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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2023

Es ist wieder alles dabei - Gartenwissen, böser Humor und eine Leiche - hervorragend!

Ausgstochen
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Der Klub der grünen Daumen gräbt nicht nur in der Gartenerde, sondern auch Geheimnisse aus : diesmal über den Bürgermeister, der bei der Eröffnung des Weihnachtsmarktes tot unterm Pferdeschlitten liegt. ...

Der Klub der grünen Daumen gräbt nicht nur in der Gartenerde, sondern auch Geheimnisse aus : diesmal über den Bürgermeister, der bei der Eröffnung des Weihnachtsmarktes tot unterm Pferdeschlitten liegt.

Im vierten Teil der Reihe finden wir uns also im Winter im Südburgenland wieder und passend zur Weihnachtszeit hat der Gartenclub auch diesmal allerhand interessante Themen zu Haus und Hof zu bearbeiten (ich werde mich auf jeden Fall mal am Hyazinthen-ziehen versuchen, jetzt habe ich ja eine genaue Anleitung!). Ich weiß immer gar nicht worauf ich mich am meisten freuen soll, dass wir neue Erkenntnisse im Mordfall und über das Opfer erlangen, oder dass sich die grünen Daumen treffen. Das macht die Reihe für mich ganz besonders. Man sollte schon Freude an Pflanzen, Garten und Kochen haben, sonst hat man auch nur halb soviel Spaß beim Lesen.

Wir erfahren außerdem wieder einiges über südburgenländische Bräuche und der Martina Parker Humor trifft einen wieder volle Breitseite. Einerseits habe ich viel gelacht, andererseits sind da ja auch noch die Mordermittlungen. Die Kriminalgeschichte arbeitet nicht nur aktuelle Themen und alltägliche Probleme ab, sondern deckt auch Geheimnisse der Vergangenheit auf, die einen teils etwas beklemmend zurück lassen.

Auch wenn es eine Reihe ist, kann man die Teile einzeln lesen. Unwissenderweise habe ich den dritten Teil als erstes gelesen und habe mich gut zurecht gefunden. Da ihr, einmal angefangen, aber eh alle Teile lesen wollen werdet, fangt einfach mit Zuagroast an, dann habt ihr die richtige Reihenfolge. Meine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle Krimi-, Gartenfans, die sich freuen etwas über das Südburgenland und seine Traditionen zu erfahren.

Veröffentlicht am 18.11.2023

Mitreißende Geschichte über eine Frau auf der Suche nach sich selbst

Ich träumte von einer Bestie
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Fleur Martin stellt sich nach dem Tod ihres Vater ihrer Vergangenheit und reist auf der Suche nach Antworten auf lange unausgesprochene Fragen nach Frankreich. Dort beginnt sie immer tiefer in der Familiengeschichte ...

Fleur Martin stellt sich nach dem Tod ihres Vater ihrer Vergangenheit und reist auf der Suche nach Antworten auf lange unausgesprochene Fragen nach Frankreich. Dort beginnt sie immer tiefer in der Familiengeschichte zu graben und begibt sich dabei auch auf eine Suche nach sich selbst.

Ich hatte zu Beginn Schwierigkeiten in die Geschichte rein zu kommen. Fleurs Handlungen waren für mich einfach nicht nachvollziehbar, auch wenn es von Anfang an klar ist, dass sie ein Trauma daran hindert, anderen Menschen zu vertrauen. Da man aber natürlich unbedingt wissen will, was ihr passiert ist und welches Geheimnis sich hinter dem Bruch mit der väterlichen Familie verbirgt, muss man einfach weiterlesen. Zum Glück! Die Geschichte entwickelt eine richtige Sogwirkung und zieht einen mit in das 18. Jahrhundert, als in Südfrankreich die sog. Bestie von Gévaudan ihr Unwesen trieb und für den Tod von fast 100 Menschen verantwortlich gemacht wurde. Diese Taten entsprechen historischen Tatsachen; wer oder was die Bestie war, darüber wird teilweise noch diskutiert. Es wurden einige Wölfe in groß angelegten Jagden als Bestie erlegt, aber diese Geschichte hier hält eine andere Erklärung der Vorfälle bereit.

Gleichzeitig erfahren wir bei der Recherche Fleurs alles über sie und ihre Familie und damit wird ihr anfängliches Verhalten auch erklär- und nachvollziehbar. Ein wichtiges Thema zieht sich als roter Faden durch das Buch, sowohl in dem modernen als auch in der historischen Teil der Geschichte: der Umgang mit Personen, die nicht gesellschaftlich definierten Normen entsprechen. Des Weiteren zeigt sich wie familiäre Traumata (also solche, die nicht uns selbst, sondern unseren Vorfahren passiert sind) unser heutiges Leben und Verhalten beeinflussen. Das Buch lädt hierbei einfach toll zum Nachdenken und Diskutieren ein und das finde ich fantastisch.

Mir hat nach anfänglichen Startschwierigkeiten das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es sehr gerne weiter an alle, die sich den Dämonen der Vergangenheit stellen möchte und sich gerne von Büchern anregen lassen über Fragen nachzudenken, die man sich vielleicht selbst noch gar nicht gestellt hat.

Veröffentlicht am 14.11.2023

Tolles Setting und tolle Protagonisten

Helle Tage, dunkle Schuld
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Carl wird nach Jahren im Krieg unter Tage wieder in den Polizeidienst aufgenommen. Während die Menschen versuchen irgendwie über die Runden zu kommen und ihre Stadt wieder aufzubauen, kommt es im kriegszerstörten ...

Carl wird nach Jahren im Krieg unter Tage wieder in den Polizeidienst aufgenommen. Während die Menschen versuchen irgendwie über die Runden zu kommen und ihre Stadt wieder aufzubauen, kommt es im kriegszerstörten Essen zu mehreren Morden, auf dessen Spuren Carl in die Kriegsjahre zurückreisen muss und auf seine Jugendliebe Anne trifft.

Die Beschreibungen der Zustände 1948 sind wirklich beklemmend. Es gab viel zu wenig Wohnraum und Lebensmittel, der Schwarzmarkt florierte und der Schrecken der Kriegsjahre ist unvergessen. Die Welt von Carl, Anne und ihren Schwestern ist bewegend beschrieben, was mir wirklich gut gefallen hat. Die Protagonisten sind sympathisch, allen voran Carl ist wirklich liebenswert und auch der Lokalkolorit, der dauerhaft mitschwingt, aber nicht so gewollt daherkommt, ist toll.

Die Kriminalgeschichte hingegen ist anfänglich weniger interessant. Das ändert sich glücklicherweise im Laufe des Buches, sodass durch einige Twists, die zwar nicht völlig überraschend, wohl aber gut gelungen sind, die Story dann doch noch Fahrt aufnimmt und die Geschichte zu einem runden Gesamtbild zusammengefügt wird.

Das Buch ist als Auftakt einer Reihe mit Carl gedacht und das Ende des Buches zeigt einige Punkte auf, an denen die Erzählung toll anknüpfen kann. Auch dass es mit der Einführung der D-Mark wirtschaftlich nun bergauf geht, bietet Platz für allerhand Entwicklungen. Das zeitliche Setting hat mir so gut gefallen, dass ich über die kleinen anfänglichen Schwächen im Krimiplot mehr als gerne hinwegsehe und das Buch sehr gerne weiter empfehle!

Veröffentlicht am 11.11.2023

Guter britischer, atmosphärischer Krimi

Experte in Sachen Mord
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Josephine Tey, Krimiautorin und Autorin des Theaterstücks Richard von Bordeaux, fährt zum Ende der Spielzeit ihres Stückes nach London für die letzten Aufführungen. Auf der Zugfahrt lernt sie Elspeth, ...

Josephine Tey, Krimiautorin und Autorin des Theaterstücks Richard von Bordeaux, fährt zum Ende der Spielzeit ihres Stückes nach London für die letzten Aufführungen. Auf der Zugfahrt lernt sie Elspeth, eine junge Frau und begeisterter Fan von Josephines Theaterstücks, kennen. Doch Elspeth findet, kaum in London angekommen, den Tod und Josephines Freund Archie Penrose, seines Zeichens Inspektor bei Scotland Yard, nimmt die Ermittlungen auf.

Wir haben es hier mit einem ganz klassischen britischen Krimi zu tun. Zunächst werden sehr ausführlich alle beteiligte Personen der Theaterinszenierung eingeführt, die wir dann nach und nach sehr detailliert kennen lernen. Schnell stellt sich heraus, dass ein jeder von ihnen entweder ein Geheimnis mit sich herum trägt oder sich irgendwie verdächtig verhält. Diesen ersten Teil hätte man zugegebenermaßen etwas kürzer halten können, da die eigentliche Handlung hier sehr ausgebremst wird. Die Ermittlung an sich und die schrittweise Auflösung des Whodunnit Plots ist dem entgegengesetzt sehr temporeich. Die beiden Morde (ja, tatsächlich bleibt es nicht bei einem) können Archie und Josephine innerhalb weniger Tage aufklären und das spürt man deutlich bei der Erzählung.

Die Auflösung ist überaus überzeugend. Die Verknüpfung der Personen ist schlüssig und das zugrundeliegende Motiv sehr bewegend. Auch wenn ich mir die ausschweifende Vorstellung der einzelnen Charaktere zu Beginn gestraffter gewünscht hätte, so ist es genau diese, die einerseits diese typische, britische Krimi-Atmosphäre schafft und uns andererseits so tief in die Vergangenheit führt, dass die damals verursachte Trauer und Wut, die sich nun in der Gegenwart Bahn brechen, zum Greifen sind.

Meine Leseempfehlung für alle Liebhaber klassisch britischer und atmosphärischer Krimis.

Veröffentlicht am 03.11.2023

Sehr spannende Geschichte für Kunstinteressierte

Im Schatten der blauen Pferde
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Angelehnt an die reale Suche nach dem verschollenen Turm der blauen Pferde von Franz Marc, forscht in diesem Roman der Kunsthistoriker Max nach dem Verbleib des Gemäldes.

Dabei wechselt die Geschichte ...

Angelehnt an die reale Suche nach dem verschollenen Turm der blauen Pferde von Franz Marc, forscht in diesem Roman der Kunsthistoriker Max nach dem Verbleib des Gemäldes.

Dabei wechselt die Geschichte zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit. Die Verknüpfung ist gut gelungen; das was Max während seiner Recherche in Erfahrung bringt (und aus der Ich-Perspektive wiedergibt) wird in Form eigener Kapitel, bei denen wir in die Vergangenheit zurückspringen und den Weg des Bildes hautnah miterleben, erzählt.

Ich hätte nie gedacht, dass man so sehr mit einem Gemälde mitfiebern kann. Wir lernen viel über den Umgang mit der Kunst im nationalsozialistischen Deutschland und vor allem die Szenen, wie über heutzutage anerkannte und wichtige Künstler, die schlicht und ergreifend ihrer Zeit voraus waren und Kunst neu begriffen und definiert haben, hergezogen wurde, gingen selbst mir, die nun auch nicht all zu viel mit Kunst zu schaffen hat, nahe.
Zwischenzeitlich nimmt die Geschichte sogar richtig Fahrt auf. Man hat das Gefühl, dass der große Durchbruch und das Auffinden des Bildes unmittelbar bevor stehen muss und verschlingt Seite um Seite. Ob Max Erfolg hat? Verrate ich natürlich nicht, aber ich fand das Ende großartig.

Das einzige was mich beim Lesen gestört hat, war die Tatsache, dass die einzelnen Kapitel nicht mit Jahreszahlen und Schauplatz überschrieben waren. Für die gegenwärtige Erzählung nicht relevant, wohl aber für die Vergangenheit. Hier sprechen wir von einem Zeitraum von über 40 Jahren, vom Tode Marcs bis in die Nachkriegszeit und dann kommen auch noch Ortswechsel (München, Berlin, Hollywood, New York) hinzu. Sehr mühsam, wenn man immer erstmal mindestens eine halbe Seite lesen muss, bevor man weiß wo man ist. Aber: man findet sich auch immer wieder zurecht, so ist es nicht.

Mir hat das Buch wahnsinnig gut gefallen, es ist schon eher für den special interest Leser mit Affinität zu Kunstgeschichte und historischen Romanen, die in der Zeit des zweiten Weltkrieges spielen, gedacht, aber wartet dafür mit einer Fülle an Informationen (wusstet ihr, dass sich im Logo der Stanford University ein deutscher Spruch befindet?) und tollen historischen Persönlichkeiten auf. Meine uneingeschränkte Leseempfehlung an alle die auch so gerne Die Erfindung des Lächelns oder die Lennard Lomberg Reihe gelesen haben, wie ich.