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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2017

Vielfältiger Stoff zum Gruseln und Nachdenken, auch für Sci-Fi-Neulinge geeignet

Gebete an die Cloud
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Hier wird Nahe-Zukunft-Sci-Fi in komprimierter Form geboten. Dabei könnten einige dieser „Was wäre, wenn …“-Szenarien Wirklichkeit werden, einige enthalten (auch zur besseren Veranschaulichung) fiktive ...

Hier wird Nahe-Zukunft-Sci-Fi in komprimierter Form geboten. Dabei könnten einige dieser „Was wäre, wenn …“-Szenarien Wirklichkeit werden, einige enthalten (auch zur besseren Veranschaulichung) fiktive Elemente. Erfrischend, wie dabei Erzählweise und Atmosphäre differenzieren. Naturgemäß bleibt bei Kurzgeschichten nicht viel Raum für eine tiefgründige Charakterzeichnung. Im Fokus stehen Gefahrenlagen, die sich vorrangig aus einem zu wenig bedachten Umgang mit der digitalen Zukunft ergeben. Jede Geschichte lässt ihre Leser über mögliche Entwicklungen grübeln und hält einen Wow-Effekt mit offenem Ende bereit, der nachhallt und zum Nachdenken animiert.
Ich mag es, wenn Fragestellungen aufgeworfen werden, die polarisieren; insbesondere die dritte Geschichte bietet hier viel Potenzial. In Bezug auf innovative Ideen ist die vierte Geschichte, die obendrein viel Witz versprüht, mein Favorit. Insgesamt war ich nicht vollends gefesselt, da ich mich mit einigen Themenfeldern bereits auseinandergesetzt hatte, aber ich habe mich super unterhalten und von Wendungen überrascht gefühlt. Aus zusätzlichen Denkanstößen und der Debatte in der Leserunde, bei der ich dieses Werk kennenlernen durfte, habe ich für mich etwas Bleibendes mitgenommen.
Adressatenkreis: Besonders gut geeignet für Leser, die sich gern gruseln und Sci-Fi mit wenig Zeitaufwand antesten möchten. Eine schöne Werbung für komplexere Sci-Fi also. Die wertig verarbeitete und mit einem auffälligen und stimmigen Cover versehene Taschenbuchausgabe eignet sich auch gut als Geschenk. Da in der zweiten Geschichte ein bisschen Fachjargon aus dem Hacker-Milieu auftaucht, ist Technikaffinität von Vorteil, aber keine Bedingung, um das Werk zu verstehen. Außerdem bestens geeignet für solche, die gern vielfältige Denkanstöße mitnehmen, aber nicht viel Zeit zum Lesen haben.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Dramatisch-düstere Fantasy-Liebesgeschichte in bildmalerischer Sprache für Frauen

Sonnenblut
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Mein erstes Buch von Michelle Natascha Weber. Das Cover und die Leseprobe haben mein Interesse geweckt. Dies ist der erste von zwei Bänden. Zunächst erstmal toll, für regulär 2,99 € einen so langen Lesespaß ...

Mein erstes Buch von Michelle Natascha Weber. Das Cover und die Leseprobe haben mein Interesse geweckt. Dies ist der erste von zwei Bänden. Zunächst erstmal toll, für regulär 2,99 € einen so langen Lesespaß (mehr als 10 Stunden) bei perfektem Korrektorat zu bekommen.

Mit einer bildmalerischen Sprache wird die jeweils passende magische Atmosphäre geschaffen, mal märchenhaft-romantisch, mal düster-bedrohlich oder richtig gefährlich.
In den Weltenbau rund um Hexen, Schattenwandler und Dämonen habe ich leicht hineingefunden. Dieser wird gut nebenher vermittelt und überzeugt in neuartigen und liebevollen Details, wobei die Komplexität im Laufe der Handlung zunimmt, ohne Logikfehler zu offenbaren.

Figuren und Grundhandlung: Junger, gutaussehender Fürst (Schattenwandler Dameo) mit Beschützerinstinkt und tiefsitzenden Ängsten wird gebunden an junge, intelligente und herzensgute Fürstentochter (Hexe Alysea vom Sonnenhof), mit deren Fürstentum man seit Jahrhunderten im Clinch liegt. Kulturen krachen aufeinander und es gilt, komplexe Rätsel zu lösen und teils noch unbekannte Hindernisse und Gegenspieler zu überwinden, um das eigene Leben, die schnell entfachte unsterbliche Liebe und den wackeligen Frieden im ganzen Fantasiereich zu retten. Als Nebenfiguren finden sich treue Seelen und intrigante Gegenspieler.
Das wirkt erstmal nicht megainnovativ, hat mir in der Umsetzung aber durchaus gefallen. Dem Schwarz-Weiß-Muster wird vorgebeugt, indem man als Leser in Hintergrundgeschichten eingeweiht wird, die so manche Verhaltensweise schlüssig begründen. Zwar habe ich in der Charakterzeichnung zunächst vergeblich auf einen Wow-Moment gehofft, aber da kann ja im zweiten Band noch einiges passieren.
Besonders mag ich die Bösewichte, die vielen dramatischen Szenen und die noch mysteriös gebliebenen Figuren und deren Motive, die zum Miträtseln animieren.

Adressatenkreis: Für Jugendliche und Erwachsene, die düster-romantische Fantasy mögen, gut geeignet, wobei sich Frauen tendenziell wohl eher angesprochen fühlen werden als Männer, da Bekundungen von Liebe, Vertrauen und Hingabe oft vorkommen und sicherlich so manche persönliche Kitschgrenze überschreiten.

Einen Stern ziehe ich ab, weil ich über weite Strecken interessierte Beobachterin geblieben bin. Bei anderen Fantasy-Werken war einfach der Mitfühlfaktor und das Interesse am Fortgang der Geschichte noch höher. Schwer zu sagen, warum. Vielleicht weil ich mich nicht optimal mit den Figuren identifizieren konnte. Vielleicht wäre etwas mehr Tempo in der Handlung und weniger Liebesschnulze besser gewesen. Vielleicht hat die Sprache nicht ganz den richtigen Nerv bei mir getroffen. Auf jeden Fall hat es mir gut genug gefallen, um mich auf den Abschlussband zu freuen.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Historische Familiensaga mit Thrillerelementen und viel britischer Politik und Wirtschaft bei hohem Stellenwert fiktiver Figuren

Die Clifton-Saga 1-3: Spiel der Zeit/Das Vermächtnis des Vaters/ - Erbe und Schicksal (3in1-Bundle)
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Band 1 und 2 sind mir 5 Sterne wert, die gesamte 7-teilige Saga 4 Sterne.
Hinweis: Ich habe die Clifton-Saga ab Band 3 im Englischen gelesen, wo bereits alle Bände erschienen sind. Neben dem Argument, ...

Band 1 und 2 sind mir 5 Sterne wert, die gesamte 7-teilige Saga 4 Sterne.
Hinweis: Ich habe die Clifton-Saga ab Band 3 im Englischen gelesen, wo bereits alle Bände erschienen sind. Neben dem Argument, dass das Original regelmäßig am besten ist, hier zwei weitere Vorteile: 1. Keine mehrmonatige Wartezeit auf den nächsten Band, insbesondere unter Berücksichtigung fieser Cliffhanger am Ende eines jeden Bandes und fehlender Inhaltszusammenfassungen. 2. Deutlich günstiger, Band 1 bis 7 für derzeit insgesamt 27,13 €.
Alle 7 Bände der historischen Familiensaga sind gut geschrieben, spannend und bieten gute Unterhaltung.
Es werden Einblicke in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ab Ende der 1920er-Jahre gewährt, bisweilen etwas konstruiert zur Einordnung in die Familiengeschichte. Politisch steht Großbritannien im Vordergrund, es gibt aber auch Exkurse in deutsche, russische und US-amerikanische Geschichte, wobei sich Präferenzen herauskristallisieren (z. B. wenig schmeichelhafte Darstellung der Russen).
Im Mittelpunkt stehen aber tatsächlich eher familiäre Verwicklungen als geschichtliche Genauigkeit.
In Band 1 und 2 werden mit Maisie und Harry sympathische, tiefgründige Hauptfiguren etabliert, die mich mitfühlen ließen.
Aus meiner Sicht lässt die emotionale Tiefe in den Folgebänden nach, was sich dadurch äußert, dass viele neue Figuren Stereotype bedienen und zu wenig charakterisiert werden und bereits vorhandene Figuren langfristig zu wenig Ecken und Kanten haben. Familiär bedeutende Ereignisse (auch Geburten und Todesfälle) werden zu wenig aufgearbeitet, müssen wirtschaftlichen Themen und Krimielementen weichen. Ich hätte mir gewünscht, dass z. B. Vorstandssitzungen und das Innenleben der "Bösewichte" kürzer gefasst worden wären, zugunsten von mehr emotionalem Tiefgang bei Familienmitgliedern. Die zunehmende Einteilung in Schwarz und Weiß fand ich schade: Auf der einen Seite die megaerfolgreichen, herzensguten, moralisch unfehlbaren Helden. Auf der anderen Seite die zumeist gleichen Gegner, die - von wenig substantiierten Rachegefühlen, Macht- oder Geldgier getrieben - fiese Intrigen aushecken oder immer wieder ähnliche Machtspiele provozieren (viele Thrillerelemente in Band 3 bis 6). Hierdurch ist Identifikationspotenzial verloren gegangen.
Ich hätte es als reizvoll empfunden, wenn der Zeitgeist in den unterschiedlichen Epochen intensiver eingefangen worden wäre: Alltag und Sorgen der sog. unteren Mittelschicht und Unterschicht, gesellschaftliche Problemstellungen kommen insbesondere ab Band 3 zu kurz. Politisch wird vorrangig auf das unmittelbare Umfeld der fiktiven Figuren abgestellt, hier hätte ich das Aufzeigen größerer Zusammenhänge und mehr geschichtliche Genauigkeit begrüßt.
Trotz meiner Kritikpunkte bleibt es unbestritten, dass Jeffrey Archer einen guten Erzählstil hat. Gestaltet sich die eine Handlungslinie nicht so faszinierend, geht es mit einem anderen Protagonisten im nächsten Abschnitt spannungsgeladen weiter (Vorlieben werden sich je nach persönlichen Neigungen unterscheiden).
Im Ergebnis habe ich bis zum Ende interessiert gelesen, bin auch dankbar für vielfältige Einblicke in eine Zeit vor meiner Geburt, war zum Ende hin aber nicht mehr so gefesselt und fasziniert wie zu Beginn. Der Erkenntnisgewinn zur Gesellschaft und zur für mich interessanten Politik blieb überschaubar. Wer eine Saga sucht, die den Fokus darauf legt, Gesellschaft und Politik sowie Personen und Nationen ausführlich, ausgewogen und realitätsnah zu beleuchten, ist hier nicht optimal bedient. Wer dies sucht, sollte besser die Jahrhundert-Saga von Ken Follett lesen.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Insbesondere für Leser mit Interesse an Wissenschaft und Technik

Flug 39
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Geeignet insbesondere für Leser mit Wissensdurst was Technik und wissenschaftliche Erklärungen und Theorien angeht. In diesem Bereich hat der Autor offensichtlich eine Stärke, während Plot und Figurenzeichnung ...

Geeignet insbesondere für Leser mit Wissensdurst was Technik und wissenschaftliche Erklärungen und Theorien angeht. In diesem Bereich hat der Autor offensichtlich eine Stärke, während Plot und Figurenzeichnung ausbaufähig sind. Wer ganz auf Unterhaltung setzt, dürfte enttäuscht werden.
Pilot Christoph wirkt emotional verschlossen. Weil fast die ganze Geschichte aus seiner Perspektive geschildert wird, will sich auch keine Gefühlsachterbahnfahrt einstellen.
In Bezug auf Glaubwürdigkeit habe ich mich oft an der Planlosigkeit der angeblich intelligenten Vollprofis gestört. Schwer vorstellbar, dass jemand Chef von so einer Expedition wird, der derartige Gefühlsschwankungen und Unwissen zur Schau trägt – oder bei näherem Nachdenken doch, aber ich möchte nicht politisch werden …
Krass die Gedankenspiele zu Einsatzmöglichkeiten der Zeitreisetechnologie. Die alternative Zeitlinie finde ich reizvoll und substantiiert skizziert, aber es wäre viel intensiver gewesen, wenn man die Geschehnisse ab 1939 in einer zusätzlichen Erzählperspektive hautnah miterlebt hätte.
Überraschungen sind rar. Der Klappentext liest sich im Nachgang fast wie eine Inhaltszusammenfassung.
Bis 45 % gibt es viele Längen, z. B. platziert der Autor Pilotensprache. Auch danach wird viel herumgewandert und vergleichsweise kühl analysiert. Im letzten Viertel gibt es endlich viel Dramatik, Spannung und überraschende Wendungen. Das Ende gefällt mir, nicht zuletzt weil offene Handlungsfäden und Fragen stimmig abgeschlossen werden.
Es gibt viele wissenschaftliche Erklärungen, die einprägsam wiedergegeben sind und auf mich fundiert wirken (wobei ich mich nur als gebildeten Laien bezeichnen würde), sodass sie dankenswerterweise meinen Wissensschatz erweitern. Den Kontext fand ich teils unpassend. Konkret: H. stellt allerlei Fragen und obwohl schnell Bahnbrechendes zu entscheiden und durchzuführen ist, gönnen es sich ausgerechnet die Hauptakteure, brav zu antworten.
Trotz aller Kritik konnte ich den Roman nur schwer zur Seite legen, wahrscheinlich aus Neugierde und weil der Schreibstil so schön flüssig ist. Nur drei Sterne von mir, weil Philipp P. Petersen mit einer etwas fantasievolleren Handlung, tiefgründigeren Figuren und komplexerem Erzählstil viel mehr aus der Idee hätte herausholen können. Ich werde mich demnächst an „Transport“ versuchen.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Gut zum Hineinschnuppern oder als schöne Ergänzung

Nachtschwärmer
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Mit Detective Max Wolfe von der Londoner Polizei ist man gut bedient, wenn man eine tiefgründige, sympathische Hauptfigur und gut recherchierte, vergleichsweise realistische Polizeiarbeit, aufgepeppt mit ...

Mit Detective Max Wolfe von der Londoner Polizei ist man gut bedient, wenn man eine tiefgründige, sympathische Hauptfigur und gut recherchierte, vergleichsweise realistische Polizeiarbeit, aufgepeppt mit einigen spannenden Alleingängen des Serienhelden, sucht.
Wir begleiten Max bei Höhen und Tiefen, wenn er versucht, ein effektiver und einfühlsamer Mordermittler zu sein und parallel als alleinerziehender Vater und Besitzer eines kleinen Hundes ein halbwegs heiles Familienleben zu etablieren.
Sein Umgang mit der süßen 5-jährigen Tochter Scout hat ihn für mich zur Sympathiefigur werden lassen. Solche berührenden Szenen bilden für mich Anlass, die Reihe zu lesen.

Auch in dieser Kurzgeschichte kommen schöne Ausschnitte aus dem Familienleben vor.
Der hier dargestellte Kriminalfall lässt durchaus Dramatik, Tragik und Spannung aufkommen, gerät aber wenig komplex, eine Kurzgeschichte eben. Hier lassen sich wesentliche Figuren, Sprache, Erzählstil und vorherrschende Stimmung kennenlernen. Man kann dann für sich entscheiden, ob es sich lohnt, für die echten Bände mehr Geld auszugeben. Kleines Ärgernis: Die Kurzgeschichte spielt nach dem ersten Band und es wird mehrfach ein aufgetretener Todesfall erwähnt. Kein schlimmer Spoiler, aber unnötig.
Als Fan der Reihe verpasst man keine wesentlichen Informationen, wenn man diese Kurzgeschichte nicht gelesen hat. Sie bildet eine gelungene Ergänzung.