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Veröffentlicht am 29.05.2023

Vom Urknall zum Menschen

Glück gehabt! Zwölf Gründe, warum es uns überhaupt gibt
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Dieses Buch beschreibt 12 Ereignisse bzw Faktoren, ohne welche es nicht zu der heutigen Vormachtstellung des Homo sapiens auf der Erde gekommen wäre. Dies beginnt mit grundlegenden Dingen wie der Tatsache, ...

Dieses Buch beschreibt 12 Ereignisse bzw Faktoren, ohne welche es nicht zu der heutigen Vormachtstellung des Homo sapiens auf der Erde gekommen wäre. Dies beginnt mit grundlegenden Dingen wie der Tatsache, dass es nach dem Urknall mehr Materie als Antimaterie gab, dass Sterne entstanden sind oder sich ausreichend viele chemische Elemente gebildet haben bis hin zur Entstehung von Leben auf der Erde, dem Aussterben der Dinosaurier oder dem Verschwinden des Neandertalers.
Die Ausführungen sind in lockerem Ton verfasst und geben einen guten Überblick darüber, was in den letzten 14 Milliarden Jahren so alles passiert ist.
Regelmäßige Leser populärwissenschaftlicher Literatur werden hier zwar keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse gewinnen, es werden aber öfters interessante Aspekte hervorgehoben und aktuelle Forschungsergebnisse eingebaut.
Abgerundet wird jedes Kapitel (neben einem amüsanten Cartoon) durch Hinweise, wo weiterführende Informationen zu finden sind (darunter auch viele Links zu Internetseiten oder Videos), sodass man auch dazu angeregt wird, das eine oder andere Thema weiter zu vertiefen.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Die Philosophie der Physik

Universum ohne Dinge
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Jan-Markus Schwindt möchte hier die Faszination seines Fachgebiets und dessen Wert deutlich machen, befasst sich aber auch mit der in den letzten Jahren häufig thematisierten „Krise der Physik“. Er selbst ...

Jan-Markus Schwindt möchte hier die Faszination seines Fachgebiets und dessen Wert deutlich machen, befasst sich aber auch mit der in den letzten Jahren häufig thematisierten „Krise der Physik“. Er selbst hat über die Philosophie zur Physik gefunden und so finden sich in diesem Buch häufig philosophische Betrachtungen und Herangehensweisen. Vor allem in den ersten Kapiteln, wo erläutert wird, was Physik ausmacht und wie der Prozess der Erkenntnisgewinnung funktioniert.
Doch auch bei dem folgenden Überblick über die wichtigsten Theorien der Physik – von der klassischen Mechanik über Relativitätstheorien und Quantentheorien bis zur Kosmologie – wählt er bisweilen ungewöhnliche Zugänge. So nimmt er beispielsweise bei der Beschreibung der speziellen Relativitätstheorie nicht wie sonst meist üblich die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit als Ausgangspunkt, sondern die Struktur der Raumzeit. Ob dies tatsächlich, wie von ihm vermutet, der einfachere Weg ist, sei dahingestellt. Es ist aber jedenfalls eine interessante Alternative.
Besonders spannend fand ich die letzten Kapitel, wo sich der Autor mit den Grenzen der Physik befasst und überlegt, wie ihre Zukunft aussehen könnte. Was seine Aussagen zu den prinzipiellen Grenzen der Physik betrifft (als Beispiele werden das Bewusstsein und das Vergehen der Zeit genannt), wirkt er für mich zwar etwas zu sehr von seiner Meinung überzeugt. Hat sich doch im Verlauf der Geschichte schon öfters herausgestellt, dass die Wissenschaft Dinge erklären kann, die zuvor als außerhalb ihrer Reichweite angesehen wurden.
Bezüglich der praktischen Grenzen der Physik wird aber ein sehr wichtiger Punkt angesprochen. Dass die Grundlagenphysik in den letzten Jahrzehnten nichts wirklich Neues herausgefunden hat, liegt demnach nicht an Fehlern der beteiligten Physiker, sondern daran, dass uns viele Bereiche der Natur (etwa weil sie auf zu kleinen Skalen passieren oder hinter einem kosmologischen Horizont verborgen sind) mit unseren derzeitigen Mitteln einfach nicht zugänglich sind – und vielleicht nie zugänglich sein werden. Deshalb stellt sich die Frage, was passieren wird, wenn die Physik tatsächlich einmal an ihr Ende gelangt ist.

Fazit: Dieses Buch ist sicher keine leichte Lektüre und ich würde es Einsteigern in die Materie nicht unbedingt empfehlen. Wer sich tiefer in das Thema hineindenken möchte, findet hier aber zahlreiche fundierte Informationen und inspirierende Denkanstöße.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Dorfleben in den 1930er Jahren

Talberg 1935
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Dieser Auftakt zu einer Trilogie führt in das fiktive, aber von einem realen Ort inspirierte Talberg, das abgeschieden im Bayrischen Wald liegt.
1935: Der Dorflehrer Wilhelm Steiner, Spross der einflussreichsten ...

Dieser Auftakt zu einer Trilogie führt in das fiktive, aber von einem realen Ort inspirierte Talberg, das abgeschieden im Bayrischen Wald liegt.
1935: Der Dorflehrer Wilhelm Steiner, Spross der einflussreichsten Familie von Talberg, liegt tot unter einem auf seinen Wunsch gebauten Turm. Unfall oder Mord? Sein Vater besteht darauf, dass der Fall offiziell untersucht wird. Doch als Polizeimajor Leiner eintrifft, ist kaum jemand bereit, mit ihm zu kooperieren.
Inzwischen weiß die junge Witwe Elisabeth, die im Dorf als Hexe gilt, nicht, wie es mit ihr weitergehen wird. Angst macht ihr vor allem ihr Schwager, der im Ersten Weltkrieg anscheinend nicht nur einen Arm, sondern auch seine Seele verloren hat.

Der Erzählstil ist eher einfach, dennoch entwickelt das Buch schnell eine gewisse Sogwirkung und es wird einige Spannung aufgebaut.
Es gelingt dem Autor hervorragend, die Atmosphäre in einem Dorf der 1930er Jahre einzufangen. Die Stadt oder auch nur der nächste größere Ort ist weit, der Horizont der meisten Bewohner eng, das Leben spielt sich zwischen Feld, Wald und Wirtshaus ab. Im Gegensatz dazu sind die Charaktere der beteiligten Personen und die Beziehungsgeflechte innerhalb der Dorfgemeinschaft durchaus komplex. Außerdem scheint fast jeder etwas zu verbergen zu haben und die Gegenwart wird durch diverse Ereignisse aus der Vergangenheit beeinflusst.
Am Ende bleiben einige Fragen offen und es wird nicht jedes Geheimnis gelöst. Auch dies wirkt aber stimmig.

Alles in allem also eine rundum gelungene (und streckenweise etwas düstere) Mischung aus Krimi und Gesellschaftsstudie. Ich freue mich schon darauf, die Fortsetzung zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.05.2023

Die landwirtschaftliche Revolution und ihre Folgen

Sapiens - Die Falle
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In dieser zweiten Graphic Novel zu Yuval Hararis Beststeller "Eine kurze Geschichte der Menschheit" werden erneut spannende Fragen auf kreative und unterhaltsame Weise beantwortet.
Prof Harari und seine ...

In dieser zweiten Graphic Novel zu Yuval Hararis Beststeller "Eine kurze Geschichte der Menschheit" werden erneut spannende Fragen auf kreative und unterhaltsame Weise beantwortet.
Prof Harari und seine Nichte Zoe überlegen unter anderen, ob die Entstehung der Landwirtschaft tatsächlich so segensreich war, wie es zunächst schien, wieso jeder Gesellschaft eine erfundene Ordnung zugrunde liegt oder woher die Ungerechtigkeit in der Welt kommt.
Erneut begegnen sie dabei zahlreichen bemerkenswerten Figuren, wie einer teuflischen Weizenähre, den amerikanischen Gründervätern oder Detective Lopez, die diesmal gegen Doctor Fiction ermittelt.
Sie finden beispielsweise heraus, dass evolutionärer Erfolg nichts mit individuellem Glück zu tun hat, warum eine größere Bevölkerung nicht ohne Bürokratie auskommt, dass der Kodex Hammurabi und die amerikanische Unabhängigkeitserklärung einige Gemeinsamkeiten haben oder wo die Ursprünge des indischen Kastensystems liegen.

So enthält dieses Buch zahlreiche interessante und inspirierende Gedanken.
Wie bei dieser Art der Darstellung nicht anders zu erwarten, sind die Erläuterungen allerdings häufig oberflächlich und es wird nicht immer deutlich genug unterschieden, ob es sich bei einer Aussage nur um die Meinung des Autors oder um einen allgemeinen Konsens handelt.

Dennoch ist dieses Werk empfehlenswert, vor allem natürlich für jüngere Leser und Leute, die bisher wenig mit Wissenschaft am Hut hatten. Es bietet einen kurzweiligen Einblick in eine faszinierende Materie.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Unvollständiges Finale

Schwert und Krone - Preis der Macht
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Der fünfte und letzte Teil dieser Reihe um Friedrich Barbarossa behandelt die Jahre 1167 bis 1181 – und endet damit neun Jahre vor dem Tod des großen Kaisers. Erklärt wird dies im Nachwort damit, dass ...

Der fünfte und letzte Teil dieser Reihe um Friedrich Barbarossa behandelt die Jahre 1167 bis 1181 – und endet damit neun Jahre vor dem Tod des großen Kaisers. Erklärt wird dies im Nachwort damit, dass der verbleibende Zeitraum bereits in der „Hebammen-Saga“ der Autorin behandelt worden sei. Ich finde es dennoch unbefriedigend, dass man „gezwungen“ werden soll, noch andere Bücher zu lesen, um ein vollständiges Bild zu erhalten.

Der Inhalt dieses Bandes als solches ist nichtsdestotrotz sehr interessant und erweckt eine bedeutende Epoche der deutschen Geschichte zum Leben:
Friedrich muss die wohl schwierigste Phase seiner Herrschaft überstehen. Gleich zu Beginn hat er keine andere Wahl als aus Italien zu fliehen, nachdem ein großer Teil seines Heeres von einer schrecklichen Seuche dahingerafft wurde, und auch in den folgenden Jahren erleidet er einige militärische und politische Niederlagen. Sein Verwandter und (einstiger) Verbündeter Heinrich der Löwe baut Macht und Einfluss unterdessen immer weiter aus, bis auch Friedrich erkennt, dass er ihm Einhalt gebieten muss.
In Meißen kann sich Marktgraf Otto inzwischen über den Erfolg des auf seine Initiative gegründeten Christiansdorf freuen. Doch auch seine Familie bleibt nicht von Dramen verschont.

Wieder wird aus zahlreichen verschiedenen Perspektiven berichtet, das „Kernpersonal“ ist diesmal aber etwas überschaubarer. Es treten hier keine großen Helden auf, fast jeder hat seine negativen Seiten. Dadurch wirkt die Darstellung sehr realistisch.
Generell ist es das erklärte Ziel der Autorin, so weit wie möglich verbürgte Geschichte zu erzählen und nur die Lücken mit Phantasie zu füllen.
Ihr Erzählstil ist dabei zwar eher distanziert, trotzdem wird die Atmosphäre der damaligen Zeit gut eingefangen. Gerade auch was die Schattenseiten betrifft, wie die Grausamkeit des Krieges oder die Rechtlosigkeit der Frauen.

Insgesamt wird die Reihe zu einem ganz stimmigen (wenn auch wie gesagt „unvollständigen“) Abschluss gebracht. Abgerundet wird sie außerdem durch eine umfangreiche Zeittafel, welche sich über die Romanhandlung hinaus bis ins Jahr 1215 (Krönung von Barbarossas Enkel zum deutschen König) erstreckt.