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Veröffentlicht am 05.05.2021

Fantasy trifft Agatha Christie - faszinierende Unterhaltung

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Stuart Turton hat mit seinem ersten Roman "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle" einen Roman geschrieben, der gut unterhält, aber den Leser auch fordert.

Diese Rezension bespricht das bei Audiobuch erschienene ...

Stuart Turton hat mit seinem ersten Roman "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle" einen Roman geschrieben, der gut unterhält, aber den Leser auch fordert.

Diese Rezension bespricht das bei Audiobuch erschienene Hörbuch, das von Frank Stieren gelesen wird. Und um es kurz zu machen: Frank Stieren macht einen sehr guten Job. Es macht Spaß, ihm zuzuhören, und er schafft es, den vielen und vielschichtigen Charakteren des Buches und ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Worum geht es in dem Roman? Vordergründig ist es ein klassisch, englischer Whodunit-Krimi. Das Krimi-Personal scheint ganz aus einem Krimi von Agatha Christie zu stammen. Auf dem verfallenen Familiensitz der Familie Hardcastle wird ein Maskenball stattfinden, an dessen Ende die Tochter Evelyn Hardcastle sterben wird. Aiden Bishop soll diesen Mord aufklären.

Doch hier hat Stuart Turton einen Plot entwickelt, den ich in dieser Form noch nie gelesen haben. Denn Aiden Bishop ist auf dem Landsitz Blackheath in einer Zeitschleife gefangen. Er wacht im Körper einer der Gäste auf und muss erfahren, dass er dieser Zeitschleife nur entkommen kann, wenn er bis zu Abend, den Mord, der noch passieren wird, aufklärt. Doch dazu hat er nicht nur den einen Tag Zeit, sondern er darf den Tag achtmal in acht verschiedenen Wirten durchleben.

Was folgt, ist ein von Stuart Turton grandios inzeniertes Verwirrspiel, denn Aiden Bishop muss ständig zwischen den Wirten hin- und herspringen und vor allem muss er mit den Charakteren seiner Wirte kämpfen, während er versucht, den Mord aufzuklären.

ich selbst habe großen Respekt vor Stuart Turton, denn er schafft es, in diesem sehr komplexen Plot, die Übersicht zu behalten und die Spannung, bis zum Schluss aufrechtzuhalten. Immer wieder werden neue Details des Mordes gebracht, neue Fragen tauchen auf und am Ende rutscht nach und nach jedes Puzzleteil an seinen Platz.

Noch spannender als die Frage nach dem Mörder ist dann die Frage, warum Aiden Bishop diese Zeitschleife durchleiden muss, und auch hier liefert Stuart Turton eine überrachende Erklärung, die der ganzen Handlung einen fast philosophischen Touch gibt.

Das Hörbuch hat mir sehr großen Spass gemacht, allerdings ist das Werk nichts, was man nebenher hören oder lesen kann. Ich habe immer wieder mal zurückhören müssen, um mich zu vergewissern, ob ich ein Detail noch richtig in Erinnerung habe (Hier ist vielleicht das Buch besser geeignet) . Aber dann zu erkennen, wie sich die Details plötzlich erklären ließen, war ein großer Spass für mich. Am Ende musste ich unbedingt weiter hören, fand es dann aber sehr schade, als das Hörbuch zu Ende war.

Ein großer Pluspunkt ist auch Stuart Turtons Sprache, die zum Beispiel Aiden Bishops Kampf in den fremden Körpern sehr gut und bildhaft beschreibt.

Von mir gibt es eine klare Hör- bzw. Leseempfehlung. Man muss aber wissen, worauf man sich bei diesem Werk einläßt.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Rasanter Thriller, der etwas zu kurz geraten ist.

Dunkle Botschaft: Thriller
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"Dunkle Botschaft" ist der vierte Teil um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz und Kriminalkommisar Florian Kessler. Der Band, auch wenn er gelegentlich auf Julias Vorgeschichte verweist, kann auch ohne ...

"Dunkle Botschaft" ist der vierte Teil um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz und Kriminalkommisar Florian Kessler. Der Band, auch wenn er gelegentlich auf Julias Vorgeschichte verweist, kann auch ohne Kenntnis der ersten Bände gelesen werden.

Die Rechtmedizinerin Julia Schwarz obduziert die Leiche einer jungen Frau, die durch einen Stromschlag in der Badewanne ums Leben kam. Was nach einem Unfall aussieht, entpuppt sich schnell als erster Mord eines Serienkillers. Denn an der Leiche hat der Killer eine rätselhafte Botschaft hinterlassen, die schnell zum nächsten Opfer führt. Und das mörderhafte Spiel geht weiter.

Der Band ist mit seinen ca. 318 Seiten für einen Thriller eher kurz. Dementsprechend entwickelt sich die Jagd nach dem Mörder auch sehr schnell. Catherine Shepherd versteht es die Spannung hoch zu halten und das Rätsel um die Person des Killers bis zum Schluss aufrecht zu halten.

Eindrucksvoll fügt Catherine Shepherd die Vorgeschichte eines Jungen ein, der von seinem Großvater bestialisch gequält wird. Die Gefühle und das Leiden des Jungen sind sehr bedrückend geschildert. Wie diese Geschichte mit den Morden zusammenhängt, bietet Spannung bis zum Schluss.

Bei aller Spannung und bei dem durch den guten Stil schnellen Lesefluss, den das Buch bietet (ein echter Pageturner, der es oft schwer macht, das Buch auch mal zur Seite zu legen), hat das Buch für mich auch einige Mängel: Ein kleiner Mangel ist das Cover, das zwar sehr gut aussieht, aber keinen wirklichen Bezug zum Buch hat und mich daher etwas ratlos zurückgelassen hat. Dem Buch merkt man allerdings seine Kürze an. Ich weiß nicht, warum Cathrine Shepherd einige Szenen, besonders den Schluss nicht ausführlicher geschrieben hat (hatte sie einen knappen Abgabetermin?), denn so wirken einige unvollständig und nicht immer schlüssig. Manche Schlussfolgerungen der Ermittler kommen dann auch sehr plötzlich und fast schon überraschend. Vor allem das Ende ist zu knapp ausgefallen. Catherine Shepherd kann das besser. Da hat mir ihr Thriller "Der Blütenjäger" besser gefallen.

Alles im allen aber ein sehr solider und spannender Thriller, den man gut weglesen kann und der einen gut unterhält. Vermutlich wird es nicht das letzte Buch gewesen sein, das ich von Catherine Shepherd lesen werde.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Rasant und spannend - ein Fitzek nach bewährtem Rezept

Das Geschenk
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Milan Berg ist Analphabet und hat seine Methoden gefunden, dies vor seiner Umgebung zu verheimlichen. Als er eines Tages an einer Ampel steht, sieht er im Auto neben sich ein völlig veränstigtes Mädchen, ...

Milan Berg ist Analphabet und hat seine Methoden gefunden, dies vor seiner Umgebung zu verheimlichen. Als er eines Tages an einer Ampel steht, sieht er im Auto neben sich ein völlig veränstigtes Mädchen, das einen Zettel an die Scheibe hält. Auch wenn Milan den Zettel nicht lesen kann, spürt er, dass das Mädchen in großer Gefahr ist. Zusammen mit seiner Freundin Andra verfolgt er das Mädchen und ihre Entführer. Doch auf der Irrfahrt muss er feststellen, dass ihn mit dem Mädchen mehr verbindet als ihm lieb ist. Denn er muss sich seiner eigenen Vergangenheit stellen, doch manchmal ist Unwissenheit das größte Geschenk auf Erden. Und die Grenze zwischen Gut und Böse ist oft nicht zu erkennen.

Der Titel "Das Geschenk" hat meiner Meinung nach nicht so viel mit der Handlung zu tun. Zwar spielt ein "Geschenk" an zwei Stellen eine Rolle, allerdings wirkt die Bezeichnung "Geschenk" in beiden Fällen eher aufgesetzt. Ich denke hier hatte eher der Werbeeffekt eine Rolle gespielt, denn die Präsentation des Buches als Geschenk wirkt schön (ähnlich wie ja schon bei "Das Paket"), andererseits hat Fitzek ja im Vorfeld damit geworben, eineigen Lesern das Buch persönlich als Geschenk zu überreichen. Netter Werbe-Gag, aber als Titel eher unpassend bzw. aufgesetzt.

Auch in seinem neuen Thriller hält sich Fitzek an sein bewährtes Konzept. In einer schnellen Abfolge jagt er seine Protagonisten von einem Ort zum anderen. Lässt sie viele Entdeckungen machen, nur um sofort wieder neue Fragen aufzuwerfen. Seine Figuren werden dabei ein ums andere Mal an die Grenzen der körperlichen und psychischen Belastbarkeit geführt. Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht der verschiedenen Personen geschrieben, sind kurz und bieten fast immer einen Cliffhanger, so dass man oft schnell weiterlesen kann und will. Entstanden ist wieder mal ein rasanter Thriller, den man schnell wegliest und bei dem man sich gut unterhalten fühlen kann.

Natürlich muss man auch die für Fitzek typischen Abstriche machen, die man als Fitzek-Fan aber auch mal gerne in Kauf nimmt. Die Story ist zwar spannend und bietet viel, manchmal gar zu viel, denn das Thema Analphabetismus, das viele Möglichkeiten bietet, hätte mehr Möglichkeiten geboten. Einzelne Motive haben mich zuweilen auch an andere Fitzek-Thriller erinnert (Splitter, Abgeschnitten) Auch funktioniert die Handlung nur, weil ziemlich viele Zufälle die Handlung am Laufen halten. Auch strapazieren manche Handlungselemente die Glaubwürdigkeit. Doch dies ist man bei Fitzek ja durchaus gewöhnt und verzeiht es durchaus, wenn die Handlung einen mitreißen kann.

Insgesamt eine durch gelungene Fitzek-typische Unterhaltung. Nicht sein bestes Werk, aber mir hat es zwei Tage Spannung geboten.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Politisch brisant - aber nicht immer spannend

Paganinis Fluch
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"Paganinis Fluch" ist der zweite Band des Autorenduos Alexander und Alexandra Ahndoril aka Lars Kepler um den finnischstämmigen Kriminalkommisar Joona Linna von der Landeskriminalpolizei in Stockholm.

Zwei ...

"Paganinis Fluch" ist der zweite Band des Autorenduos Alexander und Alexandra Ahndoril aka Lars Kepler um den finnischstämmigen Kriminalkommisar Joona Linna von der Landeskriminalpolizei in Stockholm.

Zwei Todesfälle, die dem ersten Anschein nach keinen Bezug zueinander haben, lassen die Polizei rätseln: eine junge Frau Viola, die scheinbar an Bord eines Schiffes ertrunken ist und der anscheinend vorgetäuschte Selbstmord des Vorsitzenden der schwedischen Waffenkontrollbehörde Carl Palmcrona. Während die Polizei noch rätselt, scheint Joona Linna mit der Gabe gesegnet zu sein, den wahren Ablauf der Ereignisse mittels seiner Vorstellungskraft sofort zu lösen.

Was nun folgt, ist eine Jagd eines (anscheinend allwissenden) Auftragskiller auf Violas Schwester Penelope Lopez und ihren Freund Björn, denn natürlich findet Joona Linna eine Verbindung dieser beiden zu dem Tod Carl Palmcronas. Auch das Polizeigewahrsam, in das Penelope kommt, hindert den Killer nicht, sie weiter zu jagen, wobei ich mich frage, woher der Killler den neuen geheimen Aufentalsort kennt. Die Zahl der Todesopfer, die diese Jagd fordert, ist dabei beachtlich.

In der zweiten Hälfte nun rückt Palcronas Nachfolger Axel Riessen ins Zentrum, der schnellstmöglich eine Waffenausfuhr nach Afrika genehmigen soll,wozu Palmcrona nicht mehr gekommen ist. Da dies ein äußerst schändliches Millionengeschäft ist, ist der Hintermann auch entsprechend skrupelos, wenn er Axel Riessen zu seiner Unterschrift drängen will.

Die Story um einen illegalen Waffenhandel verspricht viel Stoff für spannende Unterhaltung und ist auch sehr aktuell. Leider weichen Lars Kepler ständig auf Nebenschauplätze aus und ziehen die Handlung so in die Länge. Ist schon die Jagd auf Penelope Lopez sehr lang geraten, so wendet nach ihrem Ende die Handlung sich dann ziemlich abrupt nun vollends Axel Riessen zu. Dieser ist eine interessante Person, vor allem weil er versucht, in diesem Dschungel von Waffenhandel integer zu bleiben. Aber Lars Kepler statten ihn mit einer Hintergrundgeschichte aus, die an den Haaren herbeigezogen wirkt und auch wenig zur Handlung beiträgt und damit von dem Waffenhandel ablenkt. Der große Showdown schließlich auf einer Yacht ist wieder sehr lang geraten und auch hier ist der Kollateralschaden immens. Schade, denn so fängt die eigentlich spannende Geschichte an, einen immer wieder zu langweilen.

