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Veröffentlicht am 22.10.2017

Die Schattenseiten der modernen Medien

Digitale Demenz
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Diverse Medien bestimmen heute unser Leben. Schon für Babys gibt es spezielle Fernsehsendungen, viele Kindergärten sind bereits mit Computern ausgestattet, für Schulaufgaben wird im Internet „recherchiert“ ...

Diverse Medien bestimmen heute unser Leben. Schon für Babys gibt es spezielle Fernsehsendungen, viele Kindergärten sind bereits mit Computern ausgestattet, für Schulaufgaben wird im Internet „recherchiert“ und Jugendliche verbringen viel Zeit mit Computerspielen und Facebook.
Manfred Spitzer ist der Ansicht, dass all dies nicht ohne Folgen bleiben kann – und seiner Meinung nach sind diese Folgen praktisch ausschließlich negativ.

Diese Meinung führt er hier sehr eloquent aus, wobei er sich auf viele wissenschaftliche Studien stützt. Dennoch ist das Buch in einer einfachen Sprache geschrieben und auch ohne besondere Vorkenntnisse leicht lesbar.
Man erhält einige interessante Informationen über das Gehirn, seine Funktionsweise und die Art, wie wir Lernen.
Die Argumentation des Autors, wenn er vor den Gefahren der digitalen Medien warnt (wobei er sich in erster Linie mit Computer(spielen) und Internet befasst, aber auch Fernsehen, Navis etc behandelt), ist großteils durchaus nachvollziehbar. So wird immer wieder betont, wie wichtig eine geeignete Stimulation ist, damit das Gehirn von Kindern sich richtig entwickeln kann und dass regelmäßiges und sinnvolles Training notwendig ist, um lebenslang geistig leistungsfähig zu bleiben. Auch der Zusammenhang mit dem Auftreten von Demenzerkrankungen wird sehr gut erklärt: Je höher die geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen ist, umso länger wird es dauern, bis der durch eine Demenzerkrankung ausgelöste geistige Abbau zu messbaren Problemen führt.

Gerade wegen der hier immer wieder betonten Wissenschaftlichkeit, fand ich die mangelnde Objektivität allerdings besonders störend.
Es werden eben vor allem jene Forschungsergebnisse präsentiert, durch welche die Meinung des Autors untermauert werden kann, und wenn doch einmal eine Studie angesprochen wird, die nach Ansicht ihrer Verfasser positive Effekte der neuen Medien belegen soll, wird gleich dazugesagt, warum man diesen Ergebnissen nicht trauen kann oder sie falsch interpretiert wurden.
Auch neigt Herr Spitzer dazu, manches zu stark zu generalisieren und stürzt sich im Bestreben, die Medien schlecht zu machen, geradezu auf jeden nur irgendmöglichen Kritikpunkt. So werden beispielsweise auch rein technische Schwierigkeiten immer wieder angeführt.

Trotzdem kann die Lektüre dieses Werkes lohnenswert sein, wird hier doch einmal ein Blick auf die Schattenseiten der neuen Technologien geworfen. Denn dass es in diesem Bereich auch problematische Entwicklungen gibt, ist sicher richtig und vor allem für Leute, die mit der Erziehung oder Ausbildung von jungen Menschen befasst sind, ist es sinnvoll, sich zu vergegenwärtigen, dass viele moderne Anwendungen (wie Sprachlern-CDs für Kleinkinder oder Smartboards im Klassenzimmer) nicht immer das halten, was sie versprechen.

Die Chancen, durch dieses Buch etwas zu bewirken, wären allerdings größer, wenn der Autor bereit wäre, auch die Vorteile der digitalen Welt anzuerkennen, um so auch wirklich praktisch hilfreiche Tipps zum Umgang damit geben zu können.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Überraschende Ergebnisse

Achtung Denkfalle!
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Christian Hesse präsentiert hier eine Zusammenstellung von weit verbreiteten Denkfehlern, die alle mit den Methoden der Mathematik aufgedeckt werden können.
So wurde beispielsweise ein falsches Verständnis ...

Christian Hesse präsentiert hier eine Zusammenstellung von weit verbreiteten Denkfehlern, die alle mit den Methoden der Mathematik aufgedeckt werden können.
So wurde beispielsweise ein falsches Verständnis des Gesetzes der großen Zahlen schon vielen Spielern zum Verhängnis, selbst Ärzten ist selten klar, dass ein Patient, dessen Krebstest positiv war, in den meisten Fällen in Wirklichkeit gar nicht an Krebs erkrankt ist und Fehler, die sich aus der Verwechslung von Korrelation und Kausalität ergeben oder auf eine (un)geschickte Darstellungsform oder Interpretation von statistischen Daten zurückzuführen sind, begegnen einem regelmäßig in den Medien. Außerdem zeigt sich, dass es unmöglich ist, ein Wahlsystem so auszugestalten, dass das Wahlergebnis den Wählerwillen tatsächlich perfekt widerspiegelt.
Alle diese Ausführungen werden mit immer wieder eingeschobenen Witzchen und amüsanten Cartoons aufgelockert.

So ist dies eine unterhaltsame, aber auch lehrreiche Lektüre, vor allem erkennt man, dass unsere Intuition nicht besonders gut darin ist, manche Dinge wie etwa bedingte Wahrscheinlichkeiten richtig zu beurteilen – ich war jedenfalls von vielen der hier errechneten Ergebnisse überrascht.

Allerdings sollte man dieses Buch nur lesen, wenn man gewisse Vorkenntnisse, vor allem über Wahrscheinlichkeitsrechnung, hat, und es einem außerdem Spaß macht, sich mit mathematischen Fragen und durchaus bisweilen auch etwas komplizierteren Gedankengängen auseinander zu setzten.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Wie wir wirklich ticken

Ich denke, also irre ich
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Viele der Vorstellungen, die wir von uns selbst haben, erweisen sich bei genauerer Überprüfung als nicht zutreffend. Wir halten uns gerne für unabhängige Individuen, die ihre Entscheidungen nach objektiven ...

Viele der Vorstellungen, die wir von uns selbst haben, erweisen sich bei genauerer Überprüfung als nicht zutreffend. Wir halten uns gerne für unabhängige Individuen, die ihre Entscheidungen nach objektiven Kriterien treffen und sich auch in schwierigen Situationen vernünftig verhalten.
David McRaney beleuchtet hier 48 derartige Irrmeinungen und stellt ihnen die Wahrheit gegenüber.
Er beruft sich dabei meistens auf die Ergebnisse psychologischer Experimente, wobei mir allerdings bisweilen gewissen Zweifel gekommen sind, ob die Leute sich im „richtigen“ Leben tatsächlich genauso verhalten wie in der Versuchssituation.

Nichtsdestotrotz ist dieses Buch sehr lesenswert, man kann dadurch sein eigenes Verhalten sowie auch das Verhalten anderer besser verstehen und wird vielleicht in Zukunft eher in der Lage sein, die eigenen Empfindungen kritisch zu hinterfragen und nicht mehr so leicht auf manche psychologischen Tricks (wie sie beispielsweise von Verkäufern verwendet werden) hereinfallen.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Locker-flockiger Frauenroman

Ich bin alt und brauche das Geld
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Eva Völler hat hier einen flott geschriebenen und hinreißend komischen Frauenroman verfasst.
Hauptfigur und Ich-Erzählerin ist Charlotte, die mit Ende 40 ihr Leben nochmal praktisch neu beginnen muss. ...

Eva Völler hat hier einen flott geschriebenen und hinreißend komischen Frauenroman verfasst.
Hauptfigur und Ich-Erzählerin ist Charlotte, die mit Ende 40 ihr Leben nochmal praktisch neu beginnen muss. Denn nachdem sie sich hatte überreden lassen, zu ihrem (wie sich später herausstellte untreuen und mittlerweile auch noch verstorbenen) Freund Klaus nach Frankfurt zu ziehen und ihm noch dazu eine größere Geldsumme zu leihen, findet sie sich nun arbeits- und praktisch mittellos auf dem Sofa ihrer Freundin Doro wieder. Weil sie nicht für immer auf diesem Sofa leben möchte, entschließt sie sich, in eine zwar bezahlbare, dafür aber auch stark renovierungsbedürftige Wohnung zu ziehen – die sich aber immerhin in einer interessanten Nachbarschaft befindet. Vor allem ihr neuer Nachbar Adrian scheint eine faszinierende Persönlichkeit zu sein...
Doch Charlottes Hoffnung, dass ihr Leben nun bald wieder in geordneteren Bahnen verlaufen werde, wird jäh zunichte gemacht, als Klaus´ Tochter Jennifer plötzlich vor der Tür steht und sie dazu überredet, sich für ein paar Tage um ihre beiden Kinder samt dem russischen Au-Pair Olga zu kümmern. Sie selbst müsse dringend zu ihrem Mann nach London. Was es mit dieser Reise nach London auf sich hat und was sie dort erlebt, erfahren Charlotte (und die Leserinnen) durch Beiträge in Jennifers Blog im Internet.

Diese Ausgangssituation klingt nun schon verwirrend genug, doch im Laufe der Handlung wird sich Charlotte noch mit einer Reihe weiterer Verwicklungen auseinander setzen müssen.
Bei all diesen Erlebnissen hat man als Leserin das Gefühl, hautnah mit dabei zu sein.
Charlotte war mir von Anfang an sehr sympathisch, sie wirkt zwar ein bisschen zu naiv für eine langjährige Geschäftsfrau und ist nicht gerade mit einem besonders großen Selbstbewusstsein gesegnet, dafür ist sie aber eine herzensgute Person, welche die Schwierigkeiten, mit denen das Leben sie konfrontiert, mit einer gewissen Gelassenheit und einer großen Portion Humor zu meistern versteht.
Auch die übrigen Protagonisten sind sehr gut und lebendig gezeichnet – allen voran die beiden Kinder Paulinchen und Max, die immer wieder für heiteres Chaos sorgen und durch ihre witzigen Bemerkungen die Handlung auflockern.
Sogar bei den Nebenfiguren hat die Autorin sich noch viel Mühe gegeben, diese farbenfroh zu charakterisieren, sodass sie alle mühelos vor meinem inneren Auge zum Leben erweckt wurden.
Natürlich gibt es dabei auch eine Reihe von Klischees – beispielsweise treten ein untreuer Ehemann, der mit der sexy 22jährigen fremdgeht, ein pingeliger Hausmeister oder ein russisches Partygirl auf.
Aber damit muss man bei Büchern dieses Genres eben rechnen. Genauso wie man auch bereit sein muss, über einige Ungereimtheiten, die teilweise ziemlich vorhersehbare Handlung und das etwas unrealistisch wirkende Happy End hinwegzusehen.

Einen besonders anspruchsvollen Roman darf man hier also nicht erwarten, man kann mit dem Buch aber einige kurzweilige Stunden verbringen. Ich wurde hier jedenfalls hervorragend unterhalten!

Veröffentlicht am 22.10.2017

Molly und Ben

Ich komme, um zu schreiben
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Nach vielen Jahren in Denver kehrt Molly Jennings in ihre frühere Heimat, ein kleines Dorf in den Bergen zurück, um dort im Haus ihrer kürzlich verstorbenen Tante zu wohnen. Ihre Hauptmission besteht darin, ...

Nach vielen Jahren in Denver kehrt Molly Jennings in ihre frühere Heimat, ein kleines Dorf in den Bergen zurück, um dort im Haus ihrer kürzlich verstorbenen Tante zu wohnen. Ihre Hauptmission besteht darin, den Polizisten Ben Lawson zu verführen, in den sie schon als Teenager verknallt gewesen war. Verkompliziert wird diese Angelegenheit dadurch, dass sie ihren Beruf als Autorin von Erotikromanen unbedingt geheim halten will. Darüber hinaus führen ihre Umtriebe zu viel Klatsch und auch ihr Ex-Freund Cameron, der das Ende ihrer Beziehung einfach nicht akzeptieren kann, sorgt für einigen Ärger.

Es handelt sich hier um einen mit viel Erotik gespickten Frauenroman, der wohl durch einen Kriminalfall (Molly fühlt sich verfolgt, jemand verschafft sich unbefugt Zutritt zu ihrem Haus etc) mehr Würze bekommen soll.
Die Sex-Szenen sind dann auch durchaus lesenswert ;) – der Rest der Handlung ist allerdings ziemlich seicht und über weite Strecken leicht berechenbar.
Vor allem die Auflösung der Verbrechen ist so vorhersehbar, dass es schon fast wieder überraschend ist (weil man einfach nicht glauben will, dass der aller-offensichtlichste Bösewicht tatsächlich der Täter ist).
Auch sind die Protagonisten sehr eindimensional gezeichnet und es fiel mir oft schwer, mich in sie hineinzuversetzen, weil viele ihrer Gedankengänge und insbesondere die „riesigen“ Probleme, die Molly und Ben jeweils als ihre Beziehung gefährdend betrachten, schlecht nachvollziehbar waren.

Allen in allem bleibt so ein eher mittelmäßiger Eindruck.