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Veröffentlicht am 09.01.2021

Düstere Fantasy-Welt

Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland
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Eigentlich ist Fantasy nicht so mein Fall. Da ich als Kind gern „Alice im Wunderland“ gesehen habe, hat dieser Roman aber doch mein Interesse geweckt. Mit dem Kinderbuch hat er erwartungsgemäß wenig gemein: ...

Eigentlich ist Fantasy nicht so mein Fall. Da ich als Kind gern „Alice im Wunderland“ gesehen habe, hat dieser Roman aber doch mein Interesse geweckt. Mit dem Kinderbuch hat er erwartungsgemäß wenig gemein:
Alice, die nach der Begegnung mit einem Mann mit langen Kaninchenohren traumatisiert ist, und der Axtmörder Hatcher entkommen gemeinsam aus einem Irrenhaus. Nun liegt es an ihnen, den gefährlichen Jabberwock zu bezwingen, von dessen Existenz sonst kaum jemand ahnt. Sie müssen sich dazu in die dunkelsten Gegenden der „Alten Stadt“ wagen und sich den Erinnerungen an ihre Vergangenheit stellen.

So entführt dieses Buch in eine eher düstere Fantasy-Welt voll von magischen Elementen. An sich gut gestaltet, jedoch teilweise unlogisch bzw auch in sich inkonsistent.
Die Handlung besteht großteils daraus, dass Alice und Hatcher sich vor etwas fürchten oder jemanden umbringen. Ein bisschen Spannung wird dabei zwar schon aufgebaut, wirklich fesseln konnte es mich allerdings nicht. Auch finde ich es unglaubwürdig, wie gut ihnen letztlich alles gelingt und wie schnell der „Showdown“ am Ende abgehandelt ist.
Das Ganze wird in einem einfachen, aber immerhin flotten Stil erzählt.

Fazit: Eine besonders ausgefeilte Handlung oder nachvollziehbare Charakterisierung der Protagonisten darf man hier nicht erwarten. Die Idee ist aber doch originell und für Fans des Genres hat es sicher einen entsprechenden Unterhaltungswert.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Wenig lebendig und zu banal

Das stumme Tal
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Dieser von einer wahren Begebenheit inspirierte Roman erzählt von einem spektakulären Verbrechen, das sich Ende des 19. Jahrhunderts in der abgelegenen Tiroler Gemeinde Stumm zugetragen hat.
Die Geschichte ...

Dieser von einer wahren Begebenheit inspirierte Roman erzählt von einem spektakulären Verbrechen, das sich Ende des 19. Jahrhunderts in der abgelegenen Tiroler Gemeinde Stumm zugetragen hat.
Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen, die abwechselnd besucht werden:
Die vierjährige Amelia entkommt als einzige einem Drama, das sich auf dem Baumgartnerhof zugetragen hat. Sie flieht ins Tal und ist so geschockt, dass sie nur einzelne Wortfetzen über Feuer und Blut von sich geben kann. Der Bauer Hans Erl und seine Frau nehmen sich des verstörten Mädchens an.
Einige Zeit später findet das Gerichtsverfahren gegen die mutmaßlichen Täter statt. Auch Amelia und Erl sind als Zeugen geladen und die Aussage eines so kleinen Kindes sorgt für einige Aufregung.
Viele Jahre danach kehrt Amelia wegen des Todes ihrer Ziehmutter nach Stumm zurück. Sie hat die Erinnerung an den Schrecken ihrer Kindheit großteils verloren, wird jedoch zusehends von seltsamen Träumen geplagt.

