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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2018

Ein Virus verbreitet Schrecken

Pandämonium - Die letzte Gefahr
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Alexander Odin entwirft hier das Szenario einer Welt, die vor dem Abgrund steht. Ein mysteriöses Virus verwandelt die Menschen in blutrünstige Zombies. Zunächst scheint nur ein Plattenbau in Berlin-Mitte ...

Alexander Odin entwirft hier das Szenario einer Welt, die vor dem Abgrund steht. Ein mysteriöses Virus verwandelt die Menschen in blutrünstige Zombies. Zunächst scheint nur ein Plattenbau in Berlin-Mitte betroffen zu sein. Dieser wird daraufhin abgeriegelt, doch das kann die Ausbreitung nicht stoppen.
Die Experten sind ratlos, woher das Virus kommt, doch eine Spur führt zu einem seltsamen Internet-Netzwerk.

Diese Erzählung ist stellenweise durchaus spannend und durch die relativ kurzen Kapitel und den häufigen Wechsel des Schauplatzes entsteht eine gewisse Dynamik.
Auch gibt es eine Vielzahl an Protagonisten, die der Autor alle mit einer eigenen Biographie und unterschiedlichen Charakterzügen ausgestattet hat. So entsteht beispielsweise eine Schicksalsgemeinschaft zwischen einem 16jährigen Mädchen, das den Tod ihres Vaters vor über einem Jahr noch immer nicht überwunden hat, einem alten Mann, der an einem Gehirntumor leidet, einem kleinkriminellen Drogendealer und einem arbeitslosen Alkoholiker. Allerdings hätte man aus derartigen interessanten Ansätzen mehr machen können. Den meisten Figuren gelingt es nicht, ihre Persönlichkeit richtig „auszuspielen“ und sie handeln großteils vorhersehbar.

Vor allem aber störte mich, dass sie Geschichte insgesamt nicht richtig durchdacht wirkt. Nicht nur, dass das Virus immer genau die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt befällt und sich in seinen Auswirkungen passend zum Handlungsverlauf ziemlich variabel zeigt (derartiges ist bei Werken dieses Genres ohnehin der Normalfall). Es gibt aber nicht einmal eine ansatzweise schlüssige Erklärung, woher es eigentlich kommt oder wie diese eigenartige Internetseite funktionieren soll.

So bleiben am Schluss viele Fragen offen, weshalb dieser Roman ein eher unbefriedigendes Gefühl hinterlässt.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Potential nicht ausgeschöpft

Das Haus zur besonderen Verwendung
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Dieser Roman erzählt das Leben des Georgi Daniilowitsch Jatschmenew aus zwei Richtungen.
Der eine Handlungsstrang beginnt 1981, wo Georgi um seine schwerkranke Frau Soja bangt, und läuft in der Zeit rückwärts. ...

Dieser Roman erzählt das Leben des Georgi Daniilowitsch Jatschmenew aus zwei Richtungen.
Der eine Handlungsstrang beginnt 1981, wo Georgi um seine schwerkranke Frau Soja bangt, und läuft in der Zeit rückwärts. Entscheidende Etappen aus Georgis und Sojas gemeinsamem Leben werden beleuchtet, wobei die meisten Ereignisse schon in „früheren“ Kapiteln angedeutet wurden.
Darin eingebettet ist der zweite Handlungsstrang, welcher Georgis Geschichte ab 1915 umfasst. Als sechzehnjähriger Sohn eines leibeigenen Bauern vereitelt er ein Attentat auf den Vetter des Zaren. Dafür wird er nach St Petersburg gebracht, wo er als Leibwächter des Zarewitsch Alexei dient. Dabei lernt er die ganze Familie Romanow kennen, insbesondere die jüngste Tochter Anastasia, in die er sich sofort verliebt.

All dies wird von Georgi in Ich-Form geschildert, sodass man sich gut in ihn hineinversetzen kann. Obwohl er kein strahlender Held ist, sich nicht immer vernünftig verhält und seine Gedanken so manche negativen Eigenschaften offenbaren, wirkt er doch sympathisch.
Das Buch ist flott lesbar und vor einem interessanten historischen Hintergrund angesiedelt. Obwohl es viele Zeitsprünge gibt, konnte ich die Geschehnisse problemlos mitverfolgen und einordnen.

Der Inhalt ist jedoch über weite Strecken ziemlich vorhersehbar, es gibt kaum wirklich spannende Szenen. Außerdem scheint Vieles zu leicht zu gehen. So fand ich die Beziehung zwischen Georgi und Anastasia, und erst recht, wie lange diese unentdeckt blieb, unrealistisch. Auch wird Georgi zwar ständig mit irgendwelchen dramatischen Situationen konfrontiert, wirklich „spüren“ kann man davon aber relativ wenig.
Des Weiteren werden die historischen Verhältnisse und Begebenheiten nur oberflächlich dargestellt, sodass dieser Roman keinen authentischen Blick auf die Vergangenheit bietet, sondern vielfach eher allgemeine Klischees wiedergibt.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der Autor sich zu sehr auf eine möglichst ausgefeilte Komposition der Handlung wie ein gelungenes Zusammenspiel der verschiedenen Handlungsstränge und Zeitebenen konzentriert hat, weshalb die eigentliche Geschichte auf der Strecke blieb. Das finde ich schade, denn die Grundidee und das Thema hätten durchaus Potential.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Praxis der amerikanischen Polizeiarbeit

Homicide
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Obwohl es sich bei diesem Buch um eine Dokumentation handelt, liest es sich wie ein Krimi.
David Simon verbrachte ein Jahr (1988) mit den Detectives des Morddezernats von Baltimore, hat sie bei ihrer ...

Obwohl es sich bei diesem Buch um eine Dokumentation handelt, liest es sich wie ein Krimi.
David Simon verbrachte ein Jahr (1988) mit den Detectives des Morddezernats von Baltimore, hat sie bei ihrer Ermittlungsarbeit begleitet und Einblicke in ihre Persönlichkeiten und Denkweisen erhalten.
So hat man auch beim Lesen das Gefühl, das Geschehen hautnah mitzuerleben und die Untersuchung von Kriminalfällen „live“ beobachten zu können.
Einiges wirkt dabei durchaus etwas desillusionierend, in der Realität läuft vieles nicht so reibungslos ab wie man es von Fernsehserien gewöhnt ist, so mancher Mord bleibt ungesühnt, und die Polizisten sind keine strahlenden Helden, sondern Menschen, die auch Fehler machen, von Frustration geplagt sind oder mit psychischen Problemen zu kämpfen haben.
Gerade solche Unvollkommenheiten machen aber den Reiz dieses Buches aus.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Nette Zusammenstellung ohne großen Neuigkeitswert

Die Schönheit der Schneeflocke
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Vorausschicken möchte ich, dass die Beurteilung dieses Buches sehr davon abhängen dürfte, mit welchen Erwartungen man an die Lektüre herangeht.
Ich habe schon einige Werke von Ian Stewart gelesen, in ...

Vorausschicken möchte ich, dass die Beurteilung dieses Buches sehr davon abhängen dürfte, mit welchen Erwartungen man an die Lektüre herangeht.
Ich habe schon einige Werke von Ian Stewart gelesen, in denen es ihm stets hervorragend gelang, mathematische Begriffe und Inhalte anschaulich aufzubereiten und so auch für Laien fassbar zu machen. Von diesem Buch war ich allerdings eher enttäuscht.

Dabei wäre die Grundidee vielversprechend gewesen: Ausgehend von der Frage, welche Form eine Schneeflocke hat, widmet sich der Autor diversen in der Natur vorkommenden Mustern und deren mathematischer Beschreibung. Er betrachtet dabei ein breites Spektrum an Phänomenen, vom Aussehen diverser Tiere und Pflanzen über Wirbelstürme und Küstenverläufe bis hin zur Ausdehnung des Universums.
Illustriert wird das alles von sehr schönen und durchgehend farbigen Bildern.

Der Inhalt geht allerdings nicht besonders in die Tiefe. Eine Reihe spannender Themen werden kurz angerissen, aber nur oberflächlich behandelt. Viele der aufgeworfenen Fragen werden nie wirklich beantwortet.

Fazit: Vor allem für jüngere Leser ist dieses Werk sicher geeignet, bietet es doch einen guten Überblick über die Vielfalt mathematischer und auch physikalischer Ideen und Konzepte sowie deren Anwendung auf die „reale Welt“, und kann so vielleicht Interesse an einer eingehenderen Befassung mit dieser Materie wecken.
Generell bietet es Leuten, die sich mit diesen Dingen noch nicht näher beschäftigt haben, eine nette Möglichkeit, einmal in diese Themenbereiche hineinzuschnuppern.
Wer regelmäßig (populär)wissenschaftliche Literatur liest und gerne etwas tiefergehende Informationen über Mathematik erhalten möchte, ist mit anderen Büchern des Autors jedoch besser bedient.

Veröffentlicht am 11.01.2018

Zerfahrener Krimi, der nicht an seine Vorgänger heranreicht

Ich jage dich
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Dieser fünfte Band der Reihe um Joona Linna beginnt zunächst ohne die Hauptfigur. Denn Joona hat seinen Tod vorgetäuscht, um sich um seine Frau und Tochter kümmern zu können. Doch er kommt gerade im richtigen ...

Dieser fünfte Band der Reihe um Joona Linna beginnt zunächst ohne die Hauptfigur. Denn Joona hat seinen Tod vorgetäuscht, um sich um seine Frau und Tochter kümmern zu können. Doch er kommt gerade im richtigen Moment zurück, als seine Nachfolgerin Margot Silverman einen besonders dramatischen Fall zu lösen hat. Jemand schickt heimlich aufgenommene Videos von Frauen an die Polizei, die kurze Zeit später ermordet aufgefunden werden. Auch der Psychiater Erik Bark wird hinzugezogen. Er hypnotisiert den Ehemann eines der Opfer und wird dabei an einen Mord erinnert, mit dem er vor Jahren zu tun hatte.

So treten hier gleich mehrere „Ermittler“ in Erscheinung, die jeweils ihre eigenen Nachforschungen anstellen und einander (oftmals unverständlicherweise) nicht immer über ihre Ergebnisse informieren.
Doch wie heißt es so schön: Zu viele Köche verderben den Brei.
Generell ist die Handlung zu zerfahren, zahlreiche Nebenschauplätze lenken den Fokus von der Mordserie als eigentlichem Hauptthema ab. Andererseits werden manche wirklich relevanten (oder zumindest interessanten) Aspekte nur an einer Stelle angesprochen, danach aber nie wieder oder bloß in einem Nebensatz erwähnt.
Dies alles führt dazu, dass der Spannungsbogen immer wieder abbricht.
Möglicherweise im Bestreben, doch mehr Spannung zu erzeugen, gibt es relativ viele „Actionszenen“, die für meinen Geschmack (diesbezüglich kann man natürlich unterschiedlicher Meinung sein) zu ausführlich beschrieben werden. Erst recht, da ihr Ausgang meist ohnehin relativ vorhersehbar ist.

Wenngleich die Geschichte sehr wohl einige fesselnde Momente und überraschende Wendungen zu bieten hat, gefiel mir dieser Roman daher weniger gut als seine Vorgänger.