Das wichtigste, aber leider nicht das beste Buch der Autorin.
Kleine große SchritteDie Rezension zu „Kleine große Schritte“ fällt mir wirklich schwer. Die letzten beiden Bücher von Jodi Picoult konnten mich absolut begeistern und mitreißen. Dank ihrer unglaublichen Erzählkunst habe ich ...
Die Rezension zu „Kleine große Schritte“ fällt mir wirklich schwer. Die letzten beiden Bücher von Jodi Picoult konnten mich absolut begeistern und mitreißen. Dank ihrer unglaublichen Erzählkunst habe ich jedes einzelne Wort aufgesogen wie ein Schwamm. Die Geschichten von Frau Picoult sind immer ein stückweit lehrreich, bieten dabei aber dennoch einen hohen Unterhaltungswert und regen viel zum nachdenken an. Umso gespannter war ich auf „Kleine große Schritte“. Rassismus - Ein unheimlich wichtiges Thema, das auch in der heutigen Zeit immer noch brandaktuell ist. Auch wenn die Autorin eine Meisterin der Recherche ist, war ich mir dennoch nicht sicher, ob sie diese Thematik so darstellen kann, dass sich alle Parteien in dem Buch auf ihre ganz persönliche Art und Weise „richtig“ darstellen können. Nach dem Lesen kann ich sagen, ich glaube nicht, dass dies Jodi Picoult gänzlich gelungen ist.
Wenn ich vielleicht im Vorfeld das Nachwort der Autorin gelesen hätte, wäre ich mit anderen Erwartungen an „Kleine große Schritte“ heran gegangen. Jodi Picoult sagt selber, dass sie dieses Buch für ihre eigene Gemeinschaft geschrieben hat, den Weißen. Nicht den großen und so offensichtlichen Rassismus in den Vordergrund rückt. Dieser ist natürlich nicht zu übersehen, aber Frau Picoult konzentriert sich eher auf den unterschwelligen - und leider täglichen - Rassismus, der von vielen privilegierten Weißen begangen wird, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein. Einerseits finde ich es gut, dass Jodi Picoult sich auf den Aspekt konzentriert, den sie auch wirklich zu hundert Prozent nachvollziehen kann - so wie wohl der Großteil ihrer Leserschaft. Wenn sie damit erreicht, dass auch nur ein einzelne Mensch mit offeneren Augen durchs Leben geht, hat sie meiner Ansicht nach schon eine Menge bewogen. Und auf diesen Aspekt bezogen will ich der Autorin auch nichts absprechen. Hier ist sie in ihrer gewohnten Form unschlagbar, was unterhaltenden Belehrung anbelangt.
Andererseits hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass sie über vieles einfach hinweg schreibt. Etwas das unheimlich wichtig ist und auch ausgesprochen werden muss. Ich fand leider nicht, dass sie Ruth - und wofür dieser Charakter im Allgemeinen steht - gerecht geworden ist. Aber wie bereits gesagt, war dies ja auch nicht primär das, was Jodi Picoult mit dieser Geschichte beabsichtig hat. Nur hätte ich das vielleicht lieber im Vorfeld gewusst. Auch das Ende von „Kleine große Schritte“ schien nicht recht zu der Geschichte zu passen, sondern wirkte eher, als wolle sie etwas gut machen, was im Rest der Story leider etwas untergegangen ist. Es fällt mir schwer in Worte zu fassen, wie ich mich beim Lesen von „Kleine große Schritte“ gefühlt. Das Buch wurde als das wichtigste Buch der Autorin vermarktet, und ja, dem stimme ich zu. Es ist das wichtigste Buch, aber leider auch nicht das beste.