Schurkisch, gediegen fies, mit cooler Grundidee
Long Live EvilIch war sehr gespannt auf dieses besondere und wirklich hervorstechend beworbene Werk von der Autorin Sarah Rees Brennan, die ich bisher noch nicht kannte. Long Live Evil ist ihr erster Erwachsenenroman. ...
Ich war sehr gespannt auf dieses besondere und wirklich hervorstechend beworbene Werk von der Autorin Sarah Rees Brennan, die ich bisher noch nicht kannte. Long Live Evil ist ihr erster Erwachsenenroman. Es strahlt uns LeserInnen mit dem opulenten Buch ein sattes kultig, cooles Gesamtpaket an. Von der Grundidee des Buches war ich sofort begeistert und Leigh Bardugo auf dem Cover als Empfehlung zu haben und noch dazu im Innenklappenteil von viel Prominenz gefeiert zu werden, macht natürlich neugierig. Ich finde, allein das kultige, groschenromanartige Cover ist ein echter Hit und die stolzen 589 Seiten liegen gut in den Händen und winken mit einer top Isekaiidee. Cool ist zudem der Spruch der Autorin, dass einen manchmal nur Fantasy vor der Realität retten könne. Da ist viel dran und hat mich angesprochen. Die ersten Seiten lassen einen gleich sehr warm mit der Story werden. Es geht um die schwerst krebskranke Rae und ihre Schwester Alice, die sich sehr lieben. Beide leben inzwischen damit, dass Rae sterben muss, weil es keine Heilung für sie gibt. Rae liegt im Krankenhaus und hat ihr Lieblingsbuch Zeit des Eisens mit dabei, das sie wirklich heiß und innig liebt. Es kommt eine Frau ins Krankenzimmer und macht ihr ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann. Sie darf in Ihr Lieblingsbuch Zeit des Eisens durch eine magische Pforte reisen und als die Figur, die ihr am besten dort in Eyam passt, wieder aufwachen. Die Blume von Leben und Tod wird Raes Chance sein, geheilt in der Realität wieder aufzuwachen. Aber, ob sie das schafft? Rae sagt natürlich ja und schon wacht sie in Zeit des Eisens als die Schurkin Lady Rahela auf, der der kaiserliche Henker am nächsten Tag droht.
Dann gibt es durch all die vielen Seiten, die ich auf jeden Fall als Kunst empfinde, ein wildes Tohuwabohu, in welchem man zunächst tatsächlich sich noch amüsiert und auch mithalten kann. Es flacht dann irgendwann ab in ein Zuviel. Es gibt viele Figuren, die sind bis auf Emer, die sehr Geschmacksache ist, alle ganz imposant. Das auch mehr oder weniger, je nachdem, wo sie sich jeweils hinein oder hinausdrehen bzw. hinausretten müssen. Denn Rae bzw. Lady Rahela hat, ich würde sagen wenig Durchblick, aber einige Portionen wildes Glück und stampft sich so durch die Zeit des Eisens Welt. Das Stampfen von Lady Rahela hat den Nachteil, dass sie und ansteckend dann auch andere Figuren die Geschichte von Zeit des Eisens immer stärker verändern. Sie trifft schnell auf ein paar Figuren, die mehr oder minder quasi Gefährten sind, und schiebt sich durch die Eisenzeit. Sie hat in der Figur Kobra eine Art Zwiekumpel, der, was sein Geheimnis ist, auch aus der Realität in das Buch gereist ist und dort festsitzt. Er lohnt sich als Figur, auch weil er sich im Buch eine eigene goldene Welt erschaffen hat und gefürchtet ist. Es gibt viel Zeug und Geränkel mit dem Kaiser (echt oder nicht echt), mit der Figur Key, Lia und anderen Figuren, das einem Spaß machen kann. Ich empfand es als zu simpel und ehrlich gesagt über weite Teile nervig. Das Buch hat lange Passagen, bei denen man einfach nicht mehr weiter mag. Die Erwartungshaltung, das Rae bzw. Rahela, auch wenn sie nun eine fiese, bösartige Schurkin ist, so ihren Weg macht, die durfte man eigentlich haben, dachte ich mir. Aber sie ist mir immer blasser im Verlauf vorgekommen, während andere immer mehr glänzten. Es hielt mich etwas die kleine Hoffnung auf etwas Romance zwischen Key und Rahela. Das will ich mal so stehen lassen. Am Ende ruft Teil 2. Der Schreibstil wächst mit seinen Aufgaben und Theaterspiel ins kapriziös-sarkastische mit starken Ablandungen überall. Vielleicht ist es auch ein gelungenes Chaos? Am Ende war ich persönlich froh, als es vorbei war. Für mich kein Teil 2 mehr.