Profilbild von KarinJ

KarinJ

aktives Lesejury-Mitglied
offline

KarinJ ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit KarinJ über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.12.2023

Eine unterhaltsame Geschichte über Freundschaft, Selbstvertrauen, Lügen, die sich aber sehr in die Länge zieht

Heldenhörnchen und Drachenfreund
0

Die Geschichte über Freundschaft und Selbstvertrauen war unterhaltsam, hat sich aber in die Länge gezogen und der Zufall spielte zum Schluss eine zu große Rolle.

Die Geschichte bietet viele Möglichkeiten, ...

Die Geschichte über Freundschaft und Selbstvertrauen war unterhaltsam, hat sich aber in die Länge gezogen und der Zufall spielte zum Schluss eine zu große Rolle.

Die Geschichte bietet viele Möglichkeiten, sich weitergehend mit ihr zu befassen. Es gibt in diesem Buch einiges zu besprechen wie das Verhalten der Figuren. Das Eichhörnchen lügt ja andauernd. Es hat auch ständig Angst und lernt im Verlauf anschaulich, nach meiner Meinung aber auch nur einseitig, mit der Angst umzugehen. Man sollte beim Vorlesen also auch Zeit dafür einplanen, diese Dinge nachzubesprechen und Fragen zu beantworten. Mehrere Kapitelende erlauben es nicht, einen Schlußstrich zu ziehen, was man beim Vorlesen ebenso einkalkulieren sollte. Mit den Gelegenheiten für Fragen und Diskutieren wurde es mir persönlich allerdings zuviel und an mancher Stelle wurde unnötig Fragen aufgeworfen wie an der, als der Fuchs einen Wintervorrat aus Beeren anlegte.

Andererseits waren die Illustrationen so gestaltet, dass man sich mit ihnen nicht länger befassen möchte. Und das finde ich schade bei einem Buch, in dem die Illustrationen so viel Raum einnehmen. Sie illustrieren zwar die Geschichte gut und ansprechend, weitgehend realistisch, tief und mit harmonisierenden Farben. Zumindest beim Eichhörnchen ist die Mimik auch gut ausgestaltet und aussagekräftig. Jedoch fehlen die Details und die Bilder sind zu gleichförmig. Man hat sie schnell erfasst und es gibt in ihnen nichts zu entdecken.

Die Figuren sind emotional ansprechend. Mir hat das Eichhörnchen gefallen mit seiner Begeisterungsfähigkeit und etwas leid getan mit seiner Einsamkeit, die es dazu bringt, zu lügen und sich wichtig zu machen.

Ich fand die Sprache für ein Vorlesebuch, das sich ja an Kinder wendet, stellenweise zu metaphorisch und etwas zu bemüht. Darunter leidet nach meiner Meinung die Verständlichkeit. Außerdem mochte ich es nicht, dass später Dinge über den Verlauf der Geschichte angedeutet wurden, die man als Leser*in nicht erfahren hatte. Das wie auch die Anspielungen auf andere Autoren und Geschichten wirkte auf mich angestrengt geheimnisvoll. Na ja, wenn man damit jedoch die Neugier am Lesen weckt, hätte dies etwas Gutes.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.12.2023

Diese Geschichte ist nichts für Zartbesaitete

Noch ist nicht Sonntag
0

Ein junger Mann startet durch, steht am Anfang seines Traums, und als Leser/in darf man beim langsamen Absturz zusehen

Der Klappentext stimmt darauf ein, dass man als Leser*in mit allerhand Schmutz rechnen ...

Ein junger Mann startet durch, steht am Anfang seines Traums, und als Leser/in darf man beim langsamen Absturz zusehen

Der Klappentext stimmt darauf ein, dass man als Leser*in mit allerhand Schmutz rechnen muss. Denn es geht um die Arbeit als Hausmeister in einer Herrensauna. Jedoch hatte ich nicht erwartet, dass neben verschiedenen sexuellen Handlungen derart viel an buchstäblichem Schmutz, aka Körperausscheidungen jedlicher Qualität, vorkommen würden oder dass die Sprache so derb und sexualisiert ist. Der junge Schauspielstudent Marco reduziert jede Frau auf "Titten" und "Arsch" und vergleicht sie mit seiner Ikone Dolly Buster, von der er anscheinend jeden Film gesehen hat. Immer wieder wird auf ihre Filme angespielt. Auch die Darstellung der anderen Personen finde ich wenig differenziert. In der Herrensauna gibt es eigentlich niemand, der nur halbwegs normal ist in dem Sinne, dass dort alle Schwulen entweder hässlich sind, einen krassen Charakterfehler haben und/oder krasse Dinge tun wie einen Sklaven halten. Immer wieder wird behauptet, dieses Milieu würde Marco korrumpieren oder anstecken. Er müsse sich durch Feiern von der Arbeit in der Herrensauna erholen. Tatsächlich steigt er jedoch bereits mit erheblicher Bereitschaft, Alkoholexzesse zu begehen, ein in den Betrieb. Und so bin ich gar nicht so sicher, ob tatsächlich die Jobsituation und ein falscher Freund für seinen Absturz verantwortlich sind oder er es nicht selbst ist. Und das bringt mich auf den Gedanken, dass der Roman doch mehr Feinheiten hat, als auf den ersten Blick ersichtlich werden. Zugegeben verstehe ich vieles nicht... Was ist an einer Scheißbombe und sonstigen Streichen lustig oder wichtig? Warum ruft man nicht die Polizei, wenn man glaubt, jemand wird vergewaltigt, während es später ersichtlich wird, dass es kein grundsätzliches Problem damit gibt, Polizei in den Club zu rufen? Ich hatte den Eindruck, dass manches Effektheischerei war. So wie der Klappentext bereits die Geschichte auf den einen Aspekt reduziert, der am meisten Aufsehen erregt. Dabei nimmt Marcos sonstiges Leben einen sehr viel größeren Raum im Buch ein. Auch wenn der Job zunehmend Marcos Denken und Verhalten beeinflusst, bezieht sich der meiste Text auf Marcos Leben ausserhalb der Herrensauna. Eigentlich geht es nach meiner Meinung um eine Lebenskrise eines jungen Menschen, der zufällig einen ungewöhnlichen Arbeitsplatz hat. Ich finde es immer schade, wenn ein Klappentext falsche Erwartungen weckt. Nicht gefallen haben mir außerdem die vielen Anspielungen auf Musik. Selbst wenn ich den Song kenne, kann ich mit so etwas nichts anfangen. Ich glaube, Stephen King macht das auch öfter und bei ihm konnte ich es auch nicht leiden. Aber wem Musik wichtig ist, der hat dazu vermutlich die passenden Assoziationen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.12.2023

Durchaus unterhaltsam, hat mich aber mit den Gefühlen nicht abgeholt

Das Geheimnis der Zigarrenkönigin - Liebesroman Karibik
0

Eine eher durchschnittliche Liebesgeschichte in einer beeindruckenden Darstellung des historischen Kubas und der Lebensumstände der Sklaven

Gefallen hat mir am Roman die historische Darstellung Kubas ...

Eine eher durchschnittliche Liebesgeschichte in einer beeindruckenden Darstellung des historischen Kubas und der Lebensumstände der Sklaven

Gefallen hat mir am Roman die historische Darstellung Kubas und der Lebenssituation der Sklaven. Anschaulich wird vermittelt, dass ein schwarzes Menschenleben dort und damals rein gar nichts zählte, weil Nachschub billig zu haben war. Dies halte ich für einen wichtigen Beitrag, weil man sich nach meiner Meinung falsche Vorstellung von den damaligen Lebensumständen macht. Es zeigt sich, dass man sie sich gar nicht genug negativ vorstellen kann. Die Realität war schlimmer. Die Geschichte von Anna lässt sich gut verfolgen und flüssig lesen.

Nicht gefallen am Roman hat mir die eindimensionale Darstellung der Figuren. "Der Böse" ist schnell identifiziert und in allem, was er tut, ist er abscheulich. Auf dem Klappentext klingt die Hauptfigur Anna couragiert. Aber eigentlich stolpert sie in die Handlung hinein und der Zufall spielt mir eine zu große Rolle in der Geschichte. Ich mochte zudem nicht die magischen Elemente. Richtig gestört hat mich die Naivität der Hauptfigur, dass sie einfach nicht schlau geworden ist. Die Liebesbeziehung war mir zu verbissen, zu pathetisch und zu unbedacht für die damalige Situation. Die Sprache fand ich zu bemüht. Was die Wortwahl betrifft, war dies wenig aufdringlich. Mehr gestört hat mich dagegen, dass Szenen der Handlung mit zu vielen Details aus dem unmittelbaren Hintergrund beschrieben wurden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.12.2023

Interessante Figuren und Geschehnisse in der Lebensgeschichte einer Frau, die man ihren Weg nicht gehen ließ Ein wichtiger Beitrag über Nationalsozialismus und Emanzipation

Und am Ende die Freiheit
0

Die Darstellungsweise und die Handlung haben mich rasch dazu gebracht, mich für den Roman zu interessieren und die Geschichte verfolgen zu wollen.
Einerseits fand ich die Zeitsprünge zwischen Helenes Gegenwart ...

Die Darstellungsweise und die Handlung haben mich rasch dazu gebracht, mich für den Roman zu interessieren und die Geschichte verfolgen zu wollen.
Einerseits fand ich die Zeitsprünge zwischen Helenes Gegenwart in 1957 und ihrer Studienzeit sehr interessant. Im Vergleich der beiden Zeitstränge erkennt der Leser deutlich, was Helene im Lauf der Zeit verloren hat oder ihr genommen wurde. Zudem fallen Kleinigkeiten auf, die den weiteren Verlauf von Helenes Leben andeuten.
Andererseits haben mir die Figuren sehr gut gefallen. Die wichtigen Figuren haben sowohl Stärken und Schwächen und es gibt keine Schuldzuweisungen. Wenn die Autorin Verena Rabe in dieser Geschichte, in der es auch um eine Emanzipation geht, Partei ergreift, dann nicht für Frau oder Mann, sondern für eine Gesellschaft, die das Individuum respektiert. Den Charakter der Hauptfigur Helene fand ich sehr spannend und sie erinnert mich an Figuren von Judith Merkle Riley, die ebenfalls eine Berufung spüren und diese in stillem Kampf verfolgen; die zum Spielball der Ereignisse werden und am Ende ihr Ziel trotzdem erreichen.

Sehr gefallen hat mir die Darstellung der Ereignisse im Nationalsozialismus aus der Sicht von Helene; diese finde ich sehr wichtig. Man erkennt durch Helenes Blickwinkel, dass eine Dikatur für alle Menschen gefährlich ist. Die, die zunächst von der Diktatur begünstigt werden, glauben, dass etwas Gutes passiert. Aber Helenes Sicht zeigt, dass jede*r zum Ziel der Unterdrückung durch eine Diktatur werden kann, weil man keinen Einfluss darauf hat, welche Agenda der Staat verfolgt. Wie Verena Rabe schrieb: "es fehlt das demokratische Korrektiv".
Der Roman zeigt eindrucksvoll, wieviel weibliches Potential die Gesellschaft durch die Rollenzuweisung auf die Geschlechter verschleudert hat und wie weitreichend der Nationalsozialismus im Einzelnen unterdrückt hat. Das Regime mischte sich zuerst in ureigenste Lebensbestandteile ein wie die Versorgung von Neugeborenen. Dann lebte nach dem Ende des Nationalsozialismus diese Einschränkung von Frauen weiter, so dass Helene und die erwachsenen Kinder noch 1957 ihrem Ehemann und Vater untergeordnet und in allem von ihm abhängig waren. So lebt Helene 12 Jahre nach dem Krieg immer noch in einer privaten Diktatur, in der sie ihren Ehemann um alles bitten muss und vor ihm steht wie der kleinste Azubi vor dem höchsten Direktor. Das Ende der Geschichte fand ich etwas zu glatt. Andererseits habe ich Helene ihr Happy End sehr gegönnt.

Ich fand die historischen Bezüge sehr geschickt eingearbeitet. Ob es sich um Lokalitäten wie die "Eierschale" und das "Romanische Café" oder um historische Persönlichkeiten wie die Professoren von Mise und Goldschmidt handelte oder um die Band "Spree City Stompers" oder um ein Kochrezept, das, wie ich annehme, aus der Familie stammt; das alles fügte sich ganz natürlich und unaufdringlich in das Geschehen ein. Es hat alles so gut zusammengepasst.

Der Roman wirkte auf mich auch sprachlich harmonisch. Es wurde mir an keiner Stelle zuviel. Der Umfang von Beschreibungen war genauso stimmig wie die Wortwahl. Allerdings sind dem Lektorat ein paar Fehler durchgegangen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.12.2023

Ich finde Jan Weilers Kolumnen großartig - Sie amüsieren durch Lebhaftigkeit, Abwechslungsreichtum und Überraschungen

Mein Leben als Mensch
0

Mir scheint, der Autor habe Dinge, die ihm so passiert sind, lediglich überspitzt, dafür umso unterhaltsamer dargestellt.

Seine Storys muten irgendwie ausgedacht und trotzdem real an. Seine Charaktere ...

Mir scheint, der Autor habe Dinge, die ihm so passiert sind, lediglich überspitzt, dafür umso unterhaltsamer dargestellt.

Seine Storys muten irgendwie ausgedacht und trotzdem real an. Seine Charaktere wirken auf mich sehr lebendig und sympathisch, vor allem sein Schwiegervater, sein kleiner Sohn und das Kindermädchen Natalya. Bei ihr habe ich immer die Nastya aus der Lindenstrasse vor Augen und der Schwiegervater liegt mir, bei allem, was er sagt, sofort mit einem angenehmen weichen Singsang in den Ohren. Die Texte amüsieren durch Überraschungen, denn die Charaktere sind schlagfertig und Jan Weiler springt von einem Thema ins nächste, um dann plötzlich auf irgendetwas zurückzukommen. Über alle Kolumnen hinweg wurden sehr viele, unterschiedliche Themen bearbeitet. Das macht dieses Buch abwechslungsreich. Die Sprache ist anschaulich, enthält viele eingängige Bilder, ist eine frische Mischung aus Alltagssprache und einem gehobenen Schreibstil, wie man ihn für Veröffentlichungen erwarten würde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere