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Veröffentlicht am 15.12.2023

Story etwas dünn, aber bietet dennoch Denkanstöße und hat wunderschöne Illustrationen, die mich besonders beeindruckt haben

Das Wolfslied
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Inhalt: Das Bilderbuch illustriert das Wolfslied (Vargsången), das sich Astrid Lindgren als Schlaflied für Ronja Räubertochter ausgedacht hatte. Da ist einerseits der Wolf, der schrecklichen Hunger hat, ...

Inhalt: Das Bilderbuch illustriert das Wolfslied (Vargsången), das sich Astrid Lindgren als Schlaflied für Ronja Räubertochter ausgedacht hatte. Da ist einerseits der Wolf, der schrecklichen Hunger hat, und andererseits ein Mensch, der ihn zur Ablenkung füttert und ihm immer wieder sagt, er soll wegbleiben, weil das Kind würde er nie kriegen. Gedacht ist es für Kinder ab 5 Jahre.

Bewertung: Das Lied fand ich etwas dünn, um daraus ein Bilderbuch zu machen. Es ist eigentlich keine Geschichte, sondern es wiederholt zwei Szenen: der Wolf sucht was zu fressen; man füttert ihn und versichert dem Kind, es sei sicher. Möglicherweise wird diese Wiederholung der Szenen als beruhigend empfunden, was für eine Gutenachtgeschichte genau richtig wäre. Andererseits bietet das Buch trotz der dünnen Geschichte verschiedene Denkanstöße wie den, dass sich herausstellt, dass der Wolf selbst Kinder hat, oder die letzte Szene von Wölfen und Menschen im Wald, in der jede Partei für sich ist und die Nähe der anderen Partei ertragen kann. Ich finde es gut, dass man über das Buch reden kann. Die Illustrationen von Lena Sjöberg haben mir meistens sehr gut gefallen. Durch die Wahl von eher gedeckten, mit Nacht und Dämmerung assoziierten Farben für Szenen mit den Wolf wird das Bedrohliche der Geschichte aufgegriffen. Die Bilder sind jedoch nicht unheimlich, weil die Nacht für den Leser durchsichtig ist und es gibt viele dekorative Details im Wald wie Blumen und kleine Tiere zu entdecken. Den Wolf fand ich sehr schön gestaltet. In seiner Schlichtheit ist das Wesentliche aufgegriffen und es gibt genug Feinheiten wie Fell oder Zähne, um die Darstellung länger und näher betrachten zu wollen. Wie die Künstlerin den Blick und die Körperhaltung von Tier und Mensch darstellt, ist es ihr sehr gut gelungen, Gefühle zu vermitteln. Wie sich Erwachsene und Kinder aufeinander konzentrieren, wirkt sehr vertraut, intim und sicher. Wieder unterstreicht die Wahl warmer Farbtöne wie von einem Kaminfeuer beleuchtet diesen Eindruck. Zusammengefasst hat mir das Buch sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

"Nathan Kantereit" ist etwas Besonderes für mich - Eine großartige Novelle über den Wendepunkt eines Lebens

Nathan Kantereit
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Mir hat die Novelle hervorragend gefallen.

Das lag einerseits an der Sprache, die sehr klar ist. Die Autorin Co Winterstein versteht es, mit wenigen Worten Personen, Sachverhalte, Handlungen, Gedanken ...

Mir hat die Novelle hervorragend gefallen.

Das lag einerseits an der Sprache, die sehr klar ist. Die Autorin Co Winterstein versteht es, mit wenigen Worten Personen, Sachverhalte, Handlungen, Gedanken und Gefühle anschaulich zu machen und zu verdeutlichen. Die Vorstellungskraft wird hervorragend angeleitet.

Andererseits mochte ich die sehr respektvolle Darstellung des Nathan Kantereit, die ohne Klischees auskommt. Es wird bald klar, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Jedoch wird ebenso deutlich, dass er sein Leben im Griff hat und es darüberhinaus mit Qualität erfüllt. Trotzdem wird man dahin geführt, diesem sympathischen Menschen etwas mehr Freude zu wünschen.

Die Geschichte ist kurz (88 Seiten inklusive Autoren- und Illustratorenbiographien, Danksagung, Bilderverzeichnis und Bilder) und daher hatte ich keine Überraschungen erwartet. Dennoch fand die Autorin Raum auch dafür. Besonders positiv überrascht hat mich der Ausgang der Geschichte. Erwartet hatte ich ein tragisches Ende, denn was kann dabei herauskommen, wenn man sich in ein Gemälde verliebt? Doch für mich klang das Ende ziemlich vielversprechend. Ich habe es und die darin liegende Botschaft gemocht: "Wer geboren werden will, muss eine Welt zerstören". Dieses Zitat von Hermann Hesse macht den Auftakt der Novelle und bildet gleichzeitig ihren Rahmen.

Ich mochte ebendso, dass die Darstellung so konzipiert ist, dass auf Dingen, die nicht jeder kennen kann, kein Verständnis für die Geschichte aufgebaut wurde. Nathan ist Museumswächter und interessiert sich selbst sehr für Kunst. Daher wurden viele Künstler und Kunstwerke genannt und Bezug auf sie genommen. Ich denke, dass jemand, dem diese bekannt sind, die Novelle noch lieber mögen würde wegen der Bilder, die er dabei im Kopf hat. Wenn man sie jedoch nicht kennt, versteht man dennoch, was Nathan begeistert und was ihm missfällt. Man lernt ihn kennen.

Mir hat zudem die Aufmachung des Buchs sehr gefallen, die im Verlag hibana vielleicht so üblich ist. Die ersten und letzten Seiten sind farbig bzw. enthalten Gemäldedrucke. Weitere Gemälde von Till Gerhard, von dem auch das Cover stammt, sind im Inneren abgedruckt. Ich stimme der Beschreibung seiner Werke zu, die in seiner Biografie enthalten ist. In seinen Bildern lösen sich tatsächlich die Grenzen zwischen Realität und Fiktion auf. Das geschieht ganz subtil durch Farben, die nicht ganz der Realität entsprechen, sondern einen Hauch psychedelisch sind. Oder Formen, die man im Detail so nicht erwarten würde; die den Blick anziehen und der Wahrnehmung eine Wendung geben. Ein weiteres nettes Detail war, dass bei den Buchstabengruppen st und qu die beiden Buchstaben mit einem Schnörkel verbunden waren.

Insgesamt war das Buch etwas Besonderes für mich.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Ein Roman aus vielen Episoden, denn Begegnungen erfordern Reisen und Umbrüche - Interessante Einblicke in Länder, Kulturen, Menschenleben

Begegnungen
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Sprachlich hat mir der Roman weniger gefallen. Das betrifft einmal die Wortwahl, die etwas altmodisch wirkt. Dann finden sich etliche Fehler (Worte doppelt oder fehlend). Die Sätze sind oft unnötig verschachtelt ...

Sprachlich hat mir der Roman weniger gefallen. Das betrifft einmal die Wortwahl, die etwas altmodisch wirkt. Dann finden sich etliche Fehler (Worte doppelt oder fehlend). Die Sätze sind oft unnötig verschachtelt und kompliziert wie auch die Darstellung teils unnötig mit Details und Angaben überfrachtet ist.

Inhaltlich fand ich den Roman allerdings interessant. Er ist abwechslungsreich, weil zahlreiche Episoden in ganz unterschiedlichen Settings geschildert werden. Einerseits erzählt Amritha, wie sie als Kind Mitte der 1960er Jahre in Indien gelebt, dann nach England übergesiedelt und schließlich dort aufs College gegangen ist. Danach erzählt Derek von der Zeit, als er mit der Seefahrt abgeschlossen hatte und versuchte, sich ein neues Leben aufzubauen. Er reiste, probierte sich beruflich aus, lernte Frauen kennen. In diesen Episoden ergeben sich aus den Reisen, Umzügen, Umbrüchen immer neue Begegnungen und Abschiede. Von Menschen, von Erwartungen, von der Vergangenheit, an der man hängt. Diese Begebenheiten sind allein schon interessant wegen der vielfältigen Einblicke in fremde Länder und Kulturen oder die nähere Vergangenheit Deutschlands. Andererseits ist es Dierk Breimeier gelungen, die Szenen, in denen sich wiederholt die Leben der beiden Protagonisten fast berühren, magisch und dennoch glaubwürdig darzustellen. Man ist gewillt ihm zu glauben, dass das Leben tatsächlich solche wahnsinnigen Zufälle bereit hält; dass man sich über 100 Meter hinweg auffallen und ein Jahrzehnt später immer noch an diese flüchtige Begegnung erinnern kann. Auf ähnliche Weise sind die beiden Lebensentwürfe von Amritha und Derek ungewöhnlich genug, um spannend zu sein, aber bodenständig und gewöhnlich genug, um realistisch zu wirken. Im Verlauf deutet sich das Ende ganz grob bereits an, auch wenn die näheren Umstände nicht erahnt werden können. Es ist nur so, dass Derek wesentlich älter ist als Amritha und so wird das Ganze keine Liebesgeschichte, wie man zu Beginn vielleicht glauben möchte.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Eine unterhaltsame Geschichte über Freundschaft, Selbstvertrauen, Lügen, die sich aber sehr in die Länge zieht

Heldenhörnchen und Drachenfreund
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Die Geschichte über Freundschaft und Selbstvertrauen war unterhaltsam, hat sich aber in die Länge gezogen und der Zufall spielte zum Schluss eine zu große Rolle.

Die Geschichte bietet viele Möglichkeiten, ...

Die Geschichte über Freundschaft und Selbstvertrauen war unterhaltsam, hat sich aber in die Länge gezogen und der Zufall spielte zum Schluss eine zu große Rolle.

Die Geschichte bietet viele Möglichkeiten, sich weitergehend mit ihr zu befassen. Es gibt in diesem Buch einiges zu besprechen wie das Verhalten der Figuren. Das Eichhörnchen lügt ja andauernd. Es hat auch ständig Angst und lernt im Verlauf anschaulich, nach meiner Meinung aber auch nur einseitig, mit der Angst umzugehen. Man sollte beim Vorlesen also auch Zeit dafür einplanen, diese Dinge nachzubesprechen und Fragen zu beantworten. Mehrere Kapitelende erlauben es nicht, einen Schlußstrich zu ziehen, was man beim Vorlesen ebenso einkalkulieren sollte. Mit den Gelegenheiten für Fragen und Diskutieren wurde es mir persönlich allerdings zuviel und an mancher Stelle wurde unnötig Fragen aufgeworfen wie an der, als der Fuchs einen Wintervorrat aus Beeren anlegte.

Andererseits waren die Illustrationen so gestaltet, dass man sich mit ihnen nicht länger befassen möchte. Und das finde ich schade bei einem Buch, in dem die Illustrationen so viel Raum einnehmen. Sie illustrieren zwar die Geschichte gut und ansprechend, weitgehend realistisch, tief und mit harmonisierenden Farben. Zumindest beim Eichhörnchen ist die Mimik auch gut ausgestaltet und aussagekräftig. Jedoch fehlen die Details und die Bilder sind zu gleichförmig. Man hat sie schnell erfasst und es gibt in ihnen nichts zu entdecken.

Die Figuren sind emotional ansprechend. Mir hat das Eichhörnchen gefallen mit seiner Begeisterungsfähigkeit und etwas leid getan mit seiner Einsamkeit, die es dazu bringt, zu lügen und sich wichtig zu machen.

Ich fand die Sprache für ein Vorlesebuch, das sich ja an Kinder wendet, stellenweise zu metaphorisch und etwas zu bemüht. Darunter leidet nach meiner Meinung die Verständlichkeit. Außerdem mochte ich es nicht, dass später Dinge über den Verlauf der Geschichte angedeutet wurden, die man als Leser*in nicht erfahren hatte. Das wie auch die Anspielungen auf andere Autoren und Geschichten wirkte auf mich angestrengt geheimnisvoll. Na ja, wenn man damit jedoch die Neugier am Lesen weckt, hätte dies etwas Gutes.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Diese Geschichte ist nichts für Zartbesaitete

Noch ist nicht Sonntag
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Ein junger Mann startet durch, steht am Anfang seines Traums, und als Leser/in darf man beim langsamen Absturz zusehen

Der Klappentext stimmt darauf ein, dass man als Leser*in mit allerhand Schmutz rechnen ...

Ein junger Mann startet durch, steht am Anfang seines Traums, und als Leser/in darf man beim langsamen Absturz zusehen

Der Klappentext stimmt darauf ein, dass man als Leser*in mit allerhand Schmutz rechnen muss. Denn es geht um die Arbeit als Hausmeister in einer Herrensauna. Jedoch hatte ich nicht erwartet, dass neben verschiedenen sexuellen Handlungen derart viel an buchstäblichem Schmutz, aka Körperausscheidungen jedlicher Qualität, vorkommen würden oder dass die Sprache so derb und sexualisiert ist. Der junge Schauspielstudent Marco reduziert jede Frau auf "Titten" und "Arsch" und vergleicht sie mit seiner Ikone Dolly Buster, von der er anscheinend jeden Film gesehen hat. Immer wieder wird auf ihre Filme angespielt. Auch die Darstellung der anderen Personen finde ich wenig differenziert. In der Herrensauna gibt es eigentlich niemand, der nur halbwegs normal ist in dem Sinne, dass dort alle Schwulen entweder hässlich sind, einen krassen Charakterfehler haben und/oder krasse Dinge tun wie einen Sklaven halten. Immer wieder wird behauptet, dieses Milieu würde Marco korrumpieren oder anstecken. Er müsse sich durch Feiern von der Arbeit in der Herrensauna erholen. Tatsächlich steigt er jedoch bereits mit erheblicher Bereitschaft, Alkoholexzesse zu begehen, ein in den Betrieb. Und so bin ich gar nicht so sicher, ob tatsächlich die Jobsituation und ein falscher Freund für seinen Absturz verantwortlich sind oder er es nicht selbst ist. Und das bringt mich auf den Gedanken, dass der Roman doch mehr Feinheiten hat, als auf den ersten Blick ersichtlich werden. Zugegeben verstehe ich vieles nicht... Was ist an einer Scheißbombe und sonstigen Streichen lustig oder wichtig? Warum ruft man nicht die Polizei, wenn man glaubt, jemand wird vergewaltigt, während es später ersichtlich wird, dass es kein grundsätzliches Problem damit gibt, Polizei in den Club zu rufen? Ich hatte den Eindruck, dass manches Effektheischerei war. So wie der Klappentext bereits die Geschichte auf den einen Aspekt reduziert, der am meisten Aufsehen erregt. Dabei nimmt Marcos sonstiges Leben einen sehr viel größeren Raum im Buch ein. Auch wenn der Job zunehmend Marcos Denken und Verhalten beeinflusst, bezieht sich der meiste Text auf Marcos Leben ausserhalb der Herrensauna. Eigentlich geht es nach meiner Meinung um eine Lebenskrise eines jungen Menschen, der zufällig einen ungewöhnlichen Arbeitsplatz hat. Ich finde es immer schade, wenn ein Klappentext falsche Erwartungen weckt. Nicht gefallen haben mir außerdem die vielen Anspielungen auf Musik. Selbst wenn ich den Song kenne, kann ich mit so etwas nichts anfangen. Ich glaube, Stephen King macht das auch öfter und bei ihm konnte ich es auch nicht leiden. Aber wem Musik wichtig ist, der hat dazu vermutlich die passenden Assoziationen.

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