Die Schattenseiten der modernen Medien
Digitale DemenzDiverse Medien bestimmen heute unser Leben. Schon für Babys gibt es spezielle Fernsehsendungen, viele Kindergärten sind bereits mit Computern ausgestattet, für Schulaufgaben wird im Internet „recherchiert“ ...
Diverse Medien bestimmen heute unser Leben. Schon für Babys gibt es spezielle Fernsehsendungen, viele Kindergärten sind bereits mit Computern ausgestattet, für Schulaufgaben wird im Internet „recherchiert“ und Jugendliche verbringen viel Zeit mit Computerspielen und Facebook.
Manfred Spitzer ist der Ansicht, dass all dies nicht ohne Folgen bleiben kann – und seiner Meinung nach sind diese Folgen praktisch ausschließlich negativ.
Diese Meinung führt er hier sehr eloquent aus, wobei er sich auf viele wissenschaftliche Studien stützt. Dennoch ist das Buch in einer einfachen Sprache geschrieben und auch ohne besondere Vorkenntnisse leicht lesbar.
Man erhält einige interessante Informationen über das Gehirn, seine Funktionsweise und die Art, wie wir Lernen.
Die Argumentation des Autors, wenn er vor den Gefahren der digitalen Medien warnt (wobei er sich in erster Linie mit Computer(spielen) und Internet befasst, aber auch Fernsehen, Navis etc behandelt), ist großteils durchaus nachvollziehbar. So wird immer wieder betont, wie wichtig eine geeignete Stimulation ist, damit das Gehirn von Kindern sich richtig entwickeln kann und dass regelmäßiges und sinnvolles Training notwendig ist, um lebenslang geistig leistungsfähig zu bleiben. Auch der Zusammenhang mit dem Auftreten von Demenzerkrankungen wird sehr gut erklärt: Je höher die geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen ist, umso länger wird es dauern, bis der durch eine Demenzerkrankung ausgelöste geistige Abbau zu messbaren Problemen führt.
Gerade wegen der hier immer wieder betonten Wissenschaftlichkeit, fand ich die mangelnde Objektivität allerdings besonders störend.
Es werden eben vor allem jene Forschungsergebnisse präsentiert, durch welche die Meinung des Autors untermauert werden kann, und wenn doch einmal eine Studie angesprochen wird, die nach Ansicht ihrer Verfasser positive Effekte der neuen Medien belegen soll, wird gleich dazugesagt, warum man diesen Ergebnissen nicht trauen kann oder sie falsch interpretiert wurden.
Auch neigt Herr Spitzer dazu, manches zu stark zu generalisieren und stürzt sich im Bestreben, die Medien schlecht zu machen, geradezu auf jeden nur irgendmöglichen Kritikpunkt. So werden beispielsweise auch rein technische Schwierigkeiten immer wieder angeführt.
Trotzdem kann die Lektüre dieses Werkes lohnenswert sein, wird hier doch einmal ein Blick auf die Schattenseiten der neuen Technologien geworfen. Denn dass es in diesem Bereich auch problematische Entwicklungen gibt, ist sicher richtig und vor allem für Leute, die mit der Erziehung oder Ausbildung von jungen Menschen befasst sind, ist es sinnvoll, sich zu vergegenwärtigen, dass viele moderne Anwendungen (wie Sprachlern-CDs für Kleinkinder oder Smartboards im Klassenzimmer) nicht immer das halten, was sie versprechen.
Die Chancen, durch dieses Buch etwas zu bewirken, wären allerdings größer, wenn der Autor bereit wäre, auch die Vorteile der digitalen Welt anzuerkennen, um so auch wirklich praktisch hilfreiche Tipps zum Umgang damit geben zu können.