Diese Ausgangssituation hätte durchaus Potential. Dennoch konnte mich die Sache nicht packen. Die düstere Atmosphäre, in der die Menschen was ihre Gedanken und Gefühle betrifft tatsächlich „stumm“ sind, wird zwar ganz gut eingefangen.
Die Protagonisten sind aber zu wenig lebendig, scheinen nur in ihrer jeweiligen „Rolle“ zu existieren und darüber hinaus keine echte Persönlichkeit zu besitzen.
Vor allem zu der inzwischen erwachsenen Amelia konnte ich keine rechte Verbindung aufbauen und ihre Handlungen nicht nachvollziehen. Die Geschehnisse nach dem Brand werden etwas eindrucksvoller geschildert und können zumindest stellenweise etwas Mitgefühl wecken.
Wirkliche Spannung kommt jedoch nie auf. Bei aller Tragik ist die Handlung letztlich doch zu banal und die Auflösung nicht wirklich überraschend und teilweise unglaubwürdig.
Außerdem wird die Geschichte durch die zu kurzen Kapitel (über 60 auf 220 Seiten) zu sehr zerstückelt.

Eigentlich schade – man hätte, wie gesagt, mehr daraus machen können.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Zu ausschweifend und zu britisch

Ins Unbekannte
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Der Autor unternimmt hier eine Reise um die Welt– von Cornwall Richtung Osten bis er schließlich im Westen wieder ankommt - mit15 Stationen, unter anderem Baku, Delhli, Singapur, Tasmanien Manhattan oder ...

Der Autor unternimmt hier eine Reise um die Welt– von Cornwall Richtung Osten bis er schließlich im Westen wieder ankommt - mit15 Stationen, unter anderem Baku, Delhli, Singapur, Tasmanien Manhattan oder Frankfurt. Er erzählt jeweils, was er selbst in der entsprechenden Region erlebt hat und gibt Einblicke in deren Geschichte.
Dabei wird jedoch ein zu großer Schwerpunkt auf Tätigkeiten und Einflüsse der jeweiligen Kolonialmächte, und hier insbesondere der Briten, gelegt. Bezüglich mancher Orte, deren Geschichte vor Eintreffen der Europäer weniger gründlich erforscht ist oder einfach nicht viel hergibt, wäre dies bis zu einem gewissen Grad noch verständlich. Aber auch beispielsweise bei Indien, wo es bereits eine Hochkultur gab als die Bewohner Englands noch „auf Bäumen lebten“ sieht es nicht wesentlich besser aus.
Vermutlich ist mir dies auch deshalb so negativ aufgefallen, weil diejenigen Dinge, über die berichtet wird, dafür in zu großer Detailliertheit geschildert und etwa regelmäßig die Lebensgeschichten irgendwelcher Politiker oder Kolonialbeamter zum Besten gegeben werden.
Selbst viele an sich interessante Bemerkungen gehen in dieser Flut unter.
Teilweise wird das alles zwar noch durch persönlich gefärbte Geschichten aufgelockert. Dennoch empfand ich die Lektüre zunehmend als anstrengend. Weniger wäre mehr gewesen und für Leute, die den einen oder anderen Punkt genauer betrachten wollen, gäbe es ja die Literaturhinweise. (Hierbei wäre vielleicht eine kurze Liste mit Überblicks-Werken pro Kapitel schön gewesen.)

Positiv hervorheben möchte ich jedoch noch die Tätigkeit der Übersetzer, die eine Reihe hilfreicher Anmerkungen eingefügt haben, welche zusätzliche Informationen enthalten oder Nicht-Briten dabei helfen, die eine oder andere Aussage in den richtigen Kontext zu setzen.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Gelungenes Jubiläum

Der Tote in der Hochzeitstorte
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Kaum zu glauben, dass die Knickerbocker-Bande schon 30 Jahre alt ist. Ich kann mich heute noch daran erinnern, mit welcher Begeisterung ich damals den ersten Band gelesen habe. So freue ich mich natürlich ...

Kaum zu glauben, dass die Knickerbocker-Bande schon 30 Jahre alt ist. Ich kann mich heute noch daran erinnern, mit welcher Begeisterung ich damals den ersten Band gelesen habe. So freue ich mich natürlich über dieses neue Abenteuer der inzwischen erwachsenen Knickerbocker – und hoffe sehr, dass dies nicht der letzte Teil von Knickerbocker4immer ist:
Die Hochzeit von Lilo und Axel scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Nach mehreren Verschiebungen, unter anderem wegen Corona, entscheidet Lilo sich spontan, sie im November in einem abgelegenen Hotel in den Tiroler Bergen zu begehen. Doch die Feier, bei der nur ihre engsten Freunde anwesend sind, wird von dramatischen Ereignissen überschattet und da die einzige Zufahrtsstraße gesperrt ist, muss die Knickerbocker-Bande erneut einen kniffligen Fall lösen. Unterstützt werden sie dabei unter anderem von der Hotelbesitzerin Veronika Wunderer, die gerade mit einigen Problemen zu kämpfen hat.

Es ist schön, alte Freunde wiederzutreffen, die nun mit Beziehungen und (sich ankündigendem) Nachwuchs mitten im Leben stehen.
Veronika ist aber eine ebenso sympathische Figur. Ich konnte mich gut in ihre Sorgen wegen der Führung des Hotels und der Meinungsverschiedenheiten mit ihren Eltern hineinversetzen.
Dazu noch eine schillernde Lady aus einem Schloss. Was will man mehr?

Ein paar Kritikpunkte muss ich jedoch auch erwähnen: Der Klappentext passt nicht wirklich gut zum Inhalt und es gibt doch ein paar Ungereimtheiten. Vielleicht hat da auch der Zeitdruck mitgespielt.
Immerhin sind aktuelle Themen eingebaut. Corona und seine Auswirkungen werden gelegentlich erwähnt, wenngleich sich die Protagonisten nicht gerade im Sinne der „neuen Normalität“ (Abstandhalten etc) verhalten.

Ansonsten hat mich die Lektüre aber wieder gut unterhalten. Es wird einige Spannung erzeugt, es gibt dramatische Szenen und überraschende Wendungen.
Wie üblich zeichnet den Autor ein eher einfacher, jedoch mitreißender Stil aus.
Für Knickerbocker-Fans sicher empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Über den Nutzen der Mathematik

Espresso mit Archimedes
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Ausgehend von der Frage, warum man sich in der Schule mit Formeln und Grafiken auseinandersetzen muss, obwohl man das doch im späteren Leben wahrscheinlich nie wieder brauchen wird, unternimmt der Autor ...

Ausgehend von der Frage, warum man sich in der Schule mit Formeln und Grafiken auseinandersetzen muss, obwohl man das doch im späteren Leben wahrscheinlich nie wieder brauchen wird, unternimmt der Autor hier eine Tour durch Geschichte und Gegenwart der Mathematik.
Es zeigt, dass deren Verfahren meist entwickelt wurden, um anstehende Probleme zu lösen – sei es die Notwendigkeit der Steuererhebung in den ersten größeren Gemeinschaften, sei es der Wunsch, eine stabile Brücke über eine große Schlucht zu bauen.
Auch heute sind ihre Methoden aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Keine Suchanfrage bei Google, keine Statistik, kein Wetterbericht ohne dahinterstehende Berechnungen.
Daneben werden auch philosophische Probleme angesprochen, etwa, ob mathematische Konzepte entdeckt oder erfunden werden.
Von all dem erzählt er in einem durchaus flotten, leicht verständlichen Stil und wie angekündigt ohne Formeln.
Die Ausführungen bleiben daher aber auch sehr an der Oberfläche. Wie die Dinge wirklich funktionieren, wird nicht erklärt.
Außerdem finde ich es schade, dass eben nur mit dem Nutzen der Mathematik argumentiert, ihre Schönheit aber kaum erwähnt wird.
Für Einsteiger ist das Buch nichtsdestotrotz lesenswert und vielleicht kann es doch ein paar Schüler und/oder Eltern dazu motivieren, dem Mathematik-Unterricht weniger ablehnend gegenüber zu stehen.