Hans Rosling zeigt hier, dass viele unserer Ansichten über den Zustand der Welt sowie die Lebensbedingungen der Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern falsch sind, und er spürt den psychologischen Mechanismen nach, die uns zu derartigen falschen Schlussfolgerungen verleiten.
Oftmals mit Hilfe von anschaulichen Grafiken erklärt er, dass sich viele Dinge – wie die Schulbildung von Mädchen, Impfraten oder die Anzahl der Kinder pro Frau – in eine positive Richtung entwickeln. Auch macht er deutlich, welche Folgen diesbezügliche Fehleinschätzungen haben, wenn etwa Unternehmen es versäumen, in aufstrebende Märke zu investieren oder Aktionen zur Bekämpfung des Klimawandels nicht richtig durchdacht scheinen, und gibt den Lesern Tipps, wie man sich vor Denkfehlern bewahren kann.
Diese Ausführungen werden immer wieder mit einigen teilweise durchaus amüsanten Anekdoten aus dem Leben des Autors gewürzt.
Die hier verarbeiteten Informationen sind tatsächlich interessant und oftmals überraschend und können daher auch zum Nachdenken darüber anregen, wie korrekt das Bild ist, das Medien oder Regierungen von den Problemen der Gegenwart vermitteln.
So weit, so gut. Mit der Zeit wurde die Lektüre allerdings zunehmend unerfreulicher.
Zum einen werden die im Wesentlichen immer gleichen Aussagen und Argumentationslinien ständig wiederholt.
Zum anderen hatte ich den Eindruck, dass der Autor sich viele Faken genau so hinbiegt, dass sie in Übereinstimmung mit seiner Kernthese ausgelegt werden können.
So wird beispielsweise immer wieder betont, wie stark sich der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, in den letzten Jahrzehnten reduziert hat. Nichtsdestotrotz sind es immer noch eine Milliarde, die mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen müssen. Eine gute Nachricht sieht für mich anders aus.
Auch sonst wird meistens mit Anteilen anstatt mit absoluten Zahlen argumentiert. Selbstverständlich ist diese Vorgehensweise legitim. Es sollte aber doch festgehalten werden, dass dadurch viele Aussagen positiver scheinen als sie wirklich sind.
Oder: Unter der Überschrift „16 gute Dinge, die sich verbessern“ findet sich unter anderem eine Grafik, wonach die Zahl der „Arten, die als bedroht eingestuft und geschützt werden“ zwischen 1960 und 2017 von 34 auf 87.967 angestiegen ist. Man muss sicher kein militanter Umweltaktivist sein, um es eher als negativ zu empfinden, dass immer mehr Tiere dieses Schutzes bedürfen.
Fazit: Die Mission des (inzwischen leider verstorbenen) Autors ist sicherlich begrüßenswert. Es hätte dem Buch allerdings gutgetan, wenn auch abweichende Interpretationen und Meinungen erwähnt worden wären.