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Veröffentlicht am 21.10.2023

Ein Schmerzgeplagter dreht den Spieß um

Wege aus dem Schmerz
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Alan Gordon hatte Schmerzen, lange und stark, an einem bestimmten Punkt begann er gegen die Schmerzen zu kämpfen. Mit ungewöhnlichen Mitteln, aber ihm hat es geholfen. Er berichtet gemeinsam mit Alon Ziv ...

Alan Gordon hatte Schmerzen, lange und stark, an einem bestimmten Punkt begann er gegen die Schmerzen zu kämpfen. Mit ungewöhnlichen Mitteln, aber ihm hat es geholfen. Er berichtet gemeinsam mit Alon Ziv über die Strategien, die zur Heilung chronischer Schmerzen eingesetzt werden können. Dass das Gehirn des Menschen Schmerzen verinnerlicht, speichert, immer wieder abruft, sich dagegen stemmt und trotzdem nie aufhört, neue Schmerzen zu erzeugen, das ist keine neue Erkenntnis. Und dass Ärzte aller Richtungen oftmals abwinken und den Patienten wissen lassen, das wäre alles psychisch bedingt, das wäre somatisch, und bestenfalls eine Behandlung in der Psychotherapie empfehlen, das weiß wohl jeder, der dieses Buch liest, weil er seinen chronischen Schmerzen irgendwie entkommen möchte.

Die bevorzugte Strategie der Autoren heißt Empfindungsverfolgung. Mit dieser Methode sollen die Schmerzen beobachtet werden, ich würde es auch Achtsamkeitsübung oder Anti-Schmerz-Meditation nennen. Wie bei allen psychiatrischen Behandlungen kommt es auf den Patienten an, kann er sich eindenken in die Phänomene, die die Autoren beschreiben? Aus meiner Sicht nur mit einem Buch als Anleitung sehr schwer, mit einem Psychotherapeuten und wiederkehrenden Behandlungsterminen kann ich mir das besser vorstellen. Menschen, die im Leben stehen, rund um die Uhr gefordert sind, schwer abschalten können, die werden das so nebenbei kaum schaffen. Neuroplastische Schmerzen sind schwer zu behandeln, insbesondere, wenn sie mit neurologischen Erkrankungen und akuten Schmerzen gemeinsam auftreten.

Das Buch liest sich recht flüssig, aber nach einer Weile hatte ich das Gefühl, ich bin in einem Commercial gelandet oder in einer religiösen Erweckungszeremonie. Die vielen Beispiele und teilweise merkwürdigen Gleichnisse, die Patientenmeinungen, all das wurde mir beim Lesen zu viel, zu übermäßig. Ich verlor die tatsächliche Absicht des Buches, mir einen Weg aus dem Schmerz zu weisen, irgendwie aus den Augen.

Einige Abschnitte haben mir gefallen und einige waren auch tatsächlich neu für mich, z. B. die sog. Alarmbereitschaft, in der sich mein Körper offenbar befindet, die wurde gut erklärt, wie auch der Schmerz-Angst-Teufelskreis. Für mich auch wichtig: ich weiß jetzt zumindest, dass meine "Vermeidungstaktiken" absolut in Ordnung sind.

Bevor man jedoch davon ausgeht, dass man unter neuroplastischen Schmerzen leidet, sollte man unbedingt abklären lassen, ob eine akute Erkrankung vorliegt. Ist nämlich ein Nerv erst einmal so sehr geschädigt, das es nicht mehr reversibel ist, dann hilft einem auch keine Psychotherapie mehr, dann ist man im schlimmsten Fall dauerhaft z. B. gehbehindert. Darauf hätte m. E. das Buch gesondert eingehen müssen, um Fehlselbstbehandlungen zu vermeiden.

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Veröffentlicht am 26.09.2023

Wer gestorben ist, ist noch lange nicht tot

Kajzer
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„Es ist der Fluch des Schriftstellers, er muss versuchen, seine Geschichte so wahrhaftig und vollständig wie möglich zu erzählen, während er gleichzeitig jene Details minimieren muss, die andere als überflüssig ...

