Profilbild von Karschtl

Karschtl

Lesejury Star
offline

Karschtl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karschtl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2021

Anfangs sehr gut - später zu skurril

Dich hab ich nicht kommen sehen
1

Mari braucht unbedingt einen Neustart, und will den in Berlin versuchen. Hauptsache weg von allem aus ihrer Vergangenheit. Glücklicherweise findet sie auch rasch eine Wohnung, und frei Haus dazu sogar ...

Mari braucht unbedingt einen Neustart, und will den in Berlin versuchen. Hauptsache weg von allem aus ihrer Vergangenheit. Glücklicherweise findet sie auch rasch eine Wohnung, und frei Haus dazu sogar ein paar neue liebe Freunde, die sie herzlich in ihrer Runde aufnehmen. Für meine Begriffe ja ein bisschen zu übertrieben herzlich - in der Realität würde mich das schon ein bisschen misstrauisch machen. Aber das ist hier ja ein Wohlfühlroman, und so hat es mich für Mari gefreut, dass sie da ein paar nette Leute um sich herum hatte. Vor allem, da ihre Tage im Job ziemlich mies waren. (Ich war sehr überrascht, dass sie nicht schon gleich am 3. Tag wieder gekündigt hat.) Und dann wird die Beziehung zu Leo etwas mehr als herzlich, aber auch mehr als kompliziert.

Die Geschichte startet super, mir waren die Protagonisten schnell sympathisch und entsprechen vor allem auch nicht den typischen Klischees. Gerade Mari bringt ein ganz schönes Packerl mit, von denen verschiedene Aspekte am Anfang angedeutet werden. Die Fehlgeburt, der alte Job, die Beziehung zu den Eltern und insbesondere der Mutter. Gerade bei letzterer Sache habe ich immer noch darauf gewartet, dass dazu noch mal was kommt, eine Art Closure, aber das verläuft im Sande und ist später dann überhaupt nicht mehr relevant. Das allein hätte mich gar nicht soo gestört. Viel mehr fand ich es schade, dass die Geschichte in der 2. Hälfte immer skurrilere Züge annimmt. Spätestens ab dem Kapitel, in dem sich Mari ein Märchen über Alexandra ausdenkt, driftet die Geschichte ganz schön ab, und findet für mich den Weg zurück auch nicht mehr.

Ebenso ungewöhnlich wie die Geschichte an sich, ist auch der Schreibstil. Der sticht definitiv heraus und ist einzigartig. Damit ist er auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber man kommt mit ein bisschen Mitdenken schnell rein. Nur wird er dann in der 2. Hälfte - ebenso wie die Geschichte - auch immer merkwürdiger, abgedrehter und auch anstrengender.

Das Ende war dann wieder ganz ok, doch gab es da immer noch offene Dinge, für die ich mir zumindest eine Art von Klärung gewünscht hätte. Zum Beispiel war Maris Esstörung das ganze Buch über immer wieder ein Thema. Also dass sie eine Störung hat. Warum weshalb wieso wurde nie thematisiert, dazu hat man sich eigene Gedanken machen können. Vor allem aber gab es am Ende eigentlich keine Klärung, ob sie sich nun wenigstens auf einem gesunden Weg befindet.

Somit hat die 2. Hälfte des Buches den sehr guten Eindruck vom Beginn doch wieder erheblich gedrückt, und es blieb für mich am Ende einiges zu unrund. Es war zwar durchaus ein lesenswertes Buch, und definitiv mal was anderes, aber auch kein Highlight.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 03.08.2021

Folge den Brotkrumen

Maybe One Day - Liebe findet dich
0

Jess erfährt, dass ihre große Liebe sie nach einem schweren Schicksalsschlag nicht einfach im Stich ließ - sondern er von ihren Eltern genauso belogen wurde wie sie selbst. Problem: das ganze ist schon ...

Jess erfährt, dass ihre große Liebe sie nach einem schweren Schicksalsschlag nicht einfach im Stich ließ - sondern er von ihren Eltern genauso belogen wurde wie sie selbst. Problem: das ganze ist schon fast 20 Jahre her, und sie hat keine Ahnung wo Joe jetzt steckt. Also macht sie sich auf die Suche...

Ich fand es super, dass Debbie Johnson die Schnitzeljagd, auf die sie Jess schickt, nicht nur so halbherzig andeutet (wie es oft in Büchern mit ähnlichem Thema passiert), sondern nachvollziehbar gestaltet und uns an jeder Etappe voll teilnehmen lässt. Das ist ihr auch schon in "Von A wie allein bis Z für zusammen" hervorragend gelungen, da ging es um zwei zerstrittene Schwestern auf einer Reise in ihre gemeinsame Vergangenheit, die sie wieder zusammen bringen soll.

Jess hingegen will durch das Abgrasen der einzelnen Stationen von Joes Leben und durch die Gespräche mit Leuten, denen er nahe war zumindest ansatzweise nachvollziehen kann, was ihre große Liebe in all den Jahren so getrieben hat.
Sie muss sich zwar dabei von Brotkrumen zu Brotkrumen hangeln, und manchmal sind die Krumen auch nur kleine Krümel. Aber mit einer gehörigen Portion Glück schlägt sie dennoch immer wieder die richtige Richtung ein.

Mir hat die Geschichte richtig gut gefallen, auch wenn es teilweise auch sehr traurig war. Besonders die Reise von Jess fand ich Klasse. Die Charaktere sind Debbie Johnson ebenfalls gelungen. Selbst Joe kennt man am Ende ziemlich gut, dabei kommt er immer nur in Briefen und Erzählungen aus zweiter Hand vor. Am Ende wäre ein kleiner Epilog noch toll gewesen, aber sonst habe ich nichts zu meckern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2021

Eine ganz besondere Chronik

Emma und das vergessene Buch
0

3,5 Sterne

Bei diesem Buch hat mich vor allem die im Klappentext genannte Verbindung zu Jane Austen angesprochen. Leider fiel die dann aber doch ziemlich gering aus. Bis auf die Namen Emma und Darcy, ...

3,5 Sterne

Bei diesem Buch hat mich vor allem die im Klappentext genannte Verbindung zu Jane Austen angesprochen. Leider fiel die dann aber doch ziemlich gering aus. Bis auf die Namen Emma und Darcy, und dass eine ehemalige Schülerin von Stolzenburg immer Briefe an ihre Schwester Cassandra im fernen England schrieb, fand ich nicht wirklich welche. Naja, vielleicht noch dass auch im Schloss in der heutigen Zeit ein Ball stattfindet, den hat ja auch Austen gerne veranstaltet weil sonst nicht viel los war im Leben ihrer Protagonistsen.

Das war allerdings auch in diesem Buch so, die längste Zeit plätscherte die Geschichte so vor sich hin und kam irgendwie nicht von der Stelle. Vielleicht kam es mir auch nur so vor, weil ich es als Hörbuch gehört habe, und die Geschichte durchgehend sehr gemächlich erzählt wurde. Daher war meine Neugier auf den Fortgang der Geschehnisse eher gedämpft, und ich brauchte ungewöhnlich lange für dieses Buch. So richtige "Spannung" kam bei mir erst ganz am Schluss auf. Dafür fand ich das Ende dann wirklich sehr gut, und hat mich wieder ein bisschen versöhnt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.07.2021

Freddy übernimmt die Kontrolle

Freddy Sidebottoms absolut peinliche Welt
0

Freddys Opa ist ein echter Tüftler, und hat es geschafft, eine kleine Mini-Zeitmaschine zu entwickeln. Und mit Mini ist nicht nur die Größe gemeint, sondern auch dass man mit ihr immer nur ein paar Minuten ...

Freddys Opa ist ein echter Tüftler, und hat es geschafft, eine kleine Mini-Zeitmaschine zu entwickeln. Und mit Mini ist nicht nur die Größe gemeint, sondern auch dass man mit ihr immer nur ein paar Minuten in die Vergangenheit springen kann. Aber das reicht Freddy auch vollkommen aus. Der ist ein kleiner Tollpatsch, dem ständig irgendein "klassischer Fredster" passiert - also irgendwas, was ihm voll peinlich ist und er am liebsten ungeschehen machen möchte. Mit dem neuen Würfel von Opa geht das spielend leicht.
Das erinnert ein bisschen an die Fernbedienung, die Adam Sandler in "Klick" in die Finger kriegt, und fortan fleißig einsetzt. Das hatte am Ende unschöne Konsequenzen, und auf diese wartete ich bei Freddy auch. Und siehe da, schon bald gibt es erste Komplikationen.

Rebecca Patterson ist da eine wirklich tolle und originelle Geschichte gelungen mit einer sympathischen Hauptfigur, mit der sich viele Jungs identifizieren können. Er ist kein klassischer Loser oder Einzelgänger, aber so ein paar Missgeschicke passieren wohl jedem mal. Und vor (pubertierendem) Publikum sind diese gleich drei Mal so unangenehm. Zudem ist alles in einer Sprache geschrieben (und übersetzt) worden, die absolut passend für die Zielgruppe ist. Mit 128 Seiten ist es (für meinen Geschmack) etwas kurz, aber die Geschichte fühlt sich trotzdem rund an - mit einem richtig guten Ende.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.07.2021

Vorgeschichten zum Friedhof der vergessenen Bücher

Der Friedhof der vergessenen Bücher
0

Mit seinen Büchern rund um den Friedhof der vergessenen Bücher hat mich Zafon verzaubert. Spannende Geschichten kreieren gepaart mit der Gabe, mittels Wörtern wunderbare Bilder im Kopf entstehen zu lassen.

In ...

Mit seinen Büchern rund um den Friedhof der vergessenen Bücher hat mich Zafon verzaubert. Spannende Geschichten kreieren gepaart mit der Gabe, mittels Wörtern wunderbare Bilder im Kopf entstehen zu lassen.

In diesem Band, seinem letzten Buch, wurden alle Kurzgeschichten versammelt die bereits anderswo erschienen sind, oder die Zafon eigens für einen solchen Sammelband geschrieben hatte. Viele davon haben auch in irgendeiner Weise einen Bezug zu Charakteren aus dem 4-bändigen-Friedhof-Zyklus. Und auch wenn die Sprache einmal mehr unverwechselbar ist, so haben mich die Geschichten nicht annähernd so begeistert wie seine Romane. Das liegt zwar zum einen daran, dass ich mich oft schwerer tue mit Kurzgeschichten. Überwiegend aber doch eher daran, dass ich bei vielen Geschichten gar nicht genau wusste, um was es genau geht und wer vor allem der Erzähler ist. Denn ein Großteil der Geschichten sind aus der Ich-Perspektive geschrieben, ohne dass klar wird wer dieses Ich überhaupt ist. Und kaum hat man sich dann vielleicht einen Reim darauf gemacht, ist die Geschichte schon wieder vorbei.

Über manche Personen hätte ich ja sehr gern viel mehr erfahren, allen voran Blanca aus der ersten Geschichte. Der Teil über Cervantes hingegen hat mich am wenigsten interessiert. Alles in allem eine nette Ergänzung zum Oeuvre von Carlos Ruiz Zafon, aber kein Muss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere