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Veröffentlicht am 01.08.2022

Spannender Thriller zum Thema Gewalt

Der Heimweg
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Jules Tannberg sitzt am Begleittelefon, ein Service für Frauen die nachts auf ihrem Heimweg Angst bekommen und eine beruhigende Stimme zur Sicherheit brauchen. Er telefoniert mit Klara, einer verstörten ...

Jules Tannberg sitzt am Begleittelefon, ein Service für Frauen die nachts auf ihrem Heimweg Angst bekommen und eine beruhigende Stimme zur Sicherheit brauchen. Er telefoniert mit Klara, einer verstörten jungen Frau, die auf der Flucht ist, vor ihrem brutalem Ehemann und einem psychotischen Killer, der sie vor einiger Zeit schon einmal überfallen und mit Blut ein Datum an ihre Schlafzimmerwand gemalt hat: Das Datum ihres Todestages, und dieser Tag hat gerade begonnen …
Sebastian Fitzek hat mit „Der Heimweg“ wieder einen spannenden Pageturner geschrieben, den man wegen seiner kurzen Kapitel und den vielen Cliffhangern nur schwer aus der Hand legen kann. Die vielen Wendungen in der Geschichte, bis man nicht mehr weiß, was Wahrheit und was Wahn ist, führen zwar (man möchte bei Fitzek fast sagen: natürlich) dazu, dass die Handlung oftmals sehr überzogen wirkt, aber wie sich am Ende die beim Lesen entstandenen Fragezeichen (meistens) auflösen, ist schon beeindruckend und ist sehr unterhaltsam.
Dieses Mal hat Fitzek sich des Themas „Gewalt“ angenommen, vornehmlich um die Gewalt gegenüber Frauen und in der Familie. Das ist zuweilen schon harte Kost, was Fitzek hier bietet, lässt einen aber auch vielleicht mal über die realen Hintergründe nachdenken. Zum Beispiel, was die Gewalt mit den Opfern macht (und auch mit den Tätern).
Recht nett liest sich auch, Fitzeks kurzes Nachwort zu diesem Roman, warum er immer über Gewalt schreibt

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Toller Debütroman - eine bildgewaltige Beschreibung New Orleans mit Jazz, Korruption und dem Axeman

Höllenjazz in New Orleans
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„Höllenjazz in New Orleans“ beschreibt die Ereignisse um den (realen) Axeman-Mörder, der im Jahr 1919 mehrere vorwiegend italienischstämmige Händler brutal ermordet und sich dabei wie ein Phantom durch ...

„Höllenjazz in New Orleans“ beschreibt die Ereignisse um den (realen) Axeman-Mörder, der im Jahr 1919 mehrere vorwiegend italienischstämmige Händler brutal ermordet und sich dabei wie ein Phantom durch New Orleans bewegt. Die Jagd nach dem Axeman wird dabei aus drei Sichtweisen beschrieben. Zum einen ermittelt Detective Lieutnant Michael Thalbot unterstützt vom jungen Iren Kenny. Thalbot ist wenig beliebt bei seinen Kollegen, nachdem er vor einigen Jahren ihren Kollegen Luca D’Andrea wegen seiner Beziehungen zur Mafia in Gefängnis gebracht hat. Dieser Luca D’Andrea wurde nun gerade aus dem Gefängnis entlassen und soll im Auftrag der Mafia den Axeman suchen. Außerdem stößt die junge Ida Davis, die den undankbaren Job einer Sekretärin bei Pinkertons Detektivagentur hat, auf eine Spur des Axemans, die sie zusammen mit ihrem Freund Louis „Lewis“ Armstrong verfolgt. Alle stoßen am Ende auf den Axeman, jeder auf seine Weise …
Was wie ein Krimi oder Thriller klingt, ist vielmehr ein Roman, denn Ray Celestin schafft es aufbauend auf der realen Mordserie des Axeman im Jahr 1919 ein faszinierendes Bild des frühen New Orleans und seiner vielfältigen Bewohner, Kreolen, Schwarze, Weiße, … entstehen zu lassen. „In New Orleans ist alles anders …“, sagt der Bürgermeister, ein Satz, der heute noch genauso gilt wie damals. Auf jeder Seite spürt man die durch viel Detailwissen angereicherte Atmosphäre dieser besonderen Stadt. Das Vergnügungsviertel Storyville wurde geschlossen, das Gesetz zur Prohibition wurde erlassen und in der Stadt herrschen die Mafia und die Korruption. Dazwischen sind all die Menschen, die nach Abwechslung und Vergnügen suchen, die ihnen besonders der neu entstandene Jazz liefert.
Eigentlich gibt es im ganzen Roman keinen einzigen glücklichen oder zufriedenen Menschen, alle stehen an einem Scheidepunkt in ihrem Leben und die Richtung, die ihr Leben nehmen soll, ist unklar. Dennoch wirkt das Buch oftmals auch erstaunlich positiv. Besonders gut wurde die Figur des jungen Jazz-Trompeters (damals noch mit dem Kornett) Lewis Armstrong mit seinen schwierigen Lebensverhältnissen und seiner Liebe zur Musik, die für ihn aber auch oft harte Arbeit bedeutet, gelungen. Ein oft trauriges, melancholisches Bild, das aber auch immer wieder Hoffnung auf Veränderung mit sich bringt.
Fazit: Der Roman bietet ein spannendes mit vielen historischen Details angereichertes Bild einer faszinierenden Stadt. Sehr gut zu lesen, obwohl eine große Anzahl von Personen auftreten (wobei das vierseitige Personenverzeichnis gut hilft, die Übersicht zu behalten). Auch die zahlreichen historischen Begriffe (von den Po’Boy-Sandwiches bis zum French Market) werden am Ende des Buches in einem Glossar erklärt.
Dieser Auftakt lässt mich mit Sicherheit bald auch zu den weiteren Bänden greifen. Also dann: Auf zum Blues nach Chicago.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Strafe muss sein – schmunzeln und mitfiebern

Frau Morgenstern und das Böse
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„Strafe muss sein“: diese Regel hat Violetta Morgenstern, 59 Jahre und frühpensionierte Grundschullehrerin, von ihrer Mutter gelernt, auch dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer dasselbe sind. Und so ...

„Strafe muss sein“: diese Regel hat Violetta Morgenstern, 59 Jahre und frühpensionierte Grundschullehrerin, von ihrer Mutter gelernt, auch dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer dasselbe sind. Und so führt sie ein ruhiges Leben, kümmert sich um die Bewohner und Bewohnerinnen einer Seniorenresidenz, gibt Deutschunterricht für Immigranten und eliminiert mit viel Phantasie Menschen, die ihre Strafe verdient haben. Leider wird sie beim letzten Mal erwischt, doch sie bekommt vom streng geheimen Schweizer Tell-Ministerium das Angebot, Auftragsmorde auszuführen zum Wohle der Schweiz. Zusammen mit ihrem Ausbilder Miguel Schlunegger kommt sie einer großen Verschwörung auf die Spur. Und was ist, wenn „Strafe muss sein“ auch für Violetta gilt …?

Marcel Huwyler entwickelt vom ersten Satz an ein Sprachfeuerwerk, seine treffsicheren Formulierungen treffen immer den richtigen Ton. Das ist eine erstaunliche Leistung, denn als Leser:in ist man sich eigentlich nie sicher, welches Genre dem Buch zuzuordnen ist. Die Figuren, die Ereignisse, die Handlungen der Figuren wirken (eigentlich) völlig überzeichnet – aber trotzdem kippt die Handlung nie ins Lächerliche oder absolut Unglaubwürdige um, im Gegenteil, der Autor schafft es, alle seine Figuren individuell und mit vielen Ecken und Kanten zu zeichnen, so dass man öfters sich in einem Drama befindet. Keine Figur ist nur Gut oder nur Böse. Ein sprachlich perfekter Dramady-Krimi, der einen mit den Figuren mitfiebern lässt.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Die Bedeutung der Bienen – in der Vergangenheit, in der Gegenwart, in der Zukunft

Die Geschichte der Bienen
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Maja Lunde erzählt im Auftakt-Roman ihres Klima- Quartetts die Geschichte dreier Menschen und ihrer Familien und die Geschichte des Bienensterbens.
Im Jahr 1852 fasst der Biologe und Samenhändler ...

