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Veröffentlicht am 08.10.2021

Was Titel und Klappentext versprechen….

Oma lässt grüßen, sie hat deine nervige Tochter entführt
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Eine turbulente Familiengeschichte.

Ein arbeitsloser vierfach Vater mitten in der Midlifecrisis, eine missverstandene und rebellische Tochter und eine Großmutter zwischen Altersstarrsinn, beginnender ...

Eine turbulente Familiengeschichte.

Ein arbeitsloser vierfach Vater mitten in der Midlifecrisis, eine missverstandene und rebellische Tochter und eine Großmutter zwischen Altersstarrsinn, beginnender Demenz und Kleptomanie bilden die drei Hauptfiguren dieses Roman. Aber was für ein Roman eigentlich? Cover, Titel und Klappentext hörten sich für mich nach einem lustigen und herzerwärmenden Roadtrip an. Aber bekommen habe ich eher ein Familiendrama, das zwischen bedrückend und verwirrend schwankt.
Da fühlt man sich vom deutschen Verlag schon ein bisschen ausgetrickst!

Ich würde nicht sagen, dass dieses Buch schlecht ist. Aber ich habe einfach etwas ganz anderes erwartet. Daher hatte ich über weite Strecken das Gefühl nicht voran zu kommen, obwohl mir die Seiten und den Fingern durch geschlüpft sind.
Ich kann aber sagen, dass die Figuren und ihre diversen Problemchen gut funktionieren und eine interessante Dynamik entwickeln. Vor allem über Großmutter Millie konnte ich immer wieder herzlich lachen. Die letzten 100 bis 150 Seiten waren dann für mich das Highlight, denn dort habe ich endlich bekommen, was ich mir erhofft hatte.

Die erzählerische Perspektive wechselt immer wieder zwischen den drei bereits angesprochen Figuren. Da die drei sehr unterschiedlich sind, ist mir der Wechsel nicht weiter schwer gefallen. Die Handlung verläuft eher ruhig, bis auf immer wiederkehrende dramatische Spitzen. Diese sind es auch, die vor allem für das Vorankommen der Charaktere sorgen. Von sich aus scheinen sie eher nicht an der Auflösung ihrer Situation interessiert zu sein.

Fazit:
Hier war das deutsche Verlagsteam vielleicht etwas zu kreativ bei der Umsetzung für die hiesigen Leser. Daher konnte mich das Buch leider nicht begeistern. Ich habe einfach etwas völlig anderes erwartet. Für Leser, die gerne eine verzwickte Familiengeschichte mögen, die aber eher vor sich hin plätschert, werden hier vielleicht eher Freude haben.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Zwischen Dialekt, Verwesung und Antisemitismus

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Die moderne Kriminalistik kommt nach Wien.

Bisher hatte ich noch nicht das Vergnügen ein Buch von Autor Oliver Pötzsch zu lesen. Da ich aber ein eine Schwäche für Krimis mit historischem Setting habe, ...

Die moderne Kriminalistik kommt nach Wien.

Bisher hatte ich noch nicht das Vergnügen ein Buch von Autor Oliver Pötzsch zu lesen. Da ich aber ein eine Schwäche für Krimis mit historischem Setting habe, war ich bei diesem hier ziemlich schnell neugierig. Ich durfte das Hörbuch – gesprochen von Hans Jürgen Stockerl – genießen. Er gibt die wiener Figuren mit einem Österreicher- bzw. Wiener-Akzent wieder. Aber auch, wenn man Dialekte vielleicht nicht so gut versteht, kann man dem Hörbuch gut folgen.

Der junge jüdischstämmige Inspektor Leopold von Herzfeldt, der schrullige, jedoch hoch gebildete Totengräber Augustin Rothmayer und die selbstbewusste Tänzerin und Telefonistin Julia Wolf bilden das ungleiche Protagonisten-Trio dieses düsteren Krimis in Wien 1893. Das Buch präsentiert uns nicht nur den im Klappentext erwähnten Fall und eine (genretypische) Nebenhandlung. Es wird geradezu ein Querschnitt der wiener Gesellschaft des 19. Jahrhunderts präsentiert. Nachforschungen und Verfolgungen führen Leo in so ziemlich jedes Viertel der riesigen Stadt. Dort bekommt er es mit den verschiedenen Schichten der Gesellschaft zu tun. Außerdem haben die drei Protagonisten mit ihren jeweiligen ganz eigenen Problemchen zu kämpfen.

