Ein seidig leichtes Buch ohne viel historschen Hintergrund!
Die Tuchvilla"Die Tuchvilla" - Anne Jacobs
Worum geht`s:
Die junge Waise Marie kommt im Herbst 1913 in die Tuchvilla und wird als Küchenhilfe eingestellt.
Herr des Hauses ist Jakob Melzer der es mit seiner Textilfabrik ...
"Die Tuchvilla" - Anne Jacobs
Worum geht`s:
Die junge Waise Marie kommt im Herbst 1913 in die Tuchvilla und wird als Küchenhilfe eingestellt.
Herr des Hauses ist Jakob Melzer der es mit seiner Textilfabrik zu
Reichtum und Ansehen gebracht hat. Zur Familie gehören ausserdem Melzers Ehefrau Alicia und deren 3 Kinder Paul, Elisabeth und Kitty. Alicia stammt aus einem verarmten pommerschen Adel ab und sorgt in der Tuchvilla für den gesellschaftlichen Glanz.
Paul, der der Damenwelt bisher nicht abgeneigt war, verliebt sich in Marie und auch Marie fühlt sich zu Paul hingezogen. Dabei weiß sie, dass diese Liebe keine Zukunft hat.
Als Küchenhilfe steht Marie in der Hirarchie ganz unten und bekommt dies von den anderen Angestellten auch zu spüren. Nur Kitty, die jüngste und unkonventionellste Tochter des Hauses, möchte sich mit ihr anfreunden und macht sie zu ihrer Kammerzofe. Besondere Ablehnung erfährt Marie von Jakob Melzer und schon bald tut sich bei ihr der Verdacht auf, dass dieser etwas über ihre eigentliche Herkunft weiß, ihr aber verschweigt. Marie begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln und wird dabei immer tiefer in die familiären Dramen hineingezogen.
Meine Meinung:
"Die Tuchvilla" ist der erste Band aus der gleichnahmigen Buchreihe, der 2 weitere Bände - "Die Töchter der Tuchvilla" und "Das Erbe der Tuchvilla", folgten. Es war für mich das erste Buch dieser Autorin und reiner Zufall, dass ich mit dem ersten Band in diese Reihe gestartet habe.
In "Die Tuchvilla" lernen wir die junge Marie kennen. Sie ist seit ihrem 2. Lebensjahr Vollwaise und hat in ihrem bisherigen Leben im Waisenhaus nur Armut und Härte kennengelernt. Umso erstaunlicher ist es, dass es ihr trotz allem nicht an Selbstbewußtsein und Mut fehlt und das sie stets klug und umsichtig handelt, v.a. dem strengen, oft kaltherzigen Jakob Melzer gegenüber. Marie bekam von der Autorin den Heiligenschein aufgesetzt was sehr schade ist, denn ein Protagonist ohne Ecken und Kanten kann schnell langweilig werden.
Auch die Rollenverteilung der 3 Geschwister ist klischeehaft.
Paul - der Älteste - gut aussehend, charmant, ein Frauenschwarm der sich seiner Wirkung auf Frauen durchaus bewußt ist und sie einzusetzen weiß.
Elisabeth - die ältere der beiden Schwestern - unscheinbar, pummelig, perfide und neidvoll.
Kitty - der hübsche Wirbelwind - unkonventionell, überschwenglich in allem was sie tut. Obwohl noch grün hinter den Ohren hat sie Wünsche und Vorstellungen vom Leben, die im 21.Jahrhundert ganz normal sind, für damalige Zeiten aber undenkbar waren. Das machte sie sehr sympathisch.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und man kam leicht durch die Kapitel. Die Geschichte war nett zu lesen, allerdings muss man wahrlich kein Genie sein um zu wissen, wie sie enden wird. Für meinen Geschmack kamen die historischen Hintergründe der Stadt Augsburg viel zu kurz, dafür hat sich die Autorin des öfteren in der Herzschmerz-Prosa verloren.
Fazit:
"Die Tuchvilla" ist eine leicht zu lesende Geschichte, die für meinen Geschmack zu wenig zeitgeschichtliche Themen aufgegriffen hat und sich dafür zu oft im Herzschmerz verlor. Die Protagonisten wurden recht oberflächlich beschrieben, einzig Kitty mit ihrer unkonventionellen Art war mir sehr symphatisch. Das in diesem Genre das Ende oft vorhersehbar ist finde ich gar nicht schlimm, es hat dieser Geschichte aber leider an Abwechslung und interessanten Wendungen gefehlt. Vielleicht werde ich Band 2 lesen, ich bin mir aber noch unschlüssig.