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Veröffentlicht am 02.11.2024

Ein märchenhaftes Liebesabenteuer mit leichten Schwächen

A thousand heartbeats - Der Ruf des Schicksals
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Die Geschichte von A Thousand Heartbeats von Kiera Cass handelt von Annika und Lennox, zwei Menschen aus verfeindeten Welten, die sich trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft zueinander hingezogen fühlen. ...

Die Geschichte von A Thousand Heartbeats von Kiera Cass handelt von Annika und Lennox, zwei Menschen aus verfeindeten Welten, die sich trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft zueinander hingezogen fühlen. Annika, die Prinzessin von Kadier, steht vor einer arrangierten Ehe, um das Königreich ihres Vaters zu sichern, während Lennox für ein Volk kämpft, das Anspruch auf Kadier erhebt. Die Begegnung der beiden führt zu einem gemeinsamen Schicksal, das sowohl ihr Leben als auch die Zukunft ihrer Völker maßgeblich beeinflusst.

Kiera Cass schreibt in einem sehr leichten und flüssigen Stil, der den Leser einlädt, sich in die Welt von Annika und Lennox zu verlieren. Besonders gelungen ist der Perspektivwechsel zwischen den beiden, der einen guten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelten ermöglicht und den Figuren Nähe verleiht. Die kurzen Kapitel machen das Buch perfekt für „Nur-noch-ein-Kapitel“-Lesegewohnheiten.

Annika wird als mutige und starke Protagonistin dargestellt, jedoch ist sie fast schon zu perfekt, was ihrer Figur etwas Tiefe nimmt. Lennox bringt dagegen mehr Ecken und Kanten mit, was ihn als Charakter vielschichtiger und spannender erscheinen lässt. Insgesamt zeigt die Charakterzeichnung in A Thousand Heartbeats leichte Schwächen: Die Figuren wirken teilweise nicht ganz ausgereift und handeln widersprüchlich. Einige Entscheidungen scheinen weniger auf einer glaubwürdigen Charakterentwicklung zu basieren, sondern sind eher dem Handlungsverlauf geschuldet und wirken dadurch leider etwas unauthentisch.

Die Konflikte zwischen den beiden Völkern, die politischen Intrigen und die Liebesgeschichte zwischen Annika und Lennox sind spannend gestaltet, allerdings wirken einige Szenen etwas flach und zu konstruiert. Die Fantasy-Elemente sind nur spärlich eingestreut, was überraschen mag, aber der Geschichte keinen Abbruch tut.
Insgesamt ist A Thousand Heartbeats jedoch ein unterhaltsames Liebesabenteuer, das sich leicht lesen lässt und eine märchenhafte Romanze mit politischen Konflikten vereint. Die Handlung ist zwar teilweise vorhersehbar, bietet aber dennoch einige überraschende Wendungen und berührende Momente. Trotz der Schwächen ist das Buch eine schöne Lektüre, vor allem für jüngere Erwachsene, die romantische Geschichten mit einem Hauch Fantasy und politischer Spannung mögen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 25.10.2024

Ein berührender Einblick in das Leben mit Autismus

All die kleinen Vogelherzen
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All die kleinen Vogelherzen von Viktoria Lloyd-Barlow ist ein ergreifender Roman, der mit viel Detailtreue die Welt der Protagonistin Sunday beleuchtet. Sunday, die mit Autismus lebt, ist eine ebenso ungewöhnliche ...

All die kleinen Vogelherzen von Viktoria Lloyd-Barlow ist ein ergreifender Roman, der mit viel Detailtreue die Welt der Protagonistin Sunday beleuchtet. Sunday, die mit Autismus lebt, ist eine ebenso ungewöhnliche wie interessante Figur: geschieden, Mutter einer 16-jährigen Tochter und von unverwechselbarer Art. Ihr Alltag ist geprägt von ihren Eigenarten – sie trinkt nur kohlensäurehaltige Getränke, bevorzugt weißes Essen und orientiert sich zur Bewältigung sozialer Interaktionen an einem alten Benimmratgeber für Damen aus den 1950er Jahren. Ihre besondere Art machen sie zu einer einzigartigen und liebenswürdigen Protagonistin, die mich hin und wieder durch ihre teils schroffe Art zum Schmunzeln brachte.

Als die neuen Nachbarn Vita und Rollo einziehen, verändern sie das Leben von Sunday und ihrer Tochter Dolly auf unvorhersehbare Weise. Vitas Charme übt eine besondere Faszination aus, die nach und nach sowohl Sunday als auch ihre Tochter in ihren Bann zieht und im Verlauf der Geschichte weitreichende Folgen hat.

Die Handlung entfaltet sich behutsam und ermöglicht einen tiefen Einblick in Sundays Gedanken- und Gefühlswelt. Meisterhaft lässt die Autorin uns Sundays Beziehungen in der Vergangenheit und Gegenwart reflektieren – zu ihren Eltern, ihrer Schwester, ihrem Ex-Mann, ihrer Tochter und den neuen Nachbarn Vita und Rollo. Man taucht in Sundays Sicht auf ihre täglichen Begegnungen ein und fühlt dabei intensiv mit ihr mit.

Der Schreibstil ist zwar nicht anspruchslos, doch gerade das macht den Roman so eindringlich. Sunday beschreibt oft alltägliche Situationen in einer Weise, die dem Lesenden neue Perspektiven eröffnet und interessante Gedankengänge anstößt. So benötigt man etwas länger für das Buch, doch die Lektüre lohnt sich: Man wird mit einer besonderen Tiefe und emotionalen Bandbreite belohnt, die einen nachhaltig berührt. Kein Wunder, dass dieser Roman 2023 für den englischen Literaturpreis nominiert war.

Lediglich der Epilog konnte mich nicht vollends überzeugen; hier hatte ich einfach etwas anderes erwartet. Tatsächlich wäre das Buch für mich sogar ohne Epilog besser abgerundet gewesen. Dennoch ist All die kleinen Vogelherzen ein rundum gelungenes Werk, das mich bewegt zurückgelassen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2024

Eine Zeitreise ins 16. Jahrhundert

Am Fluss der Zeiten
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Ulrike Renks historischer Roman „Am Fluss der Zeiten“ entführt Lesende in das Jahr 1551 und bietet eine eindrucksvolle und authentische Schilderung des Lebens der „einfachen Menschen“ dieser Epoche. Im ...

Ulrike Renks historischer Roman „Am Fluss der Zeiten“ entführt Lesende in das Jahr 1551 und bietet eine eindrucksvolle und authentische Schilderung des Lebens der „einfachen Menschen“ dieser Epoche. Im Mittelpunkt steht die Protagonistin Elze, eine junge Frau, die mit ihrer Familie auf dem großen Hof Kalmule lebt. Elze ist mutig, weise und warmherzig, doch auch sie muss erfahren, welchen Herausforderungen und welcher Willkür die Menschen als Eigenbehörige in dieser Zeit ausgesetzt sind. Renk verwebt in ihrem Roman historische Fakten und das Alltagsleben der einfachen Menschen gekonnt mit den großen Themen der damaligen Zeit wie Naturgewalten, Krankheiten und die Religionskonflikte zu der Täuferzeit in Münster.
Was diesen Roman besonders auszeichnet, ist die detaillierte und atmosphärische Beschreibung des damaligen Lebens. Es fühlt sich an, als würde man durch ein lebendiges Freilichtmuseum wandeln – die Autorin lässt die historische Kulisse auf eine Weise aufleben, die Lesende in diese Zeit hineinzieht. Allerdings kommt dadurch die Spannung des Romans manchmal etwas zu kurz. Wer durch den Klappentext auf eine packende Abenteuergeschichte hofft, könnte hier etwas enttäuscht sein. „Am Fluss der Zeit“ bietet weniger Spannung, dafür aber eine lehrreiche und interessante Reise in die Vergangenheit.
Der Schreibstil von Renk ist anspruchsvoll, was nicht zuletzt an den vielen Begriffen und Ausdrücken aus der damaligen Zeit liegt. Dies verleiht dem Buch zwar Authentizität, kann den Lesefluss aber auch manchmal bremsen. Glücklicherweise gibt es ein Glossar, das hier sehr hilfreich ist. Zudem gibt es eine Vielzahl von Charakteren und Schauplätzen, die die Handlung bereichern, aber auch eine gewisse Aufmerksamkeit vom Leser fordern.
Es hat mir besonders gut gefallen, wie es der Autorin gelungen ist, die Krisensituationen, mit denen die Menschen im 16. Jahrhundert konfrontiert waren, so eindrucksvoll zu schildern – von Naturkatastrophen über Seuchen bis hin zu den schwierigen Lebensbedingungen unter der Herrschaft. Diese Einblicke in das Leben der Menschen sind besonders greifbar und nachvollziehbar dargestellt.
„Am Fluss der Zeiten“ ist ein lesenswertes Buch für alle, die sich für historische Romane interessieren und einen tieferen Einblick in das Alltagsleben der Menschen im 16. Jahrhundert gewinnen möchten. Trotz kleinerer Längen in der Spannung bietet der Roman eine faszinierende und authentische Zeitreise.

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  • Thema
Veröffentlicht am 14.10.2024

Eine gelungene Märchenstunde

Feenstaub und Enterhaken
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Die Geschichte von „Feenstaub und Enterhaken: Ein Märchen für 1001 Nachmittage" von Jacqueline Weichmann-Fuchs entführt Lesende in eine fesselnde Märchenwelt voller Abenteuer, Magie und überraschender ...

Die Geschichte von „Feenstaub und Enterhaken: Ein Märchen für 1001 Nachmittage" von Jacqueline Weichmann-Fuchs entführt Lesende in eine fesselnde Märchenwelt voller Abenteuer, Magie und überraschender Wendungen. Im Mittelpunkt steht die Fee Seira, die sich entgegen ihrer Bestimmung als Tierfee auf ein Piratenschiff begibt, um ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Dort trifft sie auf den griesgrämigen Piratenkapitän Raven, der mit seinen eigenen Dämonen kämpft und vor einer herausfordernden Aufgabe steht. Was folgt, ist eine spannende Reise voller Action, unerwarteter Wendungen und einer Slow-Burn-Romance.

Bereits nach den ersten Seiten konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm, was das Eintauchen in die Geschichte besonders leicht macht. Trotz der eher geringeren Anzahl an Absätzen, was vielleicht ungewohnt erscheint, wird der Lesefluss dadurch in keiner Weise gestört. Im Gegenteil: Die zahlreichen Dialoge und der Perspektivwechsel zwischen Seira und Raven verleihen der Erzählung eine besondere Lebendigkeit und treiben die Handlung voran. Diese dynamische Erzählweise fesselt und sorgt für eine Nähe zu den beiden Hauptfiguren.

Die beiden Hauptcharaktere wirken durchdacht und vielschichtig: Seira ist mutig, frech und manchmal auch unbeholfen, während Raven mit seinen inneren Konflikten und seiner Vergangenheit kämpft. Wer eine klassische Märchenromanze erwartet, in der die Fee von ihrem Märchenprinzen gerettet wird, wird überrascht sein. Nicht nur einmal ist es Seira, die das Steuer übernimmt und Raven mit ihren kreativen Lösungen aus brenzligen Situationen hilft. Die vertrauten Märchenmotive werden auf kreative Weise neu interpretiert, was der Handlung eine frische und moderne Note verleiht. Neben Abenteuern und einer schönen Liebesgeschichte werden auch große Themen wie Selbstfindung, Familienkonflikte, verpasste Chancen und Suchtprobleme geschickt eingeflochten, wodurch die Geschichte zusätzliche Tiefe gewinnt. Besonders hervorzuheben sind die vielen unerwarteten Wendungen und die Vielfalt der Szenen, die auch mit Hilfe anderer Charaktere mal actiongeladen, mal emotional und humorvoll daherkommen.

Das Buch ist nicht nur eine spannende Abenteuergeschichte, sondern auch ein Märchen für Erwachsene, die sich noch einmal in eine magische Welt träumen wollen. Besonders gefällt mir, wie die Autorin es schafft, mit Liebe zum Detail ein Setting zu kreieren, das zum Träumen, Mitfiebern und Schmunzeln einlädt. Jacqueline Weichmann-Fuchs integriert dabei Elemente und Figuren aus bekannten Märchen und Disney-Filmen, um eine ganz neue Welt zu schaffen. Insgesamt hat mich „Feenstaub und Enterhaken: Ein Märchen für 1001 Nachmittage“ nicht nur gut unterhalten, sondern auch ein wohliges Gefühl hinterlassen. Für mich gehört es definitiv in die Kategorie Wohlfühlbuch, das sich leicht lesen lässt und dennoch berührt. Es war sicher nicht meine letzte Märchenstunde von Jacqueline Weichmann-Fuchs.

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Veröffentlicht am 28.09.2024

Bewegender Roman über ungelebte Leben von Frauen

Die Ungelebten
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Auf den ersten Blick scheint Jennifer Boyard alles erreicht zu haben: Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und leitet erfolgreich eine Plattenfirma in der Schlagerbranche. Doch hinter der makellosen ...

Auf den ersten Blick scheint Jennifer Boyard alles erreicht zu haben: Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und leitet erfolgreich eine Plattenfirma in der Schlagerbranche. Doch hinter der makellosen Fassade wird deutlich, dass ihr Leben von den Entscheidungen und Erwartungen anderer dominiert wird. Als ein Vergewaltigungsvorwurf gegen ihren Vater Bernd, den Gründer der Firma, ans Licht kommt, beginnt diese Fassade zu bröckeln.
Die Ungelebten von Caroline Rosales ist ein bedrückender und eindringlicher Roman, der generationsübergreifende Benachteiligungen von Frauen durch toxische Familienstrukturen, Sexismus, gesellschaftliche Rollenbilder und sexualisierte Gewalt im Musikgeschäft thematisiert.
Rosales' Schreibstil ist zugleich angenehm zu lesen und dabei anspruchsvoll sowie tiefgründig. Obwohl der Roman nicht von vielen Spannungsbögen getragen wird, zieht er die Lesenden dennoch in seinen Bann. Besonders gelungen ist die Darstellung des psychosozialen Umfelds der Protagonistin und wie dieses Jennifers Leben prägt und einschränkt. Vor allem die Figur des Vaters sticht als toxischer, manipulativer Charakter heraus.
Es gelingt der Autorin, eine Protagonistin zu erschaffen, mit der man auf vielschichtige Weise mitfühlt, auch wenn sie nicht immer Sympathie erweckt. Man schwankt zwischen dem Wunsch, sie zu schütteln, ihr eine Schulter zum Ausweinen anzubieten, sie zu bemitleiden, zu schützen und sie zugleich für ihre Entscheidungen zu kritisieren.
Die Ungelebten hat mich tief bewegt und zum Nachdenken angeregt. Obwohl die dargestellten Schicksale extrem wirken, glaube ich, dass viele Frauen zumindest Teile von sich in den Figuren wiederfinden können.

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