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Veröffentlicht am 02.11.2022

Der Schatten von Berlin

Felix Blom. Der Häftling aus Moabit
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Berlin, 1878: Felix Blom wird nach drei Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen.
Doch in Freiheit ist nichts mehr so, wie es mal war: Sein Hab und Gut gepfändet, seine Verlobte ist mit jemand Neuem liiert.
Alle ...

Berlin, 1878: Felix Blom wird nach drei Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen.
Doch in Freiheit ist nichts mehr so, wie es mal war: Sein Hab und Gut gepfändet, seine Verlobte ist mit jemand Neuem liiert.
Alle Versuche, an Geld oder Arbeit zu kommen, scheitern.
Aber dann hat Blom eine Idee: Warum sich nicht mit der neuen Nachbarin zusammentun?
Die ehemalige Prostituierte Mathilde führt eine Privatdetektei, doch sie hat kaum Aufträge, da man ihr als Frau diese Arbeit nicht zutraut.
Ein erster "Fall" führt die beiden auf die Spur eines mysteriösen Mörders, der seinen Opfern Briefe mit der Botschaft zukommen lässt: „In wenigen Tagen wirst Du eine Leiche sein.“
Da auch Blom eine solche Karte unter seiner Tür durchgeschoben bekommen hat, ist die Sache persönlich!

Felix Blom ist der klassische Gentleman-Gauner und es macht richtig Spaß ihn zu begleiten, wenn er durch das historische Berlin streift.
Der erste offizielle Auftrag ist die Aufklärung mysteriöser Diebstähle von chinesischem Porzellan bei einem Händler für Orientwaren.
Zeitgleich versucht Blom Beweise dafür zu finden, dass Albert von Mesar, sein früherer Nebenbuhler um die schöne Auguste, ihn vor 3 Jahren gelinkt und so in den Knast gebracht hat.
Und natürlich, wer ihm diese mysteriöse Karte geschickt hat.
Das versucht auch der Polizist Ernst Cronenberg, der Blom lange gejagt und dann auch überführt hatte, denn nach und nach gibt es mehrere Karten - und Tote.
Und ja, Cronenberg will Blom auch wieder in Moabit sehen!
In sämtlichen "Fällen" ergeben sich verschiedene Spuren, mögliche Motive und Verdächtige, die Spannung wird durchgehend hoch gehalten.
Autorin Alex Beer schafft es grandios Felix, Mathilde und auch die Leser(innen) auf verschiedene Fährten zu locken und Ahnungen zu erwecken, die sich aber nicht fassen lassen.
In kurzen Einschüben erfährt man außerdem von Vorkommnissen von vor 3 Jahren. Wie passt dies in das aktuelle Geschehen?
Es zeigen sich irgendwann unerwartete Zusammenhänge, die aber in sich stimmig sind und im Finale entwirrt werden.
Die Lösung ist... Wow! Die Hinweise waren alle da - warum habe ich es nicht gesehen? Respekt Frau Beer!

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Oreo und Snickers

Tod zwischen den Zeilen
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Samantha Washington plant im US-amerikanischen North Harbor eine eigene Krimibuchhandlung zu eröffnen.
Denn dies war der Lebenstraum ihres verstorbenen Ehemannes.
Aber auch ihrer eigener Herzenswunsch ...

Samantha Washington plant im US-amerikanischen North Harbor eine eigene Krimibuchhandlung zu eröffnen.
Denn dies war der Lebenstraum ihres verstorbenen Ehemannes.
Aber auch ihrer eigener Herzenswunsch nimmt immer mehr Gestalt an - selbst einen Krimi zu schreiben.
Noch während Samanthas englische Romanheldin Lady Penelope Gestalt annimmt, wird im Garten ihres Hauses ihr früherer Makler tot aufgefunden.
Die Polizei hält Samantha für die Mörderin, hatten die beiden doch in der Vergangenheit eine juristische Auseinandersetzung.
Gemeinsam mit ihrer Großmutter und deren Mitbewohnern aus dem Seniorenheim ist sie fest entschlossen den wahren Täter zu überführen.
Stets begleitet von ihren Pudeln Snickers und Oreo.
Und auch die fiktive Lady Penelope geht auf Mördersuche, wird doch ihre große Liebe Victor des Mordes verdächtigt, sodass ihm der Galgen droht.

Tatsächlich werden hier zwei Kriminalgeschichten in einer erzählt, denn die Hörer(innen) erleben abwechselnd die Mördersuche von Samantha am Michigan-See und Penelope im ländlichen England mit.
Der Übergang ist beim hören teilweise fast übergangslos, aber man ist sofort im richtigen Handlungsstrang.
Ich finde beide Geschichten gut, die Lösung bei Samantha hat sich recht früh abgezeichnet, bei Penelope war es mir etwas zu sehr herbeigezogen, da hätte ich mir einen anderen Täter "gewünscht".
Alles in allem ein leichter, angenehm zu hörender Cosy-Krimi der etwas anderen Art, gesprochen von Chris Nonnast.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Das Herz aller Dinge

Fräulein Wünsche und die Wunder ihrer Zeit
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Frankfurt/Main 1950: Zwischen den Trümmern ist der Wiederaufbau der Stadt in vollem Gange.
Auch Familie Wünsche will sich nach der Flucht aus dem sowjetischen Sektor hier eine neue Existenz aufbauen.
Die ...

Frankfurt/Main 1950: Zwischen den Trümmern ist der Wiederaufbau der Stadt in vollem Gange.
Auch Familie Wünsche will sich nach der Flucht aus dem sowjetischen Sektor hier eine neue Existenz aufbauen.
Die 20-jährige Karin liebt Bücher und Geschichten, ihre jüngere Schwester Vera entdeckt ihre Liebe zur Musik.
Als Karin sich in den afroamerikanischen GI Billy verliebt, schwebt sie im siebten Himmel. Doch dann muss dieser zurück in die USA - und Karin ist schwanger!
Das Leben für die Mutter eines Besatzerkindes wird nicht leicht sein. Aber Karin will für sich und ihr Kind kämpfen.

Schon das Cover lässt den zeitlichen Rahmen der Handlung erahnen - die 1950er Jahre.
Die Zeit des "Wirtschaftswunders" in der jungen Bundesrepublik im Westen des geteilten Deutschlands.
Über den Zeitraum von 10 Jahren erlebt man an der Seite der Familie Wünsche nach Krieg und Flucht den Weg in eine neue, positive Zukunft.
Die Autorin schafft es ganz hervorragend, die Atmosphäre dieser Anfangsjahre zu beschreiben.
Dabei werden historische Begebenheiten und Entwicklungen, sowie der technische Fortschritt sehr gut in der Geschichte verwoben.
Die Moralvorstellungen und das antiquierte Frauenbild der damaligen Zeit sind aus heutiger Sicht erschreckend und die Ablehnung, sowie die Vorurteile unverheirateter Müttern gegenüber, selbst innerhalb der eigenen Familie, ungeheuerlich.
Die Diskriminierungen und Beleidigungen gegenüber den Müttern der "Brown Babies" - und auch den Kindern selbst - machen sprachlos.
Mir hat sehr gefallen, dass in den Überschriften der einzelnen Kapitel auf jeweils aktuelle Bücher oder Filme Bezug genommen wird und das diese dann auch ganz unaufdringlich Gesprächsthemen der Protagonist(inn)en sind.
Überhaupt ist die Geschichte eine kleine Zeitreise, die einem bei allen ernsten Themen auch immer wieder ein Lächeln entlockt.
Viele Themen und "Aufreger" der Zeit sind wie nebenbei Teil der Handlung und lassen die Geschichte dadurch sehr lebendig werden.
Als "hessisches Madche" habe ich mich über sehr viel Lokalkolorit gefreut - sei es bezüglich der Frankfurter Altstadt oder auch Familie Hesselbach im Radio.
Ich habe "Fräulein Wünsche" in zwei Tagen gelesen und fand es großartig.
Ob es wohl eine Fortsetzung geben wird?
Für mich ein toller Geschenktipp, nicht nur für Leser*innen der Nachkriegsgeneration.

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Veröffentlicht am 29.10.2022

Rezension für das Hörbuch!!!

Weihnachten in der kleinen Buchhandlung
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Als das Londoner Kaufhaus, in dem Carmen gearbeitet hat, kurz vor Weihnachten seine Pforten schließt, zieht sie widerstrebend zu ihrer Schwester nach Edinburgh.
Sie soll dort eine kleine Buchhandlung übernehmen.
Der ...

Als das Londoner Kaufhaus, in dem Carmen gearbeitet hat, kurz vor Weihnachten seine Pforten schließt, zieht sie widerstrebend zu ihrer Schwester nach Edinburgh.
Sie soll dort eine kleine Buchhandlung übernehmen.
Der Laden hat jedoch schon bessere Tage gesehen, es droht der Verkauf - wenn nicht ein Wunder geschieht. Carmen will schon alles hinwerfen, doch dann lässt sie sich bezaubern: Von den verschneiten Straßen der Stadt, vom Charme der altmodischen Buchhandlung - und von dem attraktiven Star-Autor, der dort plötzlich auftaucht.
Ob die Magie der Weihnacht ein Wunder wahr werden lässt?

Soweit der Klappentext.
Zum attraktiven Star-Autoren bin ich aber nicht gekommen, denn nach ca. 30% musste ich abbrechen.
Es war für mich einfach nicht länger zu ertragen.
Die Bücher der Autorin stehen in dem Ruf, nicht besonders anspruchsvoll zu sein - ich war also vorgewarnt.
Eine kitschige, meinetwegen klebrig-süße Weihnachtsgeschichte... warum auch mal nicht... dachte ich...
Von Beginn an hat mich gestört, dass die Sprecherin krampfhaft versucht, den (spanischen) Namen Carmen irgendwie englisch auszusprechen. Und das klingt schauderhaft.
Dazu kommt, dass Carrrrmen die einzige Person ist, die mir in der Geschichte sympathisch ist - die anderen Protagonistinnen gingen mir in kürzester Zeit auf die Nerven.
Angefangen von der arroganten, überheblichen Schwester Sophia, die als eine erfolgreiche Juristin dargestellt wird, die Karriere und Kinder gefühlt problemlos wuppt.
Natürlich war sie schon, ganz Klischee, in der Schule eine Streberin!
Der perfekte Juristen-Haushalt funktioniert aber nur mit Hilfe der seltsamen Studentin Skyler, die dort als Au-Pair "arbeitet", von Sophia hofiert wird und permanent ihre Kompetenzen überschreitet.
Perfekt-Sophia und Yoga-Skyler sind so dermaßen überzeichnet, dass es einen schüttelt.
Übertroffen werden sie nur von Sophias schrecklichen Töchtern Phoebe und Pippa.
Diese verzogenen Gören legen ein unsympathisch-naseweises Verhalten und eine materialistische Anspruchshaltung an den Tag, dass einem die Worte fehlen.
Hier passt der von der Sprecherin gewählte nölige Tonfall für die Kinder perfekt!
Ich bin sicher, Carrrrmen rettet die Buchhandlung, findet im Star-Autoren die Liebe ihres Lebens und die Grusel-Kinder wandeln sich in wahre Engel.
Aber ohne mich - ich habe fertig!

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Veröffentlicht am 27.10.2022

KaDeWe - Erster Teil

KaDeWe. Haus der Träume
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Berlin, Anfang des 20 Jahrhunderts: Das Kaufhaus KaDeWe erstrahlt in Glanz und Luxus - eine Welt, die Judith Bergmann wohl vertraut ist. Die Tochter des KaDeWe-Justiziars soll Harry Jandorf heiraten, den ...

Berlin, Anfang des 20 Jahrhunderts: Das Kaufhaus KaDeWe erstrahlt in Glanz und Luxus - eine Welt, die Judith Bergmann wohl vertraut ist. Die Tochter des KaDeWe-Justiziars soll Harry Jandorf heiraten, den einzigen Sohn des Kaufhausgründers.
Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Rieke Krause ist von der Pracht des Kaufhauses schier überwältigt, als sie dort eine Stelle als Verkäuferin antritt.
Schon bald verlobt sie sich mit ihrem Kollegen Hermann.
Doch in den Wirren des Ersten Weltkriegs und der Nachkriegszeit werden nicht nur die Lebenspläne von Judith und Rieke gewaltig durcheinandergewirbelt.
Auch das KaDeWe und sein Besitzer Adolf Jandorf stehen vor großen Herausforderungen….

Aufgrund des Klappentextes bin ich irrigerweise von einer Handlung hauptsächlich in der goldenen Zeit der 1920er Jahre, so mit Glanz und Gloria ausgegangen.
Aber tatsächlich liegt der Fokus auf dem schwierigen Alltag der Menschen im kriegsgebeutelten Berlin.
Und das heißt zumeist Armut, Hunger, Gewalt und Tod.
Auch Judith Bergmann sieht dies täglich immer deutlicher, wenn sie im Scheunenviertel der armen Bevölkerung zu helfen versucht.
Sie ist eine moderne junge Frau, träumt von einem Studium, will nicht nur Hausfrau und Mutter sein.
Und Harry Jandorf will sie auch nicht heiraten.
Die Unterschiede im Leben von Arm und Reich sind eklatant.
Die Schilderungen aus der Welt der Arbeiterschicht sind gleichermaßen erschreckend, wie tragisch.
Der tägliche Kampf von Rieke und ihre Mutter Käthe, auch innerhalb der Familie, ist aus heutiger Zeit nicht mal ansatzweise vorstellbar.
Seit dem Beginn des Krieges sind die Inflation und auch der zunehmende Antisemitismus ein immer größeres Thema und der immer stärker werdende Nationalsozialismus zeigt seine hässliche Fratze.
Der jüdische KaDeWe-Gründer Adolf Jandorf versucht auf vielen Ebenen für seine Mitarbeiter zu sorgen, spendet großzügig an Bedürftige ohne Anerkennung zu erwarten.
Er muss ein bemerkenswerter Mensch gewesen sein!
Die einzelnen Abläufe im KaDeWe werden oft sehr detailliert und wie aus der Zeit gefallen beschrieben.
Generell sind viele historische Begebenheiten in die Handlung eingebunden - die Recherche dazu muss extrem aufwändig gewesen sein!
Der Anhang "Wahrheit und Fiktion" ist dazu sehr interessant zu lesen.
Ein Glossar rundet perfekt ab.

Ich habe mich, nachdem mich die Kaffeehaus-Trilogie der Autorin so begeistert hatte, sehr auf die neue Reihe gefreut.
Die Worte "Glanz und Luxus" und "Pracht des Kaufhauses" haben mich aber fälschlichweise in eine Richtung denken lassen, die dann nicht dem Fortgang der Handlung entspricht.
Das war aber ganz allein mein Fehler und schmälert nicht die Tatsache, dass hier wieder eine großartige Geschichte erzählt wird!
Die Haupt-Protagonist(inn)en sind gut und realistisch beschrieben und waren mir sehr sympathisch. Ich habe mit ihnen gebangt und stellenweise auch gelitten. Besonders Rieke mochte ich sehr!
Dem Ekel Eckstein hätte ich gern dahin getreten, wo es Männer besonders schmerzt.
Bewegt hat mich das Schicksal von Robert - die Berichte von der Front haben mich an das Kriegstagebuch meines Urgroßvaters erinnert. Auch er erlitt eine ähnliche Verletzung, ist diesen aber noch in Frankreich erlegen. Was ist ihm wohl erspart geblieben?
Leider gibt es für mich einen ganz persönlichen Kritikpunkt:
Es gab mir etwas zu viele Details in Sachen historischer Politik in der Handlung!
Und diese dann stellenweise auch seitenlang, sodass ich leider manche Abschnitte quergelesen habe.
Vieles davon ist aber wichtig um die allgemeine Lage im Land korrekt zu beleuchten und die Hintergründe vieler Auswirkungen zu verstehen.
Da ich sehr geschichtsafin bin, war mir dies aber alles bekannt und ich wollte lieber wissen, wie es mit Rieke, Johannes und den anderen in ihrem persönlichen Umfeld weitergeht.
Es handelt sich daher um jammern auf sehr hohem Niveau, denn ich habe mich ausgesprochen gut unterhalten gefühlt.
Die letzten Kapitel geben bereits Hinweise, wie es im zweiten Teil "KaDeWe - Haus der Wünsche" weitergehen könnte.
Wie wird es Rieke und Judith weiter ergehen? Oder dem schrecklichen Gunter Perl? Was wurde aus Sanne?

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