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Veröffentlicht am 21.08.2022

Unternehmungslustige Senioren im Luxushotel

Miss Sharp macht Urlaub
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Die bereits aus “Mord in Sunset Hall“ bekannte Senioren-WG macht diesmal Urlaub in einem Öko-Luxushotel in Cornwall. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft beginnen die Turbulenzen: Agnes glaubt, von der Terrasse ...

Die bereits aus “Mord in Sunset Hall“ bekannte Senioren-WG macht diesmal Urlaub in einem Öko-Luxushotel in Cornwall. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft beginnen die Turbulenzen: Agnes glaubt, von der Terrasse der Bar aus einen Mord beobachtet zu haben, Edwina ist fest davon überzeugt, hier einen geheimen Auftrag ausführen zu müssen und findet tatsächlich bald jemanden, der ihrer Hilfe bedarf, und Bernadette begegnet unvermutet einer Person aus ihrer bewegten Vergangenheit.

Obwohl es mehrere Todesfälle gibt, ist das Buch in einem lockeren, heiteren Ton geschrieben, sodass kein wirkliches „Krimi-Feeling“ aufkommt. Außerdem wirken manche Handlungselemente überzeichnet, und einige Geschehnisse sind unlogisch oder unrealistisch.
Das macht aber nicht viel, überzeugt die Geschichte doch ohnehin in erster Linie mit ihren liebenswürdigen und interessanten Charakteren. Es ist amüsant, Agnes und ihre Freunde bei ihren Ermittlungen und sonstigen Abenteuern zu begleiten. Schön auch, dass sie sich von ihren diversen altersbedingten Einschränkungen nicht unterkriegen lassen.
Auch das Drumherum ist gut gezeichnet, etwa die Atmosphäre in einem Luxushotel, wo zu Beginn noch alles idyllisch und geordnet ist, mit der Zeit aber immer mehr das Chaos um sich greift.
Wie in den meisten anderen Romanen von Leonie Swann spielt wieder ein Tier eine bedeutsame Rolle. Diesmal handelt es sich um eine junge Boa Constrictor, deren Leben eine für sie unerfreuliche Wendung nimmt.

Fazit: Es handelt sich hier um einen eher seichten, aber jedenfalls unterhaltsamen Roman, der sich auch gut als Urlaubslektüre eignet (obwohl die Geschichte im Winter angesiedelt ist). Ich würde jedoch empfehlen, zuerst „Mord in Sunset Hall“ zu lesen, da man über die Hintergründe der WG und ihrer Bewohner diesmal leider wenig erfährt.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Die ersten Jahre von Friedrichs Herrschaft

Schwert und Krone - Zeit des Verrats
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Als Friedrich Barbarossa 1152 zum römisch-deutschen König gekrönt wird, ist sein großes Ziel erreicht, doch auch die nächsten Jahre halten einige Herausforderungen für ihn bereit.
Die angestrebte Krönung ...

Als Friedrich Barbarossa 1152 zum römisch-deutschen König gekrönt wird, ist sein großes Ziel erreicht, doch auch die nächsten Jahre halten einige Herausforderungen für ihn bereit.
Die angestrebte Krönung zum Kaiser durch den Papst ist nur durch einen Feldzug nach Italien zu erreichen, er muss einen Weg finden, seinen Vetter Heinrich den Löwen wie versprochen zum Herzog von Bayern zu machen und nebenbei noch eine neue Ehefrau finden.
Auch für andere verläuft diese Zeit turbulent. So wollen die alten Freunde Albrecht der Bär und Konrad von Wettin verhindern, dass ihre machtvolle Stellung im Osten eingeschränkt wird. Ihre Töchter Hedwig und Adele haben inzwischen mit den Launen ihrer Ehemänner zu kämpfen.

Von all dem und einigem mehr erzählt Sabine Ebert im dritten Teil ihrer Buchreihe um den bedeutendsten Herrscher des deutschen Hochmittelalters. Es ist schön, die bereits aus den ersten Bänden bekannten Charaktere auf ihrem weiteren Lebensweg zu begleiten. Vor allem, dass diesmal wieder öfter aus weiblicher Perspektive erzählt wird, gefällt mir gut, und insgesamt gewinnen die Personen im Vergleich zu den vorherigen Bänden an Profil. Erneut treten viele verschiedene (überwiegend historisch belegte) Persönlichkeiten auf und werden zahlreiche Schauplätze besucht, von diversen Teilen Deutschlands bis nach Italien oder Dänemark. So kann man hier beispielsweise die Ernennung des Babenbergers Heinrich Jasomirgott zum Herzog von Österreich, das Hundetragen zu Worms oder das Blutfest von Roskilde miterleben. Das Ende ist ziemlich offen, der Epilog weckt das Interesse an der Fortsetzung.
Wie man es von der Autorin gewöhnt ist, ist der Inhalt gut recherchiert und so nahe an den historischen Fakten wie möglich.

Fazit: Wieder ein empfehlenswerter Roman, der eine wegweisende Epoche beleuchtet. Politische Ereignisse und Entwicklungen sowie die Beziehungen zwischen den Mächtigen werden anschaulich dargestellt.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Banale Geschichte immerhin gut erzählt

Die Frauen von Richmond Castle
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Dieser im England der 1920er Jahre angesiedelte Roman stellt drei Frauen in den Mittelpunkt, aus deren Perspektive abwechselnd erzählt wird:
Blue Camberwell gehört zur besseren Gesellschaft des idyllischen ...

Dieser im England der 1920er Jahre angesiedelte Roman stellt drei Frauen in den Mittelpunkt, aus deren Perspektive abwechselnd erzählt wird:
Blue Camberwell gehört zur besseren Gesellschaft des idyllischen Richmond, deren Liebesleben sogar in der Zeitung thematisiert wird. Doch ihr selbst ist die Suche nach einem Ehemann weniger wichtig als ihr Ziel, Schriftstellerin zu werden. Als ihr Vater an ihrem 21. Geburtstag die jungen Männer des Ortes dazu auffordert, um Blue zu werben, setzt er damit einige unerwartete Ereignisse in Gang.
Blues Stiefmutter Midge hat inzwischen mit Schuldgefühlen zu kämpfen und ist sich der Liebe ihres Ehemannes öfters nicht sicher.
Ganz andere Probleme hat Delphine Foley, die vor ihrem gewalttätigen Ehemann flieht und dabei zufällig in Richmond landet. Es gelingt ihr, sich dort ein neues Leben aufzubauen, aber die Angst, dass ihr Mann sie finden wird, bleibt.

Die Geschichte wird in einem angenehmen und eingängigen Stil erzählt, ist allerdings eher banal. Die Protagonistinnen sind zwar interessant angelegt, bleiben jedoch zu blass. Die Handlung dreht sich über weite Strecken um Beziehungen, Picknicks, Partys oder die neusten Trends in Mode und Inneneinrichtung. Es werden zwar auch immer wieder ernstere Themen eingeflochten, diese lösen sich aber meist zu schnell in Wohlgefallen auf.
Übrigens passt der Klappentext nicht wirklich zum Buch: Sämtliche Geheimisse wären auch ohne Delphines Zutun mit maximal ein paar Tagen Verspätung ans Licht gekommen und es gibt auch keine Unstimmigkeiten zwischen ihr und Blue.
Wie überhaupt wenige echte Konflikte auftauchen. Blue und der Rest ihrer Familie sind beinahe zu nett, was doch unrealistisch wirkt, meist läuft alles harmonisch ab.
Außerdem ist die Handlung weitgehend vorhersehbar und weist so manche Längen auf. Spannende Szene oder überraschende Wendungen sind selten.

Auch wenn die Reise in die Zeit vor 100 Jahren ganz interessant ist, hat mich dieser Roman daher doch weniger gepackt als andere Bücher der Autorin.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Interessantes Thema geht in zu vielen Nebensächlichkeiten unter

Außerirdisch
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Im Oktober 2017 gab ein sonderbares Objekt den Astronomen einige Rätsel auf: Fest steht, dass der „Oumuamua“ genannte Besucher aus dem interstellaren Raum, also von weit außerhalb unseres Sonnensystems, ...

Im Oktober 2017 gab ein sonderbares Objekt den Astronomen einige Rätsel auf: Fest steht, dass der „Oumuamua“ genannte Besucher aus dem interstellaren Raum, also von weit außerhalb unseres Sonnensystems, kam. Doch schon hinsichtlich seiner genauen Form gab es Unstimmigkeiten und auch andere Eigenschaften wie seine Flugbahn oder sein Reflexionsvermögen ließen sich schwer damit in Einklang bringen, was von anderen astronomischen Objekten bekannt ist.
Während sich die Mehrheit der Wissenschaftler schließlich trotz einiger offener Fragen auf die Hypothese einigte, dass es sich um einen Kometen (wenn auch einen ungewöhnlichen) handelte, ist der Astrophysik-Professor Avi Loeb der Ansicht, die beste Erklärung für Oumuamuas Sonderbarkeiten bestehe darin, dass es von einer intelligenten Zivilisation erschaffen wurde, die nicht von dieser Erde ist. Womit der erste Beleg für außerirdisches Leben gefunden wäre.

Er legt hier seine diesbezüglichen Argumente dar, beschreibt, welche Daten über Oumuamua während eines relativ kurzen Zeitraumes von nur elf Tagen gesammelt wurden, und was seiner Meinung nach gegen alternative Erklärungen spricht.
So weit so gut und die diesbezüglichen Ausführungen sind tatsächlich sehr interessant. Sie nehmen jedoch maximal ein Viertel des Textes ein. Den Rest verwendet der Autor darauf, ein bisschen was aus seinem Leben zu erzählen, zu überlegen, welche Auswirkungen ein Beweis für außerirdisches Leben auf die Menschheit hätte (wobei für ihn am wichtigsten zu sein scheint, dass dann mehr Geld in astronomische Forschungsprojekte fließen würde) und vor allem immer wieder darüber zu klagen, dass seine Ergebnisse von der Kollegenschaft nicht gewürdigt werden.
Nun kann ich nicht beurteilen, wie fundiert Avi Loebs Theorien sind. Falls sie vom Mainstream der Astronomen tatsächlich in erster Linie deswegen abgelehnt werden, weil sie nicht zu vorgefassten Meinungen passen, würde das sicherlich der wissenschaftlichen Methodik widersprechen. Auch kann ich bis zu einem gewissen Grad seinen Ärger darüber nachvollziehen, dass ebenfalls hochspekulative Ideen wie die Stringtheorie oder die Hawking Strahlung ernster genommen werden und mehr Förderung erhalten als die Suche nach extraterrestrischen Lebensformen. Es hätte aber gereicht, jeden dieser Gedanken einmal zu formulieren. Die ständige Wiederholung ist ermüdend.

Eigentlich könnte man spätestens bei der Hälfte des Buches mit dem Lesen aufhören. Bis dahin ist alles Relevante (teilweise mehrmals) gesagt. Schade, man hätte aus dem Thema weitaus mehr herausholen können.

Veröffentlicht am 10.07.2022

Was macht das Wesen des Menschen aus?

Mensch
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Diese Frage will der Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal hier beantworten. Er gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und zeigt vor allem, wie viel wir aus der Beobachtung anderer Tierarten ...

Diese Frage will der Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal hier beantworten. Er gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und zeigt vor allem, wie viel wir aus der Beobachtung anderer Tierarten über den Menschen lernen können.
Unter anderem betrachtet er die Evolution von den ersten Wirbeltieren bis zum Menschen, spürt „menschlichen Universalien“ nach, welche Menschen aller Kulturen gemeinsam haben, erklärt, was Menschen antreibt und warum sich auch intelligente Personen oftmals irrational verhalten und überlegt, wie die Zukunft der Menschheit aussehen könnte.

Dabei werden eine Reihe spannender Themen angesprochen. Der Autor erklärt beispielsweise, warum das Leben in der modernen Welt nicht immer gut zu unserer Psyche passt, was Kinder zu einem glücklichen Aufwachsen benötigen (etwa viel Kontakt zur Natur), wie verschiedene Fortpflanzungsstrategien das Verhältnis von Männern und Frauen beeinflussen oder welche Folgen die „Selbstdomestikation“ des Menschen hatte. Interessant auch, dass es relativ wenige menschliche Alleinstellungsmerkmale gibt, sondern wir viele Eigenschaften mit anderen Lebewesen teilen.

Das Buch richtet sich erkennbar an Einsteiger in die Materie. Die Ausführungen sind leicht verständlich, Begriffe, die im Glossar erklärt werden, sind farbig unterstrichen und immer wieder eingestreute Zeichnungen lockern die Sache auf.
Für mich wurde allerdings vieles zu oberflächlich dargestellt. Statt tiefergehenden Überlegungen oder einer Auseinandersetzung mit verschiedenen Argumenten gibt es oft nur plakative Aussagen. Außerdem enthält der Text doch einige (Tipp)fehler.

Dennoch regt das Buch zum Nachdenken an und hilft dabei, sich selbst und andere besser zu verstehen.

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