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Veröffentlicht am 15.07.2021

Vergangenheit, Gegenwart (und Zukunft) der Arbeitswelt

Sie nannten es Arbeit
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Ausgehend von Überlegungen dazu, was die zunehmende Automatisierung für die Zukunft der Arbeitswelt bedeutet (wobei die Aussicht, dass Maschinen ein immer größeres Repertoire von Tätigkeiten übernehmen ...

Ausgehend von Überlegungen dazu, was die zunehmende Automatisierung für die Zukunft der Arbeitswelt bedeutet (wobei die Aussicht, dass Maschinen ein immer größeres Repertoire von Tätigkeiten übernehmen könnten sowohl zu optimistischen als auch zu pessimistischen Visionen Anlass gibt), macht der Sozialanthropologe James Suzman sich hier daran, das Verhältnis unserer Spezies zur Arbeit zu ergründen.
Zunächst begibt er sich dafür sogar in die entfernte Vergangenheit, spürt gar dem Ursprung des Lebens und dessen Zusammenhang mit den Gesetzen der Entropie nach, und überlegt, ob auch Tiere arbeiten.

Der Großteil des Buches besteht aber in einer Nachzeichnung der Menschheitsgeschichte und Ausführungen darüber, wie sich unser Verhältnis zur Arbeit gewandelt hat. Wesentliche Meilensteine wie Zähmung des Feuers, Erfindung der Landwirtschaft, Entstehung von Städten, Industrialisierung etc werden auf ihre Auswirkungen hin untersucht.
Als Kontrast zur Moderne wird auch immer wieder das Leben eines Jäger-und-Sammler-Volkes in der Kalahari geschildert, bei welchem der Autor einige Jahre verbracht hat.

Es finden sich hier zahlreiche interessanten Informationen und einige faszinierenden Ansichten. Darunter auch solche, die viele nicht gerne lesen werden, wie etwa die Behauptung, dass heutzutage viele Jobs (zum Beispiel in Verwaltung oder HR) eigentlich sinnlos und darüber hinaus überbezahlt sind.
So bietet diese Lektüre auch einigen Stoff zum Nachdenken.
Es ist mir allerdings nicht ganz klargeworden, worauf der Autor eigentlich hinauswill bzw hat der rote Faden gefehlt.

Veröffentlicht am 15.07.2021

Man muss nicht allem zustimmen, sollte es aber dennoch lesen

Generation haram
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Melisa Erkurt, die als Baby aus Bosnien nach Österreich gekommen ist und heute als Journalistin arbeitet, möchte hier den Verliererinnen und Verlierern des Bildungssystems ihre Stimme leihen – und bei ...

Melisa Erkurt, die als Baby aus Bosnien nach Österreich gekommen ist und heute als Journalistin arbeitet, möchte hier den Verliererinnen und Verlierern des Bildungssystems ihre Stimme leihen – und bei denen handle es sich vor allem um die Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Sie schildert eigene Erlebnisse sowie die Ansichten diverser Personen, zu denen sie im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit oder auch privat Kontakt hatte und garniert dies mit einigen allgemeinen Betrachtungen – alles mit dem Grundtenor, wie schwer es doch Einwanderer hätten, wie wenig Verständnis autochthone Österreicher für sie aufbrächten und auf welche Weisen sie diskriminiert würden.

Der Autorin ist jedenfalls zugute zu halten, dass sie im Gegensatz zu manch anderen, die sich berufen fühlen, zu diesen Themen Stellung zu nehmen, tatsächlich über eigene diesbezügliche Erfahrungen verfügt. Wenngleich sich diese hauptsächlich auf ihr Dasein als Schülerin mit Migrationshintergrund beziehen. Ihren Job als Lehrerin hat sie gerade mal ein Jahr ausgeübt, bevor sie sich wieder ganz dem Journalismus widmete.
Immerhin ist ihr Bericht lebendig und es werden viele verschiedene Aspekte angesprochen. Für mich hat jedoch etwas der rote Faden gefehlt. Die Ausführungen springen von einem Punkt zum nächsten.

Vor allem aber ist die Darstellung sehr einseitig. Egal, mit welchen Unannehmlichkeiten sie bzw die Menschen, mit denen sie sympathisiert, konfrontiert werden, Schuld sind immer die anderen.
Wobei manche Beschwerden beinahe absurd wirken: Wenn Frau Erkurt beispielsweise darüber klagt, dass sie häufig ihren Namen buchstabieren muss. Dieses schlimme Schicksal teilt sie wohl mit hunderttausenden „alteingesessenen“ Österreichern, die Meier/ Mayer/ Mayrhofer etc oder Schmied/ Schmitt/ Schmidt heißen oder deren Name ein ss oder ß beinhaltet usw. Und wenn ich jedes Mal einen Cent bekäme, wenn mein Vorname (überwiegend von Personen mit nicht-deutscher Muttersprache) „Carin“ geschrieben wird ...
Auch ist es sicher richtig, dass man, wie hier immer wieder betont wird, die Kinder nicht für ihre Eltern bestrafen darf oder Rücksicht auf traumatische Erfahrungen nehmen muss, die ein Schüler möglicherweise gemacht hat. Allerdings darf eine schwierige Vergangenheit oder ein „bildungsfernes“ Elternhaus doch auch keine Ausrede dafür sein, nicht einmal zu versuchen, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Dennoch sollte dieses Buch gelesen werden, nicht nur aber vor allem auch von Leuten, die sich mit Reformen im Bildungswesen oder Integrationsmaßnahmen befassen. Es enthält durchaus auch wichtige Aussagen und erhellende Einsichten.
Obwohl ich vielen Ansichten der Autorin nicht zustimme, sollte außerdem anerkannt werden, dass derartige Ansichten in Teilen der Gesellschaft existieren und es daher notwendig ist, sich mit ihnen auseinander zu setzen

Veröffentlicht am 15.07.2021

Vom Bettelprinz zum Kaiser

Ich, Maximilian, Kaiser der Welt
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Maximilian von Habsburg leitete den Aufstieg seiner Dynastie zur Weltmacht ein und ist bis heute als „der letzte Ritter“ bekannt.
Peter Prange widmet sich dieser faszinierenden Persönlichkeit und schildert ...

Maximilian von Habsburg leitete den Aufstieg seiner Dynastie zur Weltmacht ein und ist bis heute als „der letzte Ritter“ bekannt.
Peter Prange widmet sich dieser faszinierenden Persönlichkeit und schildert Maximilians Leben von seiner Jugend als „Bettelprinz“ bis zu seiner Wahl zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
Als Sohn des Kaisers Friedrich von klein auf darauf gedrillt, die eigenen Bedürfnisse dem Machtstreben unterzuordnen, sieht es sich immer wieder gezwungen, unterschiedliche Interessen auszugleichen und harte Entscheidungen zu fällen. Sein privates Glück ist meist nur von kurzer Dauer.
Doch es ist nicht nur Maximilians Geschichte, die hier erzählt wird, sondern unter anderem auch die seiner Geliebten Rosina, seines Sohnes Phillipp und seines erbittertsten Widersachers Phillippe de Commynes.

Der Inhalt ist sehr gut recherchiert. Im Anhang findet sich sogar eine nach Jahren geordnete Aufstellung darüber, welche der beschriebenen Ereignisse tatsächlich als historisch verbürgt gelten.
Schade nur, dass sich im Roman selbst relativ wenige Datumsangaben finden. Ich habe mich während des Lesens öfters gefragt, wie viel Zeit wohl zwischen den Kapiteln vergangen ist, wie alt die Protagonisten wohl gerade sind etc.
Außerdem wirkt bei den fiktiven Handlungselementen, vor allem was Rosinas Schicksal betrifft, manches etwas weit hergeholt.
Davon (und von einigen Tippfehlern) abgesehen kann ich diesen Roman aber allen an der europäischen Geschichte Interessierten weiterempfehlen. Er ist flott geschrieben und aufgrund der relativ kurzen Kapitel und der vielen unterschiedlichen Erzählperspektiven abwechslungsreich.
Maximilian und die übrigen Protagonisten sind als Menschen mit Stärken und Schwächen gezeichnet, deren Handlungen ich zwar nicht immer nachvollziehen konnte, die aber gerade deswegen lebendig wirken.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2021

Vom Urknall zum Menschen in sieben Schritten

Genesis
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Der Physiker Guido Tonelli hat hier eine Art Schöpfungsmythos aus wissenschaftlicher Sicht verfasst. Er beschreibt, wie aus einer winzigen Quantenfluktuation ein ganzes Universum entstand und stellt dessen ...

Der Physiker Guido Tonelli hat hier eine Art Schöpfungsmythos aus wissenschaftlicher Sicht verfasst. Er beschreibt, wie aus einer winzigen Quantenfluktuation ein ganzes Universum entstand und stellt dessen Entwicklung in sieben „Tagen“ dar, von denen manche nur Bruchteile von Sekunden, manche Milliarden von Jahren dauerten.
Die Sprache ist dabei stellenweise durchaus poetisch und die Ausführungen sind zumindest in den Grundzügen allgemein verständlich. Auch wird immer wieder erklärt, auf welche Weise die Wissenschaft ihre diesbezüglichen Erkenntnisse gewonnen hat.
So ist es interessant, zu verfolgen, wie sich aus bescheidenen und doch spektakulären Anfängen nach und nach Elementarteilchen und Grundkräfte, Sterne, Galaxien und vieles mehr bilden konnten – und zu erfahren, dass das ganze Universum in Wirklichkeit immer noch ein Vakuum ist.

Der Text ist allerdings eher unübersichtlich. Ich hätte mir gewünscht, dass die wesentlichen Punkte stärker hervorgehoben werden bzw leichter auffindbar sind. Vielleicht wäre ein Stichwortverzeichnis sinnvoll gewesen.
Außerdem sind manche Stellen etwas „schwülstig“ geschrieben.

Veröffentlicht am 14.07.2021

Die Folgen der Angst

Die Seelen im Feuer
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Dieser Roman widmet sich einem düsteren Kapitel der Geschichte.
Er spielt im Bamberg der Jahre 1626 bis 1632. Johanna geht in der Arbeit in der Apotheke ihres Vaters auf und erweist sich als kundig und ...

Dieser Roman widmet sich einem düsteren Kapitel der Geschichte.
Er spielt im Bamberg der Jahre 1626 bis 1632. Johanna geht in der Arbeit in der Apotheke ihres Vaters auf und erweist sich als kundig und geschickt im Umgang mit diversen Heilmitteln. Die Beziehung zu ihrem Verlobten gestaltet sich nicht so wie sie es sich wünschen würde. Dafür zieht der junge Arzt Cornelius ihre Aufmerksamkeit auf sich.
Doch die alltäglichen Sorgen und Probleme werden zusehendes unwichtiger angesichts der Auswirkungen der Hexenprozesse, die in ihrer Heimatstadt immer mehr um sich greifen. Auch Johanna und einige ihrer Lieben sind hautnah davon betroffen.
Aber es gibt auch einige, die sich dem entgegenzustellen versuchen. Sehr zum Ärger des Bischofs Dornheim und seines Weihbischofs Förner.

Die Autorin hat sich als Historikerin mit dem Thema Hexenverfolgung bereits aus wissenschaftlicher Sicht befasst. Man merkt, dass sie über großes Hintergrundwissen verfügt und es gelingt ihr hervorragend, die wahren Ursachen und Mechanismen hinter diesen Dramen darzustellen und so manches Klischee zurecht zu rücken.
Die verwendete Sprache passt gut zu der Zeit. Es werden auch öfters Abschnitte in altertümlichem Deutsch eingefügt, bei denen es sich teilweise sogar um Ausschnitte aus echten Quellen handelt.
Dies alles sorgt für einige Authentizität und ein ausführliches Nachwort rundet das Ganze ab.
Ich hatte allerdings den Eindruck, dass die Autorin so sehr bestrebt war, möglichst viele geschichtlich überlieferte Ereignisse und Fakten unterzubringen, dass die Ausgestaltung der eigentlichen Romanhandlung dadurch etwas ins Hintertreffen geriet. Diese weist doch einige Längen auf. Andererseits wird manches auch zu schnell abgehandelt. Außerdem passt der Klappentext nicht ganz zum Inhalt – das weltoffene Amsterdam ist weit weniger präsent als angedeutet.

Alles in allem dennoch ein lesenswerter historischer Roman, der sich einem interessanten Thema widmet, und auch zum Nachdenken darüber anregt, was geschehen kann, wenn Angst und Unsicherheit die Gedanken und das Verhalten der Menschen bestimmen.

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