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Karolina_Hruskova

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Traue deiner Wahrnehmung nicht

Ihr raffiniertes Spiel
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»Ihr raffiniertes Spiel« hat mich ganz schön aufs Glatteis geführt. Nach meinem Empfinden war die Geschichte von Tate ein eher untypischer Thriller. Wenn man bedenkt, was für Themen behandelt wurden, ist ...

»Ihr raffiniertes Spiel« hat mich ganz schön aufs Glatteis geführt. Nach meinem Empfinden war die Geschichte von Tate ein eher untypischer Thriller. Wenn man bedenkt, was für Themen behandelt wurden, ist die Geschichte sehr leise, wenn nicht sogar sanft erzählt worden. Keine Action, eher unterschwellige Spannung.

Und genau diese Kombination hat mich sofort gefesselt - die ersten 100 Seiten waren gelesen, ohne dass ich es gemerkt hatte. Tate verstrickt sich in vielen widersprüchlichen Aussagen im Gespräch mit ihrer Anwältin. Natürlich habe ich mitgerätselt und eigene Thesen aufgestellt, aber alle waren letztendlich so krass weit von der Wahrheit entfernt. Das hat mich richtig verblüfft.

In der Mitte des Romans, als Tate sich ihrer Anwältin anvertraut, bekommt man als Leser:in viele, viele Details von Tate, die trotzdem noch kein richtiges Bild ergeben. Das hat die Geschichte gut vorangetrieben, obwohl alles aus einer einzig großen Länge zu bestehen schien. Das Bild klärt sich erst im weiteren Verlauf, als Tate nach und nach mehr Ergänzungen und Hintergrundinformationen mit der Geschichte verknüpft. Die vielen Geheimnisse und Zusammenhänge haben mich aber auch verwirrt.

Irgendwann hatte ich tatsächlich Vorbehalte, weil mir die Twists etwas zu groß, zu gewollt und einfach zu viel waren. Aber die Vorbehalte haben sich nach und nach wieder in Luft aufgelöst, denn letztendlich haben sie gut funktioniert.

Am Ende von »Ihr raffiniertes Spiel« habe ich mich vor allem eins gefragt: Kann ich meiner eigenen Wahrnehmung noch trauen? Ich denke, das spricht schon genug für den Thriller. Mir hat er gut gefallen und mich begeistert.

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Ein starker Reihenauftakt: Spannung auf allen Ebenen

Kings of Cypress Pointe - Sweet Revenge
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Wow, einfach nur wow! »Kings of Cypress Pointe - Sweet Revenge« hat mich vom ersten Kapitel an schon beeindruckt. Der Schreibstil hat mich gepackt, der Handlungsaufbau war fesselnd, die Protagonisten authentisch, ...

Wow, einfach nur wow! »Kings of Cypress Pointe - Sweet Revenge« hat mich vom ersten Kapitel an schon beeindruckt. Der Schreibstil hat mich gepackt, der Handlungsaufbau war fesselnd, die Protagonisten authentisch, stark und liebenswürdig. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass es sich hierbei um Bully Romance handelt und Mobbing einen großen Bestandteil des Buches ausmacht.

Und ja, das Mobbing hatte es auch in sich. Ohne ins Detail gehen zu wollen, wird Blue vom ersten Tag an auf Geheiß von West an ihrer neuen Schule gemobbt. Oft stand ich kurz davor, ernsthaftes Mitleid mit ihr zu haben, doch Blue hat mich jedes Mal überrascht: Sie gab nie klein bei, war stark und hat West bei jeder Gelegenheit die Stirn geboten. Nein, Mitleid hat sie nicht nötig, und das mochte ich sehr an Blue. West hingegen wollte ich hassen, konnte es aber nicht. Denn zwischen den vielen Attacken gegen Blue hat er eine komplett andere Seite von sich gezeigt, die ihn gutherzig und verletzlich wirken ließ. Zumal die Spannung und das Knistern zwischen den beiden eine gute Dynamik ergeben haben.

Und genau diese Mischung hat mich sehr angesprochen. Mit meinen Gefühlen und Empfindungen wurde gespielt, meine Neugier auf den weiteren Handlungsverlauf mit jeder Seite mehr geschürt, die Nebencharaktere haben ein rundes Bild ergeben, Spannung war auf allen Ebenen vorhanden, es gibt Gossip, eine High Society, Intrigen und Geheimnisse; kurzum: Mir wurde alles gegeben, was mich bei einem (NA-)Roman extrem anspricht. Und daher sehe ich auch großzügig darüber hinweg, dass die Probleme eigentlich nur hausgemacht sind durch Misskommunikation.

Für mich war »Kings of Cypress Pointe - Sweet Revenge« ein gelungener Reihenauftakt, bei dem ich Band 2 nicht schnell genug lesen kann.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Spannende Intrigen, aber auch viele offene Fragen

Der Vertraute
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»Der Vertraute« war mein erstes Buch der Autorin. Das historische Setting hat mich sehr angesprochen, zudem war ich neugierig auf die Magie der Geschichte.

Luzia war mir lange Zeit zu oberflächlich. Mit ...

»Der Vertraute« war mein erstes Buch der Autorin. Das historische Setting hat mich sehr angesprochen, zudem war ich neugierig auf die Magie der Geschichte.

Luzia war mir lange Zeit zu oberflächlich. Mit ihrer Magie wollte sie Ansehen, schöne Kleider und eine bessere soziale Stellung erreichen. Letztendlich musste ich meine Meinung über Luzia jedoch dringend ändern, denn ist es wirklich oberflächlich, wenn sie als Küchenmagd, die auf dem harten Lehmboden schlafen musste, ein besseres Leben anstrebt?

Ich fand es sehr schade, dass die Magie in der Geschichte keine ausgeprägtere Rolle erhalten hat. Oft habe ich mir gewünscht, dass Situationen oder Tatsachen hinterfragt werden; leider wurde ich zuletzt mit zu vielen offenen Fragen zurückgelassen. Fast schon ironischerweise hat man von Santangel, den stets eine geheimnisvolle Aura umgab, doch noch die meisten Antworten erhalten.

Leider bin ich auch mit der Sprache schwer zurechtgekommen. Die vielen spanischen Begriffe haben mich im Lesefluss oft aufgehalten, sodass mir immer ein letztes Bisschen gefehlt hat, um mich zu 100 % auf die Geschichte einlassen zu können. Ergänzend dazu war mir der Anfang zu sehr in die Länge gezogen, wohingegen der (wirklich spannende!) Schluss fast etwas zu kurz kam.

Die Nebenfiguren haben ihre Rollen großartig gespielt und haben die Intrigen perfekt vorangetrieben. Oft habe ich geglaubt, eine Intrige aufgedeckt zu haben, doch schon auf der nächsten Seite hat Leigh Bardugo wieder alles über den Haufen geworfen. Das hat mir Spaß gemacht!

Als Fazit kann ich wohl sagen, dass »Der Vertraute« meinen Erwartungen in bestimmten Punkten nicht gerecht werden konnte. Dennoch - als ich mich endlich in der Geschichte orientieren konnte - haben mich Luzias Magie und Santangels Geheimnisse fasziniert und gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 08.06.2024

Eine intensive Geschichte über Heimat und Zusammenhalt

Amrum
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Nach »Amrum« musste ich mich kurz sammeln, um mir bewusst zu werden, dass ich mich nicht mehr auf der Insel befinde. Hark Bohm und Philipp Winkler haben mit ihrer ausdrucksstarken Sprache ein lebhaftes ...

Nach »Amrum« musste ich mich kurz sammeln, um mir bewusst zu werden, dass ich mich nicht mehr auf der Insel befinde. Hark Bohm und Philipp Winkler haben mit ihrer ausdrucksstarken Sprache ein lebhaftes und detailliertes Bild der Insel geschaffen, das den Roman von der ersten Seite an in eine stimmungsvolle Atmosphäre getaucht hat. Und in diesen wunderschönen, ausmalenden Worten habe ich mich nur zu gerne verloren.

Viel Spannung und Drama sind in »Amrum« nicht aufgetaucht, vielmehr wirkte der Alltag wie eine durchgängige Herausforderung.
Mit Nanning erlebt man als Leser:in die letzten Tage des zweiten Weltkriegs auf der Insel Amrum. Gemeinsam mit seinem besten Freund Hermann sorgt er in Abwesenheit seines Vaters für seine Familie - eine Verantwortung, die kein 10-Jähriger haben sollte. Immer im Fokus sind dabei die Freundschaft und Verlässlichkeit zwischen den zwei Jungen. Unterstützung erhalten sie von einer Vielzahl anderer Dorfbewohner. Doch Nanning wird auch mit Misstrauen und Abweisung konfrontiert, da seine Eltern Anhänger Hitlers sind.

Oft habe ich festgestellt, dass sich Nanning schon viel zu erwachsen für sein Alter verhalten musste, aber viele Situationen erblickt man dann doch durch die kindlichen Augen eines 10-Jährigen. Gemeinsam mit Nanning lernt man neue Dinge, macht neue Erfahrungen und wird selbst ein Teil der beschaulichen Gemeinschaft auf Amrum.

»Amrum« war wirklich schön zu lesen. Die Rohheit der Natur, das wilde Meer, der starke Zusammenhalt der Amrumer, aber auch die stetige Präsenz des Nationalsozialismus haben aus dem Roman eine intensive Geschichte gemacht, die in einem wunderbaren und angenehm leisen Ton erzählt wird.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Zu viele POVs, die von der eigentlichen Handlung ablenken

Sandover Prep - Der Einzelgänger
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Band 1 der Reihe habe ich übersprungen und habe stattdessen direkt mit dem zweiten Teil begonnen. Leider verlief mein Einstieg in die Geschichte dementsprechend etwas holprig, weil viele Informationen ...

Band 1 der Reihe habe ich übersprungen und habe stattdessen direkt mit dem zweiten Teil begonnen. Leider verlief mein Einstieg in die Geschichte dementsprechend etwas holprig, weil viele Informationen aus dem ersten Band bereits als bekannt vorausgesetzt waren und darauf aufgebaut haben. Aber: my bad!

Zur Geschichte an sich habe ich leider bis zum Schluss keinen Zugang finden können. Zentrales Thema sind die Umstände von Caseys Autounfall. Da die Geschichte aber aus mindestens sechs verschiedenen POVs erzählt wird, verliert sich der Fokus schnell. Mir waren die Erzählungen zu sprunghaft und ohne roten Faden. Man kratzte so nur an der Oberfläche, aber die meisten Themen wurden kaum ausreichend oder tief genug behandelt.

Die Charaktere waren immer als ein Extrem dargestellt. Es gab grundsätzlich ein "zu viel", kein ausgewogenes Mittelmaß. Nur in puncto Sympathie gab es für mich ein "zu wenig". Emotional war die Geschichte kaum ausgeleuchtet. Herzschmerz, Wut, Trauer oder Liebe waren nicht wirklich greifbar, da ich mich nie lange genug auf eine Figur einlassen konnte.

Ich bin fast ein bisschen enttäuscht, denn der Rahmen und das Setting haben sich gut angehört. Allerdings hat mich die verzerrte Erzählung viel zu sehr davon ablenkt. Den Cliffhanger zum Schluss habe ich überhaupt nicht kommen sehen. Und obwohl er bestimmt noch eine großartige Story im dritten Teil der Reihe mit sich ziehen wird, werde ich die Reihe nicht weiter verfolgen.

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