Profilbild von Karin1910

Karin1910

Lesejury Star
offline

Karin1910 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karin1910 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2019

Frauenschicksale in verschiedenen Epochen

Vorgeschichte zu Das Modehaus. Töchter einer neuen Zeit
0

Die historischen Romane, die ich bisher von Julia Kröhn gelesen haben, waren alle im Mittelalter oder in der frühen Neuzeit angesiedelt. Deshalb bin ich schon gespannt, wie ihr der Sprung ins 20. Jahrhundert ...

Die historischen Romane, die ich bisher von Julia Kröhn gelesen haben, waren alle im Mittelalter oder in der frühen Neuzeit angesiedelt. Deshalb bin ich schon gespannt, wie ihr der Sprung ins 20. Jahrhundert gelungen ist, und habe daher diese Vorgeschichte zu ihrem neuen Roman „Das Modehaus“ „gekauft“.
Leider macht die eigentliche Vorgeschichte nur 37% des Inhalts aus. Dies ist schade, handelt es sich doch bei der Nähmamsell Henriette und dem Revolutionsanhänger Jan um interessante Persönlichkeiten, über die ich gern noch etwas mehr erfahren hätte.
Der Rest besteht aus einer Leseprobe zu „Das Modehaus“, welche die Protagonistinnen – Henriettes Urenkelin, sowie deren Tochter und Enkelin - vorstellt. Die Idee, die Schicksale von drei Frauen parallel zu erzählen, die trotz der relativen zeitlichen Nähe in sehr unterschiedlichen Epochen leben, ist auf jeden Fall vielversprechend.
Obwohl Mode an sich nicht zu meinen Lieblingsthemen gehört, hat dieser Appetithappen doch mein Interesse geweckt.

Veröffentlicht am 06.01.2019

Aneinanderreihung „lustiger“ Versprecher

Der „hypokroatische“ Eid und andere Mysterien
0

Nach 45-jähriger Berufserfahrung als Arzt hat der Autor hier Erinnerungen an seinen Praxisalltag zusammengestellt.
Einige der erzählten Anekdoten sind durchaus amüsant und auch die immer wieder eingestreuten ...

Nach 45-jähriger Berufserfahrung als Arzt hat der Autor hier Erinnerungen an seinen Praxisalltag zusammengestellt.
Einige der erzählten Anekdoten sind durchaus amüsant und auch die immer wieder eingestreuten allgemeinen Betrachtungen über medizinische oder gesellschaftliche Phänomene haben häufig einen gewissen Unterhaltungswert.

Der Großteil des Textes besteht allerdings letztlich darin, diverse Fehlbezeichnungen oder Versprecher aufzulisten, welche Patienten unterlaufen sind. Auch wenn der Autor mehrmals betont, dass es nicht seine Absicht war, jemanden der Lächerlichkeit preiszugeben, zeugt es doch von einem etwas eigenartigen Humor, sich darüber zu amüsieren, dass jemand „Schlürfwunden“ statt „Schürfwunden“ oder „diabolisch“ statt „diastolisch“ sagt. Mag sein, dass derartige Aussagen in der entsprechenden Situation zum Schmunzeln verleiten können, dutzende davon aneinandergereiht zu lesen, wird aber bald langweilig.

Die Lektüre gestaltet sich daher eher durchwachsen.
Bei einer bloßen Bewertung des Inhalts hätte ich dennoch drei Sterne vergeben. Einen Stern Abzug gibt es aber noch wegen der Preisgestaltung. Wodurch 17 Euro für ein Taschenbuch von nicht einmal 150 Seiten gerechtfertigt sein sollen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Veröffentlicht am 06.01.2019

Packender Roman vor dramatischem Hintergrund

Bote des Feuers
1

Richard Dübells neuer Roman befasst sich mit der Pest, die im 14. Jahrhundert mit nie zuvor gekannter Heftigkeit über Europa hereinbrach:
Der Jude Joseph ben Kesher befindet sich auf einer heiklen Mission. ...

Richard Dübells neuer Roman befasst sich mit der Pest, die im 14. Jahrhundert mit nie zuvor gekannter Heftigkeit über Europa hereinbrach:
Der Jude Joseph ben Kesher befindet sich auf einer heiklen Mission. Er soll verhindern, dass eine kürzlich in Caffa am Schwarzen Meer ausgebrochene Seuche sich weiter ausbereitet und muss dabei unter anderem den Dogen von Genua zu einer dramatischen Maßnahme überreden. Fast scheint es, als wäre sein Vorhaben von Erfolg gekrönt, doch dann überschlagen ich die Ereignisse und er muss erkennen, dass ein extrem gefährlicher Gegner dabei ist, die Zukunft des Abendlandes zu bedrohen.
Inzwischen hat auch Gisela, deren Heimat von einem Erdbeben zerstört wurde, den beschwerlichen Weg nach Genau zurückgelegt. Obwohl sie Joseph erst einmal begegnet ist, ist sie fest davon überzeugt, dass es sich bei ihm um die Liebe ihres Lebens handelt.
Die beiden sowie auch einige andere Unerschrockene nehmen einen mutigen und von vielen Rückschlägen begleiteten Kampf auf.

Diese Geschichte wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass sich die Lektüre abwechslungsreich und fesselnd gestaltet. Auch sonst gefällt mir der Stil sehr gut. Der Text liest sich flott und ist bisweilen mit einem gewissen Humor gewürzt.
Die Protagonisten sind gut und relativ klischee-frei gezeichnet. Sie decken ein breites Spektrum an Persönlichkeiten und Gesellschaftsschichten ab und sind oft auch mit einer interessanten Biografie ausgestattet, über die ich manchmal gern etwas mehr erfahren hätte. Ich fand es schön, sie bei ihren Erlebnissen und Gedankengängen zu begleiten, wobei sich immer wieder zeigt, dass im Falle einer Katastrophe sowohl das Beste als auch (leider häufiger) das Schlechteste im Menschen zum Vorschein kommt.
Der einzige Kritikpunkt besteht darin, dass die Handlung in ihren wesentlichen Aspekten doch ziemlich vorhersehbar ist und außerdem (wie bei Büchern dieser Art üblich) immer die richtigen Personen zum passenden Zeitpunkt erkranken. Doch all dies fällt während des Lesens kaum auf, da die Geschehnisse so rasant voranschreiten, dass dennoch einige Spannung erzeugt wird.
Ebenfalls erwähnenswert ist, dass sich am Ende nicht nur ein Nachwort mit einigen Hintergrundinformationen findet, sondern auch die Quellen angegeben sind, auf die sich der Autor bei seiner Recherche gestützt hat.

Fazit: Für Fans historischer Abenteuerromane ist dieses Buch auf jeden Fall empfehlenswert.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Mord an einer Journalistin

Mordsschnee
0

Wie schon im ersten Krimi von Marc Girardelli steht auch hier der Profi-Skifahrer Marc Gassmann im Mittelpunkt. Sportlich läuft es für ihn sehr gut und er hat Chancen, seinen fünften Weltcup-Gesamtsieg ...

Wie schon im ersten Krimi von Marc Girardelli steht auch hier der Profi-Skifahrer Marc Gassmann im Mittelpunkt. Sportlich läuft es für ihn sehr gut und er hat Chancen, seinen fünften Weltcup-Gesamtsieg zu erringen. Doch in seiner Beziehung mit der Ex-Polizistin Andrea gibt es einige Spannungen.
Das Alles tritt aber in den Hintergrund, als Marc plötzlich über die übel zugerichtete Leiche einer Journalistin stolpert und kurz darauf wegen Mordverdachts verhaftet wird.

Der Weg zur Aufklärung dieses Falles wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven geschildert. Neben Marc und Andrea, die als engagierteste Verteidigerin ihres Freundes einige aufschlussreiche Entdeckungen macht, tritt auch ein überdurchschnittlich intelligenter Teenager als „Ermittler“ in Erscheinung. Wenngleich letzterer ein bisschen zu sehr das Klischee des sozial unbeholfenen Genies verkörpert, geben die aus seiner Sicht erzählten Abschnitte der Geschichte doch eine interessante Note. Etwas eigenartig wirkt allerdings, dass seine Ausführungen in der Ich-Form im Präsens geschrieben sind, während der Rest in dritter Person und im Präteritum verfasst ist.

Im Vergleich zum ersten Band nimmt der Skizirkus hier eine weniger prominente Rolle ein, sondern bildet nur den Rahmen für manche Handlungselemente. Das fand ich schade, weil sich der Inhalt diesmal nicht sehr von einem durchschnittlichen Krimi unterscheidet.
Außerdem ist das Verhalten einiger Personen öfters schlecht nachvollziehbar und auch die Auflösung am Ende enthält ein paar Ungereimtheiten.

Andererseits werden mit den Folgen des Klimawandels und vor allem den sich aus dem deswegen nötigen Einsatz von Kunstschnee ergebenden Problemen brisante Themen angesprochen. Etwas ausführlichere Informationen hierzu wären zwar schön gewesen, alles in allem hat mir dieses Buch aber doch gut gefallen.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Vieles ist besser als wir glauben

Factfulness
0

Hans Rosling zeigt hier, dass viele unserer Ansichten über den Zustand der Welt sowie die Lebensbedingungen der Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern falsch sind, und er spürt den psychologischen ...

Hans Rosling zeigt hier, dass viele unserer Ansichten über den Zustand der Welt sowie die Lebensbedingungen der Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern falsch sind, und er spürt den psychologischen Mechanismen nach, die uns zu derartigen falschen Schlussfolgerungen verleiten.
Oftmals mit Hilfe von anschaulichen Grafiken erklärt er, dass sich viele Dinge – wie die Schulbildung von Mädchen, Impfraten oder die Anzahl der Kinder pro Frau – in eine positive Richtung entwickeln. Auch macht er deutlich, welche Folgen diesbezügliche Fehleinschätzungen haben, wenn etwa Unternehmen es versäumen, in aufstrebende Märke zu investieren oder Aktionen zur Bekämpfung des Klimawandels nicht richtig durchdacht scheinen, und gibt den Lesern Tipps, wie man sich vor Denkfehlern bewahren kann.
Diese Ausführungen werden immer wieder mit einigen teilweise durchaus amüsanten Anekdoten aus dem Leben des Autors gewürzt.
Die hier verarbeiteten Informationen sind tatsächlich interessant und oftmals überraschend und können daher auch zum Nachdenken darüber anregen, wie korrekt das Bild ist, das Medien oder Regierungen von den Problemen der Gegenwart vermitteln.

So weit, so gut. Mit der Zeit wurde die Lektüre allerdings zunehmend unerfreulicher.
Zum einen werden die im Wesentlichen immer gleichen Aussagen und Argumentationslinien ständig wiederholt.
Zum anderen hatte ich den Eindruck, dass der Autor sich viele Faken genau so hinbiegt, dass sie in Übereinstimmung mit seiner Kernthese ausgelegt werden können.
So wird beispielsweise immer wieder betont, wie stark sich der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, in den letzten Jahrzehnten reduziert hat. Nichtsdestotrotz sind es immer noch eine Milliarde, die mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen müssen. Eine gute Nachricht sieht für mich anders aus.
Auch sonst wird meistens mit Anteilen anstatt mit absoluten Zahlen argumentiert. Selbstverständlich ist diese Vorgehensweise legitim. Es sollte aber doch festgehalten werden, dass dadurch viele Aussagen positiver scheinen als sie wirklich sind.
Oder: Unter der Überschrift „16 gute Dinge, die sich verbessern“ findet sich unter anderem eine Grafik, wonach die Zahl der „Arten, die als bedroht eingestuft und geschützt werden“ zwischen 1960 und 2017 von 34 auf 87.967 angestiegen ist. Man muss sicher kein militanter Umweltaktivist sein, um es eher als negativ zu empfinden, dass immer mehr Tiere dieses Schutzes bedürfen.

Fazit: Die Mission des (inzwischen leider verstorbenen) Autors ist sicherlich begrüßenswert. Es hätte dem Buch allerdings gutgetan, wenn auch abweichende Interpretationen und Meinungen erwähnt worden wären.