Schließlich noch der Titel. Was die Wespe auf dem Cover über das Buch vermitteln soll, bleibt mir verschlossen. Auch ist der Bezug des Titels mit dem großen Namen Paganini eher aufgesetzt. Denn einerseits ist Axel Riessen ein genialer (ehemaliger) Geigen-Virtuose mit einem diesbezüglichen Trauma, der aber mit seiner musikalischen Genialität einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Falls beitragen kann (diese Idee hat mir sehr gut gefallen), andererseits war der Haupttäter mit einer mittlerweile verstorbenen Stargeigerin verheiratet, so dass er mit einer wertvollen Sammlung berühmter Geigen und einem leidlich begabten geigenspielenden Sohn aufwarten kann. Zudem nennt dieser seine per Handschlag abgeschlossenen Verträge "Paganini-Verträge", warum hat sich mir nicht erschlossen, denn dabei handelt sich nur um das Bösewicht-typische "Mach, was ich sage, oder du wirst deinen schlimmsten Albtraum erleben."

Eine Geschichte, mit viel Potential, auf das Lars Kepler sich hätten konzentrieren sollen. So bleibt leider nur eine streckenweise spannende Geschichte zu einem wichtigen Thema übrig , die öfters dieses Thema aus den Augen verliert und auch zuweilen langweilt und mir öfters ein Kopfschütteln hervorgelockt hat.

Positiv beim Hörbuch möchte ich den Sprecher Wolfram Koch hervorheben, der das Hörbuch gut gestaltet. Auch die zwischen den Kapitel kurz eingespielte Paganini-Musik passt durchaus gut dazu.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Traditionelle englische Weihnachten - von Stuart MacBride mörderisch interpretiert

Zwölf tödliche Gaben
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Die Tage vor Weihnachten im schottischen Oldcastle sind nichts für schwache Nerven, denn dort scheinen vor allem Gangsterbosse, Kleinkriminelle und Leute, die für ihre Ziele über Leichen gehen, zu wohnen.

Stuart ...

Die Tage vor Weihnachten im schottischen Oldcastle sind nichts für schwache Nerven, denn dort scheinen vor allem Gangsterbosse, Kleinkriminelle und Leute, die für ihre Ziele über Leichen gehen, zu wohnen.

Stuart MacBride lässt in zwölf Kurzgeschichten eben diese Leute aufeinandertreffen und das geht niemals gut aus. Dass dieses kleine Bändchen (159 Seiten) aber mehr als eine Sammlung von 12 Geschichten ist, ist die große Stärke des Buches. Denn die Geschichten bilden fast so etwas wie einen Oldcastle-Zyklus, denn immer wieder tauchen in den Geschichten Personen und Motive auf, die wir schon aus vorherigen Geschichten kennen, zum anderen benutzt Stuart MacBride das alte traditionelle englische Weihnachtgedicht "The twelve days of Christmas" als roten Faden, das am Anfang des Bandes auch abgedruckt ist. Die in den zwölf Strophen des Gedichts genannten Geschenke werden von Stuart MacBride auf seine ganz eigene Art gedeutet und führen zu Diebstahl, Mord und Missbrauch und an so verschiedene Orte wie ein Nobelrestaurant, eine Villa, die Zentrale eine Sex-Hotline und eine Leichenhalle.

Für mich war das Bändchen dieses Jahr mein persönlicher Adventskalender, der mich sehr gut unterhalten hat. Lediglich die teilweise sehr deftige Brutalität hat mich etwas gestört, auch wenn sie nie wirklich unpassend war.

Interessant war für mich dann aber auch, wie bekannt dieses (schon sehr alte) Gedicht ist und dass es eine sehr bekannte musikalische Interpretation (einschließlich einiger Parodien gibt), z.B. auch von John Denver mit den Muppets: https://youtu.be/8ygW5hLgnn4.

Im dem Sinne wünsche ich allen eine besinnliche und friedvolle Weihnachtszeit.

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