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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2023

Nett, aber mehr nicht

Träume aus Eis
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Die Geschichte um die Familie Pankofer und das Jopa-Eis ist nett zu lesen.
Auch wenn ich die Protagonistinnen mochte (Vater Josef nicht so), bin ich mit keinem von ihnen so richtig warm geworden, irgendwie ...

Die Geschichte um die Familie Pankofer und das Jopa-Eis ist nett zu lesen.
Auch wenn ich die Protagonistinnen mochte (Vater Josef nicht so), bin ich mit keinem von ihnen so richtig warm geworden, irgendwie war immer eine Distanz.
Es liegt vielleicht daran, dass zwischen den Kapiteln immer ein paar Tage vergehen und so kein Erzählfluss entstehen konnte, weil immer eine Lücke entstanden ist und so kein Möglichkeit war, Nähe aufzubauen.
Auch springt die Handlung für meinen Geschmack zu sehr zwischen den Personen hin und her, anstatt die einzelnen Erzählstränge zu vertiefen.
Verwirrend kommt hinzu, dass leider immer wieder Namen verwechselt werden.
Ein ganz übler Schnitzer ist die Familiengeschichte von Mutter Erna: Einmal stirbt ihre Schwester im Alter von 6 Jahren an einer Krankheit, ihre Brüder bleiben im Krieg, der Vater wird zum Alkoholiker - an anderer Stelle ist sie Einzelkind, ihre Mutter stirbt im Jahr nach ihrer Geburt, der Vater ist verschwunden und Erna muss ins Heim.
Wer alles hat denn da geschlafen?
In Summe: Nette Idee, zum lesen aber nur für zwischendurch.
Das Lektorat bitte zur Nachhilfe!

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Veröffentlicht am 08.04.2023

Geschichte einer Familie

Der Salon am Rosenplatz
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Bremen 1966: Die temperamentvolle Ruth und ihre verwitwete Schwester Gisela führen gemeinsam den etwas in die Jahre gekommenen Frisiersalon Fellner.
Zwar haben sie treue Kundinnen, die nicht nur für die ...

Bremen 1966: Die temperamentvolle Ruth und ihre verwitwete Schwester Gisela führen gemeinsam den etwas in die Jahre gekommenen Frisiersalon Fellner.
Zwar haben sie treue Kundinnen, die nicht nur für die Dauerwelle, sondern auch stets für einen Schnack kommen, aber Ruth ist klar, dass sie mit der alten Stammkundschaft allein nicht mehr lange überleben werden.
Doch Gisela hält an alten Traditionen fest, der Streit über die Zukunft des Salons spitzt sich immer mehr zu und seit Jahren ungelöste Schwierigkeiten treten zutage. 

Nach dem frühen Tod der Mutter ist Nachzüglerin Ruth bei der 15 Jahre älteren Gisela und ihrem Ehemann fast wie deren Tochter aufgewachsen, zur nur wenig jüngeren Nichte Marianne hat sie ein schwesterliches Verhältnis.
Im Salon des Vaters, den die Schwestern gemeinsam mit dem schweigsamen Bruder Kurt betreiben, schwelen unausgesprochene Konflikte.
In den 1960er Jahren, einer Zeit des Aufbruchs, ist Gisela seit dem Tod ihres Mannes erstarrt und verweigert sich jeglichen Neuerungen, was unweigerlich zu nicht nur einem Bruch führt.
Als sich für Ruth und Marianne jeweils Chancen auf einen neuen, eigenen und moderneren Lebensweg bieten, kann Gisela nicht aus sich heraus und es kommt zum Eklat.
Ruth unterstützt ihre Nichte bei ihrer "Emanzipation" und im Streit entzweien sich die Schwestern nachhaltig.
Gisela fühlt sich hintergangen und zurückgelassen, denn Ruth lässt sich von der Konkurrenz abwerben!
Vom Leben enttäuscht versinkt Gisela in Einsamkeit und Alkohol - da gerät der Salon in Brand.

Der Friseursalon ist der Rahmen einer Geschichte, die auch in jedem anderen "Geschäft" spielen könnte.
Es geht viel mehr um Generationskonflikte und Erwartungshaltungen.
Keine der drei Frauen ist im eigenen Alltag glücklich, es wurde das erwartete Leben gelebt!
Erst als die junge Marianne, unterstützt von ihrer Tante Ruth, ausbricht um ihre Träume im fernen London zu verwirklichen hat auch diese den Mut zu gehen.
Aber erst der Brand und der drohende Verlust des Salons machen auch Gisela klar, dass sie selbst ebenfalls nicht ihren eigenen Weg gegangen ist.
Wie kann es gelingen wieder zueinander zu finden?
Wer macht den ersten Schritt?
"Der Salon am Rosenplatz" ist die Geschichte einer Familie, die an ihrer Sprachlosigkeit fast zerbricht.
Sie zeigt, wie wichtig ehrliche Kommunikation, Kritikfähigkeit und eine gesunde Selbstwahrnehmung sind!

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Veröffentlicht am 05.04.2023

Marianne Ihlen

So long, Marianne – Leonard Cohen und seine große Liebe
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Hydra, 1960: Der junge Leonard will ein berühmter Schriftsteller werden.
Dann lernt er Marianne und ihren Mann kennen und wird Zeuge, wie ihre Ehe zerbricht.
Leonard kümmert sich um die tief verletzte ...

Hydra, 1960: Der junge Leonard will ein berühmter Schriftsteller werden.
Dann lernt er Marianne und ihren Mann kennen und wird Zeuge, wie ihre Ehe zerbricht.
Leonard kümmert sich um die tief verletzte Marianne und sie verlieben sich ineinander.
Nachdem sein Roman jedoch von der Kritik zerrissen wird, fällt er in eine Depression.
Jetzt ist es an Marianne, ihn zu retten: Sie schenkt Leonard eine Gitarre und ermutigt ihn dazu, Songs zu schreiben.
Bald feiert er erste Erfolge, dann gibt er Konzerte in Europa und Amerika.
Doch kann Marianne ein Leben an der Seite eines Weltstars führen?

"I'm your man" singt Leonard Cohen - und man glaubt es ihm sofort.
Seine Lieder, die er nie singt, sondern in seiner ganz eigenen Art von Sprechgesang vorträgt, üben noch immer eine große Faszination aus.
Ganz besonders auf Frauen, sein Ruf als "Ladies man" war legendär.
Vieles ist aus seinem bewegten Leben bekannt, von seinem Aufenthalt auf Hydra weiß man nur wenig.
Das Lied "So long, Marianne" hat er seiner großen Liebe gewidmet und ich hatte gehofft, in diesem Buch dem Mann Leonard hinter dem Singer/Songwriter Cohen näher zu kommen.
Denn erst nach Hydra wurde Leonard Cohen zum Weltstar!
Aber wie war er vorher? Wie wurde er zu dem Sänger mit der sanften, melancholischen Stimme?
Leider geht es aber in diesem Buch zum allergrößten Teil um Marianne Ihlen, um ihre Gedanken, ihre Gefühlswelt.
Leonard Cohen ist mehr oder weniger zu einer Nebenrolle degradiert.
Seine Persönlichkeit, seine Gedanken und Gefühle werden in seltenen Momenten einmal angekratzt und bevor SEINE Geschichte sich vertiefen könnte, springen die Autoren schon wieder zurück zu IHR.
Eigentlich müsste das Buch "Marianne Ihlen und ihre große Liebe heißen", denn es geht im Prinzip nur um sie!
Für mich leider daher eine kleine Enttäuschung, da ich Leonard Cohen in der Geschichte quasi nicht wirklich "gefunden" habe.
Aber ich werde sicher in der nächsten Zeit meine Lieblingslieder von ihm "Bird on the wire" und "Dance Me to the End of Love" im Ohr haben. Das ist schön.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Vom Winde verweht

Gone with the Wind – Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten
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Vivien Leigh ist Feuer und Flamme, als sie Margaret Mitchells Roman »Vom Winde verweht« liest.
Wie gern würde sie die mutige Südstaatenschönheit Scarlett O’Hara in der Verfilmung spielen, doch wie soll ...

Vivien Leigh ist Feuer und Flamme, als sie Margaret Mitchells Roman »Vom Winde verweht« liest.
Wie gern würde sie die mutige Südstaatenschönheit Scarlett O’Hara in der Verfilmung spielen, doch wie soll sie als Britin den Produzenten David O. Selznick von sich überzeugen?
Für die Rolle und ihre Liebe zu Laurence Olivier setzt sie alles auf eine Karte: Sie lässt Familie und Freunde hinter sich und geht mit Larry in die USA.
Aber der Dreh des Films und Hollywood stellen Vivien mehr auf die Probe, als sie je hätte ahnen können.

Die faszinierende Geschichte der Dreharbeiten von »Vom Winde verweht«

Der Titel des Buches ist insofern sehr gut gewählt, da tatsächlich die Entstehung des gleichnamigen Filmes im Fokus steht.
Ja, auch die Liebesgeschichte um Vivien Leigh und Laurence Olivier wird thematisiert, aber der gewählte Rahmen der Handlung umfasst größtenteils die langen und komplexen Vorbereitungen, sowie die langwierigen und stellenweise chaotischen Dreharbeiten mit mehr oder weniger schwierigen Drehbuchautoren, Regisseuren, Schauspieler(inne)n und einem egomanen Produzenten.
Sowohl für die Schauspielerin Vivien Leigh, als auch für den Produzenten David O. Selznick, ist der Film die Erfüllung eines Lebenstraumes und so wird hier vieles abwechselnd aus der Sicht dieser beiden Personen beschrieben.
Viele der geschilderten Geschehnisse sind allgemein bekannt, manche waren für mich jedoch neu.
Auch wenn ich beim lesen stellenweise das Gefühl hatte bei den Dreharbeiten zuzuschauen, blieb eine gewisse Distanz - auch zu den Protagonist(inn)en.
Trotzdem habe ich das Buch dank eines eingängigen Schreibstiles flott durchgelesen - nicht zuletzt weil man während der Lektüre die allseits bekannten Bilder von Scarlett O’Hara und Rhett Butler dabei immer vor Augen hat.


Anzumerken ist unbedingt, dass das Buch von Margaret Mitchell (nicht nur aus heutiger Sicht) zutiefst rassistisch ist.
Der Film nur unwesentlich weniger.
Der "alte Süden" wird glorifiziert, während das Sklavensystem als gegeben hingenommen wird, die Versklavten gar als glückliche Menschen gezeigt werden, die mit der Freiheit nur schwer zurechtkommen.
Schon bei Erscheinen des ersten und einzigen Buches der Autorin, wurde die darin enthaltene extreme Verharmlosung der Sklaverei, sowie die Verherrlichung des Ku-Klux-Klans, auf das schärfste verurteilt!
Und auch vor und während der Dreharbeiten gab es fortlaufend Proteste.
Ende der 1930er Jahre wäre es durchaus möglich gewesen, kritischer mit dem Stoff umzugehen!
Die Rassentrennung am Set wurde übrigens erst auf Forderung von Clark Gable während der Dreharbeiten eingestellt.
Zur Premiere in Atlanta hat sich David O. Selznick dem offenen Rassismus der Südstaaten aus finanziellem Kalkül unterworfen.
So waren u.a. die farbigen Darsteller(innen) nicht zugelassen, da es in einem Kino nur für Weiße stattfand.
Bei der Oscar-Verleihung durfte Hattie McDaniel (Darstellerin der Mammy), die den Preis für die beste weibliche Nebenrolle erhielt, nicht bei den durchgängig weißen Gästen im Saal sitzen.
"Gone with the wind" von Margaret Mitchell ist sicherlich eine große Geschichte, das Buch hätte in dieser Form aber - meiner Meinung nach - so nicht erscheinen dürfen.

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Slapstick trifft schwarzen Humor

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller
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Norbert Heinlein, Delikatessenhändler in dritter Generation, legt größten Wert auf Qualität und Tradition.
Seine Kundschaft geht ihm über alles, er bedient sie mit ausgesuchter Höflichkeit.
So auch seinen ...

Norbert Heinlein, Delikatessenhändler in dritter Generation, legt größten Wert auf Qualität und Tradition.
Seine Kundschaft geht ihm über alles, er bedient sie mit ausgesuchter Höflichkeit.
So auch seinen neuen Stammkunden Adam Morlok, einen charismatischen Geschäftsmann.
Bis Morlok eines Tages durch ein Versehen Heinleins tot zusammenbricht.
In seiner Panik lagert Heinlein Morloks Leiche kurzerhand im alten Kühlhaus im Keller zwischen.
Doch statt einen Weg aus der Sache zu finden, gerät Heinlein immer tiefer hinein.
Und es wird nicht bei einer Leiche im Keller bleiben - Morlok bekommt bald Gesellschaft im Kühlhaus…

In einer Mischung aus Slapstick und schwarzem Humor begleitet man hier Herrn Heinlein, wie er von einer "unglücklichen" Situation in die nächste stolpert.
Eigentlich will Herr Heinlein nur seine Gäste mit immer neuen Gerichten erfreuen und sich um seinen dementen Vater und seinen autistischen Mitarbeiter kümmern.
Dabei ist er stets geradezu zen-artig ruhig und gelassen.
Selbst als der Hund seines Mieters sein Geschäft im Hausflur erledigt oder hohe Sanierungsskosten drohen.
War der Tod von Herrn Morlok noch einem tragischen Missgeschick geschuldet, hilft Herr Heinlein bei dem Tier doch ein klein wenig nach.
Weiteren "Unfälle mit Todesfolge" ergeben sich.... irgendwie.
Doch Herr Heinlein behält die Ruhe - der Kühlkammer sei Dank!
Sein Vater, sein Mitarbeiter, die nette Nachbarin - auch sein nigerianischen Patenkind - sind seine Familie, die es zu beschützen gilt.
Was soll aus ihnen werden, wenn Herr Heinlein ins Gefängnis müsste?
Findungsreich umschifft Herr Heinlein alle bedrohlichen Situationen, zeigt sich besorgt ob des Verschwindens verschiedener Personen und hilfsbereit gegenüber der Polizei.
Als Herr Heinlein plötzlich in "echte" Verbrechen involviert ist, zeigen sich bei ihm ganz neue Fähigkeiten und sein jahrelang recht beschaulich geführtes Leben bekommt eine ganz neue Richtung.

Die ziemlich skurrilen Geschehnisse bringen die Lsser(innen) und Hörer(innen) fast durchgehend zum schmunzeln und man fragt sich "Wie kommt der sympathische Herr Heinlein aus der Situation nur wieder heraus?"
Die Antwort passt zu der ganzen irren Handlung und ich bin sicher, auch zu dem letzten Problem findet Herr Heinlein eine Lösung.

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