Maja Lunde erzählt im Auftakt-Roman ihres Klima- Quartetts die Geschichte dreier Menschen und ihrer Familien und die Geschichte des Bienensterbens.
Im Jahr 1852 fasst der Biologe und Samenhändler William neuen Lebensmut, als ihm die Idee für einen neuartigen Bienenstock kommt. Ein Projekt, für das er auch seinen einzigen Sohn Edmund begeistern will. Dabei übersieht er in seinem Eifer das Offensichtliche.
Der Honigbauer George hängt mit ganzem Herzen an seinem Hof und seinen Bienen. Er arbeitet hart, damit sein Sohn Tom den Hof weiterführen wird. Doch dieser will lieber Journalist werden. Selbst als 2007 große Teile der Bienenvölker unerklärlicherweise verschwinden, kann er nicht loslassen.
Tao arbeiten 2098 in China als einfache Blütenbestäuberin, denn die Bienen sind lange schon verschwunden und haben das Leben hart und trostlos gemacht. Ihren Sohn versucht sie, Bildung zu vermitteln, damit er es einmal besser haben wird. Doch dann hat ihr Sohn einen mysteriösen Unfall, an dem die Regierung größtes Interesse hat, denn er könnte die Welt verändern.

Maja Lunde versteht es mit ihrer unaufgeregten Sprache, die Geschichte dreier Menschen und ihr Interesse für Bienen zu beschreiben. Auf den drei Zeitebenen bauen sich abwechselnd diese Geschichten auf und entwickeln alle ihre eigene Atmosphäre, ob es das England in der Mitte des 19. Jahrhunderts, unsere realistisch beschriebene Gegenwart auf einer Farm in Ohio oder das Leben in China in einer dystopischen Welt ist. Dabei entwickeln auch die Charaktere große Tiefe. Spannung darf man nicht erwarten, denn in der Tat ist es viel wichtiger, wie man als Leser immer mehr die Bedeutung der Bienengesellschaften für unsere Gesellschaft versteht. Dabei hat sich Maja Lunde einige wichtige Ereignisse aus der Geschichte der Imkerei und des Bienensterbens angenommen, viele historische Daten hinzugefügt und jeweils Geschichten um diese Daten herum erzählt, in der die Personen für die Gemeinschaft der Bienen kämpfen und dabei den Blick für ihre eigene Familiengemeinschaft aus den Augen verlieren. Nach und nach ergibt sich auch ein roter Faden, der die Vergangenheit mit der Gegenwart und der Zukunft eng miteinander verknüpft.
Ein schön geschriebener Roman, der einiges über die Bienen vermittelt, aber noch viel mehr über uns Menschen. Ein Buch, das auch zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

In den Fängen der Sekte

Der böse Hirte
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Inhalt:
Colter Shaw, ein Prämienjäger, verfolgt zwei Jugendliche in die Wälder Oregons. Doch als er beide gestellt hat, passiert das Unglaubliche: einer der beiden Jungen springt lächend in den Tod. Shaw ...

Inhalt:
Colter Shaw, ein Prämienjäger, verfolgt zwei Jugendliche in die Wälder Oregons. Doch als er beide gestellt hat, passiert das Unglaubliche: einer der beiden Jungen springt lächend in den Tod. Shaw will wissen, was dahintersteckt, und landet bei einer Sekte, die eigentlich recht harmlos wirkt.
Zum zweiten Mal schickt Deaver den Prämienjäger Colter Shaw auf die Jagd. Der Band ist auch ohne dass man den ersten Band gelesen hat, gut zu verstehen, auch wenn einigen Ereignisse um Shaws Familie aus dem ersten Band weitergeführt werden. Shaws Familiengeschichte und das Geheimnis, um den Tod seines Vaters machen Shaw zu einem in seinen Handlungen sehr rationalen Menschen, dennoch erscheint dieser recht ruhige Held auch immer wieder sehr mitfühlend und emotional, was ihn sehr sympathisch macht.
Das Erzähltempo ist für Deaver fast schon eher ruhig zu nennen, und auch wenn er nicht völlig darauf verzichtet, so hält er sich mit spektakulären Plot-Twists eher zurück. Dennoch ist die Handlung spannend und emotional, da man mit den Personen stets mitfühlt. Auch schafft es Deaver elegant auf eine zu einfache Schwarz-Weiß-Maleierei beim Thema Sekten zu verzichten.
Insgesamt kann man sagen, dass Deaver mit Colter Shaw wieder eine spannende und lesenswerte neue Thriller-Reihe geschaffen hat, die es mit dem Duo Lincoln Rhyme/Amelia Sachs locker mithalten kann.

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