„Es ist der Fluch des Schriftstellers, er muss versuchen, seine Geschichte so wahrhaftig und vollständig wie möglich zu erzählen, während er gleichzeitig jene Details minimieren muss, die andere als überflüssig oder beschämend empfinden könnten. Vielleicht habe ich in diesem Punkt versagt. Falls ja, dann hoffe ich, dass man mir vergibt.“ Dies ist ein Zitat aus dem letzten Abschnitt „Dank“ von Menachem Kaisers Buch, das es mir erspart, dem Autor wie dem Lektorat zu große Vorwürfe ob der Weitschweifigkeit zu machen.
„Kajzer“ ist die minutiöse Berichterstattung einer Ahnenforschung und Spurensuche, der Versuch Erbe und Gerechtigkeit in Polen zu erlangen und gleichzeitig noch die Geschichte des Abraham Kajzer zu erzählen. Alles in allem doch etwas viel und weit ausholend. Der Autor, kanadischer Jude mit jüdisch-polnischen Vorfahren, konzentriert sich auf wortwörtlich alles, findet für sich und seine Suche in Polen immer neue Leute, neue rote Fäden, berichtet vom Nazivorhaben „Riese“ ebenso ausführlich wie von Gerichtsverhandlungen und Anhörungen, den Tod und das Erbe seiner Vorfahren betreffend. Dass er sich mit polnischen Schatzsuchern verbündet, wundert da nicht, das sind die wahren Spurensucher. Das Nazigold haben aber auch sie bis heute nicht gefunden. Schrecklich fand ich den Spitznamen für die polnische Anwältin, die als „Killerin“ durchs Buch geistert.
Mich persönlich, die ich einschließlich meines Großvaters rund 120 Angehörige durch den Holocaust verloren habe, konnte dieses Buch emotional und intellektuell trotzdem kaum berühren. Nur zwei Begebenheiten erscheinen mir würdig, erwähnt zu werden: die Geschichte des Überlebens und Weiterlebens von Abraham und die Suche nach zehn goldenen Eiern, die mit den Kajzers rein gar nichts zu tun haben. Mehr will ich darüber nicht preisgeben.
Im Übrigen hätte ich es passend gefunden, das von Abraham Kajzer verfasste Buch über seine Erlebnisse in deutschen KZs, die es offensichtlich nur auf Polnisch und Hebräisch gibt, als eigenständige, zusammengeführte Übersetzung im Buch zu präsentieren. Die vereinzelt eingefügten Übersetzungen verlieren etwas an Überzeugungskraft, alles im Ganzen zu lesen, stelle ich mir eindringlicher vor.
Ich vermute, dass das Buch Lesern, die sich bisher wenig mit derartigen Texten über den Holocaust und z. B. die erwähnte Aktion „Riese“ beschäftigt haben, eher gefallen wird als mir.
Das Buch ist kein Roman im eigentlichen Sinn, aber auch die Bezeichnung Sachbuch ist trügerisch, ich empfinde das Buch als eine Mischung aus beidem, was ich keinesfalls negativ bewerte. Über so emotionale Ereignisse zu berichten, bewirkt auch, dass Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen. Letzteres ist für den Bericht Abraham Kajzers ebenso zutreffend, wie für das vorliegende Buch von Menachem Kaiser.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Mysteriöse Todesfälle für Commissaire Lucie

Mord auf Zelluloid
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Es ist der erste Lucie-Krimi, den ich gelesen habe. Mir fehlte als Neueinsteiger ein klein wenig die Vorgeschichte, aber dafür kann der Autor nicht. Die Story um den alternden und recht egoistischen Schauspieler ...

Es ist der erste Lucie-Krimi, den ich gelesen habe. Mir fehlte als Neueinsteiger ein klein wenig die Vorgeschichte, aber dafür kann der Autor nicht. Die Story um den alternden und recht egoistischen Schauspieler mit seiner vernachlässigten Ehefrau hat mich dann doch nicht so sehr gefesselt. Aber Lucies Gedankengänge konnte ich gut nachvollziehen. Über die Recherche und letztlich Auflösung der Todesfälle schreibe ich nichts, die Spannung für andere Leser will ich nicht schmälern. Wenn Lucie den Fall aufgeklärt hat, wird sich für sie jedenfalls einiges verändern.

Eine Figur im Buch hat mir richtig gut gefallen, das ist Imami. Der Schreibstil ist nicht so ganz mein Fall, aber das ist reine Geschmacksache.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Kluftinger passt nicht in die Politik

Lückenbüßer (Ein Kluftinger-Krimi 13)
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Rein gefühlsmäßig ist schon der Titel Lückenbüßer eine große Bürde für einen Krimi. Nun ist dieser ja zu allem UNGLÜCK auch noch der 13. Teil einer bisher zumindest für mich recht unterhaltsamen Krimireihe. ...

Rein gefühlsmäßig ist schon der Titel Lückenbüßer eine große Bürde für einen Krimi. Nun ist dieser ja zu allem UNGLÜCK auch noch der 13. Teil einer bisher zumindest für mich recht unterhaltsamen Krimireihe. Hätte ich die beiden Autoren Klüpfel und Kobr beraten dürfen, hätte ich dazu geraten, Nummer 13 gekonnt zu überspringen und für Kommissar Kluftinger einen neuen, spannenden Fall zu erfinden. Selbst die sehr regionale und gekonnte Lesung der Autoren gemeinsam mit Martin Umbach reißt dieses Buch nicht mehr raus. Ich jedenfalls gehöre zu den Krimilesern, die Spannung, Ablenkung vom Alltag und gute Unterhaltung suchen. Mit politischen Witzchen, versuchter Satire und vermeindlich ÖRR-tauglichem Geschwätz fand ich mich aber nicht gut bedient. Der Kriminalfall an sich ist so unbedeutend, dass er fast verschwindet im Wahlkampfgetöse. Political Correctness hingegen wurde sehr groß geschrieben, wenn irgend etwas davon als Satire gemeint war, sollten die Autoren es gern als solche markieren. Sieht man in einem Hörbuch leider nicht.

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