Das klingt nach ziemlich viel Stoff für nur ein Buch. Doch der Sprecher schaffte es, die sehr dichte Handlung gefühlvoll und atmosphärisch zu präsentieren.
Durch anschauliche Beschreibungen der Schauplätze und ihrer Bewohner erschafft Autor Oliver Pötzsch Wien vor dem inneren Auge des Lesers/Hörers und rundet seine Handlung mit einem detailreichen Setting ab.

Ich war schnell vom Sprecher, aber besonders von der Handlung gefesselt. Man sollte sich Zeit nehmen, das Hörbuch wirklich aufmerksam zu verfolgen, denn es passiert sehr viel. Und auch die Figuren bieten viele Details zum Entdecken.

Fazit:
Eine dicht gestrickte Handlung mit interessanten Figuren und ein detailreiches aber auch düsteres historische Setting sind die gelungenen Zutaten zu diesem Krimi. Sowohl Inhalt, wie auch Umsetzung haben mich restlos überzeugt. Ein spannender aber auch anspruchsvoller Roman.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Die vielen Leben zwischen Leben und Tod

Die Mitternachtsbibliothek
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Die anstrengende Reise der Nora Seed.

Ich kannte bisher nur “Ein Junge namens Weihnacht” von Matt Haig. Aber bei einem Buch, dass eine Bibliothek im Titel hat, kann man eigentlich nicht viel falsch machen, ...

Die anstrengende Reise der Nora Seed.

Ich kannte bisher nur “Ein Junge namens Weihnacht” von Matt Haig. Aber bei einem Buch, dass eine Bibliothek im Titel hat, kann man eigentlich nicht viel falsch machen, dachte ich.
Am Ende lässt mich das Buch eher mit gemischten Gefühlen zurück.

Die Protagonistin Nora Seed hat schon länger kein Glück im Leben. Sie leidet immer wieder an Depressionen, hat sich von Freunden und ihrem Bruder entfremdet und nun stirbt ihre Katze und sie verliert ihren Job. Da kann man schon mal auf “blöde” Ideen kommen. So kommt es das Nora versucht ihr Leben zu beenden und plötzlich, um Mitternacht in der (Achtung Wortspiel des Autors!) Mitternachtsbibliothek aufwacht. Hier gibt es unzählige Bücher, die alle ein Leben enthalten, das Nora hätte führen können. Und sie darf sie nacheinander ausprobieren.

Die gekürzte Hörbuchfassung schlägt mit 6 Stunden 44 Minuten zu Buche und wird von Annette Frier gelesen. Sie liest mit viel Emotionen und schafft es auch die verschiedenen Figuren herauszustellen, ohne ihre Stimme zu stark zu verfremden. Ich mag es absolut nicht, wenn der Sprecher versucht die Figuren durch MickyMaus-Stimmen zu unterscheiden. Hier habe ich gerne zugehört, auch wenn die Handlung mich nicht so sehr mitreißen konnte.
Fraglich ob die komplette Fassung meinen Eindruck geändert hätte.


Ich bin bis zuletzt nicht wirklich mit Nora warm geworden. Diese Art von unsicheren Protagonisten liegen mir einfach nicht.
Die Bibliothek als Schauplatz wird toll beschrieben. Die verschiedenen Leben, die Nora durchlebt, blieben für mich aber eher farblos. Und irgendwann fand ich den Wechsel eher ermüdend als spannend. Das Ende des Buches und die daraus folgende “Moral” waren dann auch keine große Überraschung.

Die Stimmung des Buches ist eher gedrückt. Ich bin nicht sicher, ob es nicht sogar eine Trigger-Warnung gebraucht hätte. Die Themen Depressionen und Einsamkeit sind ständige Begleiter der Handlung. Nora braucht sehr lange Zeit um von ihren düsteren Gedanken Abstand zu nehmen.

Fazit:
Die Umsetzung durch Annette Frier war sehr angenehm zu hören. Leider konnte mich das Buch/Hörbuch inhaltlich nicht überzeugen. Die trübsinnige Stimmung und die für mich schwierige Protagonistin waren einfach nicht meins. Depressionen und Einsamkeit sind natürlich schwierige Themen. Aber da sie so weit weg von allem sind, was mich ausmacht, war dies einfach nicht mein Buch.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Weltall, Weltraum, Universum – es gibt viel zu entdecken

Entdecke das Weltall
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Xabi nimmt euch mit auf eine faszinierende Reise.

Weiße Zwerge, Rote Riesen, Schwarze Löcher – was klingt wie ein fantastisches Abenteuer. Es findet sich aber alles in der großen Weite rund um unsere ...

Xabi nimmt euch mit auf eine faszinierende Reise.

Weiße Zwerge, Rote Riesen, Schwarze Löcher – was klingt wie ein fantastisches Abenteuer. Es findet sich aber alles in der großen Weite rund um unsere Heimat, den Planeten Erde. Das alles hat also nichts mit Fantasy zu tun, sondern mit echter Wissenschaft. Autorin Natalie Fischer erklärt die Zusammenhänge unseres Universum und die spannende Arbeit von Weltraumforschern und Astronauten für kleine Leser. Dabei wird sie eifrig von Maskottchen Xabi unterstützt.

Dieser Band der Entdecke-Reihe präsentiert wieder große, farbige Abbildungen und Grafiken um komplexes Wissen für junge Forscher verständlich zu machen. Dabei wird auch explizit darauf hingewiesen, dass die Maßstäbe mich immer 100% akkurat sein können, weil des Kosmos einfach zu groß für ein Buch ist. Die kurzen Texte sind leicht verständlich und immer gut lesbar. Und diesmal gibt es sogar eine Doppelseite zum Ausklappen im Buch.

Fazit:
Großer Spaß für kleine Forscher birgt auch dieser tolle Band der Entdecke-Reihe. Aber auch ich als schon größerer Forscher hatte großen Spaß beim Lesen und beim betrachten der vielen tollen Fotos und Grafiken.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

So grausig kann die Realität sein

Der Horror der frühen Medizin
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Ein Pionier auf einem lebensrettenden Gebiet.

Im 19. Jahrhundert war Medizin eher ein Glücksspiel für die Patienten und keine präzise Wissenschaft. Nicht selten waren Operationen für die Probanden tödlich ...

Ein Pionier auf einem lebensrettenden Gebiet.

Im 19. Jahrhundert war Medizin eher ein Glücksspiel für die Patienten und keine präzise Wissenschaft. Nicht selten waren Operationen für die Probanden tödlich und wurden wie ein Kirmesspektakel vor einem großen Publikum abgehalten. Doch 1844 tritt ein junger Mann sein medizinisches Studium an, der das Fachgebiet für immer verändern wird und damit unzähligen Menschen das Leben rettet.

In diesem Buch schreibt Lindsey Fitzharris von Leben und Werdegang von Joseph Lister und auch von den Grausamkeiten und Irrtümern, die damals in der Medizin und besonders der Chirurgie verbreitet waren. Es handelt sich um ein biographisches Sachbuch. Aber allein die Beschreibungen der damaligen Methoden lassen einem alle Haare zu Berge stehen. Das schafft kein Horror-Roman so schnell.

Das Hörbuch wird gelesen von Friedhelm Ptok, bekannt als deutsche Stimme von z.B. Imperator Palpatine in Star Wars oder Roboter Marvin aus Per Anhalter durch die Galaxis. Er liest das Buch sehr ruhig und ernst. Etwas anderes wäre für ein Sachbuch auch unangebracht, finde ich zumindest. Für manchen Zuhörer klingt das womöglich emotionslos und gleichförmig. Ich finde es aber sehr passend und bei mir hat es den Horror über die Vorgehensweisen der früheren Mediziner noch verstärkt.

Da viele verschiedene Menschen im Leben von Joseph Lister eine Rolle gespielt haben und die Autorin auch immer wieder kleine Ausflüge in die weitere Geschichte der Medizin macht, enthält das Buch sehr viele Personen. Da kann man beim reinen Zuhören schonmal durcheinander kommen.

Fazit:
Ein faszinierendes Stück Geschichte mit passender Stimme vorgetragen. Ich beschäftige mich eher nicht mit Medizin, aber dieses Buch hat mich sehr begeistert.

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