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Veröffentlicht am 30.03.2019

Lesenswert, aber Potenzial nicht ausgeschöpft

Goldschatz
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Rezension zu „Goldschatz“ von Ingrid Noll
Der Roman ist von Beginn an vom Schreibstil her angenehm zu lesen. Der Stil ist leicht, aber anders. Man merkt an der Wortwahl der Autorin, dass sie bereits älter ...

Rezension zu „Goldschatz“ von Ingrid Noll
Der Roman ist von Beginn an vom Schreibstil her angenehm zu lesen. Der Stil ist leicht, aber anders. Man merkt an der Wortwahl der Autorin, dass sie bereits älter ist, was aber keinesfalls stört. Im Gegenteil, es macht den Schreibstil besonders.
Die Geschichte insgesamt bietet viel Potential, das nicht vollends ausgeschöpft wird. Es gibt einige Spannungsbögen, wie der Münzen- und der Knochenfund und weitere. Leider werden nicht alle bis zum Ende verfolgt. Mit gefallen offene Enden, aber hier waren es etwas zu viele unbeantwortete Fragen.
Neben spannender Handlungsstränge bilden die Charaktere den Kern der Geschichte.
Da ist zunächst Trixi, deren Mutter das Haus geerbt hat und die es nun bewohnbar machen möchte. Als Hausbesitzerin und Tochter eines gut situierten Unternehmers gibt sie den Ton im Haus an.
Sie hat einen Freund, Henry, der ebenfalls von Beginn an mit im Haus wohnt. Henry versucht von allen am stärksten seinen Konsum einzuschränken (das selbsterklärte Ziel der Freunde) und erinnert auch seine Freunde immer wieder an ihr Vorhaben.
Trixis beste Freundin Saskia zieht ebenfalls direkt mit in das Haus ein. Mit ihren Launen sorgt sie für Wirbel und steht Trixi, nach Henry, am nächsten. Oliver ist der Musiker unter den Freunden. Er ist sympathisch und hilfsbereit und häufig mit seiner A capella Gruppe unterwegs. Wichtig ist auch Gläser, der alte und etwas unheimliche Nachbar der Freunde. Mit seiner kauzigen Art sorgt er für einige interessante Begegnungen und er ist auch insgesamt immer wieder wichtiger Teil der Handlung.
Schnell ist klar, dass so unterschiedliche Charaktere nicht ewig harmonieren können, vor allem nicht, wenn dann noch Geld ins Spiel kommt. Später sorgen noch weitere Figuren für Wirbel, die aber hier unerwähnt bleiben sollen, um nicht die Spannung zu nehmen.
Der Verlauf der Geschichte und damit das sich verändernde Verhalten der Charaktere sorgen dafür, dass auf kurz oder lang keiner so richtig die Sympathie des Lesers erobert. Das ist einerseits schade, da die Figuren den Leser so auch nicht berühren und die Geschehnisse dadurch weniger fesseln, andererseits hat es den Roman aber auch interessant gemacht, weil man die Charaktere alle kritischer betrachtet. Dazu kommt das merkwürdige Verhalten einiger Figuren in Bezug auf einen Knochenfund. So handelt kein vernünftiger Mensch mit Mitte 20. Diese Stelle(n) sind mir zu weit hergeholt.
Am Ende bleibt die Frage danach, was uns die Autorin mit ihrem Roman sagen möchte. Dass Geheimnisse Beziehungen zerstören? Dass die junge Generation es als einen Lifestyle betrachtet sich konsumkritisch zu äußern, es dann aber selber nicht lebt? Dass Geld zu Neid und Missgunst führt und den Charakter und Freundschaften zerstört?
Fazit: Das Buch ist interessant aufgrund der etwas anderen Geschichte und der vielseitigen Figuren, die eben mal nicht die Sympathie des Lesers wecken. Außerdem zeigt die Geschichte einige Abgründe des Menschen auf. Leider fehlt aber auch an einigen Stellen die Spannung und die Figuren handeln längst nicht immer altersgerecht. Das Ende ist rein von der Handlung her gut gewählt, aber es bleibt unklar, was die Autorin nun ausdrücken möchte. Letzteres ist wiederum sehr schade, weil Im Buch viele kritische Aspekte anklingen, aber zum Ende wird keiner so richtig herausgearbeitet.
Wer Ingrid Noll mag, sollte dem Buch eine Chance geben und sich ein eigenes Bild machen. Ich würde auch zu anderen Noll-Büchern greifen, da dies eines ihrer schwächsten Romane sein soll und ich mich davon selbst überzeugen möchte.

Veröffentlicht am 30.03.2019

spannende Geschichte in einzigartiger Atmosphäre

Das schönste Mädchen Havannas
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Rezension zu „Das schönste Mädchen Havannas“ von Susana López Rubio
Mit „Das schönste Mädchen Havannas“ hat Susanna López Rubio einen Roman mit ganz viel Atmosphäre geschaffen. Dies liegt zum einen an ...

Rezension zu „Das schönste Mädchen Havannas“ von Susana López Rubio
Mit „Das schönste Mädchen Havannas“ hat Susanna López Rubio einen Roman mit ganz viel Atmosphäre geschaffen. Dies liegt zum einen an dem schönen Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt, und zum anderen an den vielseitigen Charakteren. Erzählt wird aus zwei Perspektiven, nämlich jenen der zwei Protagonisten Patricio und Gloria. Diese Erzählweise bereichert den Roman, da so das Leben auf Kuba in zwei verschiedenen Gesellschaftsschichten deutlich wird.
Der Beginn des Romans ist für den Leser angenehm. Man kommt zusammen mit Patricio auf Kuba an und lernt damit auch zusammen mit ihm die Insel kennen. Schnell lernt er die guten und schlechten Seiten Kubas kennen. Patricio ist zunächst vom Glück gesegnet. Mit seiner fröhlichen, lustig-charmanten Art findet er eine Anstellung in Kubas größtes Kaufhaus, dem Encanto. Es ist spannend ihn dabei zu begleiten wie er namhafte Größen bedient und natürlich wie er Gloria kennenlernt. Die Verbindung zwischen den beiden ist sofort spürbar. Es könnte alles perfekt laufen, wäre da nicht Glorias Ehemann César, der zu allem Überfluss der größte Mafiaboss auf Kuba ist. Erschreckend sind daher Glorias Berichte über ihr Leben mit César, während man bei Patricio häufiger das schöne Leben auf Luba spürt, auch wenn bei ihm lange nicht alles gut läuft, vor allem, seit das schönste Mädchen Havannas in sein Leben getreten ist. Dazu aber nicht mehr, um nichts an Spannung zu nehmen.
Zu diesen Figuren kommen noch weitere hinzu, die den Roman interessant machen. Da wären zunächst Gúzman und Grescas, Patricios Freunde, die charakterlich sehr unterschiedlich sind, aber die sich immer aufeinander verlassen können und sich hier und da in Unannehmlichkeiten verstricken, um doch immer wieder aufzustehen. Außerdem ist da noch Nely, die sich in Patricio verguckt hat. Nely ist eine liebevolle, geduldige junge Frau, die Patricio sicherlich guttut. Interessant ist an ihr auch, dass sie politisch Interessiert ist und so die Revolution auf Kuba mit thematisiert wird. Dieser Aspekt hätte gerne noch mehr hervortreten dürfen, da er Kuba unwiederbringlich prägt.
Erwähnenswert ist auch Marita, Césars Schwester. Eine unangenehme Frau, die einem, je mehr man sie kennen lernt, nur Leidtun kann. Als Teil der Mafia-Familie kann sie sich dem Einfluss ihres Bruders nicht entziehen und ist auch selbst durchaus gefährlich, zumindest für Gloria, auf die Marita ein Auge haben soll. Gut das Gloria ihre Großmutter hat, die eine Affinität für Aberglaube und Magie durch Kräuter etc. hat. Eine sehr weise und freundliche Frau, die alles in ihrer Macht stehende tut, um Gloria zu unterstützen.
Die Geschichte insgesamt besticht, wie schon gesagt, durch die Atmosphäre und durch die Anziehung zwischen Gloria und Patricio. Der Leser spürt, dass die beiden etwas Besonderes verbindet. Das Gloria mit César einen äußerst gefährlichen Ehemann hat, macht die Geschichte spannend. Man hofft mit Gloria und Patricio, wird enttäuscht, hofft erneut, bis zum Ende des Romans. Insgesamt kann ich nur eine Leseempfehlung aussprechen. Das Buch fasziniert mit einzigartigem Charme und trumpft mit einer spannenden Geschichte auf.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Spannender Folgeband

Glamour Girl 2. Giftige Wahrheit
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Rezension zu „Glamour Girl – Giftige Wahrheit“ von Evelyn Uebach
Mit „Glamour Girl – Giftige Wahrheit“ ist endlich der zweite Band zur Glamour Girl – Reihe erschienen. Für jeden, der Band 1 nichts zeitnah ...

Rezension zu „Glamour Girl – Giftige Wahrheit“ von Evelyn Uebach
Mit „Glamour Girl – Giftige Wahrheit“ ist endlich der zweite Band zur Glamour Girl – Reihe erschienen. Für jeden, der Band 1 nichts zeitnah gelesen hat, lohnt es sich in den Anhang zu sehen. Dort befindet sich ein Personenverzeichnis, welches den Einstieg in den zweiten Band ungemein erleichtert, weil man alle Figuren ganz anders präsent hat.
Der Einstieg insgesamt ist gut gewählt. Der Leser wird direkt mitten ins Geschehen geworfen, gut angeknüpft an das Ende des ersten Bandes. Wie schon der erste Band lässt sich auch dieses Buch schnell und flüssig lesen.
Die Figuren entwickeln sich interessant weiter. Vicky steht nach wie vor im Zentrum des Geschehens. Zu Beginn ist sie etwas anstrengend, später fügt sie sich besser in die Geschichte und verstrickt sich in so allerlei aufgrund ihrer Impulsivität, die wir schon aus dem ersten Band kennen. Interessant ist Clea. Bleibt sie zunächst undurchschaubar, erfährt man im Laufe der Geschichte immer mehr über sie und lernt sie zu verstehen. Evelyn Uebach hat auch in diesem Band wieder interessante Wendungen eingebaut, die hier unerwähnt bleiben sollen, um die Spannung nicht vorwegzunehmen. Toll ist, dass man endlich mehr über verschiedene Figuren wie Cyan und Saya sowie Prisca erfährt. Vor allem Cyan hat mich begeistert. Er ist ein toller Charakter, der auch eine eigene Geschichte verdient hätte.
Da kommt so einiges ans Licht, was die Geschichte spannend macht und je mehr man erfährt, desto mehr Fragen werden aufgeworfen. Evelyn Uebach versteht es durch diese Fragen die Spannung aufrechtzuerhalten und den Leser zu fesseln. Diese Fragen löst sie geschickt nach und nach auf und der Leser kann miterleben, wie verschiedene Figuren an ihren inneren Schranken verzweifeln und sie eventuell überwinden. Wer Band 1 mochte, wird auch am Nachfolger seine Freude haben. Besonders schön ist, dass beide Bände unglaublich spannend sind, aber doch anders. Im ersten Band habe ich wesentlich häufiger gelacht, wegen der kuriosen Gesellschaft und ihrer Sitten und Bräuche, während ich im zweiten Band eine deutlich höhere Spannung wahrgenommen habe. In jedem Fall spreche ich eine Leseempfehlung für diese Reihe aus.

Veröffentlicht am 13.03.2019

Was geschieht, wenn Liebe dazukommt?

Auf dem Wasser treiben
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Rezension zu „Auf dem Wasser treiben“ von Theresa Prammer
„Auf dem Wasser treiben“ ist von Beginn an ein spannendes Buch. Der Schreibstil lässt sich angenehm und flüssig lesen. Die Geschichte wechselt ...

Rezension zu „Auf dem Wasser treiben“ von Theresa Prammer
„Auf dem Wasser treiben“ ist von Beginn an ein spannendes Buch. Der Schreibstil lässt sich angenehm und flüssig lesen. Die Geschichte wechselt zwischen verschiedenen Erzählperspektiven, die die Geschichte schön rund machen. Besonders schön erzählt sind die Gedanken Stefans (einer der drei Geschwister) zum Wasser. Er ist zwar Physiker, aber spricht keinesfalls hochkompliziert über dieses Thema, sondern gut verständlich und fast schon poetisch. Seine Faszination für dieses Element nimmt man ihm von Beginn an ab, obwohl er zu Beginn des Buches gar keinen guten Start hat. Insgesamt wird das Buch durch die drei, charakterlich doch sehr verschiedene, Geschwister bereichert. Stefan ist einer von ihnen. In sich zurückgezogen und schüchtern wünscht man sich von Beginn an, dass er aus sich herauskommt, ist er doch sympathisch und offensichtlich freundlich. Dann ist da Emma, die Schwester in dem Dreiergespann. Emma wirkt nicht nur unzufrieden, sondern richtig unglücklich. Für die Kinderbuchautorin in der Schaffenskrise hofft man, dass sie eben diese Krise überwindet, ebenso wie ihre gescheiterte Ehe. Zuletzt ist da noch Fred. Fred ist der Erfolgstyp, der sein Leben im Griff hat, aber gleichzeitig einen Kontrollzwang zu haben scheint. Außerdem wirkt er überheblich. Von den drei Geschwistern ist er der einzige, der unsympathisch erscheint. Näheres zu den Figuren lasse ich bewusst aus, um nichts vorwegzunehmen.
Im Zentrum der Handlung stehen jedoch nicht nur die Geschwister, sondern alles dreht sich um die Familie im gesamten. Der Vater ist früh abgehauen, als die Kinder noch klein waren. Nun ist ihre Mutter, mittlerweile glücklich neu verheiratet mit einem sehr netten und liebevollen Mann, verschwunden. Die Kinder machen sich auf die Suche und finden dabei nicht nur einiges über ihren Vater heraus, sondern vor allem lernen sie eine Menge über und für sich selbst.
Von Beginn an schafft es Theresa Prammer den Leser zu fesseln. Dies geschieht nicht nur durch die schöne Erzählweise, sondern vor allem durch einige kleine „Schreckmomente“, die die Geschichte lebendig machen.
Die Wassermetaphorik passt prima in die Geschichte. Sie wirkt nicht gekünstelt, sondern ist sowohl durch Anfang und Ende des Romans, als auch durch Stefans Affinität zum Wasser perfekt eingegliedert und sorgt für so einige schöne Zitate.
Fazit: „Auf dem Wasser treiben“ ist ein mitreißender Roman, der zeigt, wie Familien beeinflusst werden, wenn sich etwas Wesentliches verändert (in diesem Fall das Verschwinden des Vaters) und wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen. Gerne mehr davon!

Veröffentlicht am 09.03.2019

Polarisierende Antiheldin

Lola
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Rezension zu „Lola“ von Melissa Scrivner Love
„Lola“ ist ein interessantes Buch. Das liegt vor allem an der vielseitigen Hauptfigur. Lola ist keine gewöhnliche Protagonistin. Sie gehört nicht zu den Guten, ...

Rezension zu „Lola“ von Melissa Scrivner Love
„Lola“ ist ein interessantes Buch. Das liegt vor allem an der vielseitigen Hauptfigur. Lola ist keine gewöhnliche Protagonistin. Sie gehört nicht zu den Guten, ganz im Gegenteil. Als Kopf einer Drogengang befielt sie nicht nur Verbrechen und Gewalt, sondern führt sie auch selber aus. Dennoch ist sie nicht unsympathisch. Mit ihrer mexikanischen Herkunft und ihrer Kindheit in einer der schlimmsten Viertel L.A.s hat man schnell das Gefühl, dass sie nicht nur Täter ist, sondern auch Opfer. Ein Opfer ihrer Herkunft, nicht nur kulturell gesehen, sondern auch familiär. Dass sie von ihrer drogenabhängigen Mutter stark vernachlässigt und von Männern misshandelt wurde, wird dem Leser schnell klar. Die Stärke, die Lola aufbringt, ist daher fast schon bewundernswert, obwohl sie sich hinter ihrer harten Schale versteckt. Lola ist deshalb nicht unsympathisch, weil sie immer wieder zeigt, dass sie ihre Menschlichkeit nicht verloren hat. Ihre Taten rechtfertigt sie rational und für sie logisch, für unsereins sind es allerdings grausame Handlungen. Selbst gegen die eigene Familie richtet sie Gewalt, sofern es ihrer Meinung nach notwendig ist, um ihre Position in der Bande zu erhalten. Und dann zeigt sie sich von einer weichen Seite. Die Sehnsucht nach Familie und Stabilität wird immer wieder deutlich. Ihr Wunsch, die Menschen um sie herum zu beschützen, kreuzt sich mit dem Dilemma, dass sie gleichzeitig als knallharter Boss agieren muss. Lola ist eine Anitheldin, die man gerne eine Zeit begleitet, gerade weil sie polarisiert.
Schade ist, dass eine gewisse Spannung zwar dauerhaft gegeben ist, die Geschichte aber dennoch nicht so fesselt, wie man es von einem Thriller erwarten würde.
Dennoch besticht der Roman besticht insgesamt durch eine ungewöhnliche Hauptfigur, die in ihrem Drogenboss-Dasein immer wieder ihre Menschlichkeit zeigt. Lesenswert ist „Lola“ daher allemal. Nur einen schaurigen „Thriller“ sollte man nicht erwarten.