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Veröffentlicht am 15.07.2024

Es fehlte mir der rote Faden und die Sprache war mir zu anstrengend

Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns
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​​Inhalt:​ Die Geschichte beginnt, als Gritta 7 Jahre alt ist. Sie lebt mit ihrem gräflichen Vater, der Maschinen erfindet, und einem alten Diener auf einer heruntergekommenen Burg. Das Geld ist knapp; ...

​​Inhalt:​ Die Geschichte beginnt, als Gritta 7 Jahre alt ist. Sie lebt mit ihrem gräflichen Vater, der Maschinen erfindet, und einem alten Diener auf einer heruntergekommenen Burg. Das Geld ist knapp; der Graf cholerisch und in seine Arbeit vertieft. Da begibt es sich, dass er ins Dorf gehen muss. Auf dem Weg trifft er ein edles Fräulein mit ihrem Gefolge. Sie verlieben sich und Gritta wird ins Kloster abgeschoben. Daraus ergeben sich zahlreiche Erlebnisse und Abenteuer für Gritta. Illustriert haben das Märchen Gisela von Arnim und Herman Grimm.
​Meine Bewertung: Die Autorinnen hatten durchaus viel Fantasie, beginnend bei Wortneuschöpfungen und erfundenen Namen hin zur Handlung mit vielen Ereignissen und Höhepunkten. Allerdings ist kein wirklich roter Faden in der Geschichte. Sie wird chronologisch erzählt, aber viele Dinge, die breit dargestellt werden, haben letztlich wenig bis keine Bedeutung im weiteren Verlauf.

Diese Passagen boten mir keine besondere Unterhaltung und ich fand sie nicht lesenswert. Zugegeben, habe ich das Buch nach etwa der Hälfte abgebrochen und nur noch überflogen. Sprachlich fand ich den Roman anstrengend. Wohl der Zeit entsprechend, finden sich ungewohnte Satzstellungen, Auslassungen und veränderte Wortbedeutungen, so dass ich öfter zweimal lesen musste, um zu verstehen. Ich fand zwar, dass die Autorinnen ein Talent für Ironie hatten. Allerdings wurde es nur selten eingesetzt. Zudem war der Text für meinen Geschmack mit Details überfrachtet. Mir hat außerdem nicht gefallen, dass Gritta nur langsam an Bedeutung gewann. Sie ist doch laut Titel die Hauptperson der Geschichte. Dann wird aber breit davon erzählt, wie sich der Graf in die Jungfer Nesselkrautia verliebt. Erst als Gritta ins Kloster gebracht wird, steht sie im Zentrum des Geschehens. Der Graf ist sowieso ein Unsympath. Ich konnte ihn von Anfang an nicht leiden.

Nesselkrautia ist ebenso unsympathisch mit den vielen Ohrfeigen, die sie an die Pagen verteilt. Als sie Gritta ins Kloster schickt, ist das keine große Überraschung. Im Kloster geht es dann weiter mit den bösen Menschen, was für mich auch anstrengend war. Ich fand die bösen Figuren an dieser Stelle recht klischeehaft. Am Ende allerdings löst sich das etwas auf. Die Illustrationen fand ich schwierig zu erfassen. Das mag am Format gelegen haben. Ich kann mir vorstellen, dass sie auf einer ganzen Buchseite abgedruckt deutlicher sind. Allerdings fiel mir auf, dass das Zentrale eines Bildes oft von sehr viel Rand umgeben war und damit in seiner Bedeutsamkeit geschmälert wurde. Andererseits hatte man sich mit ihnen viel Mühe gegeben, indem man ihnen Perspektive und zahlreiche Details verliehen hat. Weil ich das Märchen sehr wenig mochte, vergebe ich insgesamt 2 Sterne an den Roman.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Das letzte Viertel hat es mir verdorben

Das Baumhaus
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Mir hat das Buch über weite Strecken ausgesprochen gut gefallen. Das letzte Viertel hat es für mich dann jedoch verdorben.

Während es im ersten Viertel der Autorin Vera Buck sehr gut gelungen ist, den ...

Mir hat das Buch über weite Strecken ausgesprochen gut gefallen. Das letzte Viertel hat es für mich dann jedoch verdorben.

Während es im ersten Viertel der Autorin Vera Buck sehr gut gelungen ist, den Handlungsspielraum vielversprechend breit und interessant anzulegen, fand ich die zweite Hälfte zu überfrachtet mit Ereignissen und Personen. Es wurde auf zuviele Büschen geklopft und leider wurde nichts ausgelassen. Die Bezugnahme auf Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter und Bullerbü fand ich von Anfang an unpassend und bei mir erzeugte sie weder Spannung zwischen diesen Idyllen der Kindheit und der dargestellten grausamen Realität, noch sah ich irgendwelche Parallelen zu einer der Figuren.

Bestimmte Dinge wurden bereits sehr früh in der Handlung durch schnelle Wendungen aufgedeckt. Das fand ich sehr positiv, dass die Ereignisse nicht erst am Ende sortiert werden und man dadurch als Leserin stärker in die Ermittlung eingebunden ist. Jedoch in der Auflösung am Ende verstand ich, dass der Leser auf falsche Spuren geprügelt wurde und der Zufall eine zu große Rolle spielt. Und mich hat geärgert, dass bestimmte Zeitabläufe nicht stimmig waren.

Bis dahin hatte mir gefallen, dass der Text anschaulich und lebendig geschrieben ist, ohne sich in unnötigen Details zu verfangen. Emotional fand ich den Text zunächst gut balanciert. Es wurden zwar schreckliche Ereignisse dargestellt, jedoch mit einer gewissen Distanz. Zu Beginn hatte ich das Gefühl, dass etwas eben so geschildert wurde, wie es war. Das wirkt alles sehr begreifbar. Während zum Ende hin es wohl eher darum ging, den Leser zu schocken, und Grusel und Action in den Thriller zu bringen. Sprachlich mochte ich den Text eigentlich sehr. Umso mehr haben dann die Ausreißer gestört, wo sich die Autorin zu konventioneller Ausdrücke und Bilder bediente. Im Verlauf wurden sie immer mehr.

Mir fiel es zwar etwas schwer, am Ende jedes Kapitels die Perspektive zu wechseln. Jedoch waren dadurch interessante Einblicke möglich und besonders die Beziehung von Nora und Henrik konnte besser verstanden werden. Viele der Figuren mochte ich allerdings nicht und sie wurden mir durch die Einblicke in ihr Seelenleben nicht sympathischer.

Bei Rosa hat mich von Anfang an genervt, dass mit ihr das Klischee bedient wurde, man müßte irgendwie gestört sein, um sich mit dem Tod zu beschäftigen. Sie nimmt mir mit ihrer eigenen Geschichte außerdem zuviel Raum ein. Ein paar Figuren, die allerdings untergeordnet sind, waren mir zu einfach und extrem angelegt. Nur weil man einer Figur wenig Raum gibt, muss sie doch keinem Prototyp entsprechen. Das ist mir zu billig.

Anfangs dachte ich, dass Vera Buck sehr gut durch die Geschichte führt und man immer das Gefühl hat, an der richtigen Stelle in der Handlung zu sein. Dann kam der erste Cliffhanger. Das finde ich immer einen billigen Trick, um die Spannung hochzuhalten. Für mich ist eine Führung, die man als Leser
in akzeptiert, die höhere Kunst und angenehmer. Auch die Träume wirkten auf mich wie ein Taschenspielertrick, um die Seiten zu füllen.

Zusammengenommen bewerte ich diesen Roman mit 3 Sternen. Hätte das letzte Viertel mehr dem Vorausgehenden entsprochen, wären es 4 Sterne geworden.

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Ein Buch, das sich schwer einordnen lässt und viel Interpretationsspielraum bietet

Die dunkle Seite des Mondes
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Dass der prominente Wirtschaftsanwalt Urs Blank von seinem Job frustriert ist, wird bereits mit dem ersten Satz des Romans klar. Wenig später erkennt der Leser, dass es sich um eine ausgewachsene Lebenskrise ...



Dass der prominente Wirtschaftsanwalt Urs Blank von seinem Job frustriert ist, wird bereits mit dem ersten Satz des Romans klar. Wenig später erkennt der Leser, dass es sich um eine ausgewachsene Lebenskrise handelt. Besserung scheint die Bekanntschaft mit einem halb so alten Hippie-Mädchen zu bringen, bis Lucille Urs Blank jedoch in Kontakt mit Drogen bringt. Ein aufwändig inszentierter Pilz-Trip lässt den Anwalt vollends abstürzen. Er interpretiert es jedoch positiv als Befreiung seines inneren Tieres, das er im Lauf seiner Kindheit zu unterdrücken gelernt hatte (nomen est omen). In die Natur "zurückzukehren" und mit ihr eins zu werden wird ihm stetig wichtiger.

Ich fand interessant, dass ich das Buch in keine "Schublade stecken" konnte. Ist es ein Roman oder ein Thriller? Richtig spannend wurde die Handlung für mich nicht, auch wenn die entsprechend notwendigen Elemente dafür vorhanden waren: Gewalttaten, überraschende Wendungen, mehrere Parteien, die auf der Jagd sind. Ich fand es ansprechend, wie gelungen anfangs der rote Faden von einem Kapitel ins nächste gereicht wurde, und ich fand es schade, dass es später eher zu einem Hin und Her zwischen den verschiedenen Figuren wurde. Die blieben etwas blaß. Gefühlen und Gedanken wurde viel Raum gegeben, dennoch war nicht immer vorhersagbar, wie jemand handeln würde - ein Pluspunkt für das Buch. Interessant fand ich zuerst auch die Dinge, die sich Urs Blank über die Natur, Survival und Jagd aneignete. Irgendwann, als mehrmals aufgelistet wurde, beispielsweise jeder Ausrüstungsgegenstand, wurde es mir zuviel, obwohl diese Auflistungen auch etwas vermitteln könnten: die Wichtigkeit des Unternehmens; die Kompetenz oder gar die Überlegenheit der Person, die sich so ausrüstet... Auch wenn diese als Stilmittel verstanden werden konnten, fand ich diese Stellen irgendwann dann langatmig. Gefallen hat mir die Idee, dass Kleinigkeiten, die eigentlich nichts mit der Sache zu tun haben, der Ausschlag sind, um die Sache zu wenden; also die Butterfly-Effekte der Handlung. Nicht ganz einverstanden war ich mit dem Ende. In Bezug auf die Hauptfigur war es sehr passend. Allerdings hätte ich mir für die Nebenfiguren einen Abschluß gewünscht, der jedoch offen blieb. Ich vergebe für das Buch vier Sterne.

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Veröffentlicht am 11.04.2024

zu Unrecht ein Kinderbuch genannt, denn Erwachsene sollten solche Geschichten auch kennen

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl (Ein berührendes Jugendbuch über die Zeit des Zweiten Weltkrieges, Rosa Kaninchen-Trilogie, 1)
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Meine Meinung zu diesem autobiografischen Roman ist, dass ich den Bezug zur Realität wertschätze. Der Geschichtsunterricht besteht oft aus Zahlen. In diesem Buch erfährt man eine Geschichte, die sich hinter ...

Meine Meinung zu diesem autobiografischen Roman ist, dass ich den Bezug zur Realität wertschätze. Der Geschichtsunterricht besteht oft aus Zahlen. In diesem Buch erfährt man eine Geschichte, die sich hinter diesen Zahlen verbirgt. Dadurch wird anschaulicher, wie schrecklich die Zeit des Nationalsozialismus war. Denn man könnte denken, dass Anna noch Glück im Unglück hatte, dass ihrer Familie die Flucht überhaupt gelang und dass immer wieder irgendwoher Geld oder Hilfe kamen. Trotzdem macht die Autorin deutlich, dass selbst das Leben dieser Glücklichen auf der Flucht schwierig war. Sie betrachtet dabei verschiedene Aspekte wie das Angstgefühl, das man wegen der eigenen Sicherheit oder der von anderen hat; oder die bescheidenen, teils sogar ärmlichen Lebensverhältnisse, nachdem das Elternhaus vorher wohlhabend und beachtet war. Alles das wird jedoch so dargestellt, dass diese Not selbst einem jugendlichen Leser nicht zuviel wird. Das Positive überwiegt in der Geschichte, weil Anna so neugierig auf Veränderungen reagiert und mit ihren Bemühungen, sich einzufügen, großen Erfolg hat. Ich frage mich, ob Judith Kerr die Handlung mit Rücksicht auf ihr Publikum so positiv dargestellt hat, damit es dem Publikum nicht zu schlecht geht beim Zuschauen; oder ob sie wie ihre Figur Anna der Welt beweisen wollte, dass die Juden nicht so schlecht sind, wie Hitler es darstellte - es ist eine traurige, bedrohliche Idee, dass jeder seinen Wert beweisen müsse. Vielleicht gefiel mir deshalb dieser Part nicht oder er wirkte auf mich zu konstruiert, denn das zwei Kinder einer Familie herausragende Leistungen bringen, erschien mir zu unwahrscheinlich. Auch die beiden Traumsequenzen machten auf mich einen künstlichen Eindruck und manche Beobachtungen und Einsichten von Anna, die während der Handlung 9 bis 11 Jahre alt ist, erschienen mir zu erwachsen. Die Sprache jedoch war eher wie für Kinder, das heisst, es gab eher kurze, einfache, gut verständliche Sätze und Darstellungen. Die Figuren blieben etwas blass. Aber ich glaube, Aussehen ist in dieser Geschichte nicht wichtig und es war richtig, sich auf Annas Gedanken und Gefühle zu konzentrieren. Denn, und damit sind wir wieder am Anfang, Gedanken und Gefühle, wie Zeitgeschichte/Historie erlebt wurde, sind genau die Dinge, die uns Geschichte und Geschichtsunterricht normalerweise nicht mitgeben. Ich gebe diesem Buch insgesamt 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Eine Dystopie mit vielen Themen, besonders in unserer Zeit relevant

Die Mars-Chroniken
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Nach dem Klappentext hatte ich mir das Buch sehr anders vorgestellt. Ich dachte, es wäre eher so ein Ding wie die Eroberung des wilden Westens und realistischer. Ich hatte mit Science Fiction gerechnet ...

Nach dem Klappentext hatte ich mir das Buch sehr anders vorgestellt. Ich dachte, es wäre eher so ein Ding wie die Eroberung des wilden Westens und realistischer. Ich hatte mit Science Fiction gerechnet und Fantasy bekommen. Darauf könnte man eigentlich bereits im ersten Kapitel bekommen, als beschrieben wird, dass der Raketenantrieb der ersten Mars-Expedition für einen "Raketensommer" im Winter sorgt. Bei der Darstellung der Marsianer wird Ray Bradbury sehr fantasievoll und hat dazu viele findige Einfälle. Aufgrund der Ähnlichkeiten, die der Autor zwischen Marsianern und Menschen herstellt, weiß man aber, dass es immer um uns Menschen geht; wie wir miteinander umgehen, in der Familie, mit Angestellten, mit anderen Völkern; wo uns das als Menschheit hinführen kann.

Eigentlich ist es ja kein Roman, sondern es sind Kurzgeschichten. Das hätte ich jedoch nicht bemerkt. Auch wenn der "rote Faden" kaum von Figuren gehalten wird, sondern nur durch die fortlaufende Zeit. Kaum eine Figur tritt später nochmals auf. Sie sind nicht wichtig. Wichtig ist, was sie tun. So bleibt ihre Darstellung auch eher oberflächlich. Das betrifft das Aussehen, aber auch innere Prozesse. Das empfand ich jedoch nicht als Manko, sondern als positiv, weil der Autor Gefühle und damit Bewertungen nicht vorgibt. Die Ereignisse, die teils recht beklemmend wirkten, haben mich nachdenklich gemacht. Die Sprache allerdings auch. Als ich verschiedene Übersetzungsfehler entdeckte, war ich mir nicht mehr sicher, dass dies voll umfänglich so beabsichtigt war. Jedenfalls gibt es viel Spielraum für Interpretation und gedanklicher Weiterbeschäftigung. Ich vergebe 5 Sterne.

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