Eva Völler hat hier einen flott geschriebenen und hinreißend komischen Frauenroman verfasst.
Hauptfigur und Ich-Erzählerin ist Charlotte, die mit Ende 40 ihr Leben nochmal praktisch neu beginnen muss. Denn nachdem sie sich hatte überreden lassen, zu ihrem (wie sich später herausstellte untreuen und mittlerweile auch noch verstorbenen) Freund Klaus nach Frankfurt zu ziehen und ihm noch dazu eine größere Geldsumme zu leihen, findet sie sich nun arbeits- und praktisch mittellos auf dem Sofa ihrer Freundin Doro wieder. Weil sie nicht für immer auf diesem Sofa leben möchte, entschließt sie sich, in eine zwar bezahlbare, dafür aber auch stark renovierungsbedürftige Wohnung zu ziehen – die sich aber immerhin in einer interessanten Nachbarschaft befindet. Vor allem ihr neuer Nachbar Adrian scheint eine faszinierende Persönlichkeit zu sein...
Doch Charlottes Hoffnung, dass ihr Leben nun bald wieder in geordneteren Bahnen verlaufen werde, wird jäh zunichte gemacht, als Klaus´ Tochter Jennifer plötzlich vor der Tür steht und sie dazu überredet, sich für ein paar Tage um ihre beiden Kinder samt dem russischen Au-Pair Olga zu kümmern. Sie selbst müsse dringend zu ihrem Mann nach London. Was es mit dieser Reise nach London auf sich hat und was sie dort erlebt, erfahren Charlotte (und die Leserinnen) durch Beiträge in Jennifers Blog im Internet.
Diese Ausgangssituation klingt nun schon verwirrend genug, doch im Laufe der Handlung wird sich Charlotte noch mit einer Reihe weiterer Verwicklungen auseinander setzen müssen.
Bei all diesen Erlebnissen hat man als Leserin das Gefühl, hautnah mit dabei zu sein.
Charlotte war mir von Anfang an sehr sympathisch, sie wirkt zwar ein bisschen zu naiv für eine langjährige Geschäftsfrau und ist nicht gerade mit einem besonders großen Selbstbewusstsein gesegnet, dafür ist sie aber eine herzensgute Person, welche die Schwierigkeiten, mit denen das Leben sie konfrontiert, mit einer gewissen Gelassenheit und einer großen Portion Humor zu meistern versteht.
Auch die übrigen Protagonisten sind sehr gut und lebendig gezeichnet – allen voran die beiden Kinder Paulinchen und Max, die immer wieder für heiteres Chaos sorgen und durch ihre witzigen Bemerkungen die Handlung auflockern.
Sogar bei den Nebenfiguren hat die Autorin sich noch viel Mühe gegeben, diese farbenfroh zu charakterisieren, sodass sie alle mühelos vor meinem inneren Auge zum Leben erweckt wurden.
Natürlich gibt es dabei auch eine Reihe von Klischees – beispielsweise treten ein untreuer Ehemann, der mit der sexy 22jährigen fremdgeht, ein pingeliger Hausmeister oder ein russisches Partygirl auf.
Aber damit muss man bei Büchern dieses Genres eben rechnen. Genauso wie man auch bereit sein muss, über einige Ungereimtheiten, die teilweise ziemlich vorhersehbare Handlung und das etwas unrealistisch wirkende Happy End hinwegzusehen.
Einen besonders anspruchsvollen Roman darf man hier also nicht erwarten, man kann mit dem Buch aber einige kurzweilige Stunden verbringen. Ich wurde hier jedenfalls hervorragend unterhalten!