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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2019

Weder das Ambiente noch die Protagonisten können überzeugen

Der Hofer und der letzte Schnee
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Obwohl ich von der Fortsetzung dieses Romans („Die Tote aus Salzburg“) nicht wirklich begeistert war, wollte ich dem Autor noch eine Chance geben, vor allem, weil ich die Ansiedlung der Handlung in Bad ...

Obwohl ich von der Fortsetzung dieses Romans („Die Tote aus Salzburg“) nicht wirklich begeistert war, wollte ich dem Autor noch eine Chance geben, vor allem, weil ich die Ansiedlung der Handlung in Bad Gastein für vielversprechend hielt. Das Ergebnis war allerdings noch enttäuschender.
Gastein als solches kommt kaum vor und wenn, dann wird es meist in eher düsteren Farben und als Heimstatt altmodischer Hinterwäldler geschildert.

Die Geschichte dreht sich um den Hofer Andi, der einen Teil seiner Kindheit in Bad Gastein verbracht hat, mit diesem Ort aber auch negative Erinnerungen verbindet. Nun kehrt er dorthin zurück, um das Catering für eine Veranstaltung zu übernehmen, welche ein dramatisches Ende nimmt: Der schillernde Partylöwe Miro Rauscher wird entführt und Hofer ist bald der Hauptverdächtige.

Der Kriminalfall als solches wäre ganz spannend (wenn ich die Auflösung nicht schon aus dem zweiten Teil gekannt hätte.) Doch abgesehen vom schlecht gezeichneten Ambiente, konnte ich auch keine rechte Beziehung zu den Protagonisten aufbauen.
Hofer und seine Freunde wirken ziemlich postpubertär. Ihre Aktivitäten und Erinnerungen drehen sich großteils um irgendwelche Sauftouren, ansonsten erfährt man kaum etwas über sie.
Außerdem machen die Ermittlungen der diversen (ehemaligen) Polizisten einen eher planlosen und nicht besonders professionellen Eindruck.
Dazu kommt noch ein gewöhnungsbedürftiger Erzählstil, der zwar nicht grundsätzlich schlecht ist, aber eben auch nicht dabei hilft, mit der Geschichte warm zu werden.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Gelungener Überblick zum 100-Jahr-Jubiläum

Umstritten, verspielt, gefeiert
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Aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums der Republik Österreich bietet dieses Buch eine profunde Darstellung des Zeitraums von 1918 bis 2018.
Die einzelnen Kapitel folgen unterschiedlichen Konzepten: In „Momentaufnahmen“ ...

Aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums der Republik Österreich bietet dieses Buch eine profunde Darstellung des Zeitraums von 1918 bis 2018.
Die einzelnen Kapitel folgen unterschiedlichen Konzepten: In „Momentaufnahmen“ wird jeweils ein bestimmtes Ereignis sowie dessen Vorgeschichte und Folgen ausgeleuchtet. Dabei werden im Wesentlichen die üblichen Etappen abgearbeitet – Ausrufung der Republik, Brand des Justizpalastes, Austrofaschismus, Anschluss, Kriegsende, Staatsvertrag, 1968. Besonders gefallen hat mir hierbei, dass am Anfang jedes Abschnitts die Beschreibung eines historischen Filmdokuments (zum Beispiel eines Wochenschau-Berichts) steht. Dies bietet nicht nur einen anschaulichen Einstieg in das Thema, sondern zeigt auch, wie die damaligen Geschehnisse von den Zeitgenossen bzw zumindest jenen, welche die Kontrolle über die Medien hatten, gesehen wurden.
Dazwischen sind mehrere „Wege durch die Zeiten“ eingefügt, welche einen bestimmten Sachverhalt (beispielsweise die Entwicklung des Demokratieverständnisses oder die Beziehungen zum Ausland) im Zeitverlauf beschreiben.

Diese Struktur wirkt gut durchdacht, gelingt es auf diese Weise doch, wichtige Einzelereignisse ausreichend zu würdigen ohne dabei die größeren Zusammenhänge aus den Augen zu verlieren.
Der Text ist flüssig geschrieben, gründlich recherchiert und zeichnet ein interessantes Panorama dessen, was Österreich in den letzten 100 Jahren bewegte.
Die Analyse setzt sich dabei immer wieder kritisch mit dem österreichischen Wesen auseinander, vergisst aber auch nicht, positive Aspekte zu erwähnen.
Viele Ausführungen bleiben allerdings sehr an der Oberfläche und für Leute, die sich regelmäßig mit der österreichischen Geschichte beschäftigen, bietet die Lektüre keine neuen Erkenntnisse.
Da es das erklärte Ziel der Autoren war, eine kompakte Gesamtdarstellung vorzulegen, ist dies aber kein allzu gravierender Kritikpunkt.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Ereignisreiche Reise

Neues vom Onkel Franz
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Während Klaus Ranzenbergers früheres Werk „Der Onkel Franz“ eine Zusammenstellung von Anekdoten und allgemeinen Betrachtungen war, in welchen der Onkel Franz diverse Auftritte hatte, handelt es sich hier ...

Während Klaus Ranzenbergers früheres Werk „Der Onkel Franz“ eine Zusammenstellung von Anekdoten und allgemeinen Betrachtungen war, in welchen der Onkel Franz diverse Auftritte hatte, handelt es sich hier um einen zusammenhängenden Roman, in dem diese Kunstfigur die Hauptrolle spielt.

Im Zuge einer von vielen Unterbrechungen und Umwegen gekennzeichneten Reise nach Wien macht er überraschende Erfahrungen und kommt mit den unterschiedlichsten Männern (interessanterweise sind es tatsächlich ausschließlich Männer) ins Gespräch.

Es ist zwar immer wieder spannend, mitzuverfolgen, wie so manche modernen Entwicklungen auf einen älteren Herrn aus dem Innviertel wirken.
Ich konnte mit der Person des Onkel Franz aber nicht richtig warm werden. In manchen Szenen wirkt er zu „gutmenschen-haft“, an anderen Stellen zeigt er dagegen kaum eine Bereitschaft, sich mit den Ansichten seines Gegenübers wirklich auseinander zu setzen.
Teilweise mag dies auch der Kürze des Textes geschuldet sein, alles in allem konnte mich dieser Roman aber nicht überzeugen. Dazu kommt noch, dass sowohl der Verlauf der Odyssee als auch das Ende ziemlich unrealistisch sind.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Was geschah an Bord der „Mary Russell“

Sieben Lichter
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Dieser auf einer wahren Begebenheit beruhende Roman dreht sich um ein düsteres Geheimnis der Seefahrt des Jahres 1828. Wir begegnen dem als Grönlandreisender und Forscher berühmt gewordenen William Scoresby, ...

Dieser auf einer wahren Begebenheit beruhende Roman dreht sich um ein düsteres Geheimnis der Seefahrt des Jahres 1828. Wir begegnen dem als Grönlandreisender und Forscher berühmt gewordenen William Scoresby, der inzwischen seine Profession gewechselt hat und Pastor wurde. Im Zuge eines Besuchs bei Verwandten seiner frisch angetrauten Ehefrau trifft er im Hafen von Cove zufällig auf ein Schiff, dessen Schicksal gerade für einige Aufregung sorgt: An Bord der „Mary Russell“ wurden sieben Menschen getötet und ihr Kapitän William Stewart ist geflohen.
Scoresby befragt einige Überlebende sowie den Kapitän eines anderen Schiffes, der die „Mary Russell“ auf dem offenen Meer treibend vorgefunden und zum Hafen gebracht hat. Ihre Aussagen deuten darauf hin, dass Stewart den Verstand verloren und unschuldige Männer abgeschlachtet hat. Doch ist dies die ganze Wahrheit? Scoresby ist fest entschlossen, weitere Nachforschungen anzustellen.

Diese Geschichte wird von Scoresbys Schwager in Ich-Form erzählt. Er erstattet einen eher sachlichen und objektiven Bericht, aus dem sowohl seine Bewunderung für als auch ein etwas ambivalentes Verhältnis zu diesem großen Mann erkennbar wird. Bei seinen Schilderungen der Ereignisse nimmt er sich selbst weitgehend zurück, steuert aber nichtsdestotrotz auch einige aufschlussreiche Überlegungen und Beobachtungen bei. Das Alles wirkt insgesamt sehr authentisch.
Bei einer Gesamtlänge von nur 161 Seiten schreitet die Handlung zwangsläufig flott voran.
Vor allem in den ersten Kapiteln wird viel Spannung aufgebaut. Es ist interessant, die verschiedenen Zeugenaussagen mitzuverfolgen, miteinander zu vergleichen und auf Schwachstellen und Widersprüche hin zu untersuchen.
Die Auflösung ist dann allerdings …. praktisch nicht vorhanden. Man weiß am Ende über die wahren Hintergründe der Tragödie nicht viel mehr als am Anfang. Da sich der Inhalt an der Realität orientieren musste, ist dies zwar verständlich. Es hinterlässt aber doch ein unbefriedigendes Gefühl.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Krimi mit brisantem Hintergrund

Eiskalte Spiele
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Marc Girardellis dritter Roman bietet wieder einen aufregenden Ausflug in den Skizirkus.
Eigentlich ist Marc Gassmann kurz davor, seine erfolgreiche Karriere als Profi-Skifahrer zu beenden. Doch dann ...

Marc Girardellis dritter Roman bietet wieder einen aufregenden Ausflug in den Skizirkus.
Eigentlich ist Marc Gassmann kurz davor, seine erfolgreiche Karriere als Profi-Skifahrer zu beenden. Doch dann erhält sein Trainer Hans Bischoff einen anonymen Brief, der mit einer Bestrafung während der Olympischen Spiele in Pyeongchang droht. Marks Freundin Andrea möchte undercover als dessen Bodyguard fungieren und so lässt auch er sich dazu überreden, noch eine Olympia-Teilnahme zu wagen.

Diese Geschichte wird unter anderem aus den Perspektiven von Andrea, Marc sowie dem Chefermittler Alberto Passini erzählt. Daneben werden auch immer wieder längere Abschnitte aus Tätersicht geschildert. Letzteres geschieht jedoch bisweilen etwas zu ausführlich bzw mit zu „auffällig unauffälligen“ Andeutungen, sodass ich relativ schnell erahnen konnte, wer der Bösewicht ist.
Anders als es bei so gut wie jedem anderen Krimi der Fall gewesen wäre, hat mich dies hier aber kaum gestört. Denn interessanterweise bleibt die Handlung trotzdem bis zum Schluss spannend und es sind doch einige überraschende Wendungen eingebaut.

Außerdem wird mit dem Doping ein sehr brisantes Thema angesprochen. Die diesbezüglichen Ausführungen bieten nicht nur viele erhellende Informationen zu einem sonst im Dunklen agierenden Bereich. Durch das Ausleuchten verschiedener Standpunkte wird auch deutlich, dass einfache Lösungen und Schuldzuweisungen dieser komplexen Problemstellung nicht gerecht werden.