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Veröffentlicht am 28.11.2021

Der süße Himmel

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm
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Schweden 1936:
Seit Jahrzehnten backt die Familie Lindholm an der Skåne-Küste in ihrer kleinen Bäckerei Brot und andere Leckereien. Wirtschaftlich sind die Zeiten auch in Schweden schwer.
Da kommen die ...

Schweden 1936:
Seit Jahrzehnten backt die Familie Lindholm an der Skåne-Küste in ihrer kleinen Bäckerei Brot und andere Leckereien. Wirtschaftlich sind die Zeiten auch in Schweden schwer.
Da kommen die Schwestern Ingrid, Hannah und Matilda auf die Idee, die Bäckerei um ein Gartencafé zu erweitern und die Gäste mit Vanilleherzen und anderen Familienrezepten zu verwöhnen.
Der "Söta Himlen" wird schnell zum beliebten Ausflugsziel.

Die Geschichte begleitet die Familie Lindholm ein kurzes Stück durch die schwedische Vorkriegszeit.
Die Bäckerei und die dort hergestellten Kuchen bilden einen "süßen" Rahmen für eine Handlung, bei der nicht nur die Liebe das Leben der Frauen auf den Kopf stellt.
Denn der herannahende Krieg macht auch vor dem neutralen Schweden nicht Halt.

Ingrid, Hannah und Matilda haben ganz unterschiedliche Träume und Pläne für die Zukunft.
Als der Vater seine Arbeit verliert und nach Lappland geht um dort in einer Mine zu arbeiten, wird vieles anders - aber die Frauen rücken zusammen.
Die Schwestern begegnen der Liebe, aber es ist für keine von ihnen einfach und jede muss um ihr Glück kämpfen!
Hannah verliebt sich ausgerechnet in einen Deutschen, Ingrid erkennt erst spät ihre Berufung und für wen ihr Herz schlägt - und Matilda muss sich entscheiden, was sie wirklich will.
Fels in der Brandung ist Mutter Helene, die allen Schwierigkeiten mutig trotzt und nie den Mut verliert.

Die Beschreibungen der Menschen und der Umgebung haben mir, gerade im historischen Kontext, sehr gut gefallen.
Die Frauen sind stark, mutig und halten stets zusammen.
Den Kaffeegarten konnte ich mir sehr gut vorstellen und gern würde ich den "Süßen Himmel" besuchen und dort die schwedischen Köstlichkeiten probieren.
Aber wie bei allen Büchern der Autorin, gibt es ja auch hier wieder die Rezepte zum Nachbacken im Anhang!

Mich hat die Geschichte ein wenig an "Betty und ihre Schwestern" erinnert.
Die Liebe und der Zusammenhalt innerhalb der Familie, gerade in schweren Zeiten, stehen auch hier im Fokus.
Eine warmherzige Geschichte nicht nur für Schweden-Fans!

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Royal Heart

Stürmische Weihnacht in Cornwall
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Virginia ist 16 Jahre alt und lebt ein unbeschwertes Leben auf dem Schloss ihrer Familie.
Mit dem geliebten, bereits verwitweten Vater, ist sie eng verbunden. Das Verhältnis zur deutlich älteren Schwester ...

Virginia ist 16 Jahre alt und lebt ein unbeschwertes Leben auf dem Schloss ihrer Familie.
Mit dem geliebten, bereits verwitweten Vater, ist sie eng verbunden. Das Verhältnis zur deutlich älteren Schwester ist eher distanziert.
Das Leben wird dominiert von Traditionen und Konventionen, doch Virginia scheint ihrer Zeit voraus: Das neue Jahrhundert soll ihre Zeit werden!
Sie will keine standesgemäße Verbindung eingehen, sondern einen Mann heiraten, den sie wirklich liebt.
Vielleicht ihren Jugendschwarm Freddie?
Doch der zeigt plötzlich sein wahres, hässliches Gesicht und ein altes Geheimnis aus einer längst vergangenen Zeit kommt ans Tageslicht und verändert das Leben aller auf St. Michael's Mount.

Die Stimmung auf der Insel und in dem alten Schloss, das stürmische Klima, Wind und Wellen - der Autor beschreibt sehr bildhaft und atmosphärisch.
Ich war recht schnell in der Geschichte -und dann fast enttäuscht, wie schnell ich das Buch durchgelesen hatte!
Die Rahmenhandlung (alte Lady reist mit Enkel an einen Ort aus ihrer Vergangenheit und erinnert sich an ihre große Liebe) erinnert an die Rahmenhandlung aus Titanic.
Und aus dem verschwundenen "Herz des Ozeans" wurde hier das "Royal Heart".
Das Ende war dann entsprechend auch abzusehen, das fand ich dann leider sehr schade.
Alles in allem eine sowohl romantische, als auch spannende Geschichte aus Cornwall.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Rosalie

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
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Berlin in den 1920er Jahren: Auf einem Bankett lernt Franz Ullstein, Generaldirektor des Ullstteinverlages, die erfolgreiche Journalistin Rosalie Gräfenberg kennen.
Um Franz Ullstein ist es fast sofort ...

Berlin in den 1920er Jahren: Auf einem Bankett lernt Franz Ullstein, Generaldirektor des Ullstteinverlages, die erfolgreiche Journalistin Rosalie Gräfenberg kennen.
Um Franz Ullstein ist es fast sofort geschehen!
Er verliebt sich in Rosalie und macht ihr kurz darauf einen Antrag.
Doch seinen vier Brüdern ist sie ein Dorn im Auge, zu unangepasst ist ihnen die geschiedene junge Frau.
Durch eine Intrige versuchen sie, Rosalie und Franz zu trennen.
Aber Vicki Baum, Freundin und Verlagsredakteurin bei Ullstein, lässt nicht zu, dass nur die Männer die Regeln diktieren.
Zusammen mit Tippfräulein Lilli an ihrer Seite wollen sie verhindern, dass Rosalies Ruf ruiniert wird!

Die kurze Liebesgeschichte zwischen Franz Ullstein und Rosalie Gräfenberg hat es so (oder so ähnlich) tatsächlich gegeben. Die Ehe der beiden hielt leider nur 2 Jahre.
Die junge Lilly Blume und ihre warmherzige Familie sind aber der Fantasie der Autorin entsprungen.
Man möchte fast "leider" sagen, denn "Blümchen" ist eine selbstbewusste junge Frau, die man sich sehr gut im aufregenden Berlin der 20er Jahre vorstellen kann.
Die berühmte Vicki Baum wird hervorragend und realistisch beschrieben und perfekt in die Handlung integriert.
Auch Haus und Familie Ullstein wurden von Beate Rygiert akribisch recherchiert und die historischen Fakten nur minimal dem Handlungsverlauf angepasst.
Im Verlauf der Geschichte wird das Erstarken der Nationalsozialisten lediglich angedeutet, ist es für den eigentlichen Verlauf der Handlung nur unwesentlich von Belang. Das Buch endet deutlich vor der "Arisierung" des Verlages.
Die Historie rund um das Haus Ullstein (und der Brüder) fand ich interessant und wird im Anhang noch vertieft.
Mir persönlich haben die Geschichten von Rosalie und Lilly gleich gut gefallen.
So unterschiedlich in ihrer Art, kann man sich mit beiden gut identifizieren.

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Veröffentlicht am 28.10.2021

Bella Ciao

Die Klänge der Freiheit
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Nürnberg, 1943: Die junge Inge Gerner träumt von der weiten Welt.
Gegen den Willen des Vaters lässt sie sich zur Rotkreuzschwester ausbilden und hofft auf einen Einsatz in Nordafrika.
Doch sie wird ausgerechnet ...

Nürnberg, 1943: Die junge Inge Gerner träumt von der weiten Welt.
Gegen den Willen des Vaters lässt sie sich zur Rotkreuzschwester ausbilden und hofft auf einen Einsatz in Nordafrika.
Doch sie wird ausgerechnet an die Ostfront geschickt!
Die Arbeit im Lazarett im russischen Charkow, konfrontiert sie mit der grausamen Realität des Krieges, während die Rote Armee immer näher rückt.
Als der deutsche Offizier Preuss ihr anbietet, ihn zur Abtei Montecassino nach Italien zu begleiten, ergreift sie die Chance der "Hölle" zu entkommen.
Preuss ist kultiviert, ein feinsinniger Kunstkenner, aber auch Nationalsozialist und Mitglied der Wehrmacht.
Inge muss irgendwann schwere Entscheidungen treffen muss: Zwischen Liebe und Verrat, Zukunft und Vergangenheit…

Inge ist zu Beginn der Handlung eine vom Nationalsozialismus durchaus überzeugte junge Frau.
Erste Zweifel wischt sie beiseite, noch wirkt die NS-Propaganda.
Erst in Charkow, beim zusammenflicken der vielen Soldaten, dem täglichen Horror der Triage, gerät ihre Überzeugung, die aber nie fanatisch war, ins Wanken.
In Italien kann sie der Hölle des Sterbens im Minutentakt entkommen.
Inge trifft auf Lorenzo, kommt in Kontakt mit den Partisanen.
Pflichtgefühl und Gewissen ringen miteinander.
Oder hat sie sich längst entschieden?

Die Geschichte von Inge entwickelt sich völlig anders, als ich zuerst vermutet hatte.
Der Alltag einer Lazarettschwester während des Krieges, wird hier erschreckend eindringlich (aber zum Glück nicht übertrieben brutal) beschrieben.
Ich konnte mir das Lazarett, sowie alle Protagonist(inn)en, sehr gut vorstellen - das Kopfkino lief auf Hochtouren.
Inges Entwicklung vom behüteten Mädchen zur jungen Frau, deren Weltbild auf den Kopf gestellt wird, wird hier sehr gut nachvollziehbar beschrieben.
Ihr Zögern, ob sie Charkow wirklich verlassen soll, ahnend, was den Zurückgebliebenen ggf. bevorsteht, zeugt von Empathie und Größe.
Ihre Entscheidung dann aber, von Überlebenswillen und Realitätssinn.
In Montecassino angekommen, liegt der Fokus der Handlung auf der Verbindung zu Preuss und zu Lorenzo, in den Inge sich verliebt.
Die Einbindung der italienischen Partisanen fand ich sehr gelungen, unterstreicht gerade dieser Handlungsstrang die Wandlung von Inge doch noch einmal deutlich.
Die historischen Begebenheiten rund um Charkow und Montecassino wurden sehr gut recherchiert, waren wichtiger Teil der Handlung.
"Die Klänge der Freiheit" ist ein Pageturner, dessen Spannungsbogen sich bis zuletzt stetig steigert.
Mich hat die Geschichte der Abtei von Montecassino fasziniert und dabei den Wunsch erweckt, einmal dorthin zu reisen.

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Veröffentlicht am 22.10.2021

Zukunft in den Cotswolds

Ein englischer Sommer
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Da ihr Freund Ingo einen Job in den USA annimmt (ohne sie in seinen Plänen zu berücksichtigen), trennt Annett sich schweren Herzens von ihm.
Nachdem auch noch überraschend ihre geliebte Oma Jetta gestorben ...

Da ihr Freund Ingo einen Job in den USA annimmt (ohne sie in seinen Plänen zu berücksichtigen), trennt Annett sich schweren Herzens von ihm.
Nachdem auch noch überraschend ihre geliebte Oma Jetta gestorben ist, reist Annett allein in die Cotswolds um die Beerdigung zu organisieren, zu trauern und auch um Abstand zu gewinnen.
In Jettas kleinem Hotel im idyllischen Stow-on-the-Wold, fühlt Annett sich ihrer Oma nah, die wunderschöne Umgebung lässt sie zur Ruhe kommen.
Annetts Mutter Anne, die Jetta nicht sehr nahe stand, will das Hotel sofort verkaufen.
Doch die Erbin ist lt. Testament Annett!
Für das eher angespannte Mutter-Tochter-Verhältnis eine weitere Belastung.
Mit Unterstützung und Hilfe der Menschen im "Black Stag", sowie des Landschaftsgärtners Edward, wagt Annett einen Neuanfang.

Diese wundervolle Geschichte punktet mit einer sehr gefühlvollen, empathischen Handlung, sowie dem Flair der englischen Landschaft.
Die Beschreibungen von Land und Leuten sind sehr bildhaft, geradezu liebevoll - man merkt, dass die Autorin zur Recherche vorort war.
Annett ist von Beginn an unglaublich sympathisch - immer wenn es gilt, schwierige Entscheidungen zu treffen, tut sie dies mit Gefühl und Verstand!
Gerade ihre Reaktion als Beth wieder auftaucht, ist umsichtig und bewundernswert!
Generell sind sämtliche Protagonist(inn)en realistisch und lebensnah beschrieben.
Die Rückblenden in Jettas Vergangenheit ergänzen die Handlung und erklären manche Sprachlosigkeit.
Das Konflikte oder unausgesprochene Dinge noch Jahre später einen Einfluss auf Denken und Handeln haben, ist hier eindrucksvoll verwoben.
Zum Ende ist noch nicht jede Frage beantwortet, aber die Zukunft erscheint hoffnungsvoll, mutig und lebensbejaend!

Der Schreibstil ist leicht und gleichzeitig einfühlsam, ohne dabei jemals ins kitschige zu rutschen.
Auch ernste Themen sind wie selbstverständlich Teil der Handlung, der Grundtenor ist dabei jedoch immer positiv!
Schade, dass das "Black Stag" nicht wirklich existiert - ich würde gern bei Annett Urlaub machen und von dort die Cotswolds erkunden.

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