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Veröffentlicht am 04.05.2021

Spannende Fortsetzung um Tom Babylon

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Der Mauerfall wirft lange Schatten
„I love You all“ ruft der gefeierte Rockstar Brad Galloway seinen 22.000 Fans in der Berliner Waldbühne zu. Plötzlich tritt eine unbekannte Frau ins Scheinwerferlicht ...

Der Mauerfall wirft lange Schatten
„I love You all“ ruft der gefeierte Rockstar Brad Galloway seinen 22.000 Fans in der Berliner Waldbühne zu. Plötzlich tritt eine unbekannte Frau ins Scheinwerferlicht und überreicht ihm einen mysteriösen Umschlag. Am nächsten Abend wird Galloways ausgeblutete Leiche ans Bett gefesselt im Gästehaus der Polizei gefunden. LKA-Ermittler Tom Babylon wird zum Tatort gerufen und fahndet gemeinsam mit der Psychologin Sita Johanns nach der unbekannten Frau. Die Spur führt 30 Jahre zurück – zu einer heimtückischen Kindesentführung mit dem Decknamen „Hornisse“ – und zu einer Frau, die zwischen zwei Männern stand. Beide waren bereit zu töten. Einer sinnt noch heute auf Rache. Und das kann Tom Babylon alles kosten, was er liebt. (Verlagsinfo)
Marc Raabe setzt in dem dritten Band um dem Ermittler Tom Babylon die Ereignisse der beiden Vorgänger fort (die man besser vorher gelesen haben sollte). Die Ermittlungen eines brutalen Mordes bringen Tom Babylon und seine Familie in tödliche Gefahr und bringen einige Geheimnisse ans Licht. Nachdem im Vorgängerband Sita Johanns Vergangenheit im Mittelpunkt stand, sind es dieses Mal Toms Eltern, deren Vergangenheit einen Schatten auf die aktuellen Ereignisse werfen. Nachdem Toms Vater im zweiten Band für einen Cliffhanger sorgte, steht sein Verhältnis zu Tom hier im Zentrum.
Die verschiedenen Handlungsstränge sind spannend und werden am Ende geschickt wieder miteinander verwoben. Vielleicht sind die vielen Zusammenhänge, die zwischen den Personen bestehen, manchmal etwas zu viel, aber Marc Raabe schafft es so, eine spannende rätselhafte Geschichte zu erzählen. Einige Fragen werden aufgelöst, doch gerade der Handlungsstrang um das Verschwinden von Toms Schwester Viola wird nur wenig weitergeführt und wartet am Ende mit einem erneuten Cliffhanger auf, der einen gespannt auf den vierten band der Reihe warten lässt.
Fazit. Ein wieder spannend zu lesender Thriller, der viele Perspektiven auf Tom, seine Familie und die DDR-Vergangenheit öffnet und einen mit offenen Fragen nach der Fortsetzung verlangen lässt. 4,5 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Du bist Ich und Ich bin Du

Der Junge, der auf einem Esel ritt
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Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens
Der plötzliche Tod seines Vaters reißt Tom aus dem Leben. Im fernen Andalusien führt ihn das Schicksal nach Nepanthé, einem Ort ohne Sorge. Dort beginnt eine Reihe ...

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens
Der plötzliche Tod seines Vaters reißt Tom aus dem Leben. Im fernen Andalusien führt ihn das Schicksal nach Nepanthé, einem Ort ohne Sorge. Dort beginnt eine Reihe von seltsamen Träumen, die Tom den Weg zu sich selbst weisen. Doch „Das Leben ist keine Reise“, so der Untertitel des Buches, und auch wenn sich Tom auf eine Reise durch Spanien begibt, so muss er sich doch eher auf eine Reise durch seine Träume begeben, doch Träume sind nicht immer leicht zu deuten.
Nestor T. Kolee beschreibt Toms Suche nach dem Sinn seines Lebens. Auf seiner Suche reist er zu realen, aber symbolhaften Orten und findet sich in seinen Träumen wieder. Diese beiden parallelen Reisen werden durch die Person des Traumdeuters verbunden, dem Tom immer wieder begegnet und der ihm hilft, seine Träume richtig zu deuten. Dabei werden so unterschiedliche Lebensbereiche wie die eigene Kindheit, Besitz und Verlustangst, Lebensziele und Tod berührt.
Kolee findet auf den knapp 200 Seiten einen guten Ton zwischen mystischen und realen Beschreibungen. In einer ruhigen Sprache findet er viele schöne Bilder, die Toms Suche verdeutlichen. Es werden keine einfachen Antworten oder Lebensweisheiten vermittelt, sondern der Leser muss diese genau wie Tom auf Umwegen und Irrwegen erfahren.
Das Buch bietet viele Einsichten in den Sinn des Lebens, ohne in einen esoterischen oder belehrenden Ton zu verfallen. Man hat das Gefühl, die Erkenntnisse selbst zu erzielen. Die Fülle an Zitaten, die man anführen kann, sind zahllos. Da die Kapitel allerdings keine Überschriften haben, ist es mühsam, noch einmal im Buch zurückzugehen. Und so ist dies ein Buch, das man noch ein zweites Mal lesen sollte. Vielfach gibt es dann Möglichkeiten, Parallelen zum eigenen Leben zu ziehen.
Keine einfache Lektüre, auf die man sich einlassen muss, aber bei der man vieles persönliches mitnehmen kann.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Recht vorhersehbare Story zwischen Berlin und Amanpour

Traumprinz
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Ein typischer Safier – einfach unterhaltsam für zwischendurch
Nellie, eine leidlich erfolgreiche Comic-Zeichnerin, die auf die 30 zugeht, erlebt wieder einmal einen Reinfall mit ihrem „Traumprinzen“. Als ...

Ein typischer Safier – einfach unterhaltsam für zwischendurch
Nellie, eine leidlich erfolgreiche Comic-Zeichnerin, die auf die 30 zugeht, erlebt wieder einmal einen Reinfall mit ihrem „Traumprinzen“. Als ihr eine alte tibetische Lederkladde in die Hände fällt, zeichnet sie ihren perfekten Traumprinzen. Als dieser dann am nächsten Morgen mit Schwert, Dreitagebart (statt Hipsterbart) und Kettenhemd, edel und brutal ehrlich vor ihr steht, machen sie sich auf die Suche nach dem Geheimnis der Kladde. Doch da auch böse Mächte hinter dieser her sind, müssen sie viele Abenteuer bestehen, die in Berlin auf einen Prinzen lauern. Und da ist ja auch noch die Sache mit der Liebe…
David Safier verlässt sich hier auf sein altbewährtes Konzept, so wie er schon Jesus und Shakespeare auf unsere Gegenwart losgelassen hat, muss sich in diesem Buch ein gezeichneter Prinz durch Berlin schlagen. Das Buch lebt dabei vor allem von der Situationskomik, wenn sich zum Beispiel der Prinz völlig prinzenhaft einer Horde Skinheads entgegenstellt. Die Handlung auf der Suche des Geheimnisses der Lederkladde ist meistens unterhaltsam, manche Stellen sind leider etwas in die Länge gezogen. Nellies ständige Vergleiche mit anderen Helden wie Harry Potter oder Katness Aberdeen (sic !) wirken auf Dauer eher nervend, der Vergleich mit Donald Duck bietet dagegen schon fast so etwas wie tiefe Gedanken. Die Frage, was einen echten Helden ausmacht, ist dabei sehr gelungen. Und die Antwort ist nicht unbedingt, dass man sich dem Bösen entgegenstellen muss.
Einen besonderen Reiz bieten die comichaften Illustrationen von Oliver Kurth, die witzig sind und die Handlung trefflich ergänzen.
Auch wenn die Handlung oft sehr vorhersehbar ist und an einigen Stellen etwas platt wirkt, bietet der „Traumprinz“ gute Unterhaltung für einen entspannten Lesetag.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Humorvolle Dystopie einer Welt, auf die wir zusteuern

QualityLand (QualityLand 1)
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Eine voll digitalisierte Welt, wo keiner mehr Kontrolle über seine Daten hat
Peter Arbeitsloser, benannt nach dem Beruf seines Vaters, lebt in Qualityland, alle Daten werden gesammelt, die Menschen werden ...

Eine voll digitalisierte Welt, wo keiner mehr Kontrolle über seine Daten hat
Peter Arbeitsloser, benannt nach dem Beruf seines Vaters, lebt in Qualityland, alle Daten werden gesammelt, die Menschen werden in Level eingeteilt, und das System – das keine Fehler macht – bringt für jeden personalisierte Werbung, den passenden Partner und der Versandhandel bringt einem alles, bevor man weiß, dass man es braucht. Mit anderen Worten alles ist OK, oder besser gesagt am OKsten. Doch als Peter etwas geliefert bekommt, was er nun wirklich nicht will, kommt er ins Grübeln über seine Welt.
Marc-Uwe Kling ist eine humorvolle Dystopie gelungen, die unseren Weg in die vollständige Digitalisierung und das Ausschlachten unserer Daten, um unser Leben zu optimieren, weiterdenkt und dabei durchaus einen wahren Kern trifft.
Die Romanhandlung selbst ist eher einfach gehalten, andere Dystopien wie Orwells „1984“ haben da mehr Tiefgang. Grundsätzlich findet man nicht viele neue Gedanken. Den Reiz liegt dann in der Aktualisierung, denn der weltweit größte Onlinehandel TheShop, der schon vorher weiß, was man benötigt, hat wohl nicht zufällig Ähnlichkeiten mit einem real existierenden Online-Händler. Dennoch unterhält der Roman mit seinem Humor und regt dann durchaus auch mal zum Nachdenken an, ob es nicht eher erschreckend ist, was in Qualityland passiert und ob wir nicht schon selbst in Qualityland leben.
Was mir persönlich gefallen hat, ist die Idee, die Handlung immer wieder mit (Qualityland-)Werbung oder Social-Media Beiträge nebst den dazugehörigen Kommentaren zu unterbrechen (die dann im Buch weiß auf schwarz gedruckt sind). Schon das Impressum bietet etwas zum Schmunzeln .
Insgesamt ein guter, nicht allzu anspruchsvoll geschriebener Roman, der auf humorvolle Art unterhält und zum Nachdenken anstoßen kann, auch wenn er nicht den Tiefgang von Orwell, Huxley oder Bradbury hat.
Dennoch eine Leseempfehlung für einen schönen Lesetag.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Der Abgesang auf den Kriminalroman

Der Richter und sein Henker
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Friedrich Dürrenmatts erster Kriminalroman erschien 1952, doch was vordergründig ein Kriminalroman ist, ist viel tiefgründiger.

Der Polizist Schmied wird ermordet in seinem Auto aufgefunden. Der totkranke ...

Friedrich Dürrenmatts erster Kriminalroman erschien 1952, doch was vordergründig ein Kriminalroman ist, ist viel tiefgründiger.

Der Polizist Schmied wird ermordet in seinem Auto aufgefunden. Der totkranke Kommisär Bärlach soll den Fall untersuchen. Dieser erbittet sich wegen seiner Krankheit den jungen Tschanz als Assistenten. Die Spur führt die beiden schnell zu Gastmann. Gastmann und Bärlach verbindet ein 40 Jahre altes Geheimnis um einen perfide Wette.

Auch wenn es sich augenscheinlich um einen Krimi handelt, bei dem ein Ermittlerpaar versucht, einen Mörder zu überführen, so behandelt der Roman viel eher das Thema Gerechtigkeit und Moral, oder vielmehr, was kann ein Vertreter der Gerechtigkeit machen, wenn ein Täter sich der Gerechtigkeit entzieht. Dabei bricht Dürrenmatt mit den Traditionen des Kriminalromans, so dass man sich am Ende fragt, wer jetzt Täter und wer Opfer ist.

In dem kurzen (ca. 117 Seiten) langen, gut zu lesenden Roman, wird man durch die Mörderjagd gut unterhalten, wird aber auch mit grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz konfrontiert. Ein spannendes Lesevergnügen.

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