Profilbild von Karschtl

Karschtl

Lesejury Star
offline

Karschtl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karschtl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2021

Wie willst du deinen letzten Tag verbringen?

Der erste letzte Tag
0

Zwei total gegensätzliche Menschen müssen sich aufgrund eines gestrichenen Flugs ein Mietauto teilen und geraten bei ihrem Trip quer durchs Land in einige unvorhergesehene Situationen
- das hab ich schon ...

Zwei total gegensätzliche Menschen müssen sich aufgrund eines gestrichenen Flugs ein Mietauto teilen und geraten bei ihrem Trip quer durchs Land in einige unvorhergesehene Situationen
- das hab ich schon vor 30 Jahren in "Ein Ticket für zwei" gesehen.

Sebastian Fitzek variiert diesen Grundplot aber ausreichend, um eine wirklich eigenständige Geschichte daraus zu machen. Der große Aufhänger dabei ist die Idee, einen Tag so zu leben, als ob es der letzte wäre. Mit diesem Vorschlag bringt die unkonventionelle Lea den eher biederen Lehrer Livius in einige prekäre Situationen, bei denen mir ehrlich gesagt auch manchmal die Hutschnur geplatzt wäre. Ob Livius das den gesamten Weg über durchhält? Auch wenn ich immer für Hilfsbereitschaft zu haben bin, würde ich meinen letzten Tag auf andere Art & Weise verbringen wollen.

Mir hat dieser Ausflug des Bestseller-Thrillerautoren in ein neues Genre (ich würde es als Dramödie einordnen) durchaus gefallen, auch wenn ich wie gesagt selbst einige der Aktionen sehr fragwürdig fand. Der Grundgedanke war gut und das Ende hat mich auch wieder versöhnlich gestimmt. Der Schreibstil war ebenfalls tadellos, soweit ich das beim Hörbuch beurteilen kann. Da wirkt sowas ja auch immer nochmal etwas anders als wenn man es liest. Simon Jäger gibt sich jedenfalls große Mühe, den beiden Protagonisten ein Gesicht zu geben. Wobei die Stimme, die er Lea verleiht, immer sehr arrogant-kieksig klang und sie mir daher auch immer leicht unsympathisch war. Den Livius hingegen hat er toll gesprochen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2021

Lebenratgeber ala Rossi

Gute Laune glänzt und glitzert
0

Ich würde mich nicht als Fan von Ross Anthony bezeichnen, aber ich freue mich wirklich immer sehr, wenn Ross in einer Quizshow / Spieleshow oder sonstwo mit dabei ist. Ich finde ihn ungemein sympathisch, ...

Ich würde mich nicht als Fan von Ross Anthony bezeichnen, aber ich freue mich wirklich immer sehr, wenn Ross in einer Quizshow / Spieleshow oder sonstwo mit dabei ist. Ich finde ihn ungemein sympathisch, mit dem Herzen am rechten Fleck. Er ist wirklich ein Garant für "Gute Laune" muss man sagen und kann vor allem auch über sich selbst lachen! Mit seiner gesamten Art ist er auch recht unverwechselbar. Dass er bei "The Masked Singer" unter dem Flamingo steckt habe ich nur getippt, als er sich mal tierisch gefreut hat und dabei auf und ab gehüft ist. Allein an der Stimme hätte ich es nicht erkannt (ich kenne aber ehrlich gesagt auch seine aktuellen Lieder gar nicht), doch von der Körpersprache an mehreren Stellen dachte ich: das kann nur Ross sein, oder jemand der ihn ganz bewusst nachmacht um uns auf eine falsche Fährte zu locken.

Dass er die LeserInnen dann gleich mit "Meine Schnuckis" anredet, lasse ich mir tatsächlich wohl nur von Ross gefallen. Bei anderen würde es doof klingen, aber zu ihm passt es genauso wie sein "Euer Rossi". Ich nehme ihm seine immer fröhliche und positive Art, die das gesamte Buch beherrscht, auch wirklich ab. Sie wirkt nicht aufgesetzt, und ist auch ansteckend! Vor allem erklärt er hier auch, dass er vor allem seine Zuschauer und Fans glücklich machen möchte, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern möchte, wenn er auftritt - und das erreicht man nun mal nicht mit einer gelangweilten oder gar miesepetrigen Einstellung im Job.

Eigentlich hatte ich ja mit einer Biografie gerechnet. Das hat mir auch das Cover suggeriert, auf dem Ross ja sehr prominent abgebildet ist. Stattdessen schreibt Ross Antony hier einen Lebensratgeber mit dem Motto "Wie man das Leben ernst und trotzdem leichtnehmen kann". Das hat streckenweise schon therapeutische Züge, denn er versucht den LeserInnen zu vermitteln sich erstens immer mehr auf die positiven Dinge zu konzentrieren, die man hat als auf die Dinge, die man vielleicht vermisst. Und er teilt mit uns seine 'Selbstfürsorge-Highlights'. Dinge, die ihm gut tun in seinem Alltag und ihm wichtig sind. Ein paar Life-Hacks für ein verbessertes Leben könnte man sagen.
Dabei nennt er allerdings auch zum größten Teil Dinge, die man schon mehrfach gehört hat. In jedem, wirklich jedem Buch zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz steht: esst weniger Fleisch, und wenn dann nur Bio, vermeidet unnötige Plastikverpackungen, nehmt eine eigene Tasche mit zum Einkaufen. Für mich persönlich konnte ich aus all seinen Tipps nur sehr wenig für mich selbst rausziehen (das ich nicht schon wusste).

Zwischendrin teilt er aber auch immer wieder mal persönliches aus seinem Leben. Manche Stationen werden nur sehr sehr knapp erwähnt, zB dass er eben bei Bro'Sis war. Zu anderen Erlebnissen liefert er auch kleine Anekdoten. Über die Person Ross habe ich also durchaus ein paar Dinge erfahren. Dass er zB schon vor seiner Bro'Sis Karriere Schlager gut fand und bereits damals vor hatte, selbst mal Lieder in diesem Genre zu singen! Das hat mich wirklich überrascht.
Insgesamt hätten es für mich gern noch mehr biografischer Anteil sein können. Der Lebensratgeber präsentiert zwar durchgehend Dinge, mit denen ich vollkommen d'accord gehe und selbst genauso sehe wie Ross, aber es brachte mir eben keinerlei Neuwert. Aber es war schön zu lesen, wie ausgeglichen und glücklich Ross Antony lebt, und ich gönne ihm all das aus vollstem Herzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.05.2021

Ein ganz besonderer Reisebericht

Ich bin dann mal weg
0

Hape Kerkeling sagt an einer Stelle, dass es erstaunlich ist wie viele Leute (himself included) den Jakobsweg gehen, weil sie die Bücher von Shirley MacLaine oder Paulo Coelho gelesen haben. Zu dem Zeitpunkt ...

Hape Kerkeling sagt an einer Stelle, dass es erstaunlich ist wie viele Leute (himself included) den Jakobsweg gehen, weil sie die Bücher von Shirley MacLaine oder Paulo Coelho gelesen haben. Zu dem Zeitpunkt hat er noch nicht mal geahnt, welchen Boom er mit seinem Reisebericht auslösen wird. Obwohl er ja auch 2001 schon sehr viele deutschsprachige Wanderer auf seiner 600km langen Pilgerreise trifft, so hatte die Mehrheit wohl vor dem Erscheinen seines Bestsellers noch nie was vom "Camino" gehört, oder zumindest in Erwägung gezogen diesen selbst mal zu gehen. Was sich danach ja schlagartig änderte. Es gab zahllose Nachahmer, und Pro7 schickte sogar ein paar Promis auf eine kamerabegleitete Wanderung durch Spanien.

Ich selbst habe nicht vor, diesen Weg zu beschreiten. Das liegt zum einen wahrscheinlich am mangelnden Interesse am spirituell-religiösen Aspekt, zum nicht unerheblichen Teil aber auch daran dass ich mir ebenso wie Hape Kerkeling nicht vorstellen kann, in den zumeist sehr primitiven Pilgerherbergen zu übernachten. Er probiert sie immerhin mal aus, aber fragt sich schon schnell "Ich hab sie doch nicht mehr alle, mir so eine Herberge anzutun. Wie alt bin ich eigentlich? 15?" Da er sich bessere Hotels (sofern diese überhaupt vorhanden sind - auch da hat er lustige Anekdoten zu erzählen) leisten kann, tut er das fortan auch.

Das Buch hatte ich schon länger in meinem Regal stehen, 'gelesen' habe ich es jetzt aber schlussendlich als Audiobook. In dem Metier bin ich noch recht neu, und gerade diese ungekürzte Lesung ist mit über 10 Stunden nicht unbedingt ein ideales 'Einsteigswerk'. Andererseits liest hier Hape Kerkeling selbst, und was kann es Besseres geben als vom Autor seine sehr persönliche Geschichte erzählt zu bekommen. Noch dazu von einem, dem ich gerne zuhöre - nicht nur wenn er Olaf spricht. Ach, ich vermisse ihn schon sehr auf dem TV-Bildschirm.

Zwischendurch erzählt Kerkeling auch mal kleine Anekdoten aus seinem Künstlerleben, zum Beispiel doch recht detailliert wie er einst überhaupt bekannt geworden ist. Von Ottfried Frischer bekam er seinen ersten größeren Preis überreicht, und Otto Waalkes hat ihn bei einer Party in die Künstlerwelt eingeführt. Abschweifungen, denen ich interessiert gelauscht habe. Doch auch seine Erlebnisse auf seinem Weg nach Santiago de Compostella sind sehr unterhaltsam. Nicht zuletzt weil er doch mehrere komische, aber auch berührende Situationen (der Hund Pepe!) erlebt und vor allem haufenweise andere Pilger trifft - und von jedem von ihnen lernt er etwas, wie er gegen Ende aufzählt.

Hätte ich das Buch gelesen, hätte ich wahrscheinlich 4 Sterne vergeben. Dass mir hier Hape Kerkeling höchstpersönlich aber von seinem Weg zu sich selbst erzählt, muss ich unbedingt mit einem Bonuspunkt "belohnen".

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.05.2021

Geschichte immer noch aktuell

Moritz in der Litfaßsäule
0

Anfangs waren meine Jungs nicht sehr begeistert, als ich dieses alte und schon leicht zerschlissene Buch aus dem Regal gezogen hatte für unser allabendliches gemeinsames Lesen. So eine alte Kamelle... ...

Anfangs waren meine Jungs nicht sehr begeistert, als ich dieses alte und schon leicht zerschlissene Buch aus dem Regal gezogen hatte für unser allabendliches gemeinsames Lesen. So eine alte Kamelle... Aber ich bat sie, der Geschichte wenigstens eine Chance zu geben, und als Moritz dann weggelaufen war und in der Litfaßsäule lebte fanden sie es auch interessant. Nicht wirklich spannend (bemängelten sie), aber sie waren immerhin neugierig genug, dass sie weiterlesen wollten.

Die Geschichte des Buches ist auch immer noch aktuell, da merkt man die 40 Jahre nicht wirklich. Moritz fühlt sich von seinen Eltern zu sehr allein gelassen, da sie vor lauter Arbeit und Abendstudium nie Zeit für ihn haben. Dabei bräuchte er dringend ein bisschen Unterstützung, denn Moritz ist zwar überhaupt nicht dumm aber braucht immer ein bisschen mehr Zeit als andere Kinder. Das ist gerade in der Schule oft nicht möglich, und führt dann leider zu schlechten Noten. Als dann noch der Klassenlehrer zu einem Elternbesuch kommt um ein ernstes Wort mit dem Vater zu reden - der leider gar nicht Partei für Moritz ergreift, obwohl er doch von den Vieren schon wusste und am Nachmittag noch zu Moritz sagte, er solle sich keine Sorgen machen. Da ist Moritz tief enttäuscht, packt ein paar Sachen zusammen und verzieht sich in das Innere der Litfaßsäule, die vor ihrem Haus steht.

Wie gesagt, mit der Geschichte können sich auch Kinder von heute noch identifizieren. Auch wenn heutzutage Eltern wohl nochmal sehr viel besorgter wären, wenn ein Kind von zu Hause wegläuft als noch 1980 in der DDR. Ich wäre es auf jeden Fall. Aber zum Glück ist Moritz ja auch nicht ganz allein, und hat vor allem mit dem Straßenfeger gute Gespräche, deren Weisheiten heute ebenfalls noch genauso gelten wie damals.

Unser einziger Kritikpunkt ist eigentlich nur das sehr abrupte Ende. Da waren wir alle drei sehr enttäuscht. Was sagen seine Eltern jetzt zu Moritz, wird sich da was ändern? Wird seine Schwester den versprochenen Streuselkuchen backen? Werden sie eine Lösung für die schulischen Probleme finden? Warum hat eigentlich nie jemand von seinen Klassenkameraden nach ihm gesucht? Jedenfalls kam das nie vor. Hat er vielleicht gar keine Freunde? Da hätte die Autorin wirklich noch ein paar Seiten schreiben können...

Kurz vor Ende fragt Christa Kozik ihre Leserschaft direkt, ob sie denn auch in einer Litfaßsäule Unterschlupf gesucht hätten und wie lange sie ausgehalten hätten. Nicht lange, gibt mein kleiner Sohn zu. Er hätte schon bald Heimweh bekommen und außerdem hätte er sich seine Essensvorräte nicht gut einteilen können und hätte wohl schon alles am ersten Tag aufgefuttert. Das glaub ich ihm sofort! Vielleicht wird er ja schon allein deswegen nie weglaufen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.05.2021

Online-Omi mit grünem Daumen

Fertig ist die Laube (Die Online-Omi 15)
0

Ein Buch von Renate Bergmann zu lesen, ist wie beim Kaffeeklatsch bei der Großtante eingeladen zu sein. Bei der noch sehr rüstigen alten Tante, die schon viel im Leben erlebt hat und gerne davon erzählt, ...

Ein Buch von Renate Bergmann zu lesen, ist wie beim Kaffeeklatsch bei der Großtante eingeladen zu sein. Bei der noch sehr rüstigen alten Tante, die schon viel im Leben erlebt hat und gerne davon erzählt, immer wieder abschweift vom eigentlichen Thema und kleine Umwege geht. So habe ich Renate in nur drei Büchern mittlerweile schon ziemlich gut kennengelernt.

Allerdings kann ich ihre Bücher meist nicht in einem Rutsch durchlesen, ab und ab brauche ich auch mal eine Pause von ihrer ganzen Quasselei. Und es hat ja auch keinen wirklichen Spannungsbogen, wie andere Romane es zumeist haben, der mich antreiben würde unbedingt weiterzulesen. Doch als willkommene Ablenkung zum Nachmittagstee lese ich die 'Online-Omi' ganz gerne mal.

Diesmal dreht sich ja alles um das Thema Garten, zumindest die meiste Zeit. Renate kümmert sich zusammen mit Freundin Gertrud um den kleinen Schrebergarten von deren Freund Gunter. Da dieser - also der Garten, nicht der Gunter - ein bisschen verlottert ist, räumen die rüstigen Damen da erstmal ordentlich auf und machen alles "alters-sicher". Schon erstaunlich, was die zwei da mit ein bisschen Unterstützung schaffen. Und obwohl sie dieses Projekt ja aus reiner Not und Hilfsbereitschaft übernommen haben, macht es ihnen dann mit der Zeit auch sichtlich Spaß. Mittenmang gibt es auch die ein oder andere Anekdote aus ihrem langen Leben. Und sogar ein paar Tipps zum Gärtnern hat Renate auf Lager! Sie ist zwar keine Erika Krause sagt sie (jaa, auch diese Dame und ihre Sendung "Du und ein Garten" kenne ich selbst noch aus DDR-Zeiten, genau wie Renate Bergmann), aber über die Jahre hat sie ja doch so einige Erfahrungen gesammelt und nützliche Leif-Häx aufgeschnappt, die Renate jetzt gerne weitergibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere