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Veröffentlicht am 30.12.2022

Leider enttäuschender Reihenauftakt

Book of Night
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Werbung I Rezensionsexemplar

Ich musste das Buch erstmal einen Tag in mir wirken lassen, bis ich diese Zeilen schreiben konnte. Meine Leseerfahrung war... komplett das Gegenteil von dem, was ich erwartet ...

Werbung I Rezensionsexemplar

Ich musste das Buch erstmal einen Tag in mir wirken lassen, bis ich diese Zeilen schreiben konnte. Meine Leseerfahrung war... komplett das Gegenteil von dem, was ich erwartet habe.
Geprägt bin ich in meiner Vorstellung von Holly Blacks Büchern natürlich von der fantastischen "Elfenkrone"-Trilogie, die sich vor allem durch eine starke, komplexe, dynamische Protagonistin auszeichnet, durch magisches Worldbuilding und eine unvergleichbare enemies-to-lovers-Dynamik zwischen der weiblichen Protagonistin und dem männlichen love interest.
"Book of Night" spricht eine ältere Zielgruppe an und spielt in der heutigen USA, weswegen man die Bücher natürlich nicht 1 zu 1 vergleichen kann oder sollte. Während des Lesens habe ich mich jedoch immer wieder dabei ertappt, das Buch umzudrehen und zu schauen, ob es wirklich von der Holly Black geschrieben ist. "Book of Night" fühlt sich an wie aus der Feder einer anderen Person geschrieben und verkörpert leider keines der Dinge, die ich an "Elfenkrone" so liebe.

Trotz dessen möchte ich mit den Aspekten beginnen, die mir gut gefallen haben. Ich liebe das Cover von "Book of Night" und finde es toll, dass es direkt von der amerikanischen Ausgabe für den deutschen Markt übernommen wurde.
Was mir außerdem gefallen hat, ist das das Buch im Urban Fantasy Genre angesiedelt ist. Es spielt also in der modernen Welt, hat in diese Welt aber Fantasy-Elemente eingebaut, was in "Book of Night" der Schattenwelt und dem Schatten-Magiesystem entspricht.

Die Charaktere konnten mich leider allesamt nicht von sich überzeugen. Während ich Jude aus "Elfenkrone" bewundere, ist Charlie Hall keine einprägsame Protagonistin. Sie ist zweidimensional, und es scheint, als würde die Autorin den Leitsatz "show don´t tell" komplett vergessen haben. Dem Leser wird ständig gesagt, dass sie eine gefährliche, begabte Diebin magischer Dinge ist, aber in ihrem Charakter ist dies nicht wirklich widergespiegelt, sondern lediglich in ihren unüberlegten, impulsiven Handlungsschüben. Ihr einziger Charakterzug ist es, absichtlich schlechte Entscheidungen zu treffen. Ihre Motivationen, Ziele, Träume und Leidenschaften werden nicht weiter ausgearbeitet, was sie als Protagonistin meiner Ansicht nach schwach macht.
Das führt dazu, dass Charlie soziale Beziehungen, wie etwa zu Vince, ihrem Freund, oder Posey, ihrer Schwester, flach wirken und umauthentisch und mich leider nicht mitreißen konnten.

Auch sämtliche Nebencharaktere sind "einfach nur so dabei", erwecken beim Lesen keine Emotionen oder den Wunsch, mehr über sie zu erfahren.
Für mich wirkt es so, als hätten die Charaktere in "Book of Night" keine eigenen Persönlichkeiten. Es ist ein bisschen wie in Märchen. Jede handelnde Person hat eine offensichtliche Eigenschaft, die ihren gesamten Charakter ausmacht und ansonsten keine weiteren Komplexität oder Wesenszüge.

Dadurch, dass ich mich mit den Charakteren weder identifizieren noch mitfühlen konnte, habe ich das Buch nur schleppend lesen können. Grade am Anfang war es schwer, den Einstieg in die Welt und das Magiesystem zu finden. Etwa im ersten Drittel hatte ich das Gefühl, endlich ein bisschen verstanden zu haben, was ein Hierophant, Gloamisten, die Kabale und ein Blight sind. Dennoch werden die gelieferten Hintergründe über die Magie, also woher sie kommt, wie sie auf die Bevölkerung wirkt und wo ihre Grenzen sind, nicht klar erläutert. Es wird darauf gezielt, das die Lesenden die Magie auf Anhieb verstehen und annehmen. Erschwert wurde dieser Aspekt dadurch, dass Charlie als Protagonistin selber das Magiesystem und die Schattenwelt nicht vollständig zu verstehen scheint, was den Leser zusätzlich bei vielen ihrer Aktionen im Dunkeln tappen lässt.

Dem Schreibstil stehe ich in diesem Buch neutral gegenüber. Er war nicht so individuell wie es beispielsweise Stephanie Garbers ist, hat den Lesefluss dennoch nicht stocken lassen und hat mich angenehm durch diese verwirrende, komplizierte Geschichte geleitet. Ich hätte mir jedoch mehr Erläuterungen gewünscht an manchen Stellen, mehr spritzige Dialoge, die in "Book of Night" viel zu kurz kamen (obwohl Black mit Jude und Cardan in "Elfenkrone" mehr als einmal bewiesen hat, dass sie Spannung sensationell erschaffen kann), mehr Spannung und -so seltsam es klingt- keine fade-to-black intimen Szenen.

Daraus leitet sich ein weiterer Kritikpunkt ab. "Book of Night" wird als Black Erwachsenendebüt bezeichnet, aber bis auf eine ein bisschen explizitere Beschreibung einer Leiche kann ich nicht erkennen, was dieses Buch erwachsener und düsterer wirken lassen sollte. Jegliche Sexszenen werden angedeutet und niemals ausgeschrieben, es gibt auch keine schweren Gewaltszenen oder -bis auf die eine Leichenbeschreibung- keine wirklichen ekelerregenden Szenen. Natürlich sind schwerere Themen verarbeitet, jedoch haben diese mich beim Lesen nicht wirklich emotional greifen können, weil in der Handlung sofort weitergesprungen wurde.

Außerdem ist Charlie von Beginn an in einer Beziehung mit Vince, was an sich interessant und ein einen Kontrast zu vielen anderen Fantasybüchern darstellt (da sie sich nicht erst auf "Partnersuche" begibt). Allerdings ist auch diese Beziehung nicht emotional oder dynamisch ausgearbeitet, weshalb es sich eher als uninteressant herausstellt, da die Beziehung sich nicht weiter entwickelt oder Charlie in diese Beziehung hereinwächst. Auch hat zwischen Charlie und Vince romantische und sexuelle Spannung geehrt, es wirkte eher, als seien sie enge Freunde oder Komplizen.


Zusammenfassend lassen sich meine Gefühle als enttäuscht beschreiben. "Book of Night" hat eine tolle Grundidee und eine interessante Prämisse, leider wird diese nicht genutzt sondern viel zu kompliziert, umemotional und zweidimensional dargelegt. Weder die Charaktere, noch die Handlung konnten mich überzeugen.
Ich werde den zweiten Teil der Reihe, der mit dem Ende von "Book of Night" angeteasert wird, nicht lesen. Jedoch freue ich mich auf das Spin-Off zur "Elfenkrone"-Reihe, was im Frühjahr auf Englisch erscheint. ich bin mir sicher, dass Black sich für "Book of Night" die richtige Idee gegriffen hat, diese jedoch nicht im Rahmen ihres Talents umsetzen konnte.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

Fesselnder YA-Krimi, der mich absolut überzeugt!

Good Girl, Bad Blood
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Holly Jackson schafft es, mich von Seite 1 an bis zum letzten Wort und sogar noch nachdem ich den Buchdeckel geschlossen habe, komplett für sich und ihre Geschichte einzunehmen. Ich denke, dass liegt besonders ...

Holly Jackson schafft es, mich von Seite 1 an bis zum letzten Wort und sogar noch nachdem ich den Buchdeckel geschlossen habe, komplett für sich und ihre Geschichte einzunehmen. Ich denke, dass liegt besonders an der Authentizität, mit der sie Pippa, Ravi, Cara und Connor auftreten lässt. Es fühlt sich an, als würde die Autorin den Lesenden ein Fenster öffnen, durch dass sie hindurch das Geschehen von oben mitverfolgen können.
Die Charaktere sind in der A good girls guide to murder Trilogie der Schwerpunkt meiner Meinung nach. Ohne sie würde die Handlung nur halb so viel Spaß machen. Pippa ist -und jetzt übertreibe ich nicht- die beste Young-Adult-Protagonistin (wenn man das gesamte Fantasy-genre ausklammert) die ich jemals gelesen habe. Sie ist humorvoll, mutig, stolz, intelligent, fleißig und direkt. Sie hat ihre Ecken und Kanten, ihre innere Zerrissenheit, ihr Trauma, aus ihren Ermittlungen und ihre "dunkle Seite", die besonders in Good girl, bad blood thematisiert wird.

Dieses Buch ist ein Gegensatz zu so, so, so vielen anderen Young Adult Detektivbüchern, die ich gelesen habe (und ich habe viele gelesen). Nehmen wir ein bekanntes Beispiel: die drei Fragezeichen Justus, Peter und Bob. Sie lösen Fälle am laufenden Band; vom Horrorhaus, zu Entführungen, zu Hexenjagden. Da ist alles dabei. Und trotz all dem, was die Jungen erleben, scheinen sie nie ernsthafte Spuren vergangener Fälle davon zu tragen.
Holly Jackson hingegen romantisiert und glamourisiert Pippa Ermittlungsarbeiten nicht, was ich an diesem Buch sehr liebe. Die Protagonisten tragen ernsthafte, glaubwürdige Spuren von dem Erlebten davon, kämpfen mit Traumata und zweifeln an sich. Während Pippa an ihrer Arbeit zerbricht, ist sie dennoch auf einer Art Adrenalin-Hoch, was sich auch schon während ihrer Ermittlungen in And 1 gezeigt hat, was ihr unglaubliche Leistungen entlockt. Sie kämpft mit Verantwortung, gegenüber der Familie ihres besten Freundes, dessen älterer Bruder vermisst wird, und gleichzeitig mit dem Wissen, dass sie ihr erster Fall um Andie Bell in einen Abgrund gerissen hat.

Zu dieser beeindruckenden Authentizität kommen noch wundervolle Dynamiken zwischen den einzelnen Charakteren. Pippa und Ravi sind einfach nur absolute couple goals (Ravi schafft es immer, irgendwie die Situation aufzulockern. He is an icon, he is a legend and he is the moment.), Pippa Freundschaft zu Cara und Connor ist so toll und unterstützend und besonders die Entwicklung mit einer mehr-oder-weniger-Feindin Pippas, Nat da Silva, hat mir Tränen entlockt.

Wie vorhin schon angedeutet machen die Charaktere für mich den einen Großteil eines guten Buches aus. Den anderen Teil nimmt die Behandlung ein. Wie schon im vorangegangenen Band ist auch der Plot von Good girl, bad blood fein gestrickt. Fäden, die sich von Band 1 bis hin in Band 2 ziehen (Stanley Forbes und der Matt-Hastings-Prozess im Besonderen) werden angenommen und aufgerollt und ganz Little Hilton scheint vom ersten bis zum letzten Kapitel wahrlich zu leben. Diese Kleinstadt, in der wirklich jede Person irgendwie mit allem zusammenhängt, hat Abgründe, in die Pippa die Lesenden mit ihren Ermittlungen (und die Personen im fiktionalen England mit ihrem True-Crime-Podcast) führt, ohne dass es je "abgedroschen" wirkt. Krimis neigen dazu, bekannte Muster aufzugreifen und wiederzuverwenden (der Gärtner war's!) und Motive zu übernehmen und wenn es das nicht ist, dann wird die Handlung meistens völlig verrückt (was ja aber auch seinen Reiz haben kann...).
Eine Sache kann ich euch über die Handlung in diesem Buch sagen, ohne zu viel zu spoilern: es ist düster, nicht so düster wie Band 1, würde ich sagen, aber so, dass man sich Gedanken über die Realität macht und was für Geheimnisse sich wohl im eigenen Umfeld verbergen.

Außerdem muss ich den letzten Satz klarstellen: diese Trilogie lebt nicht von ihrer Dunkelheit oder einem bestimmten Gruselfaktor, nein, das Leitmotiv ist tatsächlich der Kampf darum, dass die Wahrheit ans Licht kommt, um jeden Preis. Und dabei wird es nun mal, zumindest in Little Hilton, unangenehm, denn Pippa schreckt vor nichts.

Einen weiteren Faktor habe ich auch schon in Band 1 sehr geliebt. Es ist wie unglaublich nachvollziehbar die Ermittlungen sind. Die Lesenden werden nicht durch unglaublich vorhersehbares Foreshadowing in die richtige Richtung gelockt (looking at you, Drei !!!), noch werden sie mit Enthüllungen überrascht, die vollkommen aus der Luft gegriffen scheinen.
Pippa kommt zu den selben logischen Schlüssen, wie es Lesende. selbst tun. Das mag ich ganz besonders an Holly Jacksons Schreibstil. Sie scheint die Lesenden nicht in bestimmte Richtungen drängen zu wollen mit Hinweisen, sondern lässt alle Möglichkeiten offen und lässt die Lösung und Fährten natürlich erscheinen :)

Ich könnte mich glaube ich ewig in diesem Buch und dessen Besprechung verlieren, deshalb komme ich am Ende nochmal mit einer Frage an alle an, die das Buch bereits gelesen haben: hat euch der Handlung in der Handlung, die durch den Zeitungsartikel dargestellt wurde, auch sehr an eine Criminal Minds Folge erinnert? Als riesiger Fan ist mir aufgefallen, dass besagter Handlungsstrang fats eins-zu-eins derselbe war, was im Endeffekt für das Buch nicht schlimm war, denn dieser Handlungsstrang wurde von der Autorin in eine vollkommen andere Richtung weiterentwickelt. Nur so eine kleine Beobachtung am Rande :))

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Fantasy trifft auf Historie

Clockwork Angel
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Ich habe erst neulich die ersten Staffel der "Shadowhunter"-Serie auf Netflix geschaut, um durch den Lockdown zu kommen und sofort hat mich das Shadowhunter-Fieber wieder gepack!
Die "The Mortal Instruments"-Reihe ...

Ich habe erst neulich die ersten Staffel der "Shadowhunter"-Serie auf Netflix geschaut, um durch den Lockdown zu kommen und sofort hat mich das Shadowhunter-Fieber wieder gepack!
Die "The Mortal Instruments"-Reihe habe ich vorletzten Herbst gelesen und die Serie hat das Erlebnis wieder toll aufgefrischt, allerdings gab es doch so das ein oder andere, dass mir nicht gefallen hat... aber egal, darum geht es jetzt nicht: ich habe mir den ersten Band des Prequels zu den Shadowhuntern gekauft :)

"The Infernal Devices" spielt im viktorianischen London und stellt teilweise Ahnen der New-Yorker-Shadowhunter dar und beleuchtet eine spannende neue Seite der Anderwelt, die man in "The Mortal Instruments" noch nicht so kennenlernen konnte.

Mir gefällt das Worldbuidling gut. Ich mochte es sehr, wie die Grenzen zwischen Fantasy, Steampunk und viktorianischem Vibe gestaltet wurden und wie Cassandra Clare das Institut in das Londoner Stadtbild integriert hat. Was mir ein wenig gefehlt hat, war die Innovation des Ganzen.

Persönlich habe ich recht viele Parallelen zwischen den beiden Shadowhunter-Reihen der Autorin gesehen. Das bekannte Liebesdreieck wurde gesponnen, ein Mädchen wurde wieder nichtsahnend in die Anderwelt hineingeworfen und die Konstellationen im Institut ähneln sich auch.
Das meiste davon konnte der Humor jedoch wieder wettmachen :) Ich liebe die Schlagabtausche zwischen den Protagonisten, den schusseligen Henry und den "klassischen" Humor und Charme des Zeitalters.

Was mich ein wenig überrascht hat war, wie düster das Buch im Gesamten zu lesen war. Die Antagonisten sind eine ganz andere "Schiene" als in der "The Mortal Instruments"-Reihe und ich fand sie wirklich, wirklich gruselig. Auch die Sache mit den Dunklen Schwestern vom Anfang hat mir wirklich ein wenig Angst eingejagt. Das hatte ich persönlich so nicht erwartet und hat dem ganzen ein wenig die bekannte Leichtigkeit genommen.
Außerdem habe ich bisher keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen können: ich finde sie zwar sympathisch, konnte aber nicht mitfiebern und somit auch nicht vollständig in das Geschehen eintauchen.
Tessa, Will und Jem sind liebenswerte Charaktere, für mich allerdings bisher eher 2-Dimensional geschrieben. Die emotionale Ebene, die eine Person für mich erst wirklich interessant und nachvollziehbar macht, hat mir gefehlt. Allerdings ist "Clockwork Angel" auch der erste Band der Reihe, es ist also gut möglich, dass ich hier ein wenig zu schnell urteile...

Eine Sache, die ich jedoch geliebt habe, ist die Figur des Magnus Bane, die einen durch die Reihe begleitet. Magnus ist irgendwie immer irgendwo dabei und hat seine Finger im Spiel, besonders wenn man weiß, wie es mit ihm weitergeht, macht es Spaß, seine Vergangenheit kennenzulernen :)

Insgesamt ist das Buch definitiv lesenswert für Fans der Shadowhunter-Welt. Das Prequel bietet einen interessanten, neuen Blickwinkel auf die Vergangenheit der New Yorker Shadowhunter und ist vor allem durch das viktorianische Zeitalter sehr klassisch angehaucht - Fantasy und Historie gemischt habe ich so noch nie gelesen!
Für mich persönlich ähnelt das Buch allerdings zu sehr an der Hauptreihe rund um Clary und Jace, außerdem fehlte mir der Funke, der mich den Charakteren näherbringt und mich Mitfiebern lässt.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Ein magischer Reihenauftakt...

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Werbung I Rezensionsexemplar

M E I N U N G
Mit dem Auftakt der "Vergissmeinnicht"-Trilogie eröffnet Kerstin Gier eine phantastische, völlig neue Welt mit neuen Charakteren. Im Zentrum der Geschichte ...

Werbung I Rezensionsexemplar

M E I N U N G
Mit dem Auftakt der "Vergissmeinnicht"-Trilogie eröffnet Kerstin Gier eine phantastische, völlig neue Welt mit neuen Charakteren. Im Zentrum der Geschichte stehen Matilda Martin und Quinn von Arensburg, die gegenüber voneinander in einer Straße mit einem neuen, magischen Blumenladen und einem düsteren Friedhof wohnen.
Beide starten als Feinde aus Kindestagen, allerdings wird sehr schnell klar, dass die beiden im Laufe der Geschichte ein Paar werden.
Dieser Handlungsstrang war für mich persönlich allerdings ein wenig zu schnell entwickelt - ich hatte mehr enemies-to-lovers erwartet über die gesamte Trilogie hinweg, anstatt dass der lovers-Part schon Mitte des ersten Buches vervollständigt wird. Das hat für mich ein wenig die Energie aus der Handlung genommen; der Funke zwischen den beiden zusammen ist nie ganz bei mir übergesprungen, weil die Beziehung zu konstruiert wirkte.
Vor allem auch, da ich bei Quinn -trotz seiner natürlich sehr attraktiven Beschreibung- irgendwann nur einen emo-tumblr-Typen im Kopf hatte, besonders bei den spicy Szenen und dann konnte ich mich selber nicht mehr Ernst nehmen. Daran ist aber natürlich nicht das Buch Schuld, sondern mein seltsamer Kopf :,).

Matilda hingegen mochte ich sehr gerne. Sie ist absolut liebenswürdig, schlau und lustig. Kerstin Gier ist eine der wenigen Autor*innen, die mich wirklich lachen lassen können beim Lesen. Also nicht nur ein "ha ha, das war gut"-Gedanke, sondern ein wirkliches Grinsen und Kichern über den Seiten :)
Die Dynamik in ihrer Familie mochte ich auch sehr: Matildas Familie ist erzreligiös und nur, weil sie persönlich das nicht allzu sehr ist, wird sie als "das schwarze Schaf" abgestempelt, was ich sehr schön finde.
Julie, Matildas beste Freundin, mag ich auch sehr - obwohl sie mich ein wenig zu sehr an Leslie aus der "Edelstein"-Reihe erinnert und in diesem Buch auch genau dieselbe Rolle einnimmt...

Das World-Building und die Saum-Dimension haben mir sehr gefallen! Es gibt noch viele Begriffe, die ich hinten im Glossar (ich liebs ja immer wieder) nachschlagen muss und ich habe das Gefühl, bisher nur an der Oberfläche dieser Welt und ihrer Bewohner gekratzt zu haben.
Eine Sache hingegen hat mich beim Lesen immer wieder aus dem Konzept gebracht: der Name Frey und die Schwarzalben. Beide sind Figuren aus der nordischen Mythologie -beziehungsweise deren Namen- und mir ist nicht klar geworden, ob das wirklich eine mythologische Anspielung auf die echten Personen ist (könnte ja sein, da die Saumwesen auch als Götter bezeichnet werden teilweise) oder einfach nur der Name übernommen wurde. Jedoch bin ich mir sehr sicher, dass ich das in Band 2 herausfinden werde :)

Die Handlung hat sich eher langsam aufgebaut (bis auf die zu schnelle Beziehung von Matilda und Quinn), der erste Band der Trilogie ist aber meistens eher World-Building-lastig, weswegen mich das nicht wieder gestört hat und ich alles einfach mit einem "Aha, okay, so ist das also" hingenommen habe und meinen Lesefluss nie gestört hat.

Besonders positiv ist mir die Integration in diesem Buch aufgefallen. Vergangene Kerstin-Gier-Bücher hatten nicht wirklich diverse Hauptcharaktere im Rampenlicht, während der männliche Protagonist in diesem Buch japanische Vorfahren hat und Julie, die beste Freundin, nigerianische :) Das hat mir sehr gefallen und ich hoffe, dass sich das im Laufe der Trilogie noch weiter ausbauen wird!

Außerdem wünsche ich mir für die nächsten Bücher noch viel, viel mehr Drama und Herzschmerz. Das habe ich bei diesem Buch sehr vermisst. Alles wurde schnell rosarot und kuschelig und auch der Streit am Ende des Buches hat nicht zu einem Herzensbruch beigetragen.
Zudem finde ich es interessant, dass nicht Matilda die magische Protagonistin ist, sondern Quinn - das hat mich überrascht, da in den vergleichbaren Jugendbüchern der Autorin meist beide Protagonisten eine magische Rolle spielen und über übernatürliche Kräfte verfügen.
Daher kam Matilda mir ein wenig passiv vor, was nicht an ihr speziell liegt, sondern daran, dass Quinns Entwicklung im Vordergrund stand.

Ach ja, Friedrich Nietzsche ist ja mal ein richtig nerviger, iconic Charakter - auf ihn freue ich mich schon in den folgenden Bänden :))

"Vergissmeinnicht - was man bei Licht nicht sehen kann" ist ein sehr vielversprechender Auftakt einer Fantasyreihe, von der wir noch sehr viel erwarten können (Kerstin Gier, brich mein armes Leserherz. Lass Matilda leiden. Ich muss "Red -taylors version" fühlen können!)... und wie süß sind bitte Glücksdrachen?

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Veröffentlicht am 21.10.2021

was. zur. hölle.

Verity
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Achtung Spoiler


Was.
Zur.
Hölle.
Das war so ziemlich mein häufigster Gedankengang, den ich beim Lesen von "Verity" hatte.
Colleen Hoover schreibt aus einem Abgrund hinaus und zieht den Leser mit hinein. ...

Achtung Spoiler


Was.
Zur.
Hölle.
Das war so ziemlich mein häufigster Gedankengang, den ich beim Lesen von "Verity" hatte.
Colleen Hoover schreibt aus einem Abgrund hinaus und zieht den Leser mit hinein.
Das Buch startet stark mit dem Satz "Erst höre ich das Geräusch eines berstenden Schädels, dann spritzt mir sein Blut entgegen".
Yes, so geht´s los. Alleine dieses erste Kapitel leistet Vorarbeit für den Ton, den das Buch anschlägt.
Der -zumindest nach diesem ersten Kapitel- sehr ruhige Einstieg ließ mich in Sicherheit wiegen und mich Lowen kennenlernen.
Sie ist eine sehr introvertierte, schlafwandelnde und nicht allzu erfolgreiche Autorin, die die gefeierte Psychothriller-Reihe der berühmten Autorin Verity Crawford zu Ende schreiben soll, nachdem diese einen Unfall hatte, der sie in ein Wachkoma versetz hat.
Lowen muss nun einige Wochen auf dem Anwesend er Crawfords verbringen, Jeremy Crawford -Veritys Mann- ist der love interest unserer Protagonistin und weist sie in die Arbeit, die Notizen und die Vorarbeit seiner Frau ein.
Stück für Stück erarbeitet sich Lowen Veritys Psyche, ihre Buchreihe und stolpert dabei über eine Autobiographie-Manuskript der Autorin, in dem sie schreckliche Dinge offenbart.

Ich mochte die Idee sehr, dass Lowen sich durch die Arbeit an der Buchreihe mit Verity beschäftigen muss und sich im Prinzip ihre Denkweise aneignen will, um die Reihe zu vervollständigen.
Währenddessen wohnt sie durchgängig auf dem Anwesen der Crawfords und nähert sich Jeremy an. Und Verity... fängt an Amok zu laufen.

Colleen Hoover hat ein sehr feines Gespür für Horror; sie lässt kleine Dinge geschehen, die aber unglaublich nervenauftreibend sind.
Beispielsweise sieht die Protagonistin, während sie Jeremy in der Eingangshalle küsst, Verity am Treppenansatz stehen, obwohl diese ja im Wachkoma im Bett liegen sollte.
Die mit Abstand gruseligste Stelle find eich jedoch war die, in der Lowen ihr Schlafwandeln zum ersten Mal auf dem Crawford Anwesen zum Verhängnis wird: sie wacht mitten in der Nacht in Veritys Krankenbett auf!

Von da an wusste ich: okay, wenn ich jetzt weiterlese, passiert irgendwann irgendetwas Schlimmes. Wobei das eigentlich auch die Grundstimmung dieses Buches ist. Man erwartet durchgehend mit klopfendem Herzen, dass auf der nächsten Seite die Hölle losbricht und die Spannung ihren Höhepunkt erreicht.

Diese Spannung wird anhand der Autobiographie Veritys aufgebaut, in der der Leser Einblicke in ihr Leben vor dem Unfall erhält.
Verity beschreibt seitenlang ihren Sex mit ihrem Mann -diese Szenen waren irgendwann einfach nur noch nervig und haben zum Buch nichts weiter beigetragen, als die Besessenheit der Autorin (damit meine ich natürlich Verity und nicht Colleen Hoover - puh, man gerät beim Schreiben ganz schon durcheinander...) Jeremy darzulegen- und zudem die Geburt ihrer Kinder.
Sie schreibt unglaublich schreckliche Dinge über ihre eigene Familie, was mich beim Lesen stocken lassen hat. Die Autobiographie stellt ihre eigene Autorin als eine von ihrem Mann besessene, soziopathische Frau dar.

Zum Ende hin provoziert Lowen Verity ungemein, um zu beweisen, dass diese nicht im Koma liegt.
An diesen Stellen habe ich Lowen wirklich gehasst, egal wie viel Angst sie vor Verity hatte, sie verhält sich extrem respektlos und abstoßend. Aber genau das ist es ein bisschen, was ich an ihr so mag: sie zeigt selber sehr düstere Seiten an sich, sodass ich (auch, weil oft erwähnt wurde, dass Verity ihre Psychothriller aus der Sicht des Bösen schreibt) oft dachte, dass sie selber schlussendlich der Bösewicht sein würde.
Ich hätte es sehr geliebt, wenn Colleen Hoover Veritys Schreibstil kopiert und das Buch "Verity" ebenfalls aus der Sicht des Bösewichts geschrieben hätte.

Nun, ein wenig hat sie das vielleicht sogar getan. Schlussendlich stehen zwei Wahrheiten gegeneinander: Verity schreckliche Autobiographie, die sich als angebliche "Schreibübung" ihrer Lektorin entpuppt, gegen einen Brief Veritys, in dem sie selber Jeremy des versuchten Mordes an ihr bezichtigt und die Biographie als Schreibübung erklärt.
Vorher haben Lowen und Jeremy sie allerdings ermordet, sodass man unsere Protagonistin doch ein wenig als Antagonistin sehen könnte.

Hier tut sich ein sehr großer moralischer Konflikt auf: war es gerechtfertigt, Verity zu ermorden? Nachdem diese ihre Familie terrorisiert hat, in ihrer Autobiographie drastische Darstellungen des Mordes und Mordversuches an ihren eigenen Kindern beschrieben hat, während ihre Kinder im echten Leben unter nicht ganz eindeutigen Umständen starben?
Oder soll Lowen Veritys Brief glauben und ist Jeremy in Wahrheit ein Psychopath und sie selber nur ein hilfloses Opfer?

Ich persönlich glaube weiterhin der Autobiographie. Verity ist eine "Meisterin im Verdrehen der Wahrheit" und die Sache mit der Schreibübung erscheint mir doch relativ weit hergeholt.
Nehmen wir an, die Polizei würde die Autobiographie lesen und darin eindeutige Geständnisse finden, die Verity als Mörderin ihrer Tochter darstellen und ihren eigenen "Unfall" lediglich als Flucht vor dem Gesetz.
Wenn Verity sich nun verteidigen müsste, ihren "Wachkomazustand" fallen lassen müsste und zu erklären hätte, dass sie über Monate hinweg ein Koma vorgetäuscht hat und diese Dinge nur als "Übung" geschrieben hätte, wäre das eine schlechte Verteidigung. Niemand würde ernsthaft einer Person glauben, die in der Lage ist, monatelang eine Lüge aufrecht zu erhalten.

Außerdem ist Verity selber ein sehr großes Risiko eingegangen, indem sie diese Autobiographie überhaupt so glaubwürdig und wasserfest geschrieben hat. Welcher Mensch würde so grausame, persönliche Sachen zum Spaß schreiben? Diese Tatsachen zeigen für mich deutlich an, dass Verity schwerwiegende mentale Probleme aufweist und die daher ihren eigenen "Unschuldsbrief" völlig unglaubwürdig machen.

Insgesamt jedoch habe ich das Buch sehr geliebt: diese düstere Stimmung, Lowen als unperfekte Protagonistin und die Grundidee mit der Autorin im Wachkoma, deren Buchreihe von einer Ghostwriterin beendet werden muss (während diese dann auf ein Verbrechen stößt in einem horrormäßigen Anwesen) ist außerordentlich spannend :))

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