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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2019

Ein sehr gelungenes Kinderbuchdebüt!

Ich, Onkel Mike und Plan A
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Leon ist ein echter Kerl. Zumindest bezeichnet er sich als solcher. Was ein richtiger Kerl überhaupt ist? Das ist irgendwie gar nicht so einfach, halt das was sich ein 11-jähriger Junge, welcher in solchen ...

Leon ist ein echter Kerl. Zumindest bezeichnet er sich als solcher. Was ein richtiger Kerl überhaupt ist? Das ist irgendwie gar nicht so einfach, halt das was sich ein 11-jähriger Junge, welcher in solchen Rollenbildern denkt, darunter vorstellt. Als sein Vater den Urlaub mit seinem Sohn absagt, hat Leon keine Lust mehr und reist zu seinem Onkel Mike in die Bergen. Leon hält auch Onkel Mike für einen richtigen Kerl, denn der war ein sehr erfolgreicher Gangsterrapper, doch als Leon bei Onkel Mike eintrifft, wird im schnell klar, dass so ein echter Kerl eben irgendwie doch nicht so der Hammer ist.

Gemeinsam mit Onkel Mike erlebt Leon einen aufregenden Sommer inklusive Schuhbeerdigung, Wasserfallsprüngen und jeder Menge anderen verrückten Erlebnissen. Dabei versucht er seinem Onkel auch gleich noch dabei zu helfen einen neuen Hit zu schreiben. Ob es klappt und warum es gar nicht so leicht ist ein echter Kerl zu sein, erzählt Alice Gabathuler auf eine sehr humorvolle Art. In einer sehr lockeren Sprache und mit witzigen Dialogen erzählt sie die skurrile Geschichte von Leon. Die Sprache ist sehr passend für die Zielgruppe und weder zu leicht noch zu anspruchsvoll. Ein weiterer Pluspunkt ist die Direktheit mit der Gabathuler schreibt. Sie haucht ihren Figuren Leben ein, verleiht ihnen eine eigene Sprechweise und, da kommen wir auch bereits zum wichtigsten Punkt, ihre eigene Denkweise.

Leon ist nun mal einer dieser Jungs, die immer noch in Rollenbilder denken und das Gefühl haben einem gewissen Standard zu entsprechen um als echter Kerl durchzugehen. Diese Kinder gibt es massenhaft und auch wenn man sich wünschen mag, dass es nicht so wäre, ist es daher schon mal logisch, dass Kinderbücher nun mal realitätsnah bleiben dürfen & darum auch Charaktere dabei sein können, die nicht so denken, wie man es sich wünscht. Genauso wie es heute noch Menschen gibt, die «Mädchen», «Behinderter» oder «Schwuler» als Beleidigung verwenden. Nun mag es Argumente geben, dass Kinderbücher ein positives Bild vermitteln sollen und Kinder in ihrer Entwicklungsphase unterstützen sollen. Das verstehe ich grundsätzlich auch. Aber Punkt eins: auch als Kind kann man es bereits dumm finden, wenn jemand «Mädchen» als Beleidigung verwendet oder das Gefühl hat er müsse ein echter Kerl sein. Man darf auch mal Charaktere zeigen, die nicht perfekt sind und eine eingeschränkte Denkweise haben, denn als Kind (zumindest ab einem gewissen Alter!) ist man durchaus in der Lage zu urteilen. Natürlich sieht das aber gerade bei Bilderbüchern oder Vorlesebücher für kleinere Kinder anders aus.

Zweiter Punkt: Alice Gabathuler bricht Rollenbilder und Klischees gerade damit, dass sie Leons Plan ein echter Kerl zu sein, scheitern lässt und beweist, dass auch Mädchen mutig sind und Mike als Echtes-Kerl-Vorbild eben auch nicht wirklich ein schönes Leben hat.

Fazit

Alice Gabathuler beweist mit Ich, Onkel Mike und Plan A, dass sie auch Kinderbücher schreiben kann. Und zwar genauso eigene wie ihre Jugendbücher. Da muss nicht alles perfekt sein, nicht alles der gewünschten Denkweise entsprechen. Es darf Charaktere geben, die politische und gesellschaftlich inkorrekte Aussagen treffen und gleichzeitig bricht Gabathuler diese Klischees auch immer wieder gekonnt, so dass schlussendlich eine Geschichte entsteht, die einerseits wunderbar unterhält und viele verrückte und humorvolle Momente beinhaltet, andererseits aber auch den Leser/die Leserin dazu herausfordert sich darüber Gedanken zu machen, was ein ‘’echter Kerl’’ überhaupt sein soll und wie man dazu steht, wenn jemand ‘’Mädchen’’ als Beleidigung verwendet. So vergebe ich 4,5 von 5 Sterne für dieses Buch, weil es mir sehr gut gefallen hat, ich mich mit dem Thema auseinandersetzen konnte und zum Schluss gekommen bin, dass es nicht nur gesellschaftlich/politisch korrekte Bücher braucht, sondern eben auch die realitätsnahen.

Ich bedanke mich bei BoD für mein Exemplar!

Veröffentlicht am 23.06.2019

Beängstigender Roman - absolut genial

Dry
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Alyssa will eigentlich nur kurz was trinken, doch es kommt kein Wasser mehr aus dem Hahn. Nicht nur bei ihrer Familie zu Hause, sondern in ganz Kalifornien gibt es kein fliessendes Wasser mehr. Massen ...

Alyssa will eigentlich nur kurz was trinken, doch es kommt kein Wasser mehr aus dem Hahn. Nicht nur bei ihrer Familie zu Hause, sondern in ganz Kalifornien gibt es kein fliessendes Wasser mehr. Massen Panik bricht aus. Alle rennen zu Supermärkten und versuchen das letzte bisschen Wasser zu bekommen. Doch was, wenn man nicht weiss, ab wenn Wasser wieder fliesst und auch die letzten Wasservorräte aufgebraucht sind? Was wenn niemand da ist, um einem zu helfen?

Alyssas Eltern gehen weg, um Wasser zu organisieren und Alyssa ist plötzlich alleine mit ihrem kleinen Bruder und ihrem seltsamen Nachbar Kelton, dessen Familie sich schon seit Jahren auf den Weltuntergang vorbereiten.

Ich habe nicht mal 25 Seiten gelesen und schon bin ich von der Geschichte gefesselt gewesen. Das ist keine wirkliche Dystopie, sondern ein Thema, welches schon jetzt ein Problem darstellt. Trinkwasser ist nicht unendlich vorhanden und die Hitzewellen, die letzten Sommer schon ein grosses Problem dargestellt haben, könnten in einigen Jahren dazu führen, dass auch wir nicht mehr genügend Wasser hätten. Ich habe mir das ganze Buch über die Frage gestellt: was würde ich machen? Wie würde ich versuchen zu überleben?

Nebst einer genialen Thematik, welche grossartig umgesetzt worden ist, ist das Buch auch noch grandios gut geschrieben. Die Geschichte wird aus mehreren Sichten erzählt und mit Zwischenszenen ergänzt, welche Situationen zeigen, wie es Menschen nach dem Wasser aus ergeht. So zum Beispiel eine Szene an einem Flughafen, von dem man nicht mehr wegkommt oder einer Moderatorin, welche mit einem Helikopter flieht. Diese Erzählweise macht das Buch gleich noch viel spannender und ich konnte kaum aufhören zu lesen.

Zu den Charakteren kann ich nicht so viel sagen. Sie sind mir alle nicht sonderlich sympathisch gewesen, aber das ist auch überhaupt nicht schlimm. Denn sie alle verkörpern das Verhalten von Menschen in Krisensituationen und wie weit man geht um sich selbst zu schützen.

Einzig und alleine das Ende ist für mich bisschen enttäuschend. Die letzten 5 Seiten haben für mich nicht gestummen und ,mini Spoiler, sind für mich zu Happy End. Das hat irgendwie nicht so gepasst.

Fazit

DRY begeistert mit einer hochaktuellen Thematik, welche dermassen real ist, dass sie mir das ganze Buch über Angst gemacht hat. DRY ist keine Dytsopie, sondern ein Roman, welcher aufzeigt, was aktuell weltweit passiert. Es erinnert mit jeder Seite, wie privilegiert wir leben und wie dankbar wir sein können, dass wir fliessendes Wasser haben. Zudem unterhält das Buch aber auch und hat mich als Leser regelrecht mitgerissen. Neal & Jarrod Shusterman haben ein Buch geschrieben, welches mich noch wochenlang begleiten wird. Und ich vergebe ohne die letzten 5 Seiten (denn die sind für mich nicht brauchbar!) 5 von 5 Sterne für dieses Highlight von Buch und ich kann es euch allen nur ans Herz legen, wenn ihr gerne apokalyptische, realitätsnahe und absolut spannende Bücher mögt!

Ich bedanke mich bei FISCHER Sauerländer für mein Exemplar!

Veröffentlicht am 23.06.2019

Interessantes Jugendbuchdebüt

Passiert es heute? Passiert es jetzt?
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Wolfgang wird in die Jugendpsychiatrie eingeliefert. Warum ist noch nicht ganz klar, aber im Verlauf seines Aufenthalts wird klar, dass er jahrelang unter seinem Vater gelitten hat. Mehr als das. Sein ...

Wolfgang wird in die Jugendpsychiatrie eingeliefert. Warum ist noch nicht ganz klar, aber im Verlauf seines Aufenthalts wird klar, dass er jahrelang unter seinem Vater gelitten hat. Mehr als das. Sein Vater hat die ganze Familie kontrolliert, nach seinen Wünschen geführt und immer mehr von der Aussenwelt abgeschirmt. Traumatische Erlebnisse, komplette Manipulation und eine dauerhafte Angst. Nach und nach baut sich immer mehr Spannung auf, bis es dann passiert. Doch was ist passiert? Das erarbeitet Wolfgang sich gemeinsam mit seinem Psychologen.

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven. Zum einen kommt unser Protagonist Wolfgang zu Wort und erzählt wie er den Alltag in der Psychiatrie erlebt, aber auch seine Erinnerungen an das Erlebte. Zum anderen ein Mädchen aus der Klinik, dessen Rolle mir aber bis am Ende schleierhaft bleibt. Auch wenn ihre Ansicht auf den Verlauf der Dinge durchaus interessant ist. Oder hat sie etwa einen grösseren Part gespielt und ich habe es nicht verstanden? Genauso wie der Bezug zum Gesellschaftsspiel Die Werwölfe von Düsterwaldwohl ein literarischer Trick darstellen soll, ehrlich gesagt aber mehr verwirrt, als zusätzliche Spannung hineinbringt.

Ein tyrannischer Vater und die Folgen daraus stellen die zentralen Themen des Romans dar. Gleichzeitig aber auch das Problem von Armeewaffen in den Händen Falscher Personen. Damit greift Minelli brisante Thematiken auf und verpackt das Ganze in einem Dialog zwischen Protagonist und Psychologe. Wie hätte man verhindern können, dass es so weit gekommen ist? Wie hätte man Wolfgang helfen können?

Fazit

«Passiert es heute? Passiert es jetzt?» ist ein sehr interessantes Jugendbuch, welches in gewissen Punkten zwar fast schon literarisch ist, gleichzeitig aber eine fesselnde, emotionale Familientragödie erzählt und Einblicke in die Psyche eines tyrannisierten Jungen gibt. Michèle Minelli beweist, dass sie auch im Jugendbuch schreiben kann und dass sie vollkommen verdient für den Schweizer Jugendleserpreis Bookstar nominiert ist. Ich vergebe 4 von 5 Sterne und empfehle das Buch allen Fans von psychologischen Spannungsromanen, die einen anspruchsvollen Schreibstil mögen.

Ich danke dem Jungbrunnen Verlag für mein Exemplar!

Veröffentlicht am 23.06.2019

Eine schöne sommerliche Story

DUMPLIN'
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Willowdean ist eine coole Protagonistin & ich mag sie von Beginn an. Sie ist impulsiv, leicht naiv und sehr menschlich. So ist sie zwar selbstbewusst und lässt sich nicht unterkriegen, ist aber wie jeder ...

Willowdean ist eine coole Protagonistin & ich mag sie von Beginn an. Sie ist impulsiv, leicht naiv und sehr menschlich. So ist sie zwar selbstbewusst und lässt sich nicht unterkriegen, ist aber wie jeder Mensch auch manchmal unsicher. Genauso wie sie zwar viele sympathische Momente an den Tag legt, aber eben auch manche, die zeigen, dass sie ebenfalls Fehler macht. Die meisten dieser Fehler scheinen mir ziemlich normal & dadurch habe ich sie eigentlich noch mehr gemocht, aber dann behandelt sie einen Jungen ziemlich mies & auch wenn ihr das bewusst ist, ändert sie nichts an ihrem verhalten. Das ist für mich dann auch der Teil am Buch, der mich gestört hat. Erstens ist es ein ziemlich unnötiger Handlungsstrang, Will verhält sich mies und dadurch hat mir das Lesen auf diesen Seiten auch nicht ganz so viel Spass bereitet.

Ansonsten finde ich die Geschichte grossartig. Humorvoll, realitätsnah & doch irgendwie abgedreht. Der Schönheitswettbewerb, die erste grosse Liebe, ein Streit mit der besten Freundin & viele spannende Personen werden behandelt. Das Buch ist vielfältig, unterhaltsam & cool geschrieben.
Zudem vermittelt es eine wichtige Botschaft: Schönheit ist was immer wir daraus machen. So wie Will beschliesst, dass sie trotz Übergewicht am Schönheitswettbewerb teilnehmen kann.

Fazit

July Murphy hat mit Dumplin’ ein unterhaltsames Buch geschrieben, mit einer coolen Protagonistin, die trotz einiger Macken, sympathisch ist. Das Buch beweist, dass Schönheit nicht definiert werden kann & jede/r Schönheitskönig/in sein kann, wenn man sich nur selbst schön fühlt.

Aber das Buch zeigt auch, dass niemand perfekt ist und selbst Protagonistinnen, welche sich selbst wünschen, besser behandelt zu werden, andere Menschen eben auch mies behandeln können. Mir hat das lesen grösstenteils sehr viel Spass bereitet, die Message gefällt mir und die Vielfältigkeit der Geschichte finde ich ebenfalls super. Ich vergeb 4,5 von 5 Sterne & freue mich auf mehr Bücher von Julie Murphy.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Man fliegt nur so durch die Seiten

The Ivy Years - Wenn wir vertrauen
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Ich liebe den Schreibstil. Man fliegt nur so durch die Seiten. Das lesen bereitet unglaublich viel Spass. Erotische Szenen sind schön geschrieben und es gefällt mir gut, dass sowohl aus der Sicht von Rafe ...

Ich liebe den Schreibstil. Man fliegt nur so durch die Seiten. Das lesen bereitet unglaublich viel Spass. Erotische Szenen sind schön geschrieben und es gefällt mir gut, dass sowohl aus der Sicht von Rafe als auch aus Bellas Sicht erzählt wird.

Auch die beiden Charaktere haben mir gut gefallen. Bella als selbstbestimmte Frau, die zu ihrem Lebensstil steht. Es ist schrecklich, was ihr widerfährt und gleichzeitig finde ich es unglaublich wichtig, dass solche Themen eben auch angesprochen werden. Ob Bellas Rache dann das Richtige war? Darüber kann man sich streiten.

Rafe ist mir ebenfalls sympathisch, trotz einiger Entscheidungen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Er unterstützt Bella, spielt keine Rolle und steht zu sich selbst.

Es gab den ein oder anderen Punkt, der mich gestört hat. So will Rafe keine One-Night-Stands und plant alles für sein erstes Mal. Doch als seine Freundin ihm dann offenbahrt, dass sie ihn betrogen hat, springt er kurzerhand mit Bella ins Bett. Das hat mich gestört. Warum tut er das? Und natürlich ist er dann auch noch perfekt im Bett. Passt für mich nicht so gut zusammen.

Ebenso hat mich Bella in gewissen Momenten genervt. Sie ist zwar eine Kämpferin, steht für ihre Meinung ein und nimmt kein Blatt vor den Mund. Trotzdem hat es einige Momente gegeben, die für mich so gar nicht mit ihrem Charakter übereinstimmt haben.

Fazit

Dieses Buch hat mich extrem positiv überrascht. Ich habe es sehr gerne gelesen & die beiden Charaktere fand ich sehr interessant & sowieso lobenswert ist die Diversity in diesen Büchern. Trotzdem gab es einige Szenen, in denen ich die Augen verdrehen musste, weil es dermassen konstruiert gewirkt hat. Im Grossen und Ganzen bin ich aber happy, dass ich das Buch gelesen habe. Es ist romantisch, in den richtigen Momenten erotisch und das Lesen macht viel Spass. Ich vergebe 3.5 von 5 Sterne für dieses unterhaltsame Buch. Es hätten durchaus auch 4 von 5 sein können, aber dafür hat mich das ein oder andere Detail dann doch zu sehr gestört.

Ich danke dem LYX-Verlag für mein Exemplar!