Spannende Handlung - blasse Protagonisten
Die Frequenz des TodesEin panischer Notruf geht in der Leitstelle der Berliner Feuerwehr ein: „Hilfe, mein Baby ist weg! Hier ist nur Blut …“. Dann folgen Kampfgeräusche und der Kontakt bricht ab. Oswald Holder vom LKA bittet ...
Ein panischer Notruf geht in der Leitstelle der Berliner Feuerwehr ein: „Hilfe, mein Baby ist weg! Hier ist nur Blut …“. Dann folgen Kampfgeräusche und der Kontakt bricht ab. Oswald Holder vom LKA bittet den akustischen Phonetiker Matthias Hegel, genannt Auris, der wegen Mordverdachts im Gefängnis sitzt, Informationen aus diesem Tonfragment zu ziehen. Doch Hegel verfolgt eigene Pläne, und für diese spannt er die True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge ein. Doch außer den Umständen der Kindesentführung, stellen sich viele Fragen – angefangen damit, warum Oswald gerade Hegel um Hilfe bittet. Und Jula will sich diesmal nicht von Hegel manipulieren lassen, zumal dieser Informationen über ihren Bruder Moritz besitzt.
Nachdem der erste Band mit einem Cliffhanger endete, der viele Fragen offen ließ, spinnt Vincent Kliesch die Geschichte um Jula Ansorge und Matthias Hegel im zweiten Auris-Band weiter, indem er, während Jula und Hegel versuchen, das entführtes Baby zu finden, sparsam neue Informationen zu Julas Bruder Moritz und zu Hegels Vergangenheit aufdeckt. Diese sind zum Teil spannend und manchmal auch überraschend, schaffen es allerdings nicht, wie auch im ersten Band, den beiden Protagonisten wirkliche charakterliche Tiefe zu geben. Gerade Hegel bleibt vor allem eins – geheimnisvoll, aber leider auch unpassend emotionslos und blass. Schade, denn von der Grundidee her ist er spannend angelegt. Seine Ausführungen zur Phonetik und seine Methoden, die dieses Mal einen breiteren Raum einnehmen, sind wirklich interessant. Jula Ansorge, die im ersten Band oft unsympathisch und eigensinnig wirkte, bekommt dieses Mal mehr Charakter. Ihr Beruf als True- Crime-Podcasterin wird immer wieder erwähnt, spielt aber, außer dass sie regelmäßig Sprachnachrichten aufnimmt, selbst wenn sie sich einer unbekannten Gefahr nähert, nur eine untergeordnete Rolle. Dass sie diesmal im Duell mit Hegel Stärke zeigt, gibt der Figur einen guten neuen Zug. Aber auch bei ihr ist noch Luft nach oben.
Die Baby-Entführung, in der Jula mit Hegel ermittelt, ist spannend, allerdings auch an einigen Stellen zu überladen. Das Handeln der Personen ist nicht immer nachvollziehbar. Zudem war mir einiges, was überraschend wirken sollte, schon sehr schnell klar, der entscheidende Twist in der Handlung ist nicht wirklich neu. Spannend zu lesen ist es bestimmt.
Insgesamt besser als der erste Teil, ein gut zu lesender Page-Turner mit einigem noch nicht genutztem Potential. Und der Cliffhanger weist wohl auch schon auf Band 3 hin, in dem das Geheimnis um Julas Bruder, eine Geheimorganisation und vielleicht auch zwei Männer im Mittelpunkt stehen werden.