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Veröffentlicht am 26.08.2024

Haferflocken

Das Haus Kölln. Glänzende Zeiten
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Das Haus Kölln - Glänzende Zeiten von Elke Becker

Elmshorn, 1886: Viel zu früh wird Charlotte Köllns Mann durch einen Arbeitsunfall aus dem Leben gerissen.
Zeit für Trauer bleibt ihr nicht, die Kornmühle ...

Das Haus Kölln - Glänzende Zeiten von Elke Becker

Elmshorn, 1886: Viel zu früh wird Charlotte Köllns Mann durch einen Arbeitsunfall aus dem Leben gerissen.
Zeit für Trauer bleibt ihr nicht, die Kornmühle muss weiterbetrieben werden, sonst steht die Familie vor dem Ruin.
Als Frau darf Charlotte weder Kredite aufnehmen noch offiziell die Geschäfte führen, doch davon lässt sie sich nicht aufhalten.
Als ihr ältester Sohn die Arbeiterin Bertha heiraten will, ist Charlotte gar nicht begeistert.
Sie bangt um den Status der Familie, den es zu erhalten gilt.
Die beiden willensstarken Frauen müssen sich wohl oder übel miteinander arrangieren - und sie erkennen, dass sie alles bewältigen können, wenn sie zusammenstehen.

Der Klappentext wird der Geschichte nicht wirklich gerecht.
Nicht Charlotte Kölln (die ich nebenbei bemerkt furchtbar fand) steht im Mittelpunkt des Geschehens, sondern deren Schwiegertochter Bertha.
Da, wie im Anhang erläutert, von den damaligen Mitgliedern der Familie Kölln nicht viel persönliches bekannt ist, hat die Autorin aus den Eckdaten der Firmenchronik, sowie den reinen Lebensdaten einzelner Personen, eine Geschichte erdacht, die sich um die ersten Schritte der bekannten Haferflocken-Firma Kölln dreht, wie sie hätte sein können.
In den zur damaligen Zeit noch streng patriarchaischen Alltag, in dem Frauen nur heiraten, Kinder bekommen und sich stets zu fügen hatten, werden jedoch auch erste mutige Frauen zumindest erwähnt. Sie fahren Fahrrad, schreiben sich in eine Uni ein oder fahren, wie Melitta Benz, mit einem Auto. Skandalös!
Bertha Kölln "erfindet" quasi aus Versehen die berühmten Haferflocken.
Der Weg dahin wird sehr interessant und mit vielen realen, sowie erdachten Personen erzählt.
Im zweiten Teil der Trilogie "Große Hoffnung" wird der Fokus auf dem Sohn von Bertha und Peter Kölln liegen.
Er beginnt 1912, kurz vor dem 1.Weltkrieg....

Auch in Papierform zum lesen verfügbar.

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Veröffentlicht am 24.08.2024

Gut, aber es wäre mehr drin gewesen

Im Ballhaus brennt noch Licht
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Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts: Die junge, aus einfachen Verhältnissen stammende Lulu Schneider träumt davon, Tänzerin zu werden.
Als sie eines Tages sehnsüchtig durch die Fenster des nahe gelegenen ...

Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts: Die junge, aus einfachen Verhältnissen stammende Lulu Schneider träumt davon, Tänzerin zu werden.
Als sie eines Tages sehnsüchtig durch die Fenster des nahe gelegenen Ballhauses Sternberg das glamouröse Treiben beobachtet, lernt sie David kennen, den Sohn des Besitzers.
Mit viel Fleiß und der Unterstützung der Sternbergs, die ihr Talent erkennen, steigt Lulu in den rauschenden Goldenen Zwanzigern zur Startänzerin auf.
Doch dann kippen die politischen Verhältnisse im Land, und bald sind das Ballhaus und alle, die Lulu liebt, in großer Gefahr.

1. Teil 1913-1918: Das Leben tanzen - Das neue Ballhaus
2. Teil 1922-1933: Tanzen, tanzen und nicht untergehen - Tanz auf dem Vulkan
3. Teil 1933-1946: Der Tanz ist nie zu Ende - Ein allerletztes Wunder

Ein Roman um eine junge Tänzerin, ein glanzvolles Ballhaus in den goldenen 1920er Jahren und eine große Liebe in stürmischen Zeiten.

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Veröffentlicht am 16.08.2024

Großartig

Altern
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Alle wollen alt werden, niemand will alt sein.
Der Widerspruch ist absurd, das Leiden daran real.
Wie lernen wir, so gut wie möglich damit zurechtzukommen?
Geht das, alt werden und ein erfülltes Leben ...

Alle wollen alt werden, niemand will alt sein.
Der Widerspruch ist absurd, das Leiden daran real.
Wie lernen wir, so gut wie möglich damit zurechtzukommen?
Geht das, alt werden und ein erfülltes Leben führen?
Elke Heidenreich hat sich mit dem Altwerden beschäftigt. Herausgekommen ist dabei ein Buch, wie nur sie es schreiben kann.
Persönlich, ehrlich, doch nie gnadenlos, mit einem Wort: lebensklug.
Sie denkt über ihr eigenes Leben nach, und das heißt vor allem, über ihre Beziehungen zu anderen Menschen.
Im Alter trägt man die Konsequenzen für alles, was man getan hat.
Aber mit ihm kommt auch Gelassenheit, und man begreift: "Das meiste ist vollkommen unwichtig. Man sollte einfach atmen und dankbar sein."

An Elke Heidenreich scheiden sich die Geister.
Über sich selbst sagt sie "Ich bin keine nette Alte".
Aber auch: "Ich will wach sein, aufmerksam. Ich will Zeuge der Welt sein - aber nicht mehr für alles zuständig".
Den letzten Satz unterschreibe ich.
Wie will ICH mit 80 sein?
Dieses vom Umfang her eher kleine Buch, hat einen großen Inhalt.
Elke Heidenreich erzählt mit ruhiger Stimme und viel Gelassenheit ihre Sicht auf das älter werden, über das Alter generell und - ja, auch über den Tod.
Sie tut dies mit großer Ehrlichkeit und nie beschönigend, dabei teils witzig, teils ironisch, stellenweise noch immer kämpferisch, stets respektvoll.
Einzelne kurze Einflechtungen ihres eigenes Leben sind verblüffend selbstkritisch, aber nie bitter oder zornig, schon gar nicht klagend. Viel eher reflektierend und akzeptierend.
Ich bin nicht mit allem einverstanden, das meiste jedoch spricht mir aus der Seele.
Gespickt mit vielen klugen Zitaten hört (oder liest) sich dieses Buch wie eine Anleitung für einen Weg zu dem, was man wohl altersweise nennt.
Ja, so will ich mit 80 sein: Gelassen, zufrieden, dankbar - und nicht mehr für alles zuständig.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Für mich zu gewollt

Sommersehnsucht und Limonenblüten
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PR-Beraterin Tilda ist seit kurzem wieder Single und fühlt sich allein.
Sie vermisst ihre beiden Schwestern Lina und Ann, denn sie alle leben weit voneinander entfernt und haben sich aus den Augen verloren.
Als ...

PR-Beraterin Tilda ist seit kurzem wieder Single und fühlt sich allein.
Sie vermisst ihre beiden Schwestern Lina und Ann, denn sie alle leben weit voneinander entfernt und haben sich aus den Augen verloren.
Als ihre italienische Großmutter sich nach über 30 Jahren meldet und ihre Enkelinnen um Hilfe bittet, fahren die Schwestern nach anfänglichem Zögern zu ihr nach Capri.
Auch ihre Mutter kommt auf die Insel und Tilda hofft, dass die Reise die ganze Familie wieder näher zusammenbringt.
Großmutter Giorgia führt auf Capri ein kleines Restaurant, das leider kurz vor dem Aus steht.
Gemeinsam mit Koch Raffaele versuchen die Schwestern das Restaurant zu retten und kommen dabei einem Familiengeheimnis auf die Spur.
Tilda und Raffaele nähern sich an, doch Tilda ahnt, dass ihr der Mann etwas verschweigt.
Gut, dass sie ihre Schwestern wieder an ihrer Seite hat.

Wie es Cover, Titel und Autorin schon mehr als nur vermuten lassen, handelt es sich hier um eine sommerliche Feelgood-Geschichte aus Bella Italia.
Im ersten Teil der Reihe "Liebe auf Capri" steht Tilda, die ältere der drei Schwestern, im Vordergrund.
Sie ist eher ruhig, zurückhaltend und zuweilen etwas unsicher, aber sehr sympathisch.
In den Folgeromanen wird es sicher mehr um Lina und Ann gehen - sie sind aber auch hier schon Teil der Handlung.
Tildas Love-Interest Raffaele war ganz süß - er hatte aber (leider?) so gar nichts von einem typischen Latin-Lover.
Auf dem Weg zum erwarteten Happy-End werden alle Geheimnisse gelüftet, Hindernisse aus dem Weg geräumt - und natürlich das Ristorante gerettet!
Das was jetzt so klingt wie eine Vorlage für eine kitschige Herzkino-Vorlage, ist genau das, was die Leserinnen erwarten und sich wünschen: Eine sommerlich-leichte Urlaubsromanze zum nebenher wegschmökern!
Pluspunkte:
Das italienische Ambiente und die verschiedenen kulinarischen Köstlichkeiten - die Rezepte im Anhang sind eine tolle Ergänzung!
Minuspunkte:
Nach der x-ten Erwähnung wie toll und gesund die mediterrane Küche doch ist, ging es mir dann ein wenig auf die Nerven.
Was für mich leider nicht wirklich geklärt wird ist die Frage, warum Großvater Lorenzo den Kontakt zu Schwiegertochter Ulla - und vor allem zu den Enkelinnen - nach dem Tod des Sohnes so rigoros abgelehnt hat.
Und 30 Jahre nach Kontaktabbruch heißt es nach nur einem Tag bei Omma "alles vergeben und vergessen". Naja....
Fazit: Für mich zu flach, am Ende überhastet und uninspiriert, in Summe zu gewollt.
Die Folgebände spare ich mir.

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Veröffentlicht am 10.08.2024

Rezension für das Hörbuch

Die Lindenterrasse
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Nienstedten bei Hamburg 1790:
Tradition trifft auf Revolution, Liebe auf Vernunft.
Ein Unglück nimmt Maria Burmester den Ehemann und ihren Kindern den Vater.
Trotz der ererbten Schulden möchte sie die ...

Nienstedten bei Hamburg 1790:
Tradition trifft auf Revolution, Liebe auf Vernunft.
Ein Unglück nimmt Maria Burmester den Ehemann und ihren Kindern den Vater.
Trotz der ererbten Schulden möchte sie die Konditorei am Hochufer der Elbe behalten, doch ein Konkurrent bedrängt sie und schreckt dabei nicht vor Erpressung und Tätlichkeiten zurück.
Da bietet ihr der reiche Kaufmann Joachim Graaf einen Kredit an, wenn sie ein Fest für seine Angebetete ausrichtet.
Mit Hilfe seines Bekannten Daniel Louis Jacques stürzt Maria sich in die Arbeit.
Diese Begegnung verändert Marias Leben für immer - und auch das Schicksal ihres Hauses.
Aus ihrem Geschäft wird erst ein französisches Restaurant und schließlich das Hotel Louis C. Jacob.

Bei diesem (Hör-)buch gab es für mich zwei Gründe zuzugreifen:
Ich liebe Hamburg - und die wunderbaren, immer sehr atmospärisch erzählten Geschichten der Autorin.
Auch diesmal wird man direkt durch Raum und Zeit in das damals zum dänischen Königreich gehörende Nienstedten versetzt, erlebt vereinzelte Auswirkungen der französischen Revolution auf Preußen mit - und die Entwicklung der Zuckerbäckerei Burmester zum späteren Hotel.
Maria ist eine sehr starke Frau, die mich von Beginn an für sich eingenommen hat.
Gefangen in den damals üblichen gesellschaftlichen Gepflogenheiten, bei denen eine Frau nur Ehefrau und Mutter zu sein hat, geht sie als noch junge Witwe mit 5 Kindern selbstbewusst ihren Weg und weiß dabei stets, wann es besser ist zu schweigen - und trotzdem als Siegerin vom Platz zu gehen.
Weder männliche Konkurrenten, noch weibliche "Luder" können sie bremsen!
Die Romanze zwischen Maria und dem Hugenotten Daniel wird ganz zauberhaft, zeitgemäß langsam und auf die strengen Konventionen achtend, erzählt.
Emilia, die "Angebetete" von Joachim Graaf kommt im Laufe der Handlung immer mehr ins Spiel und ihre Geschichte wird dabei kontinuierlich interessanter und spannender.
Ausgesprochen gut haben mir die Beschreibungen der historischen Schauplätze gefallen und beim hören (ein großes Lob auch an Sprecherin Tanja Fornaro) hatte ich immer mehr den Wunsch beim nächsten Aufenthalt in Hamburg die Lindenterrasse zu besuchen und bei Kaffee und Kuchen die so bildhaft beschriebene Aussicht auf die Elbe zu genießen.

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