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Veröffentlicht am 29.05.2023

Aus dem Leben eines Physikers

Und wenn es die Zeit nicht gäbe?
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Der italienische Physiker Carlo Rovelli, der gemeinsam mit Lee Smolin als Entwickler der Theorie der Schleifenquantengravitation gilt, beschreibt hier seinen Lebensweg vom rebellischen Jugendlichen zu ...

Der italienische Physiker Carlo Rovelli, der gemeinsam mit Lee Smolin als Entwickler der Theorie der Schleifenquantengravitation gilt, beschreibt hier seinen Lebensweg vom rebellischen Jugendlichen zu einem Physikprofessor, dessen Ideen sich teilweise immer noch vom Mainstream seines Fachgebietes unterscheiden.
Er erklärt, welchem Problem sich die gegenwärtige Physik gegenübersieht, warum die Schleifenquantengravitation dieses lösen könnte, worin deren Stärken im Vergleich zur konkurrierenden Stringtheorie bestehen und weshalb seiner Meinung nach die Zeit nicht als Variable in wissenschaftlichen Gleichungen auftauchen sollte. Daneben erläutert er unter anderem, wie Wissenschaft generell funktioniert (einschließlich einiger etwas übertriebener Lobeshymnen auf manche Kollegen) und hält ein Plädoyer für den Wert der Grundlagenwissenschaft.
Und das alles auf nur 200 kleinformatigen Seiten! Besonders in die Tiefe kann daher nicht gegangen werden und für meinen Geschmack nimmt das Drumherum in Relation zur Physik zu viel Raum ein.
Dennoch werden die Grundzüge ganz gut und anschaulich dargestellt und man kann etwas von der Faszination nachempfinden, die von der Befassung mit den Grundlagen der Physik ausgeht. Positiv finde ich weiters, dass der Autor auch Kollegen, die seine Ansichten nicht teilen, Wertschätzung entgegenbringt und explizit die Möglichkeit in Betracht zieht, dass auch er sich irren könnte.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Über 100 Persönlichkeiten aus 12 Jahrhunderten

Menschen des Mittelalters
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Wie aus dem Vorwort hervorgeht, hat der Herausgeber dieses Werkes teilweise andere Vorstellungen vom Mittelalter als seine Historiker-Kollegen, sowohl was die zeitliche Einordnung als auch was das geistige ...

Wie aus dem Vorwort hervorgeht, hat der Herausgeber dieses Werkes teilweise andere Vorstellungen vom Mittelalter als seine Historiker-Kollegen, sowohl was die zeitliche Einordnung als auch was das geistige Leben betrifft. Seiner Meinung nach blieben die Hauptmerkmale des Mittelalters bis in 18. Jahrhundert hinein bestehen und er tritt auch der Vorstellung entgegen, das Mittelalter (nach „klassischer“ Definition) sei eine düstere, fortschritts- und bildungsfeindliche Zeit gewesen.
Diese Zusammenstellung von Männern und Frauen (und ein paar fiktiven Figuren), welche in etwa zwischen 350 und 1500 lebten, bewegt sich dennoch weitgehend entlang der üblichen Bahnen. Auf meist zwei bis drei Seiten werden mehr oder weniger interessante Biographien vorgestellt. Insgesamt hat das Buch aber über 400 (nicht wie angegeben 192) Seiten.
Die Auswahl ist dabei nicht ganz ausgewogen. Ein Großteil der Personen gehört in einen religiösen Kontext – als Mönche, Nonnen, Päpste, „Heilige“ etc. Gegenden wie Frankreich (angesichts der Herkunft der Autoren verständlich), Deutschland oder Italien sind eher überrepräsentiert, Nord- und Osteuropa kommen selten vor.
Insgesamt illustriert diese Zusammenstellung jedoch ganz gut, wie vielfältig die Welt des Mittelalters war und die zahlreichen großformatigen Bilder erhöhen den Unterhaltungswert.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Etwas langweiliger Gerichtsthriller

Thirteen
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Strafverteidiger Eddie Flynn fällt aus allen Wolken, als er gebeten wird, sich an einem der spektakulärsten Prozesse der letzten Jahre zu beteiligen: Dem aufstrebenden Filmstar Bobby Solomon wird vorgeworfen, ...

Strafverteidiger Eddie Flynn fällt aus allen Wolken, als er gebeten wird, sich an einem der spektakulärsten Prozesse der letzten Jahre zu beteiligen: Dem aufstrebenden Filmstar Bobby Solomon wird vorgeworfen, seine Frau und seinen Bodyguard ermordet zu haben. Auf den ersten Blick scheinen alle Beweise gegen ihn zu sprechen, doch Eddie bemerkt bald einige Ungereimtheiten.
Der mysteriöse Joshua Kane ist inzwischen fest entschlossen, Teil der Geschworenen-Jury zu werden und bereit, dafür über Leichen zu gehen.

Diese Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven von Eddie (in Ich-Form) und Kane erzählt. Dass der Killer hier nicht vor Gericht steht, sondern in der Jury sitzt, ist sicherlich eine kreative Idee. Es nimmt aber auch einige Spannung, wenn man schon von Anfang an weiß, wer der „Böse“ ist.
Außerdem sind besonders Kanes Parts über weite Strecken vorhersehbar, wenngleich es zumindest einige aufschlussreiche Rückblicke in die Vergangenheit gibt.
Die Kapitel aus Eddies Sicht haben mir deutlich besser gefallen. Er ist ein sympathischer Protagonist, der sich für seinen Klienten einsetzt, obwohl es zunächst aussichtslos scheint. Es ist interessant, ihn dabei zu begleiten, wie er gravierende Fehler während der Ermittlungen aufdeckt und seine eigenen Nachforschungen anstellt.
Dabei wirkt es allerdings oftmals unglaubwürdig, wie unprofessionell sich die Strafverfolgungsbehörden anstellen, und auch sonst gibt es einige unrealistische Handlungselemente und Widersprüche.
So werden hier zwar die Abläufe eines Geschworenen-Gerichtsverfahrens und die Arbeitsweisen der Strafverteidigung ganz gut dargestellt und es gibt vor allem gegen Ende ein paar packende Szenen. Für einen Thriller hat das Buch jedoch zu wenig Schwung und zu wenig echte Überraschungen zu bieten.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Universitäre Atmosphäre

Der Dozent und der Tod
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Wien, 1986: Der titelgebende Dozent für Turkologie (dessen Nachname nie genannt und dessen Vorname erst nach der Hälfte beiläufig erwähnt wird) hätte wahrlich besseres zu tun gehabt, als an einer Sitzung ...

Wien, 1986: Der titelgebende Dozent für Turkologie (dessen Nachname nie genannt und dessen Vorname erst nach der Hälfte beiläufig erwähnt wird) hätte wahrlich besseres zu tun gehabt, als an einer Sitzung der Berufungskommission teilzunehmen, welche über die Besetzung einer Professur für Indologie entscheiden soll. Der Probevortrag eines Bewerbers endet dann, noch bevor er richtig begonnen hat, mit dessen Tod. Ein Giftmord, wie sich bald herausstellt. Der Dozent beginnt Nachforschungen anzustellen und kann gleich mehrere Skandale im Umfeld der Universität aufdecken.

Dieser Krimi hat weniger als 200 Seiten und ist in einem eher distanzierten Stil verfasst. Dennoch hatte ich nicht das Gefühl, dass etwas fehlt. Der Dozent wirkt mit seinem Alt-68-Gehabe zwar etwas anstrengend, aber er ist ein interessanter Charakter und es ist spannend, mit ihm gemeinsam die Atmosphäre an einer Universität der 1980er Jahre zu erleben und in ihre Abgründe einzutauchen. Nebenbei drängt sich währenddessen immer wieder die Frage auf, ob es heutzutage an den Universitäten viel anders zugeht ...

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Langatmig und teilweise spekulativ

Anfänge
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Der (leider kurz nach Fertigstellung des Buches verstorbene) Anthropologe und „bekennende Anarchist“ David Graeber und der Archäologe und Anthropologe David Wengrow hinterfragen hier gängige Ansichten ...

Der (leider kurz nach Fertigstellung des Buches verstorbene) Anthropologe und „bekennende Anarchist“ David Graeber und der Archäologe und Anthropologe David Wengrow hinterfragen hier gängige Ansichten darüber, wie die Frühgeschichte der Menschheit und die Entstehung von Zivilisationen oder Staaten abgelaufen ist.
Sie wollen zeigen, dass es nicht sinnvoll ist, nach dem Ursprung der Ungleichheit zu suchen und dass es keine Automatismen gibt, wonach das Betreiben von Landwirtschaft zwangsläufig zu verwöhnten Eliten, Klassenunterschieden und Bürokratie führen muss, oder wonach eine Bevölkerung ab einer bestimmten Größe nicht mehr in der Lage ist, ihr Zusammenleben selbst zu organisieren und deshalb eine zentrale Macht benötigt.

Schon im ersten Kapitel offenbart sich jedoch eine gewisse ideologische Voreingenommenheit. Zitat: „Um den gesamten Verlauf der Menschheitsgeschichte darzustellen sind sie [die Ansichten von Rousseau und Hobbes] 1. schlicht und einfach unwahr 2. mit schlimmen politischen Konsequenzen verbunden und 3. dafür verantwortlich, dass die Vergangenheit langweiliger als nötig erscheint.“
Relevant ist nur Punkt 1 (Und wenn sich die Autoren diesbezüglich so sicher wären, hätten sie sich den Rest gespart.) Die beiden anderen Punkte haben nichts mit Wissenschaftlichkeit zu tun. Mir ist jedenfalls kein Naturgesetz bekannt, wonach alles, was im Universum geschieht, spannend sein muss. Und erst recht keines, wonach alles, was geschieht, nur positive Konsequenzen haben darf. (Positiv natürlich aus der Perspektive von zwei englischen Anthropologen).
Auch sonst hatte ich den Eindruck, dass die Fakten meist gerade so ausgewählt und interpretiert werden, dass es zu den Ansichten der Autoren passt.

Dennoch ist der Inhalt an sich nicht uninteressant. Es werden zahlreiche Kulturen rund um den Globus (mit Schwerpunkten im fruchtbaren Halbmond und den beiden Amerikas) vorgestellt und all ihre Besonderheiten, vor allem das Gesellschaftssystem und die Art der „Herrschaft“, betrachtet. Dies illustriert sehr gut, wie vielfältig menschliches Zusammenleben organisiert sein kann und zeigt, dass vereinfachende Annahmen über die menschliche Natur oder den Verlauf der Geschichte häufig falsch sind.

Die Beschreibungen sind jedoch oft sehr langatmig. Tatsächlich bedeutsame Erkenntnisse gehen in ausufernden Schilderungen von nebensächlichen Details unter. Außerdem wirken manche Aussagen spekulativ, werden aus ein paar Überlieferungen oder einer Handvoll archäologischer Funde ganze Gesellschaftssysteme abgeleitet.
Ähnliches gilt auch für die Schlüsse, welche die Autoren aus all dem ziehen. Es sind einige interessante Überlegungen dabei, aber auch viel Geschwafel und Ideologie.