sich gerne auf etwas Neues einlassen und gerne überrascht werden möchten. Meine absolute Leseempfehlung für ein Buch, dass eines Erachtens leider viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt!

Veröffentlicht am 28.11.2023

Spannende Reise in die 20er

Vom Himmel die Sterne
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Sallie Kinkaid wird als Tochter eines (einfluss-)reichen Geschäftsmanns im Virginia Anfang des 20. Jahrhunderts geboren. Ihr Vater, von allen nur „der Duke“ genannt, herrscht defacto über das County und ...

Sallie Kinkaid wird als Tochter eines (einfluss-)reichen Geschäftsmanns im Virginia Anfang des 20. Jahrhunderts geboren. Ihr Vater, von allen nur „der Duke“ genannt, herrscht defacto über das County und macht seine eigenen Gesetze. Sallie lernt früh, dass Männer das Sagen haben und Frauen grundsätzlich weniger Wert sind und schon gar kein Mitspracherecht haben. Doch als nach und nach die Männer in der Familie sterben bleibt es an Sallie und den anderen Frauen der Familie ihr Unternehmen durch die Zeit der Prohibition und einen Bandenkrieg zu steuern.

Ich mochte die Atmosphäre und Erzählweise sehr. Unglaublich viele Bilder sind vor meinem inneren Auge aufgetaucht, eine Mischung aus Vom Winde verweht und Golden Twenties. Sallie ist sympathisch, wenn auch etwas festgefahren. Sie will sich mit allem was sie hat und weiß dem herrschenden Frauenbild zu trotzen. Sie fährt Auto, trägt Hosen und will definitiv nicht heiraten; vor allem sieht sie es aber überhaupt nicht ein sich patriarchalischen Strukturen zu unterwerfen. Letztendlich lavieren sich die Männer im Buch alle irgendwie durch und entziehen sich insbesondere ihrer Verantwortung in dem sie einfach ihre eigenen Gesetze machen. Sallie passt sich daran an, will wie diese Männer sein und übt beispielsweise ebenfalls Selbstjustiz. Mir hätte es besser gefallen, wenn sie sie nicht einfach kopiert hätte, sondern ihren eigenen, vielleicht auch weiblichen, Weg geht.

Nichtsdestotrotz fand ich Setting und Geschichte toll, es war spannend die Familie Kinkaid zu beobachten und in die 20er Jahren einzutauchen. Wie auch schon bei „Alligatoren“ von Deb Spera zeigt sich, dass diese Zeit für Frauen in den USA nicht einfach war. Ein „gutes Haus“ und Geld schützen nicht vor Verachtung, Missbrauch und Unterdrückung. Auch wenn die Grundstimmung positiv ist, so schwingen diese beklemmenden Tatsachen stets mit.

Meine Leseempfehlung für alle Fans von historischen Familienromanen und interessanten Frauenfiguren.

Veröffentlicht am 26.11.2023

Super spannender Reihenauftakt

Spy Coast - Die Spionin
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Maggie, ehemalige CIA Agentin aber mittlerweile in Rente, lebt zurückgezogen an der Ostküste, bis sie, als eine Frauenleiche vor ihrem Haus liegt, ihr früheres Leben einholt. Zusammen mit ihren Freunden ...

Maggie, ehemalige CIA Agentin aber mittlerweile in Rente, lebt zurückgezogen an der Ostküste, bis sie, als eine Frauenleiche vor ihrem Haus liegt, ihr früheres Leben einholt. Zusammen mit ihren Freunden des Martini-Clubs, allesamt auch ehemalige CIA Agenten, muss sie sich auf der Suche nach dem Mörder mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen.

Tess Gerritsen ist hier mal wieder in Höchstform. Der Plot ist durchweg spannend und ich hab mich schwer getan das Buch aus der Hand zu legen. Ich war anfänglich etwas skeptisch, da ermittelnde Rentner ja scheinbar momentan groß in Mode sind (ich erinnere nur an den Donnerstagsmordclub oder Mrs. Judith Potts) und ich etwas Angst hatte, dass sich das Motiv hier stupide wiederholen könnte. PUSTEKUCHEN! Wenn man nicht von vornherein wüsste, dass Maggie und ihre Freunde zur Ü60 Fraktion gehören, man hätte es nicht gemerkt. Und hier haben wir es auch nicht mit einem sachten Cosy Crime zu tun, sondern mit einem wahren Thriller.
Wir springen zwischen der Gegenwart und Ereignissen in der Vergangenheit, die Ausgangspunkt für die gegenwärtigen Vorkommnisse sind. Beide Handlungsstränge sind an sich schon spannend, die Kombination aus beiden multipliziert die Spannung noch zusätzlich.

Die Autorin erzählt im Nachwort, dass die Romanidee geboren wurde, als sie und ihr Mann herausfanden, dass sie selbst in einem Ort wohnen, in dem einige ehemalige CIA Mitarbeiter ihren Lebensabend verbringen; das Leben selbst schreibt doch irgendwie die interessantesten Geschichten! Ich könnte mir vorstellen und würde mir wünschen, dass wir in den folgenden Teilen mehr über die anderen Spione lernen, insbesondere Ingrids Vergangenheit stelle ich mir ungeheuer interessant vor.

Wenn man das Haar in der Suppe suchen wollen würde, so könnte man anmerken, dass die Auflösung eventuell ein bisschen vorhersehbar war und dass der im Klappentext erwähnt Buchclub, der die Rentner-Freunde verbindet, keine Rolle spielt. Ich wurde dennoch wahnsinnig gut unterhalten und das Buch ist genau das Richtige für einen Lesemarathon an einem regnerischen Wochenende. Von mir gibt es daher eine uneingeschränkte Leseempfehlung!