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Veröffentlicht am 10.07.2022

Anstrengende Protagonistin

Tod im Innviertel
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Dies war mein erster Roman aus der Reihe um die „Kräuterrosi“. Mag sein, dass ich auch deswegen Schwierigkeiten hatte, mit der Protagonistin warm zu werden.
Dabei hätte die Geschichte durchaus Potential: ...

Dies war mein erster Roman aus der Reihe um die „Kräuterrosi“. Mag sein, dass ich auch deswegen Schwierigkeiten hatte, mit der Protagonistin warm zu werden.
Dabei hätte die Geschichte durchaus Potential: Während eines Familienausflugs zum Baumkronenweg in Kopfing entdeckt Rosi zufällig eine Leiche, die in einem der Bäume hängt. Vieles deutet darauf hin, dass der geistig beeinträchtige junge Mann Selbstmord begangen hat, weil er mit der Ausgrenzung und den Hänseleien durch seine Mitmenschen nicht mehr zurechtgekommen ist.
Trotz der Bedenken ihres Lebensgefährten, des „Bumshüttensepp“, macht Rosi sich dennoch daran, sämtliche Hintergründe aufzudecken, und plötzlich wimmelt es nur so vor Verdächtigen.

Dieser Kriminalfall ist gut konstruiert und hat, von ein paar kleineren Ungereimtheiten abgesehen, eine stimmige Auflösung.
Dennoch konnte mich die Lektüre nicht packen. Die Kräuterrosi, aus deren Perspektive erzählt wird, und ihre Angehörigen wirken zu bemüht originell. Außerdem hat sie so gar kein Talent zum „Ermitteln“. Sie ist zwar eine irgendwie "nette" Person und zweifellos bemüht, zu helfen, geht aber ziemlich planlos vor und ist teilweise nicht in der Lage, die einfachsten Schlüsse zu ziehen.
Geradezu anstrengend sind dazu ihre privaten Probleme: Ihre immer gleichen Gespräche mit dem Sepp, das immer wieder darauf folgende Gedankenkarussell dazu, ob ihre Beziehung eine Zukunft hat, und erst recht ihre geradezu abenteuerlich absurden Spekulationen darüber, was mit ihrer Tochter los ist. Am Schluss gibt es sogar eine Art „Cliffhanger“, dessen Auflösung jedoch wahrscheinlich mindestens 90% der Leser schon ab der Hälfte des Buches erahnen konnten.
Mein Lesefluss geriet auch durch diverse Nebensächlichkeiten immer wieder ins Stocken, sodass, von ein paar Szenen gegen Ende abgesehen, kaum Spannung aufkommt.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Vom Archaikum zum Holozän

Ursprung und Entwicklung des Lebens
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Der Inhalt dieses Buches umfasst ziemlich genau das, was der Titel verspricht. Wobei der Autor sogar etwas früher ansetzt und am Anfang auch ein paar Worte über den Weg vom Urknall zur Entstehung der Erde ...

Der Inhalt dieses Buches umfasst ziemlich genau das, was der Titel verspricht. Wobei der Autor sogar etwas früher ansetzt und am Anfang auch ein paar Worte über den Weg vom Urknall zur Entstehung der Erde verliert.
Bezüglich des Ursprungs des Lebens kann natürlich auch er keine definitive Antwort geben, die Aussagen dazu, wie der Stoffwechsel und die ersten Zellen entstanden sein könnten, sind aber sehr interessant.
Danach geht die Tour durch die verschiedenen Epochen der Erdgeschichte weiter, im Laufe derer die Evolution diverser Gruppen von Lebewesen nachgezeichnet wird, bis hin zum Auftauchen der ersten Menschen. Gut gefallen hat mir, dass Sander sich dabei nicht, wie meist üblich, nur auf Tiere konzentriert, sondern auch die Entwicklung von Pflanzen oder Pilzen beschreibt. Auch fand ich es hilfreich, dass Begriffe, die im Glossar erklärt werden, im Text fett gedruckt sind.
Die Ausführungen sind jedoch ziemlich trocken und somit zwar informativ, gerade für ein Buch über (Paläo)biologie aber zu wenig lebendig. Die enthaltenen Bilder wirken dagegen oftmals wenig professionell, wie schnell mit der Hand hingezeichnet, und tragen daher nicht viel zur Anschaulichkeit bei.

Veröffentlicht am 10.07.2022

Ein Kaiser mischt sich unters Volk

Der Kaiser reist inkognito
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Kaiser Joseph II war mit seiner Sympathie für die Aufklärung und seinen Reformbestrebungen seiner Zeit teilweise weit voraus, konnte aber zahlreichen Widerständen zum Trotz doch Akzente setzen, die Österreichs ...

Kaiser Joseph II war mit seiner Sympathie für die Aufklärung und seinen Reformbestrebungen seiner Zeit teilweise weit voraus, konnte aber zahlreichen Widerständen zum Trotz doch Akzente setzen, die Österreichs weitere Entwicklung prägten.
Dieses Buch beleuchtet eine (zumindest für mich) weniger bekannte Facette seiner Herrschaft: Mehr als ein Viertel seiner Regierungszeit verbrachte er mit Reisen, sowohl bis in die entlegensten Winkel seines Reiches als auch in Nachbarländer, immer mit dem Ziel, die wahren Verhältnisse zu erkunden und die Lebensrealitäten der einfachen Menschen kennen zu lernen.
Monika Czernin hat neun solche Reisen herausgegriffen und beschreibt sie anhand zahlreicher Originaldokumente. Vor allem Zitate aus Briefen und Tagebucheintragungen des Kaisers und seiner Mitreisenden geben dabei sehr unmittelbare Eindrücke ihrer Erlebnisse und Gedanken.
Obwohl die Reisen nicht wirklich inkognito waren, weil sich doch meist schnell herumgesprochen hat, um wen es sich bei „Graf Falkenstein“ in Wahrheit handelt, kam er der Bevölkerung doch sehr nahe, konnte die Folgen von Währungsverfall, Leibeigenschaft oder Handelsblockaden direkt aus den Berichten von Betroffenen erfahren. Doch auch Treffen mit gekrönten Häuptern oder Mitgliedern seiner weit verzweigten Familie standen auf dem Programm.
Die Autorin ordnet die Ereignisse außerdem in ihren größeren historischen Zusammenhang ein, beschreibt beispielsweise, wie der eine oder andere Landstrich unter die Herrschaft der Habsburger kam, welchen Widerständen sich Joseph am Wiener Hof (nicht zuletzt von seiner Mutter und Mitregentin Maria Theresia) oder auch seitens des Adels in den verschiedenen Ländern ausgesetzt sah und wie vielfältig das Reich und damit die zu lösenden Probleme waren.
Insgesamt ein lesenswertes Portrait einer interessanten Persönlichkeit wie auch einer wegweisenden Epoche.

Veröffentlicht am 10.07.2022

Friedrichs Weg zur Macht

Schwert und Krone - Der junge Falke
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1147: Das deutsche Reich bereitet sich auf zwei Kreuzzüge vor: der eine geht ins Heilige Land, angeführt von König Konrad, an dem auch dessen Neffe Friedrich von Schwaben teilnimmt, der andere hat die ...

1147: Das deutsche Reich bereitet sich auf zwei Kreuzzüge vor: der eine geht ins Heilige Land, angeführt von König Konrad, an dem auch dessen Neffe Friedrich von Schwaben teilnimmt, der andere hat die Bekehrung der slawischen Wenden zum Ziel, nach dem Motto „Taufe oder Tod“. Dabei gäbe es auch zu Hause genügend Probleme wie schwelende Konflikte zwischen diversen Adeligen oder auch Hungersnöte.
Konrads Kreuzzug wird schließlich von Niederlagen und verheerenden Verlusten geprägt und seine Gegner aus dem Hause der Welfen wollen seine Schwäche nutzen, um ihren Einfluss auszuweiten. Auch sonst steht seine Herrschaft unter keinem guten Stern.
Friedrich, dessen Mutter Welfin war, versucht zwischen den Seiten zu vermitteln. Doch als sich der baldige Tod des Königs abzeichnet, muss er sich fragen, ob es nicht an der Zeit ist, selbst die Verantwortung für das Reich zu übernehmen.

Auch dieser zweite Teil der Reihe um Friedrich Barbarossa wird wieder aus vielen verschiedenen Perspektiven geschildert. Da ich die Protagonisten bereits aus dem ersten Band kannte, fiel es mir diesmal leichter, mich gleich zurecht zu finden, wer wer ist und auf wessen Seite steht. Die Figuren hatten für mich allerdings zu wenig „Tiefe“, ihre Charaktere (und oft auch wahren Motive) sind zu wenig greifbar. Dies könnte zwar durchaus beabsichtigt sein, betont die Autorin doch im Nachwort, dass sie bei der Darstellung realer historischer Persönlichkeiten eingeschränkter ist. Dennoch hätte es ein bisschen lebendiger zugehen können.
Schade auch, dass diesmal seltener aus weiblicher Sicht erzählt wird. Zwar kommen sehrwohl interessante Frauen vor, nicht zuletzt Friedrichs ungeliebte Gemahlin Adela oder Kunigunde von Plötzkau, deren Schicksal einige unerwartete Wendungen erfährt. Sie nehmen aber, je weiter die Handlung voranschreitet, immer weniger Raum ein, „verschwinden“ zeitweise geradezu.

Nichtsdestotrotz ist dies ein lesenswerter und gut recherchierter historischer Roman, der eine spannende Epoche der deutschen Geschichte behandelt.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Kurzweilige Geschichten rund um Sprachkontakte aller Arten

Als Humboldt lernte, Hawaiianisch zu sprechen
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In über 40 Beiträgen erzählen die Autorinnen von Kontakten zwischen Sprechern verschiedener Sprachen im Verlauf der letzten Jahrhunderte.
Man begegnet hier Regierungsbeamten, Missionaren, Händlern und ...

In über 40 Beiträgen erzählen die Autorinnen von Kontakten zwischen Sprechern verschiedener Sprachen im Verlauf der letzten Jahrhunderte.
Man begegnet hier Regierungsbeamten, Missionaren, Händlern und Forschern, lernt Menschen, die gewaltsam ihrer Heimat entrissen wurden, ebenso kennen wie solche, die ihr Glück freiwillig in der Fremde suchten. Sie alle einte der Wunsch oder die Notwendigkeit, neue Sprachen zu lernen und damit gewissermaßen in eine neue Welt einzutauchen. Viele bekannte Namen (wenngleich bisweilen in weniger bekannten Zusammenhängen) tauchen auf, es werden aber auch Personen vor den Vorhang geholt, deren Geschichte zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.

Die Texte sind jedoch eher oberflächlich. Auf jeweils drei bis fünf Seiten werden die wesentlichen Eckpunkte der jeweiligen Begegnungen und ihres historischen Kontextes beschrieben und mittels hübscher Zeichnungen illustriert.
Über die Sprachen als solches erfährt man dabei allerdings relativ wenig. Infokästen fassen ein paar Parameter zusammen wie Verbreitungsgebiet, Zahl der Sprecher oder rechtlicher Status und es gibt Beispiele für Begriffe, welche aus der Sprache aus- oder in diese eingewandert sind. Diese Abschnitte hätten aber besser aufeinander abgestimmt werden können. So soll „Safari“ sowohl aus dem Arabischen (Seite 14) als auch aus Kiswahili (Seite 110) abgeleitet sein, „Tattoo“ sowohl vom tahitischen Wort für „Zeichen“ (Seite 186) als auch vom samoanischen Wort für „kennzeichnen“ (Seite 202).
Informationen darüber, wie die Sprachen entstanden sind und sich verbreitet haben, welcher Sprachfamilie sie angehören etc finden sich nur hin und wieder mal in einem Nebensatz. Unter dem Punkt „Besonderheiten“ wird oft nur erwähnt, welche Schrift für eine Sprache verwendet wird.

Unterhaltsam ist die Lektüre aber allemal und die hochwertige Aufmachung mit den farbenfrohen Illustrationen erhöht den Lesespaß.
Ich habe doch einiges dazugelernt und viele Kapitel regen zum Nachdenken an, beispielsweise über das Verhältnis von Sprache und Macht.