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Veröffentlicht am 08.07.2021

Bianca will reisen!

Erben wollen sie alle
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Bianca will es noch mal wissen: In ihrer Finca auf Mallorca auf den Tod warten? Kommt nicht in Frage! Zusammen mit Rentner Wolfgang will die rüstige 75jährige die Welt bereisen und dabei ihr Vermögen verjubeln, ...

Bianca will es noch mal wissen: In ihrer Finca auf Mallorca auf den Tod warten? Kommt nicht in Frage! Zusammen mit Rentner Wolfgang will die rüstige 75jährige die Welt bereisen und dabei ihr Vermögen verjubeln, denn im Alter gibt's Glück nur im Hier und Jetzt. Der Rest ist Erinnerung, sofern die Demenz nicht zuschlägt wie bei Biancas Nachbarn.
Aber Bianca hat die Rechnung ohne die bucklige Verwandtschaft gemacht. Sohn Steffen und Tochter Anja glauben, ihre Mutter sei auf einen Heiratsschwindler reingefallen und sehen ihr Erbe zerrinnen.
Also reisen sie nach Sóller um ihre Mutter umzustimmen.
Doch die denkt gar nicht daran, das Erbe einfach so den Nachkommen zu überlassen. Nur wer sie wirklich liebt, soll etwas bekommen, und sie weiß auch schon, wie sie die Familie auf die Probe stellen kann...

Geschichten von Tessa Hennig, das bedeutet: Im Mittelpunkt steht eine Protagonistin Ü60-Ü70, die Pläne und Träume hat und voll im Leben steht!
Dazu wunderbare Ortsbeschreibungen, verknüpft mit ganz viel Lebensfreude und Humor - aber auch ernsten Anklängen.
Hier ist es Bianca, deren Verhältnis zu den Kindern eher angespannt ist.
Und das eigentlich nur, weil sie ihnen nicht den wahren Grund genannt hat, warum sie sich damals von Ehemann Ernst getrennt hatte.
Aber die beiderseitige Sprachlosigkeit löst sich im sonnigen Spanien nach ein paar Verwicklungen zum Glück auf und ein paar unerwartete Wahrheiten kommen auf den Tisch.
Wie befreit werden jetzt ganz neue Zukunftspläne gemacht. Und dies nicht nur von Bianca...

Mir hat sehr gefallen, dass ich sowohl Bianca, als auch Anja und Steffen gut verstehen konnte. Ihre Argumente und Gedanken waren aus der jeweiligen Sicht absolut stimmig.
Der Generationenkonflikt bekommt hier außerdem durch die Lebenslüge von Ernst und dem langen Schweigen von Bianca einen ganz neuen, interessanten Twist.
Für frischen Wind sorgt Enkelin Luisa, die ein wenig mit dem attraktiven Altenpfleger Felix anbandelt...
In Zeiten, wo Alterseinsamkeit, Demenz und Pflegenotstand immer häufiger zum Thema wird, schafft die Autorin es mit verblüffender Leichtigkeit genau diese Punkte - fast wie nebenbei - in eine lebensbejaende Geschichte einzubauen.
Ich persönlich kann mir übrigens ehrlich gesagt nicht wirklich vorstellen, um die "ganze Welt" zu reisen - egal in welchem Alter.
Da halte ich eher wie Wolfi: Die "halbe Welt" tut es auch. Heißt für mich: Europa kreuz und quer!
Hauptsache kein Stillstand. Vor allem nicht im Kopf!
"Lieber leben, als an Erinnerungen kleben!" 😉

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Der Tod ordnet die Welt neu

Wildblütenzauber
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Sarah kann den Schmerz kaum ertragen. Ihre Mutter ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Halt findet Sarah bei Doreen, mit der sie schon seit der Kindheit eine tiefe Freundschaft verbindet.
Sarah ...

Sarah kann den Schmerz kaum ertragen. Ihre Mutter ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Halt findet Sarah bei Doreen, mit der sie schon seit der Kindheit eine tiefe Freundschaft verbindet.
Sarah entscheidet sich dazu, in die Nähe ihrer Freundin zu ziehen, die in einem kleinen Ort in der Vorpommerschen Boddenlandschaft lebt.
Hier möchte Sarah noch einmal ganz von vorne anfangen.
Doch dann findet sie im Nachlass der Mutter ein altes Herbarium.
Es gehörte Großtante Rosa, von deren Existenz Sarah bisher nichts wusste.
Sarah begibt sich auf Spurensuche nach Nürnberg. Hier erfährt sie etwas über ihre Herkunft, das alles verändert.

Nach "Das Brombeerzimmer" erzählt Anne Töpfer erneut eine zartfühlende Geschichte um Verlust, Trauer und einen hoffnungsvollen Neuanfang - und dies sehr empathisch, aber ohne auf die Tränendrüse zu drücken.
Die Gefühle von Sarah werden sehr realistisch beschrieben, man fühlt mit ihr mit, jedoch ohne sie zu bemitleiden.
Eine so tolle Freundin wie Doreen kann man jedem in Krisenzeiten übrigens nur wünschen!
Und ein Nachbar wie Bernd ist auch nicht schlecht.
Die Geschehnisse aus der Vergangenheit der Mutter waren zuerst für mich überraschend, die Erklärungen fand ich aber gut gelungen.
Mir hat extrem gut gefallen wie Sarah mit der neuen "Familiensituation" umgegangen ist. Respekt dafür!
Mit Florian und Konstantin tauchen zwei "Love Interest" für Sarah und Doreen auf und ich bin sehr froh um ein realitätsnahes "wir sehen mal, wie es sich entwickelt" und kein kitschiges Happy-End.
"Wildblütenzauber" ist eine Geschichte, die deutlich mehr Tiefgang hat, als man vielleicht vermuten möchte, und die Autorin schafft es zudem, ein zuerst ernst klingendes Thema leicht und respektvoll zu erzählen und mit einem Hauch Hoffnung zu versehen.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Flieg, Drachenmädchen flieg

Dein Herz in tausend Worten.
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Millie arbeitet als Assistentin in einem Verlag und rettet heimlich abgelehnte Manuskripte.
Eins davon hat es ihr besonders angetan - eine traurige Liebesgeschichte, deren Worte sie in ihrem Innersten ...

Millie arbeitet als Assistentin in einem Verlag und rettet heimlich abgelehnte Manuskripte.
Eins davon hat es ihr besonders angetan - eine traurige Liebesgeschichte, deren Worte sie in ihrem Innersten berühren.
Sie beginnt, einzelne Zeilen daraus heimlich in Cafés und in Läden zu verteilen, um auch anderen Menschen Trost zu spenden.
Als der Autor William Winter einen Zettel entdeckt, ist er entsetzt.
Wurde sein Roman geklaut? Macht sich jemand über ihn lustig?
William will unbedingt herausfinden, wer das getan hat....

Millie ist gleichermaßen schüchtern wie empathisch. Sie nimmt Menschen, Orte, ja selbst Gegenstände, nicht nur mit den Augen wahr. Sie fühlt schlicht mit allen Sinnen!
Gleichzeitig träumt sie sich ein wenig durchs Leben, wodurch sie die Leser(innen) nicht wenig
an Amelie erinnert.
Einzige Bezugsperson in ihrem Leben ist zu Beginn ihr Bruder Felix.
Als Millies Chef den "Raum der vergessenen Geschichten", sprich die Dachkammer mit den abgelehnten Manuskripten, entrümpeln will, bekommt Millie Hilfe von ganz unerwarteter Seite.
Milies Leben steht allerdings komplett auf dem Kopf, als sie dann auch noch ausgerechnet auf William Winter trifft - ohne zu ahnen, dass Er ihr geliebtes Manuskript geschrieben hat.
Und ohne zu wissen, dass Millie die vermeintliche Manuskript-Diebin ist, kommen auch bei Will Gefühle für die schüchterne junge Frau auf.

Nachdem ich bereits ein Buch der Autorin gelesen hatte, habe ich hier sofort zugegriffen.
Und dies war mehr als nur ein Glücksgriff!
Dieses Buch ist einfach nur zauberhaft und gemeinsam mit Millie bin ich durch Notting Hill geschwebt.
Beim lesen sieht man die Läden der Portobello Road vor dem inneren Auge, man meint den Duft von Büchern, Papier und Kaffee zu riechen.
Auch die Protagonist(inn)en werden im Kopfkino lebendig:
Millie, Will, Felix, Rebecca, Mrs. Crane,.... ich habe mich in alle ein klein wenig verliebt.
Tatsächlich habe ich auch hier wieder die Geschichte in einem Rutsch und mit einem Lächeln durchgelesen.
Es handelt sich um ein absolutes Lese-Schätzchen und ist schon jetzt ein Buch-Highlight für mich!

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Patisserie-Trilogie Teil 2

Die Patisserie am Münsterplatz – Schicksalsjahre
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Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs stehen die beiden ehemals verfeindeten Straßburger Patisserie-Familien Picard und Tritschler vor einem Scherbenhaufen, denn eine ihrer beiden Feinbäckereien mussten ...

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs stehen die beiden ehemals verfeindeten Straßburger Patisserie-Familien Picard und Tritschler vor einem Scherbenhaufen, denn eine ihrer beiden Feinbäckereien mussten sie aufgeben.
Die junge Ruth träumt davon die Patisserie erneut zum Erfolg zu führen und der nunmehr französischen Stadt die süßen Köstlichkeiten wiederzugeben.
Als Marcel traumatisiert von der Front heimkommt, sind auch Ruths verdrängte Gefühle für den attraktiven Bäckermeister wieder da. Gelingt der Familie die Rückkehr in goldene Zeiten?

Knapp 25 Jahre nachdem Ida Tritschler in Lucien Picard ihre große Liebe gefunden hat, ist es im zweiten Band der Patisserie-Trilogie die nächste Generation, die im Mittelpunkt der Handlung steht.
Allen voran Ruth, Tochter des verstorbenen René Picard, und Marcel, Adoptivsohn von Lucien Picard, die umeinander kreisen wie die berühmten Königskinder.
So wie Jacques Picard im Krieg gegen Deutschland einen Arm verloren hat, verliert sein Enkel Paul ein Bein im Krieg gegen Frankreich.
Und wieder hält der Hass in der Familie Einzug!
Und erneut geht es auch wieder um die wechselhafte Zugehörigkeit des Elsass.
Im Jahr 1917 wieder französisch, brechen in Straßburg alte und neue Konflikte zwischen Deutschen und Franzosen aus, zerreißen Familien, zerbrechen Freundschaften.
Die "Klassifizierung" der Bewohner Straßburgs, sowie die Ausweisung sehr vieler Deutschen aus dem Elsass war mir in dieser teilweise brutalen Art völlig fremd.
Interessant in dem Zusammenhang, der zu dieser Zeit trotzdem (oder gerade?) aufblühende europäische Gedanke!
In der deutsch-französischen Familie Picard kommt es zu ganz neuen Herausforderungen, mit denen dann auch ganz unterschiedlich umgegangen wird!
Durch die nach Ende des Krieges grasierende Spanische Grippe kommt es auch in der Familie Picard zu einem Todesfall und den Autoren gelingt es bravourös, auch ohne erhobenen Zeigefinger eine Parallele zur aktuellen Corona-Pandemie zu ziehen.
Wie wird es weitergehen mit Joséphine und ihrem Medizin-Studium?
Was geschieht mit Paul, der sich in Deutschland für einen gewissen Adolf H. begeistert?
Können Ruth und Marcel die Patisserien Picard und Goldschmidt wieder zu altem Glanz führen?
Im dritten Teil "Neuanfang" wird es wohl die Generation der Enkel von Ida und Lucien sein, welche die Handlung trägt. Ich freue mich darauf!

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Veröffentlicht am 17.06.2021

La vie est belle!

Liebe, lavendelblau
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Gibt es einen Ort, an dem das Glück auf einen wartet?
Sarahs Leben liegt in Scherben. Mann, Job und Wohnung in Hamburg muss sie hinter sich lassen. Überstürzt bricht sie nach Südfrankreich auf, wo sie ...

Gibt es einen Ort, an dem das Glück auf einen wartet?
Sarahs Leben liegt in Scherben. Mann, Job und Wohnung in Hamburg muss sie hinter sich lassen. Überstürzt bricht sie nach Südfrankreich auf, wo sie Unterschlupf auf einem Weingut in den Bergen findet.
Sarahs Verlobter bietet ihr Drehbuch unter seinem Namen an. Das ist für sie schlimmer als seine Untreue. Aufgelöst fährt sie zu ihrer französischen Freundin Cleo. Lavendelbewachsene Hügel, Mandelbäume, blauer Himmel – die wilde Landschaft der Provence erwarten sie...

Im Moment kommt ein sommerleichter Roman in sonniger "Urlaubskulisse" gerade richtig.
Und hier ist es mal nicht "Bella Italia", in die sich die Protagonistin verliebt, sondern "La belle France"
Also: Ab in die zauberhafte Provence!

Sarah verliert aus sehr realistischen Gründen ihren Job als Buchhändlerin: Die Leute bestellen zu viel im Internet oder laden E-Books herunter!
Als ihr Freund Tobias nicht nur fremdgeht, sondern sie auch noch beruflich hintergeht, ist Sarah nicht klar, was für sie schlimmer ist.
Nur eines ist eindeutig: Ihr Vertrauen in ihn ist futsch.
In dieser Situation trifft sie auf den Winzer Lucien....

Mir hat gefallen, dass Sarah sich nicht kopflos in die nächste Beziehung stürzt und sofort unsterblich verliebt ist, sondern sich und die Situation hinterfragt und überdenkt.
Überhaupt sind die Protagonist(inn)en lebensecht gezeichnet, herrlich normal und sympathisch.
Ich bewundere Cleos lebensbejaende Mutter Margrit!
Die Beschreibung der Provence ist schön und nie kitschig.
Trotzdem (oder deswegen?) konnte ich die Lavendelfelder beim lesen fast sehen, riechen und auch hören!
Klar, ein paar Dinge gehen ein wenig zu schnell zu rund - aber hey - es ist Sommer und.... La vie est belle!

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