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Veröffentlicht am 06.04.2020

Fünf Frauen-Schicksale stereotyp erzählt

Als das Leben vor uns lag
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Seinen Ausgang nimmt dieser Roman in einem Internat im Barcelona des Jahres 1950, wo Nonnen ein strenges Regiment führen. Fünf Mädchen kommen des nachts heimlich zusammen, um Wahrheit oder Pflicht zu spielen. ...

Seinen Ausgang nimmt dieser Roman in einem Internat im Barcelona des Jahres 1950, wo Nonnen ein strenges Regiment führen. Fünf Mädchen kommen des nachts heimlich zusammen, um Wahrheit oder Pflicht zu spielen. Doch ihre Mutprobe nimmt für eine von ihnen ein schlimmes Ende.
Über 30 Jahre später treffen die fünf von damals wieder aufeinander. Ihre Biographien haben unterschiedliche und teilweise überraschende Wege eingeschlagen und so werden an diesem Abend einige Konflikte ausgetragen und Geheimnisse aufgedeckt.

Diese Geschichte ist vor einem interessanten Hintergrund angesiedelt. Es werden beispielsweise der spanische Bürgerkrieg und vor allem die Franco-Diktatur thematisiert und dargestellt, wie diese sich auf die Bevölkerung auswirkten.

Die Schicksale der fünf Frauen gestalten sich abwechslungsreich. Die Autorin war offenbar darum bemüht, ein breites Spektrum an Lebenswegen und Persönlichkeiten abzubilden. Vielleicht hat aber gerade das dazu geführt, dass es mir schwerfiel, mich wirklich in die Protagonistinnen hineinzuversetzen oder gar mit ihnen zu identifizieren. Sie scheinen eher Schablonen als echte Menschen zu sein. Ihre Unterhaltungen wirken teilweise wie das Musterbeispiel eines „typischen Frauengesprächs“ und somit irgendwie blutleer und klischeehaft.
Zwar wird zwischendurch gelegentlich etwas Spannung erzeugt, vieles ist jedoch vorhersehbar.

Trotz eines vielversprechenden Auftakts konnte mich diese Erzählung daher nicht richtig packen.
Vielleicht ist die Lektüre für Spanierinnen, welchen die historischen Anspielungen näher gehen, oder für Frauen, die derselben Generation entstammen wie die Hauptdarstellerinnen, ergreifender. Für mich war sie alles in allem nur mittelmäßig.

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Charmantes Buch über Abschiede in verschiedenen Facetten

Was von uns übrig bleibt
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Der Sprachwissenschaftler und Journalist Sven Stillich untersucht hier, was von uns übrig bleibt, wenn wir einen Ort, einen Menschen oder die Welt verlassen, und regt dadurch zum Nachdenken über Fragen ...

Der Sprachwissenschaftler und Journalist Sven Stillich untersucht hier, was von uns übrig bleibt, wenn wir einen Ort, einen Menschen oder die Welt verlassen, und regt dadurch zum Nachdenken über Fragen an, die sich so oder so ähnlich vermutlich jeder schon mal gestellt hat: Wie sehen Orte, die früher für mich wichtig waren, heute wohl aus? Welche Menschen haben mich am meisten beeinflusst? Wie soll ich mit dem Tod eines nahen Angehörigen oder gar mit meinem eigenen Tod umgehen? etc.
Doch auch ungewöhnlichere Themen werden angesprochen und unerwartete Bezüge hergestellt. Es wird etwa die Arbeit von Spürhunden vorgestellt, ein Blick auf Totenrituale vergangener Zeiten geworfen oder überlegt, wie sich unser Umgang mit Abschieden infolge der zunehmenden Nutzung des Internet verändert hat.

Bisweilen schweift der Autor allerdings doch zu sehr ab. So beginnt beispielsweise das Kapitel ".. einen Menschen verlassen" mit seitenlangen Ausführungen zu romantischer Liebe und Beziehungen. Alles nicht uninteressant, es hat jedoch wenig mit dem eigentlichen Thema des Verlassen-(Werdens) zu tun.

Fazit: Dieses Buch bietet einige faszinierende Denkanstöße und stimmt gelegentlich ein bisschen traurig. Die Ausführungen sind stark persönlich gefärbt, was die Sache einerseits interessanter macht, andererseits aber auch etwas ablenkt.

Veröffentlicht am 05.04.2020

Durchwachsener Ausflug in eine düstere Epoche

1793
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Dieser Krimi ist im Stockholm des ausgehenden 18.Jahrhunderts angesiedelt, welches als düsterer Ort voller verzweifelter Menschen und Gewalttaten gezeichnet wird. Der Häscher Mickel Cardell, der an den ...

Dieser Krimi ist im Stockholm des ausgehenden 18.Jahrhunderts angesiedelt, welches als düsterer Ort voller verzweifelter Menschen und Gewalttaten gezeichnet wird. Der Häscher Mickel Cardell, der an den Nachwirkungen traumatischer Erlebnisse während des letzten Krieges leidet, wird zufällig an den Fundort einer Leiche gerufen, die Spuren brutaler Folterungen aufweist. Das Schicksal des Toten lässt ihn nicht los, und so schließt er sich Cecil Winge an, der den Fall untersuchen soll. Auch dieser hat mit allerlei Problemen zu kämpfen und er weiß, dass seine restliche Lebenszeit begrenzt ist.

Die Geschichte wird großteils aus der Perspektive von Cardell oder Winge erzählt. Zwei längere Abschnitte handeln aber auch von dem kürzlich zugezogenen Kristofer Blix, der von einem besseren Leben träumt, bzw der jungen Anna Stina, die sich aufgrund falscher Vorwürfe mit einer schlimmen Strafe konfrontiert sieht.
Dies sorgt für eine gewisse Abwechslung und regt vor allem zu Miträtseln darüber an, wie das alles wohl zusammen hängt.
Auch die Ermittlungsarbeiten als solches sind interessant zu beobachten und es wird durchaus einige Spannung aufgebaut. Die Charakterisierung von Cecil Winge als „genialer als Sherlock Holmes“ halte ich jedoch für übertrieben. Bei der Aufklärung kommen auch Glück und Zufall zu Hilfe und eigentlich macht es ihnen der Täter nicht besonders schwer.
Generell konnte ich mit den Protagonisten (von Anna Stina teilweise abgesehen) nicht richtig warm werden. Sie ergehen sich vielfach in Selbstmitleid und greifen häufig zum Alkohol. Irgendwelche Anstrengungen, ihre Lebensumstände zu ändern, unternehmen sie jedoch nicht.
Die in vielen anderen Rezensionen kritisierte Brutalität habe ich dagegen als nicht so extrem empfunden. Bei einigen Stellen fragte ich mich zwar schon, ob da nicht auch ein bisschen weniger gereicht hätte, alles in allem muss man bei diesem Genre aber eben mit derartigem rechnen. (Was auch ein Mitgrund dafür ist, dass ich selten Thriller lese.)
Bezüglich der historischen Hintergründe hätte ich gerne noch mehr erfahren. Andererseits war das für die schwedischen Leser vermutlich nicht notwendig.

Fazit: Für Krimi-Fans, welche die explizite Beschreibung von Grausamkeiten nicht scheuen, ist dieses Buch eine ganz fesselnde Lektüre. Ein wirklich großer Wurf ist es aber nicht.

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Von Menschen, Wölfen und Hunden

Darwins Hund
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Bryan Sykes, der bereits einige populärwissenschaftliche Bücher über Genetik (des Menschen) geschrieben hat, wendet sich diesmal den Hunden zu und geht der Frage nach, wie diese sich aus dem Wolf entwickeln ...

Bryan Sykes, der bereits einige populärwissenschaftliche Bücher über Genetik (des Menschen) geschrieben hat, wendet sich diesmal den Hunden zu und geht der Frage nach, wie diese sich aus dem Wolf entwickeln konnten.
Bereits im Vorwort entsteht jedoch der Eindruck, dass ihm dieses Thema irgendwie aufgezwungen wurde. Der Autor ist kein „Hundemensch“, was er immer wieder durchblicken lässt.

Nichtsdestotrotz ist der Inhalt großteils sehr interessant. Das hier entworfene Szenario der ersten Annäherung von Mensch und Wolf unterscheidet sich doch deutlich von vielen Lehrmeinungen. Anstatt den Menschen als geschickten Domestizierer und den Wolf in einer eher passiven Rolle dazustellen, wird hier eine Jagdgemeinschaft zum beiderseitigen Nutzen postuliert.
Auch die Ausleuchtung unseres heutigen Verhältnisses zum Wolf sowie Begegnungen mit wild lebenden Wölfen bieten einige faszinierende Erkenntnisse.
Danach wird die Genetik des modernen Hundes, insbesondere im Zusammenhang mit den diversen Kriterien, welche Rassehunde erfüllen müssen, beschrieben.
Ein relativ langes Kapitel besteht dann in der Wiedergabe von Interviews, die Sykes Frau Ulla (im Gegensatz zu ihm eine echte Hundefreundin) mit diversen Hundebesitzern geführt hat. Wenngleich sie sich diesbezüglich um eine gewisse Vielfalt (sowohl der Menschen als auch der Hunde) bemüht hat und es ganz spannend ist, die unterschiedlichen Antworten zu lesen, wird dies mit der Zeit doch auch etwas eintönig. Es wäre vielleicht besser gewesen, diese Interviews immer mal wieder zwischendurch einzustreuen anstatt sie alle an einem Ort zusammenzupacken.
Andererseits werden kontroverse Punkte wie das Klonen von Haustieren nur relativ kurz abgehandelt.

Insgesamt ist dieses Buch dennoch empfehlenswert. Aktuelle Forschungsergebnisse werden allgemein verständlich aufbereitet. Man hätte aus dem Thema aber mehr machen können.

Veröffentlicht am 05.04.2020

Durchschnittliche Biographie eines großartigen Sportlers

Marcel Hirscher
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Diese Biographie ist schon wenige Wochen nach Marcel Hirschers Rücktritt vom aktiven Rennsport erschienen.
Sportjournalist Alex Hofstetter beschreibt hier den Werdegang dieses Ausnahme-Athleten, lässt ...

Diese Biographie ist schon wenige Wochen nach Marcel Hirschers Rücktritt vom aktiven Rennsport erschienen.
Sportjournalist Alex Hofstetter beschreibt hier den Werdegang dieses Ausnahme-Athleten, lässt die Erinnerung an viele seiner zahlreichen Erfolge wiederaufleben und wirft einige Blicke hinter die Kulissen des „Team Hirscher“. Dazwischen eingestreut sind immer wieder Auszüge aus dem „Tagebuch“ von Trainer Mike Pircher.

Die Lektüre ist durchaus informativ und das Buch ist auch in einem unterhaltsamen Stil geschrieben.
Zumindest Leute, welche die Sportberichterstattung der letzten zehn Jahre verfolgt haben (und diese dürfen wohl die Haupt-Zielgruppe stellen), werden hier jedoch wenig wirklich Neues erfahren.
Die meisten der verwendeten Zitate wurden wohl aus alten Interviews entnommen. Dem Menschen Marcel Hirscher kommt man dadurch jedenfalls nicht näher.
Generell habe ich den Eindruck, dass auch ein gewisser Zeitdruck im Sinne einer möglichst schnellen Fertigstellung eine Rolle gespielt hat, um von der erhöhten öffentlichen Aufmerksamkeit profitieren zu können.
Positiv hervorzuheben sind aber immerhin die ausführlichen Statistiken am Ende. Auch enthält das Buch umfangreiche Bildteile (die übrigens bei der Seitenzahl mitgezählt werden).

Alles in allem ist dieses Werk eine gelungene Zusammenfassung einer imposanten Kariere und daher sicher interessant. Von einer Biographie hätte ich allerdings mehr